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»Jammere nicht wie ein Wurm, zeige lieber, daß du auch zu kämpfen verstehst.« Sharraz Garthai blickte verächtlich auf den Zwergen herab. Kolon hielt seinem Blick eine Weile stand, doch sagte er nichts. Sollte dieser hirnlose Barbar doch sehen, wie weit er mit seinen Schamanen kam. Zusammen mit Gamba verließ Kolon das Zelt.

13

Einmal so viele Arbeitskräfte und soviel Material zur Verfügung zu haben, wie er sich nur wünschte! Das war schon immer der Traum von Meister Leonardo gewesen.

Der bärtige alte Mechanikus stand an den Kais von Ferdok und ließ seinen Blick über den Hafen schweifen. Zunächst war er verärgert gewesen, als Fürst Cuanu Ui Bennain, kaum daß er die Regierungsgewalt in Albernia von der Verräterin Isora zurückgewonnen hatte, ihm befahl, sich beim Prinzen in Ferdok zu melden und dabei auch noch darauf hinzuweisen, es läge bereits ein Flußschiff zu seiner Abreise bereit, doch das hier machte den Ärger der einwöchigen, strapaziösen Flußfahrt wieder gut.

Einige kaiserliche Offiziere empfingen ihn im Hafen und brachten den alten Gelehrten in ein großes Bootshaus nahe den Trockendocks. Dort wartete Admiral Sanin, um Meister Leonardo mit den neuen Aufgaben vertraut zu machen.

Der Kommandant der kaiserlichen Flotte aus dem Meer der Sieben Winde hatte bereits detaillierte Pläne ausgearbeitet. Nach seinen Vorstellungen sollte in spätestens sechs Wochen eine Flotte von fünfzig Flußschiffen und Lastkähnen bereit sein, um nach Greifenfurt durchzustoßen und den Belagerten neue Vorräte sowie frische Truppen zu bringen. Aus diesem Grund sollten die meisten Schiffe so umgebaut werden, daß sie in der Lage waren, ein Maximum an Nutzlasten zu tragen.

Dabei waren allerdings erhebliche Probleme zu erwarten. Auf dem Weg nach Greifenfurt würde man gegen die Strömung ankämpfen müssen. In Friedenszeiten wurden die Schiffe den Fluß hinauf getreidelt. Doch jetzt war damit zu rechnen, daß die Pferdegespanne am Ufer von den Orks angegriffen wurden.

Die Schiffe nur durch Ruderer den Fluß hinaufzubringen mochte sich als schwierig bis unmöglich erweisen. Und der Wind wehte zu selten in nördlicher Richtung, als daß man darauf hätte hoffen können, kraft der Segel bis Greifenfurt zu kommen. Ein weiteres Problem stellte die Bewaffnung der Flußschiffe dar. Nach den Berichten von Oberst von Blautann mußte spätestens in der Nähe der Stadt mit einem Beschuß der Flotte durch die Orks gerechnet werden.

Als Admiral Sanin endlich schwieg, war sich Leonardo nicht mehr sicher, ob es klug war, sich auf diesen Auftrag eingelassen zu haben. Der Mechanikus räusperte sich, ließ seinen Blick durch das große Bootshaus schweifen und fragte schließlich zögernd: »Sehr verehrter Admiral, versteht mich nicht falsch, nichts liegt mir ferner, als Eure strategischen Fähigkeiten in Frage zu stellen, doch allein die letzte Aufgabe, die Ihr gestellt habt, erscheint mir undurchführbar. Sollen die Boote nicht stark belastet werden, müssen sie zu ihrer Verteidigung leichte Geschütze tragen. Besonders geeignet wären da Hornissen. Doch Ihr selbst als erfahrener Seekrieger müßtet wissen, wie aufwendig es ist, diese Geräte mit ihrer feinen Mechanik herzustellen. In sechs Wochen könnte ich nicht einmal für jedes zweite der fünfzig Schiffe eine Hornisse fertigen lassen. Was Ihr verlangt, können Menschen nicht vollbringen.«

»Um die Geschütze macht Euch keine Sorgen. Bereits jetzt bewegt sich eine Maultierkarawane von Harben aus durch das Windhaggebirge, um sich bei Elenvina einzuschiffen und zu uns zu stoßen. Sie bringen sämtliche leichten Geschütze der in Harben stationierten Kriegsflotte. Wir müssen sie hier nur noch zusammenbauen. Von Euch, verehrter Mechanikus, erwarte ich Ideen. Dinge, die man bisher auf Dere noch nicht gesehen hat. Scheut Euch nicht, Eure kühnsten Phantasien umzusetzen. Fürst Cuanu hat mir einige der Pläne geschickt, die ihr vor langer Zeit einmal für die Flußflotte Havenas gemacht habt, und erzählte mir, mit was für ausgefallenen Ideen Ihr für Aufregung in seiner Stadt gesorgt habt. Baut etwas, das für unser Unternehmen von Nutzen sein könnte.«

Leonardo brummelte etwas in seinen Bart. Leute wie Sanin kannte er nur zu gut. Der Admiral hätte wahrscheinlich am liebsten über Nacht fliegende Schiffe gebaut. Nun ja, er würde versuchen, was möglich war. Zumindest brauchte er sich über Material, Unkosten und Arbeiter keine Sorgen zu machen.

Fast tat es Arthag schon leid, daß er sich von Nyrilla hatte überreden lassen, mit ihr zu kommen. Auch ihm hatte es nicht geschmeckt, wie die Dinge in Ferdok liefen, doch mit einigem Abstand betrachtet, hatten die Offiziere vermutlich recht. Ein Durchbruch auf dem Fluß mußte sorgfältig vorbereitet sein, sonst würde er zu einem Fiasko. Aber ebenso wichtig war es, daß man in der Stadt erfuhr, daß Hilfe kommen würde.

Das allein war jedoch der Grund ihres fast fluchtartigen Aufbruchs gewesen. Nyrilla hatte ihn davon überzeugt, daß Marcian und seine Offiziere alles über die Vergangenheit der Stadt erfahren mußten. Vielleicht gelang es ihnen, vor den Orks zu finden, was die Schwarzpelze unter dem Platz der Sonne suchten.

Ein Schauder lief Arthag über den Rücken, als er daran dachte, was er auf den Runensäulen von Xorlosch gelesen hatte. Eine Waffe, die Wunden schlug, die niemals mehr verheilten. Und das Schlachtenglück sollte sie auch noch beeinflussen. Ob Menschen allein mit solch einer Bedrohung fertig werden konnten? Hoffentlich würde es König Tschubax gelingen, die Zwerge zu einen. Vielleicht mußte man auch wieder ein Bündnis mit den Elfen eingehen?

Geistesabwesend drehte der Zwerg den Spieß über dem Feuer. Seit drei Tagen saßen sie schon in dieser feuchten, kalten Erdhöhle fest. Dabei waren sie nur noch zwei Wegstunden von Greifenfurt entfernt. Er spähte zum Ausgang. Vor Stunden hatte Nyrilla ihm die beiden Rotpüschel gebracht. Wo die Elfe wohl steckte?

Sie hatte gesagt, daß sie noch einmal die Linien der Orks ausspähen wolle. Ob ihr etwas passiert war?

Ohne Nyrilla wäre er niemals bis hier gekommen, überlegte Arthag. Sie war es gewesen, die immer wieder das Nahen von Orkpatrouillen geahnt hatte, noch lange bevor die Schwarzpelze in Sicht waren. Gut, daß sie die Ehreneskorte in Ferdok zurückgelassen hatten. Zu neunt wäre es ihnen niemals gelungen, durch die Linien der Orks zu schlüpfen!

Wieder drehte Arthag den Spieß. Zischend tropfte Fett in die Flammen. Wenn die Elfe nicht bald kam, wäre ihr Abendessen angebrannt.

Wieder dachte der Zwerg an die letzten Tage zurück. Zunächst waren sie ganz gut vorwärtsgekommen. Auf einem großen Pferd war er zusammen mit Nyrilla den Fluß entlang nach Norden geritten. Doch dann waren sie schließlich gezwungen, einen weiten Bogen nach Westen zu schlagen. Der Schwarze Marschall zog südlich von Greifenfurt seine Truppen zusammen. Wie stark die Kräfte der Schwarzröcke waren, hatten sie nicht herausfinden können, doch nach allem, was Nyrilla ausgespäht hatte, mußten sie eher mit Tausenden von Gegnern rechnen.

Vielleicht würden es nicht einmal die Schiffe schaffen, durch die verstärkte Frontlinie der Orks zu brechen.

Arthag spuckte ins Feuer. Die kaiserlichen Offiziere in Ferdok dachten, sie könnten Sadrak Whassoi ein Schnippchen schlagen, dabei war es wieder einmal der Marschall der Orks, der in Wirklichkeit die Fäden in der Hand hielt.

Wußte er, was in Ferdok geschah? Oder hatte er seine Truppen hier versammelt, um Greifenfurt im Sturm zu nehmen? Dann war es um so wichtiger, daß sie bis Greifenfurt durchkamen und es schafften, das zu stehlen, was die Orks dort suchten.

Arthag rief sich ins Gedächtnis zurück, was er über den Torturm gelesen hatte, der den Eingang zu den unterirdischen Kultstätten versiegelte. Es kamen nur zwei Türme in der Stadt in Frage. Doch was würden sie hinter dem vermauerten Eingang finden? Von denen, die hinabgestiegen waren, um den Eingang zu versiegeln und das Übel einzukerkern, war niemand zurückgekehrt. Ob der Talisman des Tairach seinem Träger das ewige Leben schenkte? Ob diese Kreatur wohl immer noch lebte? Vielleicht war es besser, nicht in die Gewölbe unter der Stadt einzudringen?