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Fähnrich Fowler rief:»Unsere Boote sind am Wrack, Sir!«Er war blaß, doch als er sein Fernrohr hochnahm, war seine Hand ruhig.

Tyrell blickte ihn kalt an. Und da ist noch so einer: wie Ransome, wie Colquhoun. Ohne Menschlichkeit oder Gefühle.

Er hatte die Fawn als Wrack bezeichnet. Und doch war sie noch vor wenigen Momenten ein lebendes Wesen gewesen. Der Lebensinhalt für ihre Leute und die, die nach ihnen gekommen wären.

Er sagte heftig:»Entern Sie auf, Mr. Fowler, und nehmen Sie Ihr Fernglas mit! Lassen Sie die Bacchante dort hinter dem Riff nicht aus den Augen, und achten Sie auf ihre Signale.»

Wenn sie welche gab.

Als das Geschütz wieder krachte, zwang er sich, zur gegenüberliegenden Seite zu gehen, und überließ Heyward seinen Gedanken.

Bolitho hörte den regelmäßigen Geschützdonner, als die Gig an der Fawn festmachte. Er kletterte mit einigen seiner Männer an Bord.

«Zuerst den Kutter!«Er machte Bethune ein Zeichen, der wie in Trance auf die blutigen Überreste starrte.»Voll bemannen, und dann die Gig.»

Stockdale folgte ihm auf das schräge Deck, über zerschmetterte Boote und wirre Takelage. Als sie an einem Niedergang vorbeikamen, sah Bolitho einen grünen Schimmer, schaute nach unten und sah, wie die See gurgelnd durch ein großes Leck im Rumpf schoß und das Sonnenlicht mit zwei treibenden Körpern spielte. Große Blutlachen, umgeworfene Geschütze, um die Überlebende benommen herumliefen und dann zu den wartenden Booten gingen. Es schienen sehr wenige zu sein.

Bolitho wischte sich das Gesicht mit dem Hemdsärmel ab. »Uns«, hatte Tyrell gesagt. Es war nicht schwer zu verstehen.

Er verhielt an der Achterdecksleiter und schaute auf Maulby hinunter. Er war von einer herunterfallenden Spiere zerschmettert worden, seine erstarrten Züge zeigten noch den Schmerz dieses Augenblicks. Auf seiner Wange war ein kleiner blutiger Riß, und Fliegen krochen über sein Gesicht.

Er sagte heiser:»Nimm ihn mit, Stockdale. «Stockdale bückte sich und murmelte dann:»Geht leider nicht, er ist festgeklemmt.»

Bolitho kniete sich hin und bedeckte Maulbys Gesicht mit einem Fetzen Leinwand. Ruhe sanft, alter Freund. Bleibe bei deinem Schiff. Du bist heute in bester Gesellschaft.

Ein kurzer Ruck ging durch das Schiff. Es begann auseinanderzubrechen. Die See, die Flut und die nicht festgezurrten Geschütze würden sehr bald beenden, was der Feind begonnen hatte.

Bethunes Stimme kam von längsseits, wo der Kutter in einer gefährlichen Dünung auf und nieder stampfte.»Alle Mann sind von Bord, Sir.»

«Danke.»

Bolitho hörte, wie die See durch das untere Deck spülte, die Offiziersmesse überschwemmte und in die Achterkajüte vordrang. Eine Kajüte wie seine. Es blieb keine Zeit mehr, etwas zu retten. Er bückte sich, machte Maulbys Degen los und gab ihn Stockdale.»Jemand in England freut sich vielleicht darüber.»

Lange blickte er in die Runde. Jede Einzelheit einprägen. Nichts vergessen.

Dann folgte er Stockdale in die Gig. Er schaute nicht zurück und hörte auch nicht die letzten Geräusche der untergehenden Fawn. Er dachte an Maulby, seine schleppende Stimme, fühlte seinen letzten Händedruck.

Tyrell erwartete ihn.»Mr. Yule hat die Esse fertig.»

Bolitho blickte ihn mit leeren Augen an.»Lassen Sie sie löschen, bitte.»

«Sir?»

«Ich will Männer nicht dafür verbrennen, daß sie ihre Pflicht getan haben. Der Franzose ist jetzt zu schwer beschädigt, um wegzukommen. Wir senden ein Boot unter weißer Flagge hinüber. Ich denke nicht, daß er das sinnlose Töten wird fortsetzen wollen.»

Tyrell atmete langsam aus.»Aye, Sir. Ich werde es veranlassen.»

Als er den Befehl zum Löschen des Feuers gegeben hatte und auf Deck kam, war Bolitho verschwunden.

Er sah Stockdale den Degen mit einem Lumpen abwischen, sein zerschundenes Gesicht war gänzlich von dieser Aufgabe in Anspruch genommen. Er dachte an die beiden Schiffsmodelle, die er von Tilby geerbt hatte. Genau wie Maulbys Degen. War das alles, was von einem Mann übrigblieb?

Er grübelte immer noch darüber nach, als die Toppmasten der Bacchante in Sicht kamen und sie ihr erstes Signal hißte.

Es wurde Abend, ehe sich die Sparrow der Fregatte nähern konnte. Sobald sie von der Sandbank freigekommen war, hatte der Wind sich gedreht und beträchtlich an Stärke zugenommen, so daß man alle Anstrengungen machen mußte, um nicht in die Nähe der gefährlichen Grundseen zu kommen. Wieder in offenen Gewässern, ungefähr fünf Meilen querab von der immer dunkler werdenden Landspitze der Grand Bahamas, reffte die Sparrow Segel und drehte ungefähr eine Kabellänge von Colquhouns Schiff entfernt bei.

Als er in der wie verrückt stampfenden Gig saß, beobachtete Bolitho die Fregatte und deren letztes Signal» Bitten Kapitän an Bord«, das soeben eingeholt wurde. Es war schon einige Zeit aufgezogen gewesen, aber wie alle vorherigen hatte er es ignoriert. Er hatte es noch nicht einmal bestätigt.

Gischt spritzte von den Riemen und flog über sein Gesicht. Das half, ihn zu beruhigen, aber nur etwas. Seine Sorge paßte zu seinem Ärger, seine Selbstbeherrschung hielt sich die Waage mit dem Bedürfnis, Colquhoun gegenüberzutreten.

Die Gig drehte sich und hob sich auf einen Wellenkamm, der Bugmann wurde fast herausgeschleudert, als er am Fallreep der Bacchante einhakte und festmachte.

Bolitho kletterte die Jakobsleiter hinauf, diesmal ignorierte er die See, die um den Rumpf wogte, als wolle sie ihn wegschwemmen.

Colquhoun stand nicht an der Schanzkleidpforte, und der Erste Leutnant sagte schnelclass="underline" »Bei Gott, Sir, es tut mir leid, was geschehen ist.»

Bolitho blickte ihn ernst an.»Danke. Es war nicht Ihr Fehler. «Dann ging er ohne einen weiteren Blick für die schwankende Ehrenformation auf die Kajüte zu.

Colquhoun stand an den Fenstern, als hätte er sich seit ihrer letzten Begegnung nicht bewegt. Im gelben Licht der Laterne sah sein Gesicht hölzern aus, und als er sprach, war sein Ton der eines viel älteren Mannes.

«Sie haben lange gebraucht! Wie können Sie es wagen, meine Signale zu ignorieren!»

Bolitho blickte ihn kalt an. Der Ärger in Colquhouns Stimme war genauso falsch wie seine Haltung, und er sah, daß die Hand auf der weißen Kniehose stark zitterte.

«Ihre früheren Signale galten der Fawn, Sir. «Er sah ihn auffahren und sprach ruhig weiter:»Sie hatte sich aber schon in Einzelteile aufgelöst, und ihre Mannschaft war zum größten Teil in der Schlacht getötet worden oder ertrunken, als sie auf Grund lief.»

Colquhoun nickte krampfhaft, er zog die Brauen zusammen, als ob er seine Gefühle unter Kontrolle bekommen wollte.»Das gehört nicht zur Sache. Sie haben meine Befehle mißachtet und die Sandbank ohne Erlaubnis überquert. Sie.»

Bolitho sagte:»Ich habe getan, was ich für meine Pflicht hielt. «Es hatte keinen Zweck. Er fühlte, wie er die Beherrschung verlor.»Wenn nicht Ihre Gier nach Ruhm gewesen wäre, hätten wir den Franzosen gemeinsam besiegen können, und zwar ohne Verluste. Wir hatten alle Vorteile auf unserer Seite, denn der Feind kannte unsere volle Stärke nicht. Er wollte nur eine Prise: die Sparrow.«Bolitho drehte sich um und versuchte, seinen Kummer zu verbergen.»Nur Ihretwegen wurden Maulby und seine Männer getötet, ging sein Schiff verloren. Wegen Ihrer sinnlosen Sturheit, Ihrer Unfähigkeit, über Prisengeld hinauszudenken, konnten Sie ihnen nicht helfen, als es nötig gewesen wäre. «Er wandte sich wieder um, seine Stimme war hart.»Nun, der Franzose ist besiegt! Was wollen Sie noch? Vielleicht die verdammte Ritterwürde?»

Überraschenderweise war Colquhouns Stimme sehr leise, und als er sprach, richtete er die Augen auf einen Punkt hinter Bolitho.»Ich werde Ihren Ausbruch ignorieren. «Er hielt inne.»Ach, ich erinnere mich, Sie haben ja den jungen Fowler an Bord. Es wäre nicht gut gewesen, ihn in der Schlacht zu verlieren. «Jetzt sprach er schneller, die unzusammenhängenden Sätze kamen gleichzeitig mit seinen Gedanken über seine Lippen.»Der Admiral wird einen vollständigen Bericht anfordern. Ich werde…»