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»Warum läßt du sie als Sklavin ausbilden?« fragte ich.

»Sie ist nun mal Sklavin«, erwiderte der andere. »Warum also nicht?«

»Stimmt«, sagte ich lächelnd. »Wer ist dein Kunde?«

»Ist dir die Auskunft einen Kupfer-Tarsk wert?« fragte Ulafi.

»Ja«, erwiderte ich.

»Ein Sklavenhändler in Schendi namens Uchafu«, sagte er.

Ich reichte ihm einen Kupfer-Tarsk.

»Ist Uchafu ein wichtiger Sklavenhändler?« fragte ich.

»Nein. Normalerweise hat er im offenen Verkauf niemals mehr als zwei- oder dreihundert Sklaven am Lager.«

»Kommt es dir nicht seltsam vor, daß Uchafu für ein solches Mädchen zwei Tarsk bietet?« fragte ich.

»Ja«, antwortete er. »Offensichtlich führt er dieses Geschäft im Auftrag eines Dritten durch.«

»Und wer wäre das?«

»Das weiß ich nicht.«

»Für die Information würde ich einen Silber-Tarsk bezahlen.«

»Ah«, sagte Ulafi, »wie ich sehe, hast du in Schendi ein Anliegen, das du mir bisher verschwiegen hast.«

»Ein Silber-Tarsk ist geboten.«

»Es bekümmert mich zutiefst«, sagte Ulafi, »aber ich muß gestehen, daß ich es nicht weiß. Es tut mir leid.«

Ich schaute das Mädchen an. Ruhig lag sie im Käfig.

»Ist dir nicht auch aufgefallen, daß sie sich seit Beginn der Reise an ihr Dasein als Sklavin angepaßt hat?« fragte Ulafi.

»O ja«, erwiderte ich. »Sie bewegt sich viel freier. Sie ist nicht mehr so verkrampft und ungeschickt wie am Anfang. Ihre Schönheit steigert sich.«

»Ich frage mich, wer den Auftrag auf sie herausgegeben hat«, sagte er nachdenklich.

»Das wüßte ich auch gern«, sagte ich.

Ulafi wandte sich ab und ging in Richtung Heck davon.

Ich blickte über das Meer. Dann spürte ich die Nähe meiner Sklavin Sasi die neben mir niederkniete.

»Darf ich sprechen?« fragte sie.

»Ja.«

Sie blickte zu mir empor. »Ich erbitte deinen Unterricht, Herr«, sagte sie.

»Leg dich auf meine Felle neben dem Seesack«, antwortete ich. »Ich komme gleich.«

Sie war eine vorzügliche kleine Sklavin, der ich die Wonne ihres Lebens beibringen würde. Ich war froh, daß ich sie gekauft hatte.

Mein Blick blieb am Käfig der blonden Sklavin hängen. Sie, das ahnte ich, war der Schlüssel zu dem Geheimnis; über sie würde ich Shaba und den vierten Ring finden, einen der beiden noch existierenden Ringe, mit dem sich das Licht ablenken ließ. Das Geheimnis dieser Ringe war offenbar mit dem Kur-Erfinder von der Kharrash-Klippe untergegangen. Nach Samos’ Angaben befand sich der fünfte Ring noch irgendwo auf einer der Stahlwelten und würde vermutlich nicht auf Gor oder auf die Erde gebracht werden, um dort in Gefahr zu geraten. Vielleicht wurde mit seiner Hilfe auf der Stahlwelt die Ordnung aufrechterhalten. Geschützt von seiner Unsichtbarkeit, konnte ein Henker nach Belieben kommen und gehen. Wenn es uns gelangt den Tahiri-Ring zurückzuerlangen, den vierten Ring, konnten wir ihn vermutlich im Sardargebirge nachbauen; dieser Ring war von einer Kur-Untergruppe, die den Planeten vor der Vernichtung bewahren wollte, nach Gor gebracht worden. Solche Ringe mochten – sofern die Priesterkönige ihren Einsatz erlaubten – den Kurii das Leben auf Gor erschweren oder unmöglich machen. Mit ihrer Hilfe ließen sich ihre Festungen unterwandern. Sie mochten dazu führen, daß ein einziger Mann eine ganze Armee vernichten konnte. Es freute mich, daß der Ring nach Gor gebracht und mir von einem sterbenden Kur-Krieger in der Tahari übergeben worden war. Ohne ihn hätte ich wohl vor einigen Jahren nicht die Explosion der Sprengstoffe im Stahlturm der Tahari verhindern können, eine Detonation, die Gor und die Priesterkönige vernichten sollte, damit der Weg der Eroberer zur Erde frei wäre. Wir nahmen allerdings an, daß die Kur-Gruppe, die eine Welt opfern wollte, um eine andere zu erringen, auf den Stahlwelten im Augenblick nicht mehr die Oberhand hatte. Halb-Ohr, ein Kriegsgeneral der Kurii, dem ich im hohen Norden begegnet war, hatte dieser Gruppe nicht angehört. Es lag einigermaßen auf der Hand, daß die Kurii wieder einmal mit der Möglichkeit einer Invasion liebäugelten. Sie spürten die Schwäche der Priesterkönige. Warum sollten sie also die Vernichtung einer Welt betreiben, die ihnen wie eine reife Frucht in den Schoß zu fallen schien?

Ich wandte mich ab und ging zu Sasi.

6

»Riechst du es?« fragte Ulafi.

»O ja«, erwiderte ich. »Zimt und Gewürznelken, nicht wahr?«

»Ja«, sagte Ulafi. »Und viele andere Gewürze.«

Die Sonne strahlte hell, und wir wurden von einem frischen achterlichen Wind angetrieben. Die Segel standen prall über unseren Köpfen, und das Wasser des Thassa strömte zischend an den Schiffsflanken entlang.

»Wie weit noch bis Schendi?« fragte ich.

»Fünfzig Pasang«, lautete die Antwort.

Land war noch nicht in Sicht.

Die beiden Mädchen, mit einer glänzenden Halskette aneinandergefesselt, hockten am Boden. In der rechten Hand hielt jede einen glatten weißen Deckstein, mit dem sie die Planken scheuerte. Auch die Mädchen hoben jetzt den Kopf und nahmen den Geruch der Gewürze wahr.

»Das sind Schendi-Möwen«, sagte Ulafi und deutete auf einige Vögel, die hoch über dem Hauptmast kreisten. »Sie übernachten an Land.«

»Das freut mich«, sagte ich. Es war eine lange Reise gewesen. Ich war begierig, in Schendi an Land zu gehen.

Ich blickte zu den Mädchen hinüber. Sasi hob den Kopf und blickte mich lächelnd an. Auch die blonde Barbarin hatte den Kopf gehoben. Sie wußte, daß wir uns dem Land näherten.

Ulafi betrachtete die blonde Barbarin. »Schendi ist nahe«, sagte er und deutete auf die Möwen.

»Ja, Herr«, sagte sie und senkte zitternd den Kopf. Als Sklavin wußte sie nicht, was sie in Schendi erwartete.

Shoka trieb die Mädchen zur Arbeit an.

Ich blieb an der Backbordreling stehen. Nach einiger Zeit bemerkte ich eine bräunliche Verfärbung des Wassers, ein Fleck, der sich mit dem Grün des Thassa vermengte.

Ich atmete tief ein und genoß den Gewürzgeruch, der stärker geworden war.

»Ein halber Strich Backbord!« rief Ulafi seinen Steuerleuten zu. Langsam wendete sich die Schendi-Palme ein wenig aus dem Kurs, und die mächtigen Segelbäume wurden von geschickten Seeleuten mit quietschenden Flaschenzügen verstellt, bis sie beinahe quer zum Deck standen. Der Wind, der uns eben noch von achtern angetrieben hatte, stützte jetzt unseren südöstlichen Kurs.

Wieder betrachtete ich die bräunliche Verfärbung des Wassers. Noch immer war das Land nicht aufgetaucht. Es mußte sich jedoch ganz in der Nähe befinden, denn schon jetzt waren im Wasser Spuren von Ablagerungen zu bemerken, die vermutlich von den Flüssen Kamba und Nyoka stammten. Die bräunlichen Stellen erstreckten sich viele Pasang weit ins Meer hinaus.

»Segel ahoi!« rief der Ausguck. »Zwei Strich Backbord voraus!«

Männer eilten an die Backbordreling, und Ulafi erstieg die Heckaufbauten. Ich kletterte ein Stück an dem Knotenseil empor, das am Hauptmast hing. Die Segel waren noch nicht zu erkennen. Ulafi drehte nicht bei und änderte auch sonst den Kurs nicht.

Ich drückte die Füße zusammen und sicherte meine Position, indem ich den Arm um den Mast legte.

Ulafis Männer eilten nicht an die Ruder. Es wurde kein Meerwasser an Bord geschöpft. Man holte keine Eimer mit Ballast-Sand an Deck. Der Erste Offizier beaufsichtigte keine Waffenausgabe.

Es stimmte mich unbehaglich, daß die Masten nicht gesenkt werden konnten. Wie verwundbar erschien mir doch das Schiff mit den hohen Aufbauten und den schrägen Riesensegeln! Am Bug befand sich ein leichtes Katapult, das jedoch noch nicht schußklar gemacht worden war. Wenn Ulafi über Brandpfeile verfügte, so traten sie nicht in Erscheinung.

Ich blickte am Bug entlang, beinahe genau auf Kurs. Dort waren die Segel jetzt zu erkennen. Ich zählte elf. Es waren Einmaster, Rammschiffe. Trotzdem atmete ich auf. Von meiner niedrigen Position aus konnte ich die Segel sehen; folglich vermochten die Ausgucke hoch in den Masten der anderen Schiffe die Schendi-Palme zu erkennen. Trotzdem refften die Schiffe keine Segel, sie ließen nicht erkennen, daß sie den Kurs wechseln wollten. Es hätte sich um einen stattlichen Konvoi von Handelsschiffen handeln können – dabei waren es Kriegseinheiten. Ulafi oder seine Männer schienen sich wegen der Flotte keine Sorgen zu machen. Offenbar wußten sie, welche Schiffe vor Schendi unterwegs sein würden.