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»Er hat doch schon ein Mädchen!« sagte Sasi ärgerlich.

»Sei still!« sagte ich zu Sasi.

»Ja, Herr.«

»Bittest du mich, dich zu kaufen?« fragte ich das blonde Mädchen.

»Ja, Herr«, gab sie zurück.

»Das tut aber nur eine echte Sklavin«, stellte ich fest. In diesen Worten wurde allgemein eine Bestätigung des Sklavendaseins gesehen.

»Ich bin Sklavin«, sagte sie.

»Ja, aber im Grunde deines Herzens verstehst du das noch nicht.«

Sie blickte mich nur an.

»Du hast deinen Kragen noch nicht richtig begriffen«, fuhr ich fort.

»Kauf mich!« sagte sie. »Bring mir bei, den Kragen zu tragen!«

»Du bringst mich in Versuchung, kleine Schlampe!«

Sie neigte sich vor mir.

»Ein anderer wird dich kaufen«, fuhr ich fort und wandte mich ab. »Wir müssen uns eine Unterkunft suchen«, sagte ich zu Sasi.

»Ja, Herr«, sagte das Mädchen.

Ich hörte das andere Mädchen hinter uns bedrückt aufschreien. Und obwohl wir uns nicht umdrehten, rief sie auf Englisch: »Ich hasse dich, Herr! Und ich bin keine Sklavin! Ich bin keine Sklavin!«

Ich war durchaus der Meinung, daß das Mädchen ganz nützlich sein würde. Unabsichtlich würde sie mich zu dem Geographen Shaba führen, dem Entdecker des Ngao-Sees und des Ua-Flusses. Ohne es zu wissen, würde sie mich zum Tahari-Ring leiten.

Diesen Ring wollte ich – und vielleicht auch das Blut Shabas, der die Priesterkönige verraten hatte.

7

Es gibt in Schendi zahlreiche vorzügliche Sklavenhäuser, insbesondere die des Ushanga, Mkufu, Utajiri, Dhähabu, Fedha, Marashi, Hariri, Kovu und Ngoma. Das Haus des Uchafu zählte allerdings nicht dazu.

Man kann es riskieren, dort ein Topfmädchen und andere unbedeutende Dienstboten zu erstehen. Folglich war es wohl angemessen, daß die blonde Barbarin, ahnungslos und unausgebildet, wie sie war, des Goreanischen kaum mächtig, dorthin verfrachtet wurde. Man konnte kaum damit rechnen, daß sie viel Aufmerksamkeit erwecken würde.

»Kann ich dem Herrn irgendwie behilflich sein?« fragte Uchafu und humpelte herbei auf einen knorrigen Stock gestützt.

»Vielleicht später«, sagte ich. »Ich schaue mich nur mal um.«

»Tu das nach Belieben, Herr!« sagte Uchafu. »Du wirst bald feststellen, daß wir hier die besten Sklaven von ganz Schendi anzubieten haben.« Ihm fehlten mehrere Zähne, außerdem war er auf einem Auge blind. Seine Robe war verdreckt und mit Blut und Speiseresten befleckt. In seinem Gurt steckte ein ungeschütztes langes Messer.

Uchafus Markt lag abseits des Kaufmanns-Piers, nahe der Hafeneinfahrt. Ein Fischkanal genannter Wasserlauf führt hier vorbei; im Süden schließt sich ein großer Markt an, auf dem Flußfische für den Verzehr in Schendi verkauft werden. Die Waren werden mittels kleinerer Flußboote aus den Fischerdörfern des Nyoka herbeigebracht und über den Kanal zum Markt geschafft. In der näheren Umgebung befinden sich außerdem etliche kleinere Läden.

»Kauf mich!« sagte ein Mädchen, an dem ich vorbeikam. Es hatte braune Haut und hübsche Beine.

Meiner Schätzung nach befanden sich hier nur etwa zweihundertundfünfzig Mädchen im Angebot. Uchafu hatte kein volles Lager. Seine Geschäfte erledigte er meistens selbst, wurde aber von vier jüngeren Männern unterstützt, von denen einer sein Bruder war. Obwohl er kein volles Lager hatte, drängte er seine Mädchen zusammen und ließ etliche der palmwedelgedeckten niedrigen Unterkünfte leer, besonders die an der Außenwand.

Die meisten Mädchen waren dunkelhäutig, wie man es in dieser Gegend erwarten mußte; ich sah aber zehn bis fünfzehn weiße Mädchen und zwei, die offensichtlich orientalischer Herkunft oder sonstwie Mischlinge waren.

»Herr!« sagte ein rothaariges Mädchen und hob schüchtern die Hand. Sie wagte es nicht, mich zu berühren.

Ich blickte sie an, und sie wich furchtsam zurück.

Ein Stück weiter ging ich neben einem blonden Mädchen in die Hocke, das dicke Fußgelenke hatte. Sie trug noch den Kragen ihres früheren Besitzers, auf den Uchafu mit grobem Werkzeug sein Zeichen hatte meißeln lassen. Ich mußte lächeln. In diesem Sklavenmarkt wurden sogar Kragen aus zweiter Hand verwendet. Die Kurii waren sehr geschickt. In einem solchen Handelshaus würde niemand ein wertvolles Mädchen vermuten.

»Gefällt sie dir?« fragte Uchafu, der mich eingeholt hatte. Er ließ mich nicht aus den Augen.

»Hast du noch mehr von dieser Sorte?« fragte ich. »Ich meine blonde Sklavinnen.«

»Ja«, entgegnete er, musterte mich jedoch mit einem Blick, der nicht mehr ganz so unbefangen war.

Ich schaute in die Runde. »Du hast hier viele leere Gehege«, stellte ich fest. »Warum bringst du die Mädchen so gedrängt unter? Wäre es nicht besser, sie getrennt vorzustellen? Dann kommen sie doch bestimmt auch besser zur Wirkung.«

»So kann man sie aber besser füttern und säubern«, antwortete er. »Außerdem erwarte ich noch in diesem Monat neue Ware und brauche den Platz dann.«

»Du scheinst gar keine männlichen Sklaven zu haben«, bemerkte ich.

»Die sind in Schendi im Augenblick sehr selten«, sagte er. »Bila Huruma, Ubar des Ushindi-Sees, setzt sie für die Arbeit an seinem großen Kanal ein.«

»Man hat mir erzählt, er will den Ushindi-See mit dem Ngao-See verbinden«, sagte ich.

»Ein verrücktes Projekt«, sagte Uchafu. »Aber was kann man von Barbaren aus dem Landesinnern anderes erwarten?«

»Ein solcher Kanal würde den Ua zum Meer hin öffnen«, sagte ich.

»Wenn alles klappt«, meinte Uchafu. »Aber der Kanal wird nie fertiggestellt. Tausende von Männern haben bereits ihr Leben gelassen. Sie sterben an der Hitze, sie werden von feindlich gesonnenen Eingeborenenstämmen getötet oder von Insekten vernichtet. Tharlarion verschlingen sie. Ein verrücktes, hoffnungsloses Unterfangen, sehr teuer – an Geld wie an sinnlos verschwendeten Menschenleben.«

»Es muß schwer sein, so viele männliche Sklaven zusammenzuholen«, sagte ich.

»Die meisten Arbeiter am Kanal sind keine Sklaven«, antwortete Uchafu. »Bei vielen handelt es sich um Verbrecher oder säumige Schuldner, ganz einfache Männer, zum Dienst gezwungen, die Opfer von Arbeitsauflagen, die den Dörfern aufgezwungen wurden. In diesem Jahr hat Bila Huruma seine Forderungen sogar gegenüber Schendi erhoben. Die Stadt mußte ihm eine bestimmte Anzahl Männer stellen.«

»Man hat sich natürlich geweigert«, sagte ich.

»Wir haben unsere Abwehr gestärkt«, sagte Uchafu, »insbesondere die Palisadenmauern, die Schendi gegen das Landesinnere hin sichern – andererseits dürfen wir uns keinen Selbsttäuschungen hingeben. Jene Mauern wurden errichtet, um Tiere und Räuberbanden abzuhalten – nicht eine Armee aus vielen tausend Männern. Wir sind keine bewehrte Stadt, keine Festung, keine Landmacht. Wir haben nicht einmal eine Marine. Wir sind nichts anderes als ein Handelshafen.«

»Trotzdem habt ihr euch Bila Hurumas Forderungen natürlich widersetzt«, sagte ich.

»Wenn er wollte, könnte er in Schendi einfallen und es niederbrennen.«

»Barbaren aus dem Landesinnern?« fragte ich.

»Bila Huruma gebietet über eine Armee, die gut organisiert, gut ausgebildet und sehr tüchtig ist«, sagte Uchafu. »Er leitet ein Ubarat mit vielen Distrikten und Gouverneuren, mit Gerichtshöfen, Spionen und Boten aller Art.«

»Ich wußte gar nicht, daß es hier im Süden ein Reich von solcher Macht und Ausprägung gibt«, sagte ich.

»Es ist ein großes Ubarat«, erwiderte Uchafu. »Allerdings weiß man nicht viel darüber, weil es eben im Landesinnern liegt.«

Ich schwieg.

»Schendi«, fuhr er fort, »ist wie eine Blume zu Füßen eines Kailiauk.«

»Man hat ihm also Männer geschickt?« fragte ich.

»Ja«, sagte Uchafu.

»Das tut mir leid«, bemerkte ich.

Uchafu zuckte die Achseln. »Belaste dich nicht mit unseren Sorgen!« sagte er. »Du bist nicht aus Schendi.« Er drehte sich um. »Hast du die Rothaarige gesehen?«

»Ja«, sagte ich und sah mich um. »Da drüben aber ist eine Blonde«, bemerkte ich und deutete auf das Mädchen, das eine Augenbinde trug. Sie kniete wie die anderen Mädchen im Schlamm. Sie war so gefesselt, daß sie die Kapuze, die ihr die Sicht versperrte, nicht anfassen konnte.