Выбрать главу

»Warum hat man mir nicht gesagt, daß ich verfolgt werden sollte?« fragte das Mädchen.

»Sei still!« forderte Msaliti.

Zornig richtete sie sich auf.

»Du bist mir im Goldenen Kailiauk, in Pembes Taverne, auf raffinierte Weise entwischt«, sagte ich zu Msaliti. »Es war sehr geschickt, wie du die beiden Mädchen ausgetauscht hast.«

Er zuckte die Achseln und lächelte. »Natürlich war dazu die Mithilfe Shabas und des Ringes erforderlich.«

»Natürlich«, sagte ich.

»Ich habe meine Rolle ebenfalls gut gespielt«, sagte das Mädchen.

»Ja«, sagte ich.

Triumphierend schaute sie die Männer an.

»Du brachtest das Mädchen in die Taverne und bedecktest sie mit deiner Aba, damit sie sich nicht bewegte. Geschützt durch die Unsichtbarkeit des Ringes, gab Shaba das Mittel in meinen Paga. Als ich abgelenkt war, verschleppte er das blonde Mädchen, woraufhin dann diese Frau, wie vorher vereinbart, ihren Platz einnahm.«

»Ja«, sagte Shaba.

»Das Mittel, das mir in den Paga getan worden war, hatte Auswirkungen, die verhinderten, daß ich Shaba verfolgte.«

»Es handelte sich um eine einfache Mischung aus Sajel, einem Pustelerreger, und Gieron, einem ungewöhnlichen Allergen. Zusammen erzeugen sie die äußerlichen Symptome der Bazi-Pest.«

»Der Mob hätte mich umbringen können«, sagte ich.

»Ich nahm nicht an, daß man gern dicht an dich heranrücken würde«, sagte Shaba.

»Du wolltest also nicht, daß ich ums Leben kam?« fragte ich.

»Auf keinen Fall«, erwiderte Shaba. »Wäre das mein Ziel gewesen, hätte ich deinem Getränk ohne weiteres auch Kanda beimengen können, anstatt nur Sajel und Gieron zu nehmen.«

»Da hast du recht«, sagte ich.

»Wir wollten nur sichergehen, daß du dich nicht mit uns in Verbindung setztest, ehe unsere Pläne im einzelnen feststanden. Weißt du, wir hatten ja keine Ahnung, wer du warst! Wir wollten zunächst das Mädchen verhören und möglichst viel aus ihr herausholen. Vielleicht wäre es ja überflüssig gewesen, mit dir in Kontakt zu treten.«

»Die dumme Sklavin aber wußte gar nichts!« sagte das dunkelhaarige Mädchen.

»Wenn ich heute abend euer Hauptquartier nicht gefunden hätte, wärt ihr zu mir gekommen?« fragte ich.

»Natürlich«, sagte Shaba. »Morgen. Wir rechneten aber damit, daß du uns heute finden würdest. Wir sagten uns, du würdest die Rolle des Mädchens bei uns herausfinden oder dir zusammenreimen und sie als Spur benutzen, die zu uns führte. Diese Möglichkeit wurde bestätigt, als du beim Bettler Kipofu auf dem Utukufu-Platz Erkundigungen einzogst.«

»Du warst dort!« sagte ich.

»Natürlich«, antwortete er. »In der Deckung des Ringes. Leider konnte ich nicht so dicht heran, wie ich mir gewünscht hätte, denn Kipofu besitzt ein unnatürlich scharfes Gehör. Als meine Gegenwart entdeckt war, zog ich mich zurück.«

»Warum hast du mich nicht direkt angesprochen?« fragte ich.

»Aus zwei Gründen«, erwiderte Shaba. »Wir wollten die blonde Sklavin noch ein zweites Mal verhören, ehe wir Kontakt aufnahmen, außerdem waren wir neugierig festzustellen, ob du uns auch allein finden würdest. Das gelang dir. Unseren Glückwunsch dazu! Offensichtlich bist du dafür geeignet, im Namen der Kurii Geschäfte durchzuführen.«

»Wie lange wußtest du schon, daß ich in Schendi bin?« fragte ich.

»Seit der Ankunft der Schendi-Palme«, erwiderte er. »Zuerst konnten wir natürlich nicht wissen, ob dein Eintreffen nicht etwa nur ein Zufall war. Sehr bald erwies es sich jedoch, daß unsere Sorge berechtigt war. Du erschienst im Markt des Uchafu. Du verfolgtest Msaliti von dort weiter. Du rührtest dich im Goldenen Kailiauk nicht von der Stelle.«

»Man hat mich beobachtet, seit ich in Schendi eintraf«, stellte ich fest.

»Ja«, entgegnete Shaba, »zumindest von Zeit zu Zeit.«

»Dann kennt ihr zweifellos auch meine neue Unterkunft«, sagte ich, »den Raum, den ich nach Verlassen der Schendi-Höhle bezogen habe.«

Ich hatte mir ein großes Erdgeschoßzimmer gemietet, hinter der Werkstatt eines Tucharbeiters, dicht bei der Straße der Gewebe. In Msalitis Aba gehüllt, damit Gesicht und Augen nicht zu erkennen waren, Sasi in eine Decke gewickelt über die Schulter geworfen, hatte ich meiner neuen Wirtin einen Kupfer-Tarsk als Trinkgeld gegeben. »Vergnüg dich gut!« hatte sie gesagt und auf die zusammengerollte Decke geblickt.

»Wenn wir wüßten, wo du wohnst«, sagte Shaba, »wären meine Männer in diesem Augenblick damit beschäftigt, dein Zimmer nach den Kreditbriefen und dem Ring zu durchwühlen.«

»Natürlich«, sagte ich.

»Du hast schnell reagiert«, fuhr Shaba fort. »Als ich die blonde Sklavin hierhergebracht hatte und zur Schendi-Höhle zurückgekehrt war, hattest du dich bereits empfohlen.«

»Ich verstehe«, sagte ich und war froh, daß ich mich so beeilt hatte.

»Inzwischen sind wir ja Freunde«, fuhr Shaba fort. »Wir alle.«

»Natürlich«, sagte ich.

»Wann lieferst du uns die Kreditbriefe aus?« fragte er.

»Und den falschen Ring«, hakte Msaliti nach.

»Morgen abend«, sagte ich.

»Du willst die Dunkelheit nutzen?« erkundigte sich Shaba.

»Ich halte das für ratsam«, sagte ich.

»Na schön«, meinte Shaba. »Dann also morgen abend, zur neunzehnten Ahn. Du kommst hierher. Bring die Kreditbriefe und den falschen Ring mit. Ich halte dann den echten Ring für den Austausch bereit.«

»Ich werde zur Stelle sein«, versprach ich.

»Dann ist unser Anliegen also endlich erledigt«, sagte das dunkelhaarige Mädchen, und ihr Gesicht rötete sich vor Freude.

»Trinken wir etwas«, sagte Shaba, »um dieses langerwartete Zusammentreffen zu feiern!« Dann lächelte er mich an. »Ich hoffe, du hast keine Angst, mit uns den Kelch zu heben.«

»Natürlich nicht«, erwiderte ich. »Hast du Paga aus Ar, aus der Brauerei des Temus?«

»Ich bin bekümmert«, erwiderte Shaba lächelnd. »Wir haben hier nur Schendi-Paga, der aber auch recht gut sein dürfte. Natürlich ist das Geschmackssache.«

»Einverstanden«, sagte ich.

»Ohne Sajel und Gieron wird er dir auch besser schmecken«, sagte er.

»Das ist beruhigend«, äußerte ich.

»Die Symptome, die sich im Goldenen Kailiauk bei dir äußerten, hätten am folgenden Morgen verschwunden sein müssen«, fuhr er fort.

»Stimmt«, sagte ich.

»Meine Liebe«, wandte sich Shaba an das dunkelhaarige Mädchen, »würdest du uns Paga bringen?«

Sie erstarrte.

»Hol Paga, Frau!« forderte Msaliti. »Du bist in unserem Kreis die Geringste.«

»Warum bin ich die Geringste?« fragte sie.

»Verzeih uns, meine Liebe!« sagte Shaba.

»Ich bringe den Paga«, sagte sie.

Nach wenigen Augenblicken kehrte sie mit einer Flasche Schendi-Paga und vier Kelchen zurück. Sie schenkte ein.

»Verzeih mir!« sagte ich zu Shaba und ergriff den Kelch, den sie vor ihm abgestellt hatte.

Er lächelte und breitete die Hände aus. »Natürlich«, sagte er.

Dann hoben wir die Kelche und führten die Ränder zusammen.

»Auf den Sieg!« sagte Shaba.

»Auf den Sieg!« antworteten wir und tranken. Es machte mir nichts, auf diesen Trinkspruch einzugehen. Durchaus möglich, daß nicht jeder von uns auch denselben Sieg meinte.

»Ich bin dieser lieblichen Agentin noch nicht vorgestellt worden«, sagte ich anschließend und blickte das dunkelhaarige Mädchen an.

»Verzeih mir – wie achtlos von mir!« sagte Shaba. »Ich wollte nicht unhöflich sein. Wenn meine Erkundigungen in Schendi zum richtigen Ergebnis geführt haben, reist du unter dem Namen Tarl aus Teletus«, fuhr er fort.

»Stimmt«, sagte ich. »Dieser Name reicht durchaus, meine wahre Identität zu verbergen.«

»Viele Agenten benutzen Kodebezeichnungen«, sagte Shaba.

»Ja«, stimmte ich ihm zu.

»Tarl aus Teletus«, fuhr er fort, »dürfte ich dir Lady E. Ellis vorstellen? Lady E. Ellis, dies ist Tarl aus Teletus.«