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Den Paga-Kelch in den Händen haltend, drehte sie sich um. Beinahe hätte sie das Getränk verschüttet. Nur gut für sie, daß nicht wirklich ein Tropfen zu Boden ging.

Langsam kam sie auf mich zu und kniete vor mir nieder.

»Paga, Herr?« flüsterte sie schluchzend.

Mit geneigtem Kopf hielt sie mir das Getränk entgegen.

»Hat Pembe dir schon einen Namen gegeben?« fragte ich.

»Nein, Herr.«

»Während unseres Zusammenseins«, sagte ich, »sollst du Evelyn heißen.«

»Ja, Herr!« sagte sie und lehnte sich zurück.

»Du bist eine hübsche Sklavin, Evelyn«, sagte ich und kostete von meinem Getränk. »Trägst du weiße Seide?« fuhr ich fort.

»Ich bin eine Jungfrau«, erwiderte sie.

»Dann trägst du weiße Seide«, bestätigte ich ihr.

»Ja, Herr!«

»Hast du dich je gefragt, wie es sein würde, Sklavin zu sein?« fragte ich. »Bedenke, was du sagst!«

»Ja«, erwiderte sie, »ich habe mich damit beschäftigt.«

»Du wirst es erfahren«, sagte ich.

»Ja, Herr!«

Anschließend widmete ich mich dem Paga und meinen Gedanken. Nach einiger Zeit ließ ich mir von ihr einen zweiten Kelch bringen. In Pembes Taverne kostete der zweite Kelch lediglich einen kleinen Tarsk. Ich bezahlte den Paga-Helfer, der an den Tisch kam. Wie in vielen anderen Lokalen durften die Mädchen bei Pembe kein Geld berühren. Evelyn, die mit dem höheren Preis für den ersten Kelch bezahlt worden war, gehörte mir, bis ich das Lokal verließ oder sie sonstwie freigab.

»Darf ich etwas sagen?« fragte sie.

»Ja.«

»Hat der Herr die Absicht, mich zu gebrauchen?« fragte sie.

»Vielleicht ja, vielleicht auch nicht. Ich werde tun, was mir beliebt.«

»Ja, Herr!«

Ich trank meinen zweiten Kelch Paga. Nach einiger Zeit stieß ich ihn von mir fort.

»Will der Herr jetzt gehen?« fragte sie.

»Geh zur Nische!« sagte ich.

Gequält blickte sie mich an. Sie stand auf und ging schweren Schrittes zur Nische. Sie schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Sie brachte es nicht fertig, durch den Vorhang zu treten.

Ich umfaßte ihren linken Arm und stieß sie hinein, drückte sie auf die Felle zu meinen Füßen. Dann drehte ich mich um und schloß den Vorhang hinter mir. »Einen Kuß noch, Herr!« flehte sie.

Den einen Fuß angekettet, kniete sie auf dem Fell. Ich kniete vor ihr und nahm sie in die Arme. Dann schob ich sie von mir und stand wieder auf.

Es war bereits der nächste Morgen, und ich hatte mich wieder angezogen.

»Behalt mich, Herr!« flehte sie. »Behalt mich!«

Ich blickte auf sie nieder. Sie kniete vor mir. Sie war so weich und wunderschön, die langen Wimpern feucht von Tränen, das dunkle Haar auf den Schultern wogend. Ihre Lippen bebten.

Sie war Agentin der Kurii gewesen.

»Denk dran – es wird dir am besten ergehen, wenn du dich den Männern unterwirfst, wie es sich einer Sklavin geziemt. Denk daran und daß du eine Sklavin bist!« mahnte ich.

»Darf ich dich noch ein einziges Mal küssen?« fragte sie.

Ich gestattete es ihr.

Ich spürte ihre Lippen.

Ich betrachtete die Sklavin, die Agentin der Kurii gewesen war.

Dann machte ich kehrt und verließ die Nische.

Einmal blickte ich noch zurück. Sie lag auf dem Bauch, halb durch den Vorhang ragend, doch von der Sklavenkette festgehalten, die Arme nach mir ausstreckend. »Bitte kauf mich!« flehte sie. »Bitte laß mich nicht hier zurück!«

»Wie war sie?« fragte ein Paga-Helfer, der gerade Kelche abwusch.

»Ich werde mein Geld nicht zurückverlangen«, sagte ich.

»Ob sie sich wohl macht?« erkundigte er sich. »Pembe wollte es wissen.«

»Anzunehmen«, sagte ich. »Man weiß das natürlich nie so genau. Ich meine aber, daß sie sich als zufriedenstellend erweisen wird.«

»Liegt ihr Sklaventum dicht an der Oberfläche?« fragte er weiter.

»Ja«, entgegnete ich. »Zweifellos wird es sich bald voll zeigen.«

»Hat sie das wahre Feuer einer Sklavin?«

Ich dachte daran, wie sie schluchzend in meinen Armen gelegen hatte, küssend und leckend, um Berührung flehend.

»Ja«, antwortete ich.

»Das ist gut«, sagte er. »Vielleicht ist ja Hoffnung für das Mädchen.«

Ich ging zu der Wand, vor der ich die blonde Barbarin hatte knien lassen. Sie war eingeschlafen und zur Seite umgesunken.

Sanft berührte ich sie. Leise stöhnend erwachte sie und fuhr auf.

»Nein!« sagte ich leise und nahm sie sanft in die Arme. Wie leicht und klein sie war! Wenn ich mich nicht sehr irrte, wog sie keine hundert Pfund.

»Ich gehe durch den Hinterausgang«, sagte ich zu dem Paga-Helfer.

»Wie du willst.«

Draußen wartete ich einige Sekunden lang, um zu sehen, ob die Tür sich hinter mir vorsichtig wieder öffnete. Ich hielt auch nach Spuren im Sand der Gasse Ausschau und beäugte die umliegenden Dächer. Die Tür ging nicht auf, im Sand zeigte sich nichts, die Dächer schienen leer zu sein.

Ich betrachtete das Mädchen in meinen Armen. Sie war wieder eingeschlafen. Einen Augenblick empfand ich so etwas wie Zärtlichkeit. Ihr Leben war in den letzten Wochen nicht einfach gewesen. Sie hatte als simple Schachfigur im grausamen Spiel ganzer Welten gedient. Für eine stolze Erdenfrau kann es auch qualvoll sein festzustellen, daß sie plötzlich eine Sklavin geworden ist. Ich wollte das Mädchen schlafen lassen. Ich trug sie durch Schendis Straßen. Ich begab mich nicht auf direktem Wege zu meiner Unterkunft.

14

Sasi öffnete die Tür.

»Bereite die Kette für ein neues Mädchen!« befahl ich.

»Ja, Herr!« sagte sie.

Ich nahm nicht an, daß Sasi sonderlich erfreut war, als ich nun die blonde Sklavin über die Schwelle trug und auf das Stroh legte.

»Ist das das Mädchen von der Schendi-Palme?« fragte sie. Die Barbarin schlief noch immer.

»Ja«, antwortete ich.

»Wozu brauchst du sie?« fragte Sasi und reichte mir den geöffneten Knöchelring der Sklavenkette, die am Boden festgemacht war.

»Sie interessiert mich, zumindest im Augenblick«, erwiderte ich, machte die blonde Sklavin fest und legte eine Decke über sie. Das arme Kind war erschöpft.

»Mich hast du nicht über die Schwelle getragen«, beschwerte sich Sasi.

»O doch, in ein Tuch gewickelt – ich hatte dich auf die Schulter genommen.«

»Ja, Herr«, sagte sie und senkte den Kopf. »Es ist schwer, einem Mann die Gefühle mitzuteilen, die eine Frau in einem solchen Augenblick bewegen«, fuhr sie fort.

»Es sind die Gefühle einer Sklavin«, sagte ich.

»Ach, das klingt so einfach!« rief sie. »Gewiß, es sind die Gefühle einer Sklavin. Aber ich frage mich, ob ein Mann jemals begreifen kann, was der Kragen für eine Frau bedeutet. Ob er die Beschaffenheit und Tiefe der Gefühle der Frau ausloten kann, die vor ihm kniet.«

»Freie Frauen haben gewiß auch Gefühle.«

»Ich war frei«, sagte sie. »Ich wußte nicht, was Gefühl bedeutete, bis ich versklavt wurde. Ich war frei. Ich brauchte nicht zu fühlen, brauchte nicht bewußt zu empfinden. Dies aber hat sich verändert. Jetzt muß ich mich den Gefühlen anderer öffnen. Nie zuvor bin ich mir der anderen Menschen so bewußt gewesen wie jetzt. Und ich kann meinen Willen nicht mehr obenanstellen. Ich muß dem Manne gehorchen, ich muß ihm gefallen. Darauf spricht tief in mir etwas an, Herr.«

»Natürlich. Das ist die Sklavin in dir.«

»Ja«, sagte sie, »die Frau und die Sklavin in mir.«

»Die sind identisch«, sagte ich.

»Ja«, gab sie zurück.

Ich blickte zu dem schlafenden Mädchen hinüber. Ich ging zu ihr und hob mit einer Hand die Decke über ihrem Körper. Sie begann sich zu regen, denn sie spürte den Temperaturunterschied, den kühlen Lufthauch auf der Haut. »Nein«, wimmerte sie leise auf Englisch, »ich will nicht aufstehen!« Wie schön sie aussah, eine hilflose weiche Gestalt im Stroh. Sie zog die Knie an. »Nein, ich will nicht aufstehen!« wiederholte sie und tastete nach der Decke. Ich umfaßte ihre Oberarme. »Oh!« rief sie, plötzlich in den Alltag einer Sklavin zurückgerissen.