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»Ja, Herr!« sagte sie.

Ich wandte mich zum Gehen.

»Mußt du denn in diesem Augenblick fort?« fragte Sasi.

Ich drehte mich um und schaute sie an.

»Vielleicht sehe ich dich nie wieder«, sagte sie.

Ich zuckte die Achseln.

»Ich will nicht frei sein«, sagte sie.

»Sei unbesorgt!« antwortete ich. »Das wird dir nicht widerfahren.«

»Bitte, Herr«, sagte sie leise, »liebe mich, liebe mich sanft!«

Ich ging zu ihr, beugte mich über sie und nahm sie in die Arme.

15

»Du kommst spät«, sagte Msaliti.

»Ich habe die Kreditbriefe mitgebracht«, erwiderte ich.

»Die neunzehnte Ahn ist bereits vorbei«, sagte er.

»Ich wurde aufgehalten.«

»Hast du die Kreditbriefe mitgebracht?« wollte er wissen.

»Ja«, erwiderte ich. Offensichtlich war er nervös.

Er ließ mich von der Straße in den kleinen Vorraum eintreten. Von dort ging es in den größeren Raum, in dem wir am Vortag unsere Geschäfte besprochen hatten.

»Ist Shaba hier?« fragte ich.

»Nein.«

»Was ist dann so schlimm daran, daß ich zu spät komme?« fragte ich.

»Gib mir die Kreditbriefe!« forderte er. »Gib mir den Ring!«

»Nein«, sagte ich. Ich betrat den größeren Raum.

»Wo sind die Askaris?« fragte ich dann. Sie waren nicht zu sehen.

»Sie befinden sich an einem anderen Ort«, erwiderte er.

»Dieses Zimmer wirkte gestern behaglicher«, fuhr ich fort, »als es die beiden Sklavinnen enthielt.«

Msaliti und ich setzten uns mit untergeschlagenen Beinen an den niedrigen Tisch.

»Als wir uns gestern abend voneinander verabschiedet hatten«, sagte ich, »suchte ich Pembes Taverne auf. Dort beschäftigte ich mich mit einer Sklavin, die früher einmal Evelyn Ellis hieß. Im Kragen ist sie nicht übel.«

»Sie ist gefühlskalt«, sagte Msaliti.

»Unsinn!« sagte ich. »Das arme Mädchen ist pagawillig.«

»Das finde ich überraschend«, meinte er.

»Sie kann nicht mehr anders«, sagte ich.

»Armes kleines Ding!«

»Ich mußte sie nur ein bißchen an die Kandare nehmen«, sagte ich.

»Ausgezeichnet.«

»War nicht schwer.«

»Warum gibst du mir die Kreditbriefe und den Ring nicht?« fragte Msaliti.

»Ich habe Befehl, sie Shaba zu geben und dafür den echten Abschirmring entgegenzunehmen.«

»Wem wirst du den Ring aushändigen?« fragte er.

»Belisarius in Cos«, antwortete ich.

»Kennst du sein Haus?« fragte Msaliti.

»O nein!« sagte ich. »Man wird sich mit mir in Verbindung setzen.«

»Wo soll diese Kontaktaufnahme stattfinden?« fragte Msaliti und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen.

»Im Chatka und Curla in Cos«, antwortete ich.

»Wer ist Wirt im Chatka und Curla?« wollte er wissen.

»Aurelion aus Cos«, erwiderte ich.

»Ja«, sagte Msaliti.

»Sei unbesorgt!« sagte ich. »Ich werde mich nach besten Kräften darum kümmern, daß der Ring in die richtigen Hände gelangt.«

Msaliti nickte. Ich lächelte.

»Warum willst du den Ring haben?« fragte ich.

»Um sicherzugehen, daß er die Ungeheuer erreicht«, sagte er. »Sie wären nicht gerade erfreut, wenn er erneut verlorenginge.«

»Deine Sorge um das Anliegen dieser Wesen ist löblich«, sagte ich.

»Ich habe keine Lust, in Stücke gerissen zu werden«, sagte er.

»Das ist verständlich«, meinte ich. »Auch ich würde einem solchen Schicksal nicht gerade frohgemut entgegensehen.«

»Du scheinst gutgelaunt zu sein«, stellte er fest.

»Auch deine Laune dürfte nicht gerade schlecht sein«, erwiderte ich. »Ist eure Aufgabe nicht fast gelöst?«

»Das hoffe ich zumindest«, sagte Msaliti.

»Hast du wirklich so große Angst vor den Ungeheuern?« fragte ich.

»Wir sind mit der Zeit sehr im Verzug«, sagte er. »Ich habe Angst, daß die Ungeheuer sich den Ring selbst holen.«

»Aber ich soll doch den Ring an mich nehmen«, sagte ich.

»Ich kenne dich nicht einmal«, stellte Msaliti fest.

»Ich kenne dich auch nicht«, erwiderte ich.

»Wir hatten nach dem blonden Mädchen Ausschau gehalten«, sagte er.

»Sie wurde aufgehalten«, sagte ich. »Sie wurde versklavt«, fügte ich gutgelaunt hinzu.

»Wirklich schade«, sagte er.

»Unsinn – das Sklavinnendasein ist gut für eine Frau.«

»Ich traue Shaba nicht«, sagte er.

»Ich bin nicht sicher, daß er uns seinerseits vertraut«, meinte ich. »Wenigstens können wir beide Vertrauen ineinander haben.«

Msaliti trommelte mit den Fingern auf dem niedrigen Tisch herum.

»Bist du sicher, daß wir allein sind?« fragte ich.

»Natürlich«, sagte Msaliti. »Niemand hat das Haus betreten. Bis zu meinem Eintreten haben die Askaris den Eingang bewacht.«

»Wie ich sehe, haben sie es versäumt, die Spuren meines gestrigen Auftritts auf dem Dach zu beseitigen – ich meine damit die Erbsen, die noch immer an ihren Fäden hängen.«

»Natürlich haben wir sie wieder zurückgesteckt«, sagte Msaliti.

»Dann wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher, daß wir allein sind«, sagte ich.

Hastig hob Msaliti den Kopf. Mehrere Erbsen baumelten an ihren langen Fäden.

»Wie man außerdem feststellen kann, ist der Lüftungsrost entfernt worden«, fuhr ich fort.

»Du bist sehr aufmerksam«, sagte Shaba.

Torkelnd erhob sich Msaliti und wich zurück.

Auf der anderen Seite des Tisches, an seinem gewohnten Platz, saß Shaba. Auf dem Sitz war ein kurzes Verschwimmen zu bemerken gewesen, eine Art verdrehter Lichtwirbel, eine Art Lichtstrudel – im nächsten Augenblick hatte er sich unserem Blick gelassen dargeboten.

»Ich hatte mir gleich gedacht, daß du nicht zu spät kommst«, sagte ich. »Du scheinst mir ein pünktlicher Bursche zu sein.«

»Statt dessen bist du zu spät erschienen«, stellte er fest.

»Ja«, sagte ich, »und es tut mir leid. Ich wurde aufgehalten.«

»War sie hübsch?«

Ich nickte. »Ja«, sagte ich.

»Es geht um Dinge von großer Bedeutung«, sagte Msaliti. »Wenn es euch beiden recht ist, würde ich mich jetzt gern darum kümmern.«

»Soweit ich mitbekommen habe«, sagte Shaba zu mir, »hast du die Kreditbriefe und den falschen Ring mitgebracht.«

»Ja«, sagte ich und legte die Dokumente auf den Tisch.

»Wo ist der falsche Ring?« fragte Msaliti.

»Ich habe ihn«, antwortete ich.

Shaba sah sich die Kreditbriefe genau an. Er ließ sich Zeit dabei. »Diese Dokumente scheinen in Ordnung zu sein«, sagte er schließlich.

»Darf ich sie auch sehen?« drängte Msaliti.

Shaba reichte ihm die Kreditbriefe. »Du traust unserem breitschultrigen Kurier nicht?« fragte er.

»Ich traue möglichst wenigen Leuten«, erwiderte Msaliti. Er sah die Unterlagen sorgfältig durch. Dann gab er sie an Shaba zurück. »Ich kenne die Siegel und Unterschriften. Diese Papiere lassen sich tatsächlich bei den angegebenen Banken einlösen.«

»Das sind zwanzigtausend Gold-Tarn«, stellte ich fest.

»Löse sie ein, ehe du den falschen Ring ins Sardargebirge bringst«, sagte Msaliti. »Unter diesen Umständen ist es in unserem Interesse, guten Glaubens zu verhandeln.«

»Aber was ist, wenn ich den falschen Ring nicht ins Sardargebirge bringe?« fragte Shaba.

»An deiner Stelle würde ich es tun«, meinte Msaliti.

»Ich verstehe«, sagte Shaba.

»Die Ungeheuer sind Verrätern gegenüber nicht sehr rücksichtsvoll.«

»Das ist verständlich«, sagte Shaba.

»Dieser Aspekt ließe sich bei den fraglichen Banken morgen früh erledigen«, sagte ich. »Dabei könntest du dich von der Echtheit der Dokumente überzeugen und das Gold abheben oder neu einzahlen, wie du willst.«

»Kungumi der Bettler«, sagte Msaliti, »kann sich nicht gut in der Straße der Münzen blicken lassen.«

»Dann tritt als Msaliti auf«, riet ich ihm.

Der andere lachte. »Red keinen Unsinn!« sagte er.