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»Wir müssen das wissenschaftlich angehen«, sagte Terence. »Zuerst die großen Stücke, dann die kleinen.«

Das taten wir. Wir begannen mit der Reisetasche und endeten mit den Decken, die wir entrollten und in die Ecken stopften. Dieses Mal blieb eine etwa einen Fuß breite Spanne in der Mitte des Bootes frei. Cyril sprang sofort hinein und machte es sich an der Stelle gemütlich. Ich überlegte, daß vielleicht der Vorschlag, einiges von meinen Sachen zurückzulassen, angebracht sei, entschied mich aber dagegen, weil ich nicht wußte, was mein Gepäck enthielt.

»Ich hätte besser Dawson mitgebracht«, sagte Terence. »Dawson ist ein wahres Packwunder.«

Ich nahm an, daß Dawson sein Kammerdiener war. Oder vielleicht auch sein zahmer Waschbär.

»Als ich nach Oxford ging, gelang es ihm, die ganze irdische Habe von Cyril und mir in einen einzigen Koffer zu packen und dabei noch Platz übrigzulassen. Natürlich, wenn er hier wäre, müßten wir auch noch sein Gepäck bedenken. Und ihn selbst.« Er schaute grübelnd auf das Gepäck. »Wenn wir vielleicht mit den kleinsten Sachen anfangen…«

Schließlich schlug ich vor, Jabez einen zusätzlichen Noinscher (was immer das auch war) als Trinkgeld zu geben und es ihn versuchen zu lassen, worauf er auch einging. Mit roher Gewalt und unablässig dabei redend zwängte und quetschte er die Sachen ins Boot. »Jabez den halben Tag lang auf sein Geld warten lassen«, murmelte er und rammte den Rucksack unter einen Sitz, »und dann erwarten, daß er noch das Boot belädt, als ob er ’n gemeiner Dienstbote wär’. Und dann noch wie die Idioten dastehen und Jabez bei der Arbeit beobachten.«

Und damit hatte er recht, jedenfalls was mich betraf. Ich beobachtete ihn mit einer Art kranker Faszination. Aus ihm war offenbar die Wildheit und Verbissenheit nicht herausgezüchtet worden. Ich hoffte, in den Kartons befand sich nichts Zerbrechliches. Cyril, des Bootes verwiesen, beschäftigte sich wieder damit, an dem Weidenkorb zu schnüffeln, der etwas Eßbares enthalten mußte. Terence zog seine Taschenuhr heraus und fragte Jabez, ob er sich nicht ein bißchen beeilen könnte, was mir außerordentlich unklug erschien.

»Schneller, sagt er«, murmelte Jabez und zerdrückte die Seite von Terences Hutschachtel. »Würd’ nicht so lang dauern, wenn man nicht alles mitgeschleppt hätte, was man besitzt. Man meint grad, sie wollten den Nil erforschen. Geschieht ihnen recht, wenn das Boot absäuft.«

Schließlich gelang es ihm, unter viel düsteren Vorhersagen und indem er den Tornister einbeulte, alles zu verstauen. Es war keine wissenschaftliche Arbeit, und der Stapel Gepäckstücke im Bug sah aus, als würde er jeden Moment umkippen, aber es war genug Platz für uns drei übriggeblieben.

»Genau im Zeitplan«, sagte Terence, ließ die Uhr zuschnappen und kletterte ins Boot. »Leinen los, Kameraden! Frische Fahrt voraus!«

Cyril schlenkerte ins Boot, legte sich unter die Sitze und begann zu dösen.

»Ahoi«, sagte Terence. »Leinen los!«

Ich wollte einsteigen, aber Jabez vertrat mir den Weg, die Hand in Erwartung eines Trinkgeldes ausgestreckt. Ich gab ihm einen Schilling, was offenbar zu viel war, denn sein Gesicht verklärte sich zu einem Raffzahnlächeln, und er trat sofort zur Seite, so daß ich ins Boot steigen konnte.

»Willkommen an Bord«, sagte Terence. »Das erste Stück ist etwas schwierig zu navigieren. Zu Beginn ruderst du, und ich steuere.«

Ich nickte und setzte mich an die Ruder, sie argwöhnisch beäugend. Ich hatte in der Schule etwas gerudert, aber nur mit automatisch koordinierten Supragleitern. Diese Ruder waren aus Holz und wogen Tonnen. Und sie schienen keine Verbindung zu besitzen. Als ich versuchte, sie gleichzeitig zu bewegen, traf eines der Ruder das Wasser mit einem flachen Spritzer, und das andere erreichte nicht einmal die Wasseroberfläche.

»Entschuldigung«, sagte ich. »Ich habe seit meiner Krankheit nicht viel gerudert.«

»Kommt schon wieder«, erwiderte Terence tröstend. »Es ist wie beim Reiten.«

Beim zweiten Mal bekam ich zwar beide Ruderblätter ins Wasser, aber kaum wieder heraus. Ich zog so kräftig ich konnte, als ob ich Dachbalken in der Kathedrale von Coventry heben wollte, und daraufhin ergossen sich Wasserfontänen über alles, was sich im Boot befand.

»Idioten!« sagte Jabez in die Luft hinein. »Noch nie in einem Boot gesessen. Sie werden ersoffen sein, noch ehe sie Iffley erreicht haben, und was wird dann aus dem Boot von Jabez?«

»Hör mal, ich rudere besser am Anfang«, meinte Terence und kroch zu mir herüber, um den Platz mit mir zu tauschen. »Du machst den Steuermann.« Er nahm die Ruder, tauchte sie gekonnt zusammen ins Wasser und hob sie wieder, ohne den geringsten Spritzer zu verursachen. »Nur, bis wir dieses schwierige Stück hinter uns haben.«

Das schwierige Stück bestand aus der Brücke, hinter der ein beachtlicher Wald aus Nachen, Ruderbooten und Stechkähnen und zwei großen gelb und rot lackierten Barken auftauchte. Terence ruderte energisch an ihnen vorbei und rief mir zu, die Ruderpinne gerade zu halten, was ich versuchte, aber das Boot schien genau wie Cyril die Tendenz zu haben, sich nach links zu neigen. Trotz meiner heftigsten Anstrengungen trieben wir unaufhaltsam zur Seite und auf ein paar Weiden und eine Mauer zu.

»Steuerbord halten«, schrie Terence. »Nach Steuerbord!«

Ich hatte keine Idee, was Steuerbord bedeutete, zog aber versuchsweise an der Pinne, bis sich das Boot mehr oder weniger gerade richtete, und dann hatten wir die Boote hinter uns gelassen und sahen uns einer großen, wiesenbedeckten Fläche gegenüber.

Ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, daß ich Christ Church Meadow vor mir hatte, wenn auch nicht so, wie ich es kannte. Keine Baumaschinen, kein Gerüst, keine sich im Wind blähenden Plastikplanen. Keine Kathedrale, die sich aus Bergen roten Sandsteins, Mörtels und Dachschiefern erhob. Keine Arbeiter, die den Robotzimmerleuten Befehle eingaben. Keine Lady Schrapnell, die den Arbeitern Befehle zuschrie. Keine Demonstranten, die gegen die Zerstörung der Landschaft, der Kultur, des Stadtbildes von Oxford und der Zerstörung von Dingen im allgemeinen protestierten.

Drei Kühe wiederkäuten geruhsam ihr Futter an der Stelle, wo im einundzwanzigsten Jahrhundert der westliche Turm und der Spitzturm standen, von blauem Plastik umhüllt, und auf Lady Schrapnell und den Magistrat von Coventry warteten, daß diese sich über die Glocken einigten.

Ein Trampelpfad führte an den Kühen vorbei, auf dem in halber Höhe zwei Dekane schlenderten, die den honigfarbenen Mauern von Christ Church College zuwanderten, die Köpfe zusammengesteckt und über Philosophie oder die Gedichte von Xenophon diskutierend.

Ich fragte mich, wie es Lady Schrapnell geschafft hatte, die Zustimmung der Stadt für ihr Vorhaben zu erlangen. Im neunzehnten Jahrhundert hatte sich Oxford dreißig Jahre lang erfolgreich gegen eine einfache Straße gewehrt, die quer über Christ Church Meadow führen sollte, und später, als die Untergrundbahn nach Oxford kam, war der Aufschrei bei der bloßen Erwähnung des Wortes U-Bahnstation noch viel größer gewesen.

Doch im einundzwanzigsten Jahrhundert hatte die Physik eine Entwicklungsstufe erreicht, in der man nicht mehr forschen konnte, ohne einen atombetriebenen Feinstruktur-Oszillator dafür zu bauen. Und von den Multis floß kein Geld mehr. Die hatten vor vierzig Jahren bereits das Interesse an Zeitreisen verloren, nachdem sie gemerkt hatten, daß sie die Vergangenheit nicht einfach plündern und mißbrauchen konnten. Also kein Geld für Gebäude und auch keines für Lehrstühle oder Gehälter. Aus, Ende, Schluß. Und Lady Schrapnell war eine außerordentlich willensstarke Frau und außerordentlich reich. Und sie hatte gedroht, sonst das ganze Geld Cambridge zu stiften.