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»Nun, wenigstens ist jetzt niemand umgekommen«, sagte Terence. Er schaute besorgt auf seine Taschenuhr. »Ned, an die Leinen. Wenn wir den Professor nach Hause bringen und noch Iffley erreichen wollen, bevor der Nachmittag vorbei ist, müssen wir uns sputen.«

Gut, dachte ich. Wenn wir zur Follybrücke zurückruderten, konnte ich mir eine Entschuldigung ausdenken, warum ich nicht mit Terence nach Iffley fahren wollte — Seekrankheit oder ein Rückfall oder etwas Ähnliches — und zur Bahnstation zurückgehen. Und hoffen, daß meine Kontaktperson noch dort wartete.

»Iffley!« sagte Professor Peddick. »Genau der richtige Ort! Prima Platz, um Weißfische zu angeln! Tuttle der Kleine sagte, er hätte ungefähr eine halbe Meile hinter der Schleuse von Iffley einen zweischwänzigen Regenbogenfisch gesehen.«

»Sollten Sie nicht besser umkehren?« fragte Terence unglücklich. »Sie zögen besser die nassen Sachen aus.«

»Blödsinn. Sind beinahe schon trocken. Und diese Gelegenheit ist zu verlockend, um sie zu verpassen. Sie haben doch Angelzeug und Köder dabei, oder?«

»Aber was ist mit Professor Overforce?« fragte ich. »Wird er sich keine Sorgen um Sie machen?«

»Ha! Der ist fort, um über Völker zu schreiben und seinem Hund das Fahrradfahren beizubringen! Die Geschichte wird von Individuen bestimmt, nicht von Völkern! Lord Nelson, Katharina von Medici, Galilei!«

Terence schaute sehnsüchtig auf seine Uhr. »Wenn Sie sicher sind, daß Sie sich keine Erkältung holen«, meinte er. »Die Sache ist nämlich, daß ich um zwei Uhr eine Verabredung in Iffley habe.«

»Also, frisch voran, solange Sie noch bei Kräften sind«, sagte Professor Peddick. »›Vestigia nulla rertrorsum‹«, und Terence ergriff energisch die Ruder.

Die Weiden wurden von Büschen, dann von Gras abgelöst, und hinter einer großen Flußbiegung konnte ich einen grauen Kirchturm erkennen. Iffley.

Ich zog meine Uhr heraus und studierte die römischen Ziffern. Fünf vor II. Wenigstens Terence würde rechtzeitig zu seiner Verabredung kommen. Und ich konnte nur hoffen, daß die meine auf mich wartete.

»Halt!« sagte der Professor und erhob sich im Boot.

»Nicht doch…« Terence ließ die Ruder platschend fallen. Ich griff nach dem Professor und verfing mich in der Decke, die herunterrutschte und sich um seine Füße wickelte. Das Boot schwankte gefährlich, und Wasser floß über den Schandeckel. Cyril blinzelte trübe, erhob sich wacklig auf die Füße, und das war alles, was wir noch gebraucht hatten.

»Platz!« kommandierte ich, und Professor Peddick schaute sich verwundert um und setzte sich.

»St. Trewes, wir müssen sofort ans Ufer«, sagte er zur Böschung deutend. »Sehen Sie dort!«

Wir schauten alle hin, sogar Cyril, auf ein grasbewachsenes Feld, das übersät war von Butterblumen und Wildkarotten mit weißen Blütenstengeln.

»Das genaue Abbild des Feldes von Blindheim«,[36] sagte Professor Peddick. »Sehen Sie, da unten das Dorf Sonderheim und dahinter ist Nebelbach. Beweist haargenau meinen Standpunkt! Blinde Naturgewalt! Es war der Herzog von Marlborough, der die Sache gerettet hat! Haben Sie ein Übungsheft dabei? Und eine Angelschnur?«

»Hat das nicht bis später Zeit? Bis zum Nachmittag, nachdem wir Iffley erreicht haben?«

»Der Angriff gegen Tallard erfolgte am frühen Nachmittag, bei genau diesem Licht«, sagte Professor Peddick und zog sich die Stiefel an. »Welche Art Köder haben Sie dabei?«

»Aber wir haben keine Zeit«, protestierte Terence. »Ich habe eine Verabredung…«

»›Omnia aliena sunt, tempus tantum nostrum est‹«, zitierte Professor Peddick. »›Nichts gehört uns außer der Zeit.‹«

Ich beugte mich vor und flüsterte: »Du kannst uns hier zurücklassen, Terence, und nach deiner Verabredung treffen wir uns wieder.«

Terence Gesicht hellte sich auf. Er nickte und ruderte das Boot zur Böschung. »Dich muß ich aber mitnehmen«, sagte er. »Du mußt die Pinne bedienen. Professor Peddick, ich setze Sie hier am Ufer ab, damit Sie über die Schlacht nachdenken können, und Ned und ich rudern nach Iffley. Wir holen Sie nachher wieder ab.« Er schaute sich nach einem geeigneten Anlegeplatz um.

Es dauerte eine Ewigkeit, um eine Stelle zu finden, wo das Ufer so sanft abfiel, daß der Professor bequem hochklettern konnte, und es dauerte noch länger, das Angelzeug im Gepäck zu finden. Terence durchwühlte mit hektischem Blick auf die Uhr die Reisetasche, und ich durchsuchte die Blechkiste nach der Angelrute und einer Schachtel voller Fliegen.

»Hier ist es!« rief Terence. Er stopfte die Fliegenschachtel in die Tasche des Professors, schnappte ein Ruder und drückte das Boot damit gegen die Böschung.

»Landgang«, sagte er, erhob sich und stellte einen Fuß auf die schlammige Erde. »Ab mit Ihnen, Professor.«

Professor Peddick schaute sich verwundert um, nahm sein Barett und schickte sich an, es auf den Kopf zu setzen.

»Warten Sie!« sagte ich und rettete es. »Hast du eine Schüssel oder so etwas, Terence? Für den Gründling.«

Wir wühlten erneut, Terence in einer der Hutschachteln, ich in meinem Rucksack, fand aber nur zwei gestärkte Kragen, ein Paar schwarze Lackschuhe, die drei Nummern zu klein für mich waren und eine Zahnbürste.

Mir fiel der geschlossene Weidenkorb ein, an dem Cyril geschnüffelt hatte. Der Proviant befand sich darin, möglicherweise also auch ein Topf, um Essen zu kochen. Ich tauchte in das Durcheinander im Heck und dann unter den Sitz. Dort stand der Korb, eingepfercht unterm Bug. Ich griff danach.

»Ein Kessel!« rief Terence und hielt ihn am Henkel hoch. Er reichte ihn mir.

Ich leerte den Fisch mitsamt dem Wasser in den Kessel und gab Professor Peddick das Barett zurück. »Setzen Sie es noch nicht auf«, sagte ich. »Warten Sie, bis das Wasser verdunstet ist.«

»Ein gelehriger Schüler«, strahlte der Professor. »›Beneficiorum gratia sempiterna est.‹«

»Alles an Land, was dorthin gehört«, sagte Terence und schob den Professor, noch bevor ich den Kessel abgesetzt hatte, aus dem Boot die Böschung hoch.

»In einer Stunde sind wir zurück«, rief er, kletterte wieder ins Boot und packte die Ruder. »Vielleicht auch zwei.«

»Ich werde warten«, sagte Professor Peddick. Er stand genau an der Uferkante. »›Fidelis ad urnum.‹«

»Er wird doch nicht noch mal reinfallen?« fragte ich.

»Nein«, erwiderte Terence nicht sehr überzeugend und legte sich in die Riemen, als säße er im Achter bei den Universitätsmeisterschaften.

Wir entfernten uns rasch von Professor Peddick, der sich hinabgebeugt hatte, um durch seinen Zwicker etwas auf dem Boden zu beobachten. Dabei fiel die Schachtel mit den Fliegen aus seiner Tasche und kollerte halb die Uferböschung hinab. Er beugte sich vornüber, um danach zu greifen.

»Vielleicht sollten wir…« sagte ich, und Terence legte sich noch einmal kräftig ins Zeug, und schwupps, waren wir um die Biegung, und vor uns lag die Kirche und eine steinerne gewölbte Brücke.

»Sie sagte, sie würde an der Brücke warten«, keuchte Terence. »Siehst du sie?«

Ich beschattete die Augen mit der Hand und spähte hinüber. Eine Gestalt stand am Nordende der Brücke. Wir näherten uns rasch. Eine junge Frau, die einen weißen Sonnenschirm hielt. Und ein weißes Kleid trug.

»Ist sie da?« fragte Terence und riß an den Rudern.

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36

Gemeint ist der Ort Blindheim in Bayern, Schauplatz eines bedeutenden Sieges der Engländer im Jahre 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg. — Anm. d. Ü.