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»Mir gefällt der Gedanke nicht besonders, einen Mann teilen zu müssen«, sagte Elayne verkrampft. Das war wohl die Untertreibung ihres Lebens.

»Mir auch nicht Nur... Elayne, ich schäme mich ja, es zugeben zu müssen, aber ich werde ihn nehmen, ganz gleich, wie ich ihn bekommen kann. Nicht, daß eine von uns überhaupt eine Wahl hätte. Licht, er hat mein ganzes Leben durcheinandergebracht. Wenn ich bloß an ihn denke, dreht sich mir schon der Kopf.« Es klang, als könne sich Min nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen solle.

Elayne atmete langgezogen aus. Es war nicht Mins Schuld. War es besser, daß es Min war und nicht beispielsweise Berelain oder eine andere, die sie nicht leiden konnte? »Ta'veren«, sagte sie. »Er formt die Welt um sich herum. Wir sind Splitter in einem Wasserstrudel. Aber ich glaube mich erinnern zu können, daß du und ich und Egwene schworen, wir würden niemals einen Mann zwischen uns und unsere Freundschaft treten lassen. Irgendwie werden wir schon damit fertig, Min. Und wenn wir herausfinden, wer die dritte ist... Na ja, auch damit werden wir fertig. Irgendwie.« Eine dritte! Konnte das Berelain sein? Ach, Blut und Asche!

»Irgendwie«, sagte Min niedergeschlagen. »Inzwischen sitzen wir beide hier in einer Falle. Ich weiß, daß es eine andere gibt, ich weiß, daß ich nichts dagegen unternehmen kann, aber es war schon schwierig genug, mich an den Gedanken zu gewöhnen, daß du und... Die Frauen in Cairhien sind keineswegs alle wie Moiraine. Ich habe einst in Baerlon eine Adlige aus Cairhien kennengelernt. Verglichen mit ihr wirkte Moiraine bestenfalls wie Leane, aber manchmal sagte sie Sachen, machte Andeutungen... Und ihre Auren!

Ich glaube nicht, daß man irgendeinen Mann in der ganzen Stadt mit ihr hätte allein lassen dürfen, außer er war häßlich, lahm, oder noch besser, tot.«

Elayne schnaubte, aber sie brachte es fertig, im leichten Plauderton zu sprechen: »Mach dir darüber keine Sorgen. Wir haben eine weitere Schwester, du und ich, eine, die du noch nicht kennengelernt hast. Aviendha paßt genau auf Rand auf, und er kann keine zehn Schritte tun, ohne von einer Wache aus Töchtern des Speers begleitet zu werden.« Eine Frau aus Cairhien? Berelain hatte sie wenigstens schon kennengelernt und wußte einiges von ihr. Nein, sie würde sich nicht wie ein hirnloser Backfisch den Kopf zerbrechen. Eine erwachsene Frau stellte sich der Welt, wie sie wirklich war, und machte das Beste daraus. Wer konnte es nur sein?

Sie waren auf einen offenen Hof hinausgetreten, auf dem einige erkaltete Aschehaufen verteilt waren. Mächtige Kessel, häufig leicht eingedellt, wo man den Rost abgeschmirgelt hatte, standen an der Außenmauer, die an mehreren Stellen eingestürzt war, wohl durch den Druck der Bäume, die in den Lücken wuchsen. Trotz der tiefer werdenden Schatten im Hof standen immer noch zwei Kessel auf ihren Feuern, während drei Novizinnen mit schweißnassen Haaren und hochgebundenen weißen Rücken hart an Waschbrettern arbeiten mußten, die in breiten Fässern mit Seifenbrühe steckten.

Nach einem Blick auf die Hemden auf Mins Arm griff Elayne nach Saidar. »Laß mich bei denen helfen.«

Es war verboten, die Macht zu irgendwelchen ihnen zugeteilten Arbeiten zu benützen, denn man war der Meinung, körperliche Arbeit schule den Charakter, aber das hier zählte nicht dazu. Wenn sie die Hemden im Wasser schnell genug herumwirbeln ließ, gab es doch keinen Grund, nasse Hände zu bekommen. »Erzähle mir alles. Sind Siuan und Leane wirklich so verändert, wie es scheint? Wie bist du hierhergekommen? Ist Logain wirklich auch hier? Und warum wäschst du die Sachen eines Mannes? Alles!«

Min lachte. Offensichtlich war sie froh, das Thema wechseln zu können. »›Alles‹ würde eine ganze Woche brauchen. Aber ich werde mir Mühe geben. Zuerst habe ich Siuan und Leane geholfen, aus dem Kerker zu entkommen, in den Elaida sie gesteckt hatte, und dann... «

Elayne gab sich gebührend erstaunt und wob derweil Stränge aus Luft, um die Kessel mit kochendem Wasser von den Feuern zu heben. Sie bemerkte die ungläubigen Blicke der Novizinnen kaum. Sie war mittlerweile an ihre eigene Kraft gewöhnt, und es kam ihr nur selten in den Sinn, daß sie gedankenlos Dinge vollbrachte, die viele vollwertige Aes Sedai nie leisten konnten. Wer war die dritte Frau? Aviendha sollte auf jeden Fall sehr gut auf ihn achtgeben!

51

Botschaften

Ein dünner blauer Rauchfaden erhob sich aus Rands schmuckloser, kurzstieliger Pfeife, die er zwischen die Zähne geklemmt hatte. Mit einer Hand stützte er sich auf die Steinumfassung des Balkons, und so blickte er versonnen in den Garten hinunter. Die scharf umrissenen Schatten wurden bereits länger, und die Sonne sank wie ein roter Ball vor einem wolkenlosen Himmel. Zehn Tage in Cairhien, und dies schien ihm der erste Augenblick der Ruhe, außer, wenn er schlief. Selande stand dicht bei ihm. Ihr bleiches Gesicht hatte sie zu ihm erhoben. Sie wollte den Garten nicht sehen, sondern nur ihn. Ihr Haar war wohl nicht so kunstvoll aufgetürmt wie bei Frauen höheren Ranges, ließ sie aber doch einen halben Fuß größer erscheinen. Er bemühte sich, sie nicht zu beachten, aber es war schwierig, eine Frau zu ignorieren, die ständig ihren festen Busen an seinen Arm drückte. Die Beratung war ihm einfach zu lang geworden, und er hatte eine kleine Pause einlegen wollen. Ihm war allerdings klar geworden, daß er damit einen Fehler begangen hatte, als ihm Selande hinaus gefolgt war.

»Ich kenne ein geschütztes Plätzchen«, sagte sie leise, »wo man dieser Hitze entkommen kann. Einen vor Blicken verborgenen Teich, an dem uns nichts stören würde,« Durch die rechteckige Türöffnung hinter ihnen drangen die Klänge von Asmodeans Harfe. Er spielte etwas Leichtes, das kühl klang.

Rand paffte ein wenig stärker. Die Hitze. Sie war nichts, verglich man sie mit der in der Wüste, doch...

Der Herbst sollte längst gekommen sein, und dennoch war es ein Nachmittag wie im Hochsommer. In einem regenlosen Sommer. Männer in Hemdsärmeln gössen unten im Garten die Pflanzen mit großen Gießkannen. Sie erledigten das erst spät am Nachmittag, damit nicht gleich alles verdunstete, aber trotzdem sah man zuviel Braun, zu viele abgestorbene oder absterbende Pflanzen. Dieses Wetter konnte nicht mehr natürlich sein. Die sengende Sonne verspottete ihn. Moiraine und Asmodean waren der gleichen Meinung, aber sie wußten genausowenig wie er, was dagegen zu unternehmen wäre. Sammael. In bezug auf Sammael konnte er etwas unternehmen.

»Kühles Wasser«, murmelte Selande, »und Ihr mit mir allein.« Sie preßte sich enger an ihn, obwohl er das kaum noch für möglich gehalten hätte.

Er fragte sich, wann wohl die nächste Herausforderung kommen würde. Aber was Sammael auch anstellte, er würde nicht wütend drauflospreschen. Sobald er seine gezielten Vorbereitungen in Tear abgeschlossen hatte, würde er den Blitz loslassen. Einmal richtig zuschlagen, um Sammael ein Ende zu bereiten und gleichzeitig Illian für sich zu gewinnen. Mit Illian, Tear und Cairhien in der Tasche und dazu einem Aielheer, das mächtig genug war, um jedes Land innerhalb von Wochen zu überrennen, könnte er...

»Würdet Ihr nicht auch gern schwimmen? Ich schwimme nicht sehr gut, aber sicherlich würdet Ihr es mir beibringen.«

Rand seufzte. Einen Augenblick lang wünschte er sich, Aviendha wäre hier. Nein. Das Letzte, was er wollte, war eine über und über verkratzte Selande, die mit halb zerfetzter Kleidung schreiend davonrannte.

Er beschattete seine Augen, blickte auf sie hinab und sagte ruhig, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen: »Ich kann die Macht benützen.« Sie blinzelte und zog sich etwas zurück, ohne einen Muskel zu bewegen. Sie verstanden niemals, wieso er damit anfing. Für sie war es etwas, das man überging oder wenn möglich ganz ignorierte. »Man sagt, ich werde dem Wahnsinn verfallen. Ich bin aber noch nicht verrückt. Noch nicht.« Er lachte leise tief aus dem Brustkorb heraus, brach dann aber mit einemmal ab und machte eine nichtssagende Miene. »Euch das Schwimmen beibringen? Ich kann Euch mit Hilfe der Macht einfach oben an der Wasseroberfläche halten. Saidin ist aber befleckt, hat einen Makel, wißt Ihr? Die Berührung des Dunklen Königs. Allerdings werdet Ihr das nicht spüren. Es würde Euch umgeben, und trotzdem würdet Ihr nichts davon merken.« Er lachte erneut. Die Andeutung eines Keuchens lag mit darin. Sie hatte die dunklen Augen so weit wie nur möglich aufgerissen, und ihr Lächeln wirkte angeekelt und erstarrt. »Später einmal. Ich will allein sein und nachdenken...« Er bückte sich, als wolle er sie küssen, und sie knickste so plötzlich mit einem erschreckten Quieken, daß er beinahe geglaubt hätte, ihre Beine versagten.