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»Die Bande der Roten Hand«, murmelte Moiraine. »Shen an Calhar. Das war allerdings eine legendäre Gruppe von Helden, obwohl ihre Mitglieder oftmals wechselten, denn der Krieg, in dem sie kämpften, dauerte mehr als dreihundert Jahre. Man sagt, sie seien die letzten gewesen, die den Trollocs noch widerstanden, und sie hätten Aemon selbst beschützt, als Manetheren starb. Der Legende nach sprang eine Quelle aus dem Boden, dort, wo die letzten von ihnen fielen, und bewahrte so ihr Andenken, aber ich glaube eher, daß die Quelle schon vorher da war.«

»Davon weiß ich nichts.« Mat berührte das Medaillon mit dem Fuchskopf, und seine Stimme wurde kräftiger. »Irgendein Narr hat den Namen aufgeschnappt, und seither benützen sie ihn alle.«

Moiraine warf dem Medaillon einen beiläufigen Blick zu. Der kleine blaue Edelstein, der auf ihrer Stirn hing, schien das Licht aufzufangen und zu glühen, wenn auch die Winkel nicht stimmen konnten, in denen das Licht gebrochen wurde. »Wie es scheint, seid Ihr sehr tapfer, Mat.« Sie sagte das ohne jede Betonung, und in der darauffolgenden Stille verhärtete sich sein Gesicht. »Es war sehr mutig«, fuhr sie schließlich fort, »die Shen an Calhar über den Alguenya nach Süden gegen die Andoraner zu führen. Sogar noch mutiger, denn den Gerüchten nach seid Ihr allein vorausgeritten, den Weg zu erkunden, und Talmanes und Nalesean mußten einen harten Ritt liefern, um Euch einzuholen.« Egwene schnaubte laut im Hintergrund. »Nicht unbedingt klug gehandelt für einen jungen Lord, der seine Männer anführt.«

Mat schürzte die Lippen. »Ich bin kein Lord. Ich habe denn doch zuviel Selbstachtung dafür.«

»Aber sehr mutig«, sagte Moiraine versonnen, als habe er nichts gesagt. »Die Proviantwagen der Andoraner verbrannt, ihre Vorposten vernichtet. Und drei Schlachten. Drei Schlachten und drei Siege. Und mit geringen Verlusten, was die eigenen Männer angeht, obwohl der Gegner in der Überzahl war.« Als sie nach einem Riß im Schulterstück seines Rocks tastete, sank er im Sessel zurück, soweit er nur konnte. »Werdet Ihr ins dichteste Schlachtengewühl hineingezogen oder lockt Ihr die Schlachten an? Ich bin fast schon überrascht, daß Ihr zurückgekommen seid. Geht man den Berichten nach, hättet Ihr die Andoraner glatt über den Erinin zurücktreiben können, wärt Ihr dort geblieben.«

»Haltet Ihr das für lustig?« fauchte Mat. »Wenn Ihr etwas sagen wollt, dann heraus damit. Ihr könnt die Katze spielen, solange Ihr wollt, aber ich bin keine Maus.« Einen Moment lang huschte sein Blick zu Egwene und Aviendha hinüber, die mit verschränkten Armen zusahen, und wieder tastete er nach dem silbernen Fuchskopf. Er fragte sich wohl gerade, wenn es schon den Strang der Macht einer Frau von ihm abgehalten hatte, würde es dann auch dreien widerstehen?

Rand sah nur zu. Er beobachtete, wie sein Freund weichgeklopft wurde, damit er mit ihm tun konnte, was er zu tun vorhatte. Gibt es für mich noch etwas anderes als die Notwendigkeit? Ein kurzer Gedanke nur, aufblitzend und gleich wieder verschwunden. Er würde tun, was sein mußte.

Die Stimme der Aes Sedai überzog sich mit Rauhreif, als sie beinahe wie ein Echo Rands Gedanken aussprach: »Wir tun alle, was wir tun müssen, wie es das Muster vorschreibt. Für einige bedeutet das weniger Freiheit als für andere. Es spielt keine Rolle, ob wir uns dafür entscheiden oder ob wir einfach dafür ausgewählt werden. Was sein muß, muß sein.«

Mat blickte keineswegs drein, als sei er weichgeklopft. Mißtrauisch, ja, und ganz sicher zornig, aber keineswegs weich. Er glich einem Kater, der von drei Hunden in eine Ecke getrieben worden war. Ein Kater, der sein Leben teuer verkaufen würde. Er schien ganz vergessen zu haben, daß sich außer ihm selbst und den Frauen noch jemand im Raum befand. »Ihr schubst einen Mann immer so lange herum, bis Ihr ihn habt, wo Ihr ihn haben wollt, ja? Versetzt ihm einen Tritt, wenn er sich nicht am Nasenring führen läßt. Blut und blutige Asche! Schau mich nicht so böse an, Egwene. Ich spreche, wie es mir paßt. Seng mich! Alles, was jetzt noch fehlt, ist Nynaeve, die sich den Zopf aus der Kopfhaut reißt, und Elayne mit ihrem hochnäsigen Blick. Was bin ich froh, daß sie nicht hier ist und alles mit anhört, was ich zu berichten habe, aber hättet Ihr auch noch Nynaeve dabei, würde ich mich trotzdem nicht... «

»Was gibt es zu berichten?« fragte Rand scharf. »Etwas, das Elayne nicht hören sollte?«

Mat blickte zu Moiraine auf. »Wollt Ihr damit sagen, es gäbe noch etwas, das Ihr nicht herausgefunden habt?«

»Was ist geschehen, Mat«, fragte Rand ungeduldig.

»Morgase ist tot.«

Egwene schnappte nach Luft hob beide Hände vor den Mund und riß die Augen auf. Moiraine flüsterte etwas, das wie ein Gebet klang. Asmodeans Finger an der Harfe verloren den Takt jedoch nicht.

Rand hatte das Gefühl, jemand habe ihm den Magen aus dem Leib gerissen. Elayne, vergib mir. Und ein schwaches Echo, mit einer Änderung, Ilyena, vergib mir. »Bist du sicher?«

»So sicher man eben sein kann, wenn man die Leiche nicht gesehen hat. Wie es scheint, wurde Gaebril zum König von Andor ausgerufen. Und auch von Cairhien übrigens! Angeblich hat Morgase dafür gesorgt. So etwas wie, ›die Zeit verlangt nach einem starken Mann‹ oder so ähnlich. Als könne jemand noch stärker sein als Morgase selbst. Nur, daß diese Andoraner im Süden Gerüchte vernommen haben, sie sei bereits wochenlang nicht mehr gesehen worden. Mehr als nur Gerüchte. Und nun sage mir, worauf das hinausläuft. Andor hatte noch nie einen König, und nun hat es einen, und die Königin ist verschwunden. Gaebril ist derjenige, der Elayne töten lassen wollte. Ich habe versucht, es ihr zu sagen, aber du weißt ja, daß sie immer alles besser weiß als ein Bauer aus der tiefsten Provinz. Ich glaube nicht, daß er auch nur im Geringsten davor zurückschrecken würde, einer Königin die Kehle durchzuschneiden.«

Rand wurde bewußt, daß er auf einem der Sessel Mat gegenüber saß, obgleich er sich nicht daran erinnerte, sich dorthin gesetzt zu haben. Aviendha legte ihm eine Hand auf die Schulter. In ihren Augen lag Mitgefühl. »Es geht mir gut«, sagte er kurz angebunden. »Du brauchst Somara nicht her einschicken.« Sie errötete, doch er bemerkte es kaum.

Elayne würde ihm niemals vergeben. Er hatte davon gewußt, daß Rahvin — Gaebril — Morgase gefangenhielt, aber er hatte das ignoriert, weil der Verlorene vermutlich von ihm erwartete, er werde ihr helfen. Er war seinen eigenen Weg gegangen, hatte getan, was sie nicht erwarteten. Und es hatte darin geendet, daß er Couladin jagen mußte, anstatt seinen eigenen Pläne nachzugehen. Er hatte Bescheid gewußt und seine Aufmerksamkeit auf Sammael konzentriert. Weil ihn der Mann herausforderte. Morgase konnte warten, bis er Sammaels Falle zerschmettert hatte und mit ihr Sammael selbst. Und deshalb war Morgase tot. Elaynes Mutter war tot.

Elayne würde ihn bis an ihr Totenbett verfluchen.

»Ich sage dir eines«, fuhr Mat fort. »Es befinden sich eine Menge Gefolgsleute der Königin dort unten. Sie sind sich keineswegs sicher, ob sie für einen König kämpfen sollen. Suche du Elayne. Die Hälfte von ihnen wird sich dir anschließen, wenn du Elayne auf den...«

»Halt den Mund!« schrie Rand ihn an. Er bebte derart vor Zorn, daß Egwene zurücktrat und selbst Moiraine ihn mißtrauisch anblickte. Aviendhas Griff an seiner Schulter wurde fester, doch er schüttelte beim Aufstehen ihre Hand ab. Morgase tot, weil er nichts unternommen hatte. Seine eigene Hand hatte diesen Dolch geführt, zusammen mit der Rahvins. Elayne. »Sie wird gerächt werden. Rahvin, Mat. Nicht Gaebril. Rahvin. Ich werde ihn an den Haaren zum Henker schleifen, und wenn ich nichts anderes mehr in meinem Leben fertigbringe!«