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»Gwen brach schon vor Jahren alle Banden zwischen uns«, hielt Dirk ihm entgegen. »Aber als sie mich brauchte, bin ich gekommen. Gut, es stellte sich heraus, daß sie mich nicht wirklich brauchte, und die Gründe für mein Kommen waren zu einem großen Teil egoistischer Natur. Aber ich bin gekommen. Das können Sie mir nicht nehmen, Garse. Ich habe mein Versprechen gehalten.« Er machte eine Pause. »Und ich würde nicht erlauben, daß sie jemand jagt, wenn ich das verhindern kann. Mir scheint, zwischen uns bestand ein viel stärkerer Bund als euer kavalarisches Eisen-und-Feuer.«

»Sie können sagen, was Sie wollen, t’Larien. Sie ändern damit nichts. Allein der Gedanke, Sie hielten Versprechen, reizt mich zum Lachen. Was ist denn aus Ihren Versprechungen Jaan und mir gegenüber geworden?« i »Ich habe sie gebrochen«, sagte Dirk schnell.

»Das weiß ich wohl. Also stehen wir beide gleich, Garse.« »Ich habe niemanden verraten.«

»Sie lassen die Leute im Stich, die Ihnen am nächsten standen. Gwen, die Ihre cro-betheyn war, die mit Ihnen schlief, Sie liebte und gleichzeitig haßte. Und Jaan, Ihren prächtigen teyn.«

»Ich habe sie nie verraten«, sagte Janacek aufgebracht.

»Von dem Tag an, als sie zu uns stieß, verriet Gwen mich und das Jade-und-Silber, das sie trug. Und Jaan, in der Art, wie er Myrik tötete, hat alles Achtbare hinter sich gelassen. Er hat mich und die Pflichten, die mit Eisen-und-Feuer verbunden sind, einfach ignoriert. Ich schulde keinem der beiden etwas.«

»Oh nein, Sie nicht.« Unter dem Hemd fühlte Dirk das harte Flüsterjuwel auf seiner Haut. Es durchflutete ihn mit Worten und Erinnerungen, mit dem Geist des Mannes, der er einst gewesen war. Er wurde sehr wütend.

»Und das besagt schon alles, nicht wahr? Sie schulden ihnen nichts, wen kümmert es also? All eure verdammten Kavalarbünde bestehen im Endeffekt nur aus Schuld und Verpflichtung. Traditionen, alte Festhaltweisheiten wie der Duellkodex und die Spottmenschenjagd. Folge ihnen einfach, denke nur nicht darüber nach. Mit einer Sache hatte Ruark recht — keiner von euch kennt ein Gefühl wie Liebe. Außer Jaan vielleicht, und bei ihm bin ich mir auch nicht ganz sicher. Was zum Teufel wäre geschehen, wenn Gwen seinen Armreif nicht mehr getragen hätte?«

»Dasselbe!«

»Wirklich? Und was ist mit Ihnen? Haben Sie Myrik gefordert, nur weil er Gwen verletzt hat? Oder war der Grund ein anderer? Vielleicht, weil er Ihr Jade-und-Silber beschädigte?« schnauzte Dirk. »Möglicherweise hätte Jaan genauso gehandelt, nicht aber Sie, Janacek. Sie sind ein Kavalare wie Lorimaar einer ist, so förmlich wie Chell oder Bretan. Jaan wollte sein Volk aus den Niederungen herausführen, aber ich glaube, Sie waren nur zufällig dabei und kümmerten sich wenig um seine Absichten, die Sie ohnehin nicht guthießen.« Er zerrte Janaceks Laser aus dem Gürtel und warf ihn mit der freien Hand durch das Zimmer. »Hier«, rief er und senkte sein Gewehr. »Jagen Sie weiterhin Spottmenschen!«

Janacek war verblüfft. Mit einer Reflexbewegung fing er die Waffe aus der Luft. Dann wog er sie plump in der Hand und sagte mit finsterer Miene: »Ich könnte Sie jetzt töten, t’Larien.«

»Tun Sie es, oder lassen Sie es bleiben«, sagte Dirk.

»Darauf kommt es nun nicht mehr an. Wenn Sie Jaan jemals wirklich geliebt hätten …« »Ich liebe Jaan nicht«, fauchte Janacek mit hochrotem Gesicht. »Er ist mein teyn

Dirk ließ die Worte des Kavalaren eine Weile im Zimmer schweben. Gedankenvoll kratzte er sich am Kinn. »Ist?« fragte er dann. »Sie meinen doch wohl, Jaan war ihr teyn

Die Röte in Janaceks Gesicht verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Unter seinem Bart zuckte ein Mundwinkel auf eine Weise, die Dirk an Bretan erinnerte. Halb beschämt und beinahe verstohlen wanderte sein Blick über den schweren Eisenarmreif, der den blutverkrusteten Unterarm umspannte.

»Es gelang ihnen nicht, alle Glühsteine herauszubrechen, oder?« sagte Dirk einlenkend.

»Nein«, gab Janacek zu. Seine Stimme klang seltsam weich. »Nein, ich schaffte es nicht. Was natürlich nicht viel besagen will. Das gegenständliche Eisen zählt nicht mehr, wenn das andere Eisen nicht mehr ist.« »Es ist aber noch nicht verschwunden, Garse«, sagte Dirk. »Als wir zusammen in Kryne Lamiya waren, hat Jaan von Ihnen gesprochen. Daher weiß ich es. Vielleicht fühlt er sich auch mit Gwen durch Eisen verbunden, und vielleicht ist das falsch. Fragen Sie nicht mich. Alles, was ich weiß ist, daß für Jaan das andere Eisen noch existiert. Er trug seinen Eisen-und-Feuer-Armreif in Kryne Lamiya. Ich kann mir vorstellen, daß er ihn auch tragen wird, wenn ihn die Braithhunde zu Tode hetzen.«

Janacek schüttelte den Kopf. »T’Larien«, sagte er, »Ihre Mutter stammt von Kimdiss, darauf könnte ich schwören.

Dennoch kann ich Ihnen nicht widerstehen. Sie manipulieren zu gut.«

Er grinste, und es war wieder das alte Grinsen, das er an jenem Morgen zur Schau stellte, als er den Laser auf Dirk richtete und fragte, ob ihn das beunruhige. »Jaan Vikary ist mein teyn«, sagte er. »Was meinen Sie, was ich tun soll?«

Janaceks Bekehrung war langsam vor sich gegangen, aber sie war gründlich. Der Kavalare nahm die Sache sofort in die Hand. Dirk schlug vor, auf der Stelle aufzubrechen und alles weitere unterwegs zu beschließen, aber Janacek bestand darauf, sich zu duschen und umzuziehen. »Falls Jaan noch lebt, wird er bis zum Tagesanbruch in Sicherheit sein. Nachts sehen die Hunde nicht gut, und die Braiths werden nicht darauf erpicht sein, in einem dunklen Würgerwald umherzuirren. Nein, t’Larien, sie werden kampieren und abwarten. Ein einzelner Mann zu Fuß kann nicht weit kommen. Und so haben wir die Zeit, ihnen als echte Eisenjades gegenüberzutreten.«

Als sie zum Aufbruch bereit waren, sah man Janacek die hinter ihm liegenden Ausschweifungen nicht mehr an. Er hatte den Bart gesäubert und zurechtgestutzt, das dunkelrote Haar sorgfältig nach hinten gekämmt, und in seinem pelzbesetzten Anzug aus Chamäleonstoff sah er schlank und untadelig aus. Nur sein rechter Arm — gewaschen und vorsichtig bandagiert, aber dennoch auffällig — sprach gegen ihn. Allerdings schienen ihn die Schnittwunden in keiner Weise beeinträchtigt zu haben, es sah elegant und gekonnt aus, wie er seinen Laser in Anschlag brachte, ihn untersuchte und ins Halfter zurückgleiten ließ. Zusätzlich zu der Pistole trug Janacek noch ein langes zweischneidiges Messer und ein Gewehr wie Dirk. Als er es in die Hand nahm, grinste er fröhlich.

Während der Wartezeit hatte sich Dirk gewaschen und rasiert und dann die Gelegenheit wahrgenommen, sich zum erstenmal seit Tagen ein herzhaftes Mahl zu gönnen.

Als sie zum Dach hinaufstiegen, fühlte er sich voller Energie.

Im Inneren von Janaceks riesigem Gleiter war nicht viel mehr Platz als in der winzigen herrenlosen Maschine, mit der Dirk von Kryne Lamiya hierhergeflogen war, obgleich Janaceks Gefährt vier schmale Sitze statt zwei aufwies. »Die Panzerung«, bemerkte Garse, als ihn Dirk auf den begrenzten Innenraum ansprach. Er schnallte Dirk in einem harten, unkomfortablen Sitz fest, der durch eine Art Kampfverkleidung nochmals geschützt war, verfuhr selbst auf ähnliche Weise und hob den Gleiter ab.

Die Kabine war schwach beleuchtet und rundum geschlossen. Wohin man sah, befanden sich Apparaturen und Instrumente, sogar über den Türen. Dafür gab es keine Fenster. Vor dem Piloten vermittelten acht kleine Sichtschirme acht verschiedene Ansichten der Außenwelt. Das Dekor war schlicht: unverzierte, unlackierte Hartlegierung. »Dieses Fahrzeug ist älter als wir beide zusammen«, sagte Janacek beim Aufsteigen. Er schien ein Gespräch zu wünschen und war auf seine rauhe Art freundlich. »Und es hat mehr Welten gesehen als Sie. Seine Geschichte ist faszinierend. Dieses Modell hier wurde vor etwa vierhundert Standardjahren von den Weisheiten auf Dam Tullian gebaut und in deren Kriegen gegen Erikan und Strolchs Hoffnung eingesetzt. Nach etwa einem Jahrhundert wurde es beschädigt und zurückgelassen. Die Erikaner bauten es in Friedenszeiten um und verkauften es an die Stahlengel auf Bastion.