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Er sah den Fetten Satan über dem Wald hängen. Die blutigrote Scheibe wurde von blauschwarzen Ästen halb verdeckt. Neben ihm strahlte eine einzelne gelbe Sonne sehr hell, ein kleiner Funken am Firmament. Er blinzelte ihnen zu. Sie waren alte Freunde.

Der Lärm der Braithhunde brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Zehn Meter vor ihm brachen die Jäger durch das Unterholz. Nicht so nah, wie er sie erwartet hatte. Natürlich waren sie den Würgern ausgewichen, dachte er, anstatt sich einen Weg durch das Dickicht zu bahnen. Pyr Braith war fast unsichtbar — blauschwarz gekleidet hob er sich kaum von dem Baum ab, vor dem er stand —, aber Dirk sah seine Bewegungen, den Stock, den er in der einen und die silberglänzende Klinge, die er in der anderen Hand über seinem Kopf hielt. Sein teyn war ihm einige Schritte voraus. An kurzen Ketten hielt er zwei Hunde, die wie wahnsinnig bellten und ihn dermaßen nach vorn zogen, daß er in einen Trabschritt verfiel. Ein dritter Hund rannte frei neben ihm her und begann sofort auf den abgestürzten Gleiter loszujagen, als sie die Büsche hinter sich hatten.

Zwischen verkohlten Sitzen und zerschmetterten Armaturen lag Dirk auf dem Bauch im Wrack. Plötzlich kam ihm alles unendlich lustig vor. Pyr ließ die Silberklinge über seinem Kopf kreisen und rannte ebenfalls los, er war sich sicher, endlich seine Beute gefunden zu haben. Er hatte keinen Laser. Aber Dirk besaß einen. Dirk kicherte ausgelassen, hob das Gewehr und zielte bedächtig.

Als er den Abzug durchzog, kam seine Erinnerung zurück, schnell und stechend, wie der Lichtstrahl, der aus seinem Laser blitzte. Janacek, es war noch nicht lange her, mit ernstem Gesicht, die Achseln zuckend: Ihr Leben kann davon abhängen, wie schnell und in welche Richtung Sie laufen, und ob Sie mit Ihrem Gewehr im entscheidenden Augenblick treffen, hatte er gesagt. Und Dirk hatte hinzugefügt: Und ob ich töten kann. Es war ihm so schrecklich wichtig erschienen, das Töten, viel wichtiger, als nur zu rennen.

Er kicherte wieder. Das Rennen war ihm sehr schwergefallen. Das Töten mutete dagegen äußerst leicht an — er brauchte nur abzudrücken. Die gleißendhelle Lichtlanze hing eine lange Sekunde in der Luft und spießte Pyr auf. Sie traf ihn mitten in den Leib, als er auf die Absturzstelle zulief. Der Braith stolperte und fiel auf die Knie. Einen Augenblick lang hing sein Unterkiefer auf absurde Weise herunter, dann fiel er aufs Gesicht und war Dirks Blicken entschwunden. Nur noch die lange Silberklinge war zu sehen, wie sie im aufgewühlten Boden steckte und im starken Wind langsam hin und her schaukelte.

Pyrs schwarzhaariger Kumpan ließ die Ketten los und erstarrte, als sein teyn zu Boden ging. Dirk schwenkte den Laser leicht herum und drückte ab, aber nichts geschah, die fünfzehn Sekunden dauernde Aufladephase war noch nicht beendet. Das machte aus der Jagd einen Sport, erinnerte er sich. Wenn man verfehlte, hatte das Wild eine gute Chance, sich aus dem Staub machen zu können. Er ertappte sich erneut beim Kichern. Der Jäger erwachte aus seiner Erstarrung, warf sich auf den Boden und rollte sich in die lange Furche, die von der Gleiterschwinge gepflügt worden war. »Jetzt liegt er im Schützengraben und sucht nach seinem Laser«, dachte Dirk, »aber er wird ihn nicht finden.« Die Hunde umlagerten den Gleiter und bellten, wann immer er seine Position veränderte oder den Kopf hob. Keiner von ihnen kam herein, um ihn zur Strecke zu bringen. Das war die Aufgabe des Jägers. Dirk zielte lange und schoß dem nächsten durch die Kehle. Er fiel wie ein nasser Sack zu Boden, und die beiden anderen wichen zurück. Dirk rappelte sich auf die Knie und kroch aus seinem Versteck hervor. Er versuchte, sich aufzurichten, indem er sich an dem verbogenen Flügel hochzog. Die Welt drehte sich im Kreise. Durch seine Beine zuckte stechender Schmerz, die Füße spürte er überhaupt nicht mehr. Aber irgendwie hielt er sich aufrecht.

Ein Ruf ertönte, etwas auf altkavalarisch, Dirk kannte das Wort nicht. Fauchend griffen die riesigen Hunde direkt nacheinander an, ihre Schnauzen hingen weit offen und trieften. Aus den Augenwinkeln heraus sah Dirk, wie sich der Jäger keine drei Meter von ihm entfernt aufrichtete. Sein Messer hatte er schon gezogen. Einer seiner langen, dünnen Arme vollführte damit eine Art Kreisbewegung, und dann schepperte es gegen den Gleiterflügel, an dem Dirk lehnte. Im selben Moment hatte sich der Mann herumgeworfen und rannte davon.

Der erste Hund war heran und flog durch die Luft. Dirk ließ sich fallen und riß die Waffe hoch. Die Zähne schnappten zu, verfehlten ihn, aber der Körper des Tieres traf ihn mit ungeheurer Wucht, wirbelte ihn herum, und dann war er im Staub über ihm. Irgendwie fand er den Abzug. Ein kurzer Lichtblitz, nasses, brennendes Haar und ein jämmerliches Gewimmer. Der Hund biß wieder zu, diesmal schwach, sein eigenes Blut hervorwürgend.

Dirk rollte sich unter dem Kadaver hinweg und kam auf die Beine. Der Braith hatte Pyrs Körper erreicht und hob die lange, silbern schimmernde Klinge. Der andere Hund war mit seiner Kette an einer Metallzacke des Gleiters hängengeblieben. Als Dirk sich erhob, kläffte er und zerrte wie verrückt an der Kette. Das Gleiterwrack zitterte zwar ein wenig, aber das Tier blieb gefangen.

Der schwarzhaarige Jäger holte mit der Silberklinge aus. Dirk zielte und feuerte. Der Strahl brannte ein Loch in die Luft, aber eine Sekunde war lang, und Dirk schwenkte das Gewehr scharf nach rechts, von rechts nach links, von links nach rechts.

Der Mann fiel, als er seine Waffe losließ. Die Klinge segelte einige Meter weit, prallte von dem verbogenen Flügel ab und blieb im Boden stecken, wo sie noch eine Weile hin und her schwang. Dirk schwenkte noch immer seinen Laser, links, rechts, links, rechts, links, rechts, lange nachdem der Jäger gefallen und der Strahl erloschen war. Schließlich hatte sich der Laser aufgeladen und spie eine weitere Feuerbahn aus, die eine Reihe von Würgern in Brand setzte. Verblüfft und erschrocken ließ Dirk den Abzug los und warf die Waffe zu Boden. Der Hund knurrte und ruckte wie wild an seiner Kette. Dirk starrte ihn mit offenem Mund an, als könnte er nichts begreifen. Dann kicherte er. Er ließ sich auf die Knie sinken, griff nach seinem Laser und kroch auf die Kavalaren zu. Er brauchte schrecklich lange.

Seine Füße schmerzten. Sein Arm tat ebenfalls weh. Die Bißwunde brannte wie Feuer. Endlich war der Hund still.

Das hieß aber noch lange nicht, daß Ruhe herrschte. Dirk hörte ein konstantes tiefes Wimmern.

Durch Schmutz und Asche, über die verbrannten Würgerstämme hinweg, wälzte er sich auf die Stelle zu, wo die Kavalaren gefallen waren. Sie lagen Seite an Seite. Der Hagere — dessen Namen er nie erfahren hatte —, der ihn mit seinem Messer, den Hunden und der Wurfklinge hatte töten wollen, lag ganz ruhig, und sein Mund war voller Blut. Pyr, der auf dem Bauch lag, war die Quelle des Wimmerns. Dirk kniete sich neben ihn hin und drehte den Körper des Mannes mit großer Anstrengung auf den Rücken. Das Gesicht war mit Asche und Blut beschmiert, beim Sturz hatte er sich das Nasenbein gebrochen. Ein dünner Blutfaden rann aus einem Nasenloch und zog eine leuchtendrote Spur über die rußverschmierte Wange. Sein Gesicht wirkte sehr alt. Er wimmerte unaufhörlich und schien Dirk überhaupt nicht zu bemerken. Seine Hände krampften sich über dem Magen zusammen. Dirk starrte ihn lange Zeit an. Er berührte eine seiner Hände — sie war seltsam weich und klein und, abgesehen von einer schwarzen Schnittwunde, die quer über die Handfläche verlief, ganz sauber, beinahe wie die Hand eines Kindes. Sie wollte ganz und gar nicht zu einem so alten, kahlen Kopf passen. Er hob sie weg, wiederholte das gleiche mit der anderen Hand und sah auf das Loch, das er in Pyrs Leib gebrannt hatte.

Es war ganz klein — und der Körper so groß. Wie konnte es ihm nur solche Schmerzen bereiten? Es war auch kein Blut zu sehen, nur das aus der Nase. Das war ziemlich lustig, fand Dirk und wollte wieder kichern, aber es gelang ihm nicht. Dann öffnete Pyr den Mund, und Dirk fragte sich, ob der Mann ihm etwas sagen wollte, einige letzte Worte, die Bitte um Vergebung. Aber der Braith gab nur einen dumpfen, würgenden Laut von sich und fuhr dann fort zu wimmern.