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Hungrig fielen sie über die Dämonenarmee her und fraßen nacheinander alle Dämonen auf. Nur Kay und Roland ließen sie am Leben. Später dann, als diese teyn-und-teyn ihre Frauenhöhle gründeten und den ersten Eisenjade-Festhalt ins Leben riefen, wurde der Banshee ihr Brudertier und Siegelsymbol. Kein Eisenjade hat seither einen Banshee getötet. In der Legende heißt es, wann immer ein Mensch von Eisenjade in Lebensgefahr schwebt, wird ein Banshee auftauchen, um ihn zu schützen und zu leiten.«

»Eine hübsche Geschichte«, meinte Dirk.

»Es ist mehr als nur eine Geschichte«, sagte Janacek.

»Zwischen Eisenjade und den Banshees besteht ein enger Bund, t’Larien. Vielleicht ist diese Bindung psionischer Natur, vielleicht beruht sie auf Gefühlen, vielleicht ist alles nur Instinkt. Ich will mich nicht rühmen, es zu wissen. Aber dennoch existiert diese Bindung.«

»Aberglaube«, bemerkte Gwen. »Du darfst Garse das wirklich nicht allzu übel nehmen. Es ist nicht seine Schuld, daß er nur wenig Bildung besitzt.«

Dirk strich Paste auf seinen Zwieback und beobachtete Janacek dabei. »Jaan erwähnte, er sei Historiker, und ich weiß, was Gwen macht«, sagte er. »Wie steht es mit Ihnen? Was machen Sie?« Die blauen Augen starrten unbeweglich. Janacek sagte nichts.

»Ich habe den Eindruck, daß Sie kein Ökologe sind«, fuhr Dirk fort.

Gwen lachte.

»Dieser Eindruck trifft bis ins Detail zu, t’Larien«, sagte Janacek. »Was machen Sie dann auf Worlorn? Und überhaupt« — damit sah er zu Jaan Vikary hinüber —, »was findet ein Historiker an einem Ort wie diesem so reizvoll?«

Vikary wog seinen Bierbecher zwischen den großen Händen und trank aus ihm gedankenvoll. »Das ist schnell gesagt«, antwortete er. »Ich bin hochleibeigener Kavalare der Eisenjadeversammlung, der durch Jade-und-Silber mit Gwen Delvano verbunden ist. Der Rat der Hochleibeigenen sandte meine betheyn nach Worlorn, daher ist es nur natürlich, daß sich mein teyn und ich ebenfalls hier aufhalten. Verstehen Sie?« »Ich glaube schon. Sie leisten also Gwen Gesellschaft?« Janacek konterte sehr aggressiv. »Wir beschützen Gwen«, sagte er mit eisiger Stimme. »Im Normalfall nur vor ihrer eigenen Torheit. Sie sollte überhaupt nicht hier sein, aber da sie es ist, müssen wir ebenfalls hier sein. Und was Ihre vorige Frage anbelangt, t’Larien, so bin ich ein Eisenjade, teyn von Jaantony Hoch-Eisenjade. Ich kann alles unternehmen, was mein Festhalt von mir verlangt: jagen oder anpflanzen, mich duellieren, Hochkrieg gegen unsere Feinde führen, Babys in den Bäuchen unserer eyn-kethi machen. Das alles kann von mir verlangt und ausgeführt werden. Was ich bin, wissen Sie schon. Ich habe Ihnen meinen Namen genannt.«

Vikary warf ihm einen Seitenblick zu und gebot ihm mit einer ruckartigen Bewegung seiner rechten Hand zu schweigen. »Sehen Sie uns als späte Touristen an«, empfahl er Dirk. »Wir studieren und wir wandern. Wir streifen ziellos durch Wälder und tote Städte, wir vertreiben uns die Zeit. Wir würden Banshees einfangen, damit sie nach Hoch-Kavalaan zurückgebracht werden können. Wir haben bisher nur keine Banshees ausmachen können.« Er stand auf und leerte dabei seinen Becher.

»Der Tag wird älter, und wir sitzen herum«, sagte er, nachdem er den Becher auf den Tisch zurückgestellt hatte. »Wenn Sie die Wildnis besuchen wollen, sollten Sie das gleich tun. Selbst mit einem Flugwagen dauert es seine Zeit, bis man die Berge überquert hat — und es ist nicht ratsam, im Dunkeln draußen zu sein.«

»Tatsächlich?« Dirk trank sein Bier aus und wischte sich mit der Hand über den Mund. Servietten schienen nicht zum Gedeck eines kavalarischen Frühstücks zu gehören.

»Banshees sind nicht die einzigen Raubtiere auf Worlorn«, sagte Vikary. »In den Wäldern gibt es Räuber und Pirschgänger von vierzehn Welten, aber sie sind noch am leichtesten zu ertragen. Die Menschen sind am schlimmsten. Worlorn ist heute eine gespenstische Welt.

Die Pflanzenzonen, wie die unfruchtbaren Landstriche des Planeten, sind voller Merkwürdigkeiten.«

»Am besten gehen Sie nicht unbewaffnet«, sagte Janacek. »Vielleicht wäre es sogar besser, wenn Jaan und ich Sie begleiten würden — nur zu Ihrer eigenen Sicherheit.«

Aber Vikary schüttelte den Kopf. »Nein, Garse. Sie müssen allein gehen und miteinander reden. So ist es besser, verstehst du? Das ist mein ausdrücklicher Wunsch.« Dann lud er sich die Arme mit Tellern voll und ging in Richtung Küche. Kurz vor der Tür hielt er inne und warf einen Blick über die Schulter. Seine Augen trafen sich kurz mit denen von Dirk.

Und Dirk erinnerte sich an die Worte, die Jaan im Morgengrauen auf dem Dach gesagt hatte: »Aber ich existiere. Denken Sie immer daran.«

»Wann hast du zuletzt deinen Fuß auf einen Himmelsflitzer gesetzt?« fragte ihn Gwen kurze Zeit später, als er sie auf dem Dach traf. Sie hatte einen einteiligen Chamäleonstoffoverall angezogen, ein mit Gürtel versehenes Kleidungsstück, das sie von Kopf bis Fuß in ein düsteres Graurot hüllte. Das Stirnband, welches ihr Haar zusammenhielt, war aus dem gleichen Stoff gefertigt.

»Das letzte Mal als Kind«, antwortete Dirk. Seine eigene Kleidung glich der ihren bis ins Detail, er hatte sie von ihr bekommen, damit sie im Wald nicht auffielen.

»Seit Avalon. Aber ich will es versuchen. Ich war früher sehr gut.«

»Na, dann los«, sagte Gwen. »Wir können weder weit noch schnell damit fliegen, aber das soll uns nicht stören.« Sie öffnete den Gepäckraum des grauen, mantaförmigen Luftwagens und entnahm ihm zwei silberglänzende Päckchen und zwei Paar Stiefel.

Auf der Schwinge des Luftwagens sitzend, zog Dirk die neuen Stiefel sofort an und schnürte sie. Gwen faltete die Flitzer auseinander, zwei weiche, handtuchdünne Metallflächen, die kaum groß genug waren, um bequem darauf stehen zu können. Als sie die Flitzer auf dem Boden ausbreitete, konnte Dirk die gitterförmig verlaufenden Drähte des Gravitationsneutralisators ausmachen, die in die Unterseite eingearbeitet waren.

Vorsichtig trat er auf einen der Flitzer. Die Metallfläche versteifte sich augenblicklich, und seine metallenen Sohlen fanden unverrückbar Halt. Gwen händigte ihm das Kontrollinstrument aus, das er sich so um das Handgelenk band, daß es in seine Handfläche hineinragte.

»Arkin und ich brauchen die Flitzer, um die Wälder zu durchstreifen«, erzählte ihm Gwen, die kniete, um sich die Stiefel zu binden. »Ein Luftwagen fliegt natürlich zehnmal so schnell, aber man findet nicht leicht eine Lichtung, die für eine Landung groß genug ist. Solange wir nicht allzuviel Ausrüstung mit uns herumschleppen oder es sehr eilig haben, sind die Flitzer für Kleinarbeit in unwegsamem Gelände genau das richtige. Garse hält sie für Kinderkram, aber …« Sie erhob sich, trat auf ihre Plattform und lächelte. »Fertig?«

»Alles klar«, sagte Dirk und strich mit dem Finger über die Silberwaffel in seiner rechten Handfläche. Ein bißchen zu stark. Der Flitzer schoß gleichzeitig nach vorn und oben und riß Dirks Füße mit sich. Da er auf diesen Schnellstart nicht vorbereitet war, überschlug er sich in der Luft und konnte von Glück sagen, daß er sich nicht den Schädel am Betondach einschlug. Wild lachend und unter seiner Plattform pendelnd, jagte er in den Himmel hinauf.

Mit einer Sicherheit, die auf lange Übung schließen ließ, folgte ihm Gwen aufrecht stehend auf ihrer Plattform in das windige Zwielicht nach. Sie ähnelte einem fremdartigen Dschinn, der auf einem silbernen Teppichrest reitete. Als sie Dirk erreichte, hatte dieser lange genug an seinen Kontrollen herumgespielt, um sich aufzurichten. Dennoch schwankte er noch ziemlich hin und her, in der verzweifelten Anstrengung, das Gleichgewicht zu halten. Im Gegensatz zu Luftwagen besaßen Flitzer keine Stabilisatoren.