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»Wein?« fragte sie und hielt den irdenen Krug hoch.

»Nein, keinen Wein«, sagte er und wandte sich wieder von ihr ab. Der Tanz war zu Ende, und Antana verbeugte sich tief. Die Umstehenden klatschten begeistert in die Hände, und einer nach dem anderen tat es der Tänzerin gleich und verbeugte sich ebenfalls.

»Sie danken der Göttin für diese schöne Darbietung, die sie uns durch Antana geschenkt hat«, erklärte Luovana.

»Entschuldigt mich.« Bruno stand auf. »Ich glaube, ich war lange genug auf diesem Fest, um Eurer Ehre zu dienen. Jetzt werde ich Euch verlassen.« Erhobenen Hauptes schritt er durch den grünen Festsaal. Er deutete ebenfalls eine kurze Verbeugung an, als er an Antana vorüberging.

»Meine Verehrung, schöne Frau, Euer Tanz hat meine dunkle Gesinnung für eine kurze Weile vertrieben«, sagte er und lächelte zum ersten Mal an diesem Abend. Schwer fiel die hölzerne Tür hinter ihm ins Schloß.

Luovana hatte Mühe ihn an der dritten Säule einzuholen.

»Wartet«, rief sie, »Ihr könnt doch nicht einfach so gehen.«

»Warum nicht? Bin ich etwa Euer Gefangener?« fragte er und warf ihr einen eisigen Blick entgegen.

Luovana schüttelte den Kopf. »Nein, Ihr seid nicht mein Gefangener.« Sie lehnte sich an die Säule. Irgend etwas an dieser Situation raubte ihr alle Kraft. Sie verstand es selber nicht. Was ging da vor? Hatte sie sich so täuschen können? War der Mann vor ihr wirklich der zärtliche Liebhaber, der ihr in der letzten Nacht alle Freuden geschenkt hatte, die ein Mann einer Frau zu geben hatte.

»Bruno, ich bitte Euch, sagt, was geschehen ist? Ihr seid so verändert.« Sie berührte seinen Arm, zog ihn aber sofort wieder zurück, als sie spürte, wie sich seine Haut unter ihren Fingern straffte.

»Nichts ist geschehen, oder vielmehr, es wird nichts mehr geschehen. Es wird Euch kein dunkler Zauber mehr gelingen, Hüterin des Feuers.« Er schaute sie finster an. Um seine Lippen herum gruben sich tiefe Falten in sein Gesicht und verliehen ihm eine tödliche Härte. »Ich habe einen Verrat begangen, für den ich den Rest meines Lebens werde büßen müssen. Vergrößert nicht meine Schmach, indem Ihr mich ständig daran erinnert.«

»Bruno?« Luovana wagte nicht mehr zu sagen.

»Ich bitte Euch nur noch um eines, Hüterin, gebt mir und meinem Waffenbruder zwei Pferde, dann werden wir Euch morgen, bei Anbruch des Tages verlassen.«

»Aber das könnt ihr nicht tun. Nicht so!« Luovana blickte den Ritter voller Verzweiflung an.

»Also bin ich doch Euer Gefangener?« Er hob verächtlich die Brauen. »Sind diese Mauern mein Verlies und der feurige Ring dort draußen der Riegel, der fortan zwischen mir und meiner Freiheit steht?«

Die Hüterin griff haltsuchend nach der Säule hinter ihr. »Ihr habt mich letzte Nacht geliebt«, flüsterte sie, als könne sie ihn damit an etwas erinnern, was ihn in ihre Arme zurückbrachte. Doch er schüttelte sich.

»Sprecht mir nicht von dieser Nacht. Nie mehr.« Seine Stimme klang heiser. »Ihr habt mich gezeichnet. Ich werde für alle Zeiten verflucht sein.«

Luovana schrie auf. Ein stechender Schmerz fuhr ihr plötzlich in die linke Brust, als risse ihr jemand ein Stück Fleisch aus dem Körper.

»Lursa«, schrie sie verzweifelt. Natürlich, die Schwester war es, die sie schwächte. Sie wollte Rache! Rache für dieses Fest und für ihre Liebe in der vergangenen Nacht. Luovana sah die Augen der anderen deutlich vor sich. Schmerzverzerrt hielt sie sich ihre Brust. »Tu es nicht, Lursa«, bat sie flüsternd. »Es ist der dunkle Zauber, er bringt uns um!«

Doch sie spürte, wie sinnlos es war. Ihre Schwester konnte sie nicht hören, und sie würde nicht davon lassen.

Wie durch grauen Nebel sah sie Brunos entsetzten Gesichtsausdruck. Dann fühlte sie, wie ihr die Sinne schwanden. Langsam glitt sie an der Säule hinab.

Jemand hatte die Glut wieder entfacht. Lursa erkannte es an dem sanften roten Feuerschein, der die ganze Höhle auszufüllen schien und, wie von Geisterhand geführt, schattenhafte Skulpturen an die Wände zeichnete. Das Atmen tat ihr weh, doch wenigstens hatte die Wunde aufgehört zu bluten. Vorsichtig hob sie den nackten Arm, unterließ es jedoch gleich wieder, als ihr ein reißender Schmerz durch die Brust fuhr. Sie seufzte und legte den Arm behutsam wieder ab. Sie wußte, daß dieses Ritual jedesmal ein Stück mehr ihres Lebens forderte. Es lag daran, daß sie ein Wesen, welches nicht mehr für diese Zeit und diesen Ort bestimmt war, aus der Verwandlung zurückrief. Der Preis dafür war hoch, doch sie war bereit, ihn zu zahlen.

Die Männerhand berührte sanft ihr Gesicht und linderte damit auf behutsame Weise ihre Schmerzen. Natürlich, dachte Lursa, wie hatte sie nur zweifeln können, daß der Zauber nicht geglückt wäre? Pyros war verläßlich. Er war der Magier.

Zärtlich strich die Hand über ihr Kinn, streifte ihre kühlen Wangen und fuhr hinauf zu ihren Haaren.

»Seid mir gegrüßt, Priesterin der Nacht«, sagte der Mann so nah neben ihr, daß sie es mehr fühlte als hörte. Sanft umfaßte die Hand wieder ihr Gesicht und drehte es zum Feuer, so daß sie ihn anschauen mußte. Langsam hob sie die Lider. Die dunklen Augen über ihr waren ihr vertraut. Warm glänzten sie im Widerschein der Glut und weckten in ihr eine längst verloren geglaubte Sehnsucht. Lursa ließ den Blick tiefer gleiten, die Lippen des Mannes schienen zu flüstern, doch in ihrem Kopf klang immer noch die zärtliche Begrüßung nach.

»Priesterin der Nacht.« Wie lange schon hatte niemand sie mehr so genannt. Sein Gesicht näherte sich langsam dem ihren, und seine langen Haare streichelten dabei, weich wie die Federn eines Vogels, über ihre Haut, berührten ihre Lider, ihre Wangen, ihren Hals. Sie roch den vertrauten Duft des Mannes und spürte, wie seine feuchte, warme Zunge geschmeidig über ihre Lippen leckte. Eine lockende Begierde entflammte in ihren Sinnen, rot wie Blut und schwer wie Wein, der einen trunken macht.

Die Männerhand glitt an ihrem Hals hinab, berührte ihre Brüste, die noch nackt und blutig von dem Ritual waren, und streichelten sie. Lursa fühlte keine Schmerzen, alle Pein des Rituals war wie fortgenommen, nichts, außer das klebrige Blut erinnerte noch daran. Sie hinderte den Magier nicht daran, sanft über ihre Wunde zu lecken, bis sie wieder aufriß. Wie ein durstiges Kind saugte er das Blut aus ihrer Brust, und sie ließ es geschehen, daß seine Lippen sie umklammerten und er gierig einen Teil ihres Lebens trank. Weich fuhren ihre Hände über die behaarte Brust, die sich über sie beugte. Irgendwo dort war die Narbe, wo der Pfeil ihn getroffen hatte. Die Priesterinnen der Gwenyar verfehlten niemals ein Ziel, sie waren die besten Bogenschützinnen des Nordens. Sie hatten ihn getroffen, doch keine hatte vermocht, den Magier zu töten.

Lursa hob die Augen und versuchte das Gesicht des Mannes zu ergründen; seine blutverschmierten Lippen hatten sich von ihr gelöst. Äußerlich hatte er sich nicht verändert, jede Faser seiner Haut war ihr vertraut, jeder Atemzug war genauso untrennbar von dem ihrigen wie damals. Seine Augen glänzten. Lursa tauchte ein in diesen Blick und gab schweigend ihr Einverständnis zu dem, was nun kommen würde.

»Einen Sohn«, bat sie und ließ es geschehen, daß seine Hand ihre Schenkel auseinanderschob. Er nickte, um zu zeigen, daß er verstanden hatte, und lächelte wieder.

»Einen Sohn und was immer Ihr sonst noch begehrt, meine schöne Priesterin der Nacht.«

Seine Finger strichen zärtlich über die feuchte Haut, fuhren über ihren Bauch und die Brüste hinauf zu ihren Lippen, streichelten wieder weich über ihre Wangen, während sein Mund sich in ihren Hals vergrub. Seine ebenmäßigen Zähne spielten zärtlich mit der pochenden Ader, und Lursa begann, ihr schlagendes Herz zu fühlen. Schwer lag sein Gewicht auf ihren Gliedern, doch mit einer nicht enden wollenden Gier suchte ihr Körper die Erfüllung. Mit dem ihr eigenen Zauber verlor sie sich an die brennende Fackel, die sich gnadenlos in ihren Leib bohrte, ihn mit der Hitze eines glühenden Sternes aufflammen ließ, um ihn dann in ekstatischer Weise zu verbrennen.