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Richard schritt durch die Reihen, auf der Suche nach den schuppigen Kreaturen, die den Lebensborn anführten. Er spürte die Hitze der Feuer, als er auf der Jagd nach ihnen durch die Straßen streifte. Er vernahm das überraschte Zischen, wenn er wie ein Wirbelwind zwischen sie fuhr. Seine Nüstern füllten sich mit dem Gestank ihres Blutes. Der Kampf wurde zu einer einzigen, verschwommenen Bewegung.

Trotz allem, er wußte, es würde nicht reichen. Mit einem Gefühl, als würde er in Angst ertrinken, wurde ihm bewußt, daß es nicht reichen würde. Es gab nur einen, der so war wie er, und wenn ihm nur der geringste Fehler unterlief, gab es nicht einmal mehr ihn. Es war, als wollte man ein Volk von Ameisen vernichten, indem man eine nach der anderen zertrat.

Schon kamen die Yabree näher, als er hätte zulassen sollen. Zweimal streifte ihr Gesang seine Haut und hinterließ rote Striemen. Schlimmer noch, überall ringsum starben die Männer zu Hunderten, während der Lebensborn von hinten nachdrängte, um die Verwundeten abzuschlachten. Der Kampf zog sich endlos hin.

Richard blickte in die Sonne und sah, daß der Horizont sie bereits teilte. Nacht senkte sich wie ein Leichentuch über die letzten Züge der Sterbenden. Er wußte, auch für ihn würde es kein Morgen geben.

Richard spürte einen brennenden Schnitt in seiner Seite und wirbelte herum. Ein Mriswithkopf zerplatzte in einer Gischt aus Rot, als er ihn mit seinem Schwert erwischte. Er wurde müde, und sie kamen ihm zu nah. Er riß die Klinge hoch, schlitzte einem weiteren den Bauch auf. Er war taub für ihr Totengeheul.

Er mußte an Kahlan denken. Es würde kein Morgen geben. Für ihn nicht. Für sie nicht. Der Tod senkte sich über sie wie die Dunkelheit.

Nur mit Mühe verbannte er Kahlan aus seinen Gedanken. Die Ablenkung konnte er sich nicht erlauben. Drehen. Klinge hoch. Zustoßen. Ducken. Schnitt. Die Stimmen sprachen zu ihm, und er reagierte ohne Zögern oder Frage.

Mit atemberaubender Bestürzung wurde ihm bewußt, daß sie ins Zentrum von Aydindril abgedrängt wurden. Er drehte sich um und blickte über den mit Getümmel, Chaos und der wirren Raserei des Gemetzels überschwemmten Platz hinaus und entdeckte den Palast der Konfessoren, kaum eine halbe Meile entfernt. Bald würden die Mriswiths die Reihen durchbrechen und auf den Platz strömen.

Er hörte lautes Gebrüll und sah, wie ein Trupp d’Haranischer Soldaten hinter den feindlichen Linien aus einer Seitenstraße in den Lebensborn vorstieß und dessen Aufmerksamkeit vom Gemetzel an der Front ablenkte. Von der anderen Seite strömte eine ähnlich große Zahl herbei und trennte eine große Anzahl Männer in karminroten Capes auf einer breiten Durchgangsstraße ab. Die D’Haraner hackten sich in den Kessel aus Soldaten des Lebensborns und schlugen sie in Stücke.

Richard erstarrte zur Statue, als er sah, daß Kahlan an der Spitze des Ausfalls stand. Sie führte nicht nur d’Haranische Truppen an, sondern auch Männer und Frauen aus dem Palastpersonal. Das Blut gefror ihm, als er daran dachte, mit welcher Verzweiflung sich die Menschen aus Ebinissia zum Schluß an der Verteidigung ihrer Stadt beteiligt haben mußten.

Was tat sie nur? Sie sollte im Palast sein, wo es sicher war. Er erkannte zwar, daß dies ein tapferer Schachzug war, aber enden würde er fatal. Der Lebensborn war zu zahlreich, und sie würden mitten zwischen ihnen eingekeilt werden.

Bevor es dazu kam, zog sie die Männer zurück. Richard schlug einem Mriswith den Kopf herunter. Er glaubte schon, sie habe sich wieder in Sicherheit gebracht, als sie einen weiteren Stoßangriff aus einer anderen Straße anführte, an einer anderen Stelle der Front.

Die Männer in den karminroten Capes wandten sich der neuen Bedrohung zu, nur um von hinten bedrängt zu werden. Die Mriswiths nahmen der Wirkung der Taktik die Schärfe und fraßen sich bald mit derselben Wirksamkeit in die neue Front, mit der sie schon den ganzen Nachmittag vorgegangen waren.

Richard schnitt eine gerade Linie durch die Masse karminroter Capes zu Kahlan. Nach dem Kampf gegen Mriswiths wirkten Menschen im Vergleich träge und schwerfällig. Nur die Entfernung machte die Sache anstrengend. Seine Arme wurden schwer, und seine Kraft ließ nach.

»Kahlan! Was tust du!« Der Zorn der Magie kräftigte seine Stimme, als er sie an einem Arm zu fassen bekam. »Ich habe dich in den Palast geschickt, wo du in Sicherheit bist.«

Sie riß ihren Arm los. In der anderen Hand hielt sie ein blutverschmiertes Schwert. »Ich werde nicht in einer Ecke meines Zuhauses kauernd sterben, Richard. Ich werde um mein Leben kämpfen. Und wage es nicht wieder, mich anzuschreien!«

Richard wirbelte herum, als er die Gegenwart eines anderen Wesens spürte. Kahlan duckte sich, als die Luft auf einmal voller Blut und Knochen war.

Sie drehte sich um und brüllte Befehle. Soldaten schwenkten herum, um auf ihr Kommando anzugreifen.

»Dann sterben wir zusammen, meine Königin«, sagte Richard leise, denn sie sollte nicht hören, wie er sich verloren gab.

Richard spürte die Zusammenballung der Mriswiths, als sich die Frontlinien auf den Platz zubewegten. Das Gefühl ihrer Gegenwart war zu übermächtig, um einzelne zu erkennen. Über den Köpfen des Meeres aus roten Capes und blitzenden Rüstungen erkannte er in der Ferne etwas Grünes, das auf die Stadt vorrückte. Er konnte sich keinen Reim darauf machen.

Richard stieß Kahlan zurück. Ihr Protest war im Nu beendet, als er sich wirbelnd in die Reihen schuppiger Wesen warf, sobald sie vor ihm sichtbar wurden. Er tanzte durch ihren Angriff hindurch und streckte sie so schnell nieder, wie er vorankam.

Inmitten seines wüsten Ansturms entdeckte er noch etwas, auf das er sich keinen Reim machen konnte: Punkte. Er dachte, er müsse müde sein, daß er begann, einen Himmel voller Punkte zu sehen.

Vor Wut brüllend schrie er einen Yabree an, der ihm zu nahe kam. Er hackte den Arm, dann den Kopf in schneller Folge ab. Die nächste Klinge folgte. Er duckte sich darunter weg und kam, das Schwert voran, wieder hoch. Ein Stoß mit seinem Messer erledigte den nächsten. Dem Mriswith hinter ihm mußte er einen Tritt verpassen, bevor er sein Schwert rauszerren konnte.

Mit kalter Wut wurde ihm bewußt, daß die Mriswiths begriffen hatten, daß er allein ihnen gefährlich werden konnte, und daß sie ihn umzingelten. Er hörte Kahlan seinen Namen schreien. Selbst wenn er gewollt hätte, er konnte nichts tun, nirgendwohin fliehen. Er fühlte das Brennen der Klingen, die ihm zu nahe kamen, bevor er sie stoppen konnte.

Es waren zu viele. Gütige Seelen, es waren einfach zu viele.

Er sah nicht mal mehr Soldaten in der Nähe. Er war umzingelt von einer Wand aus Schuppen und dreiklingigen Messern. Nur die Raserei seiner Magie hielt sie noch zurück. Er wünschte, er hätte Kahlan gesagt, daß er sie liebe, anstatt sie anzuschreien.

Am Rand seines Gesichtsfeldes blitzte etwas Braunes auf. Er hörte das Heulen eines Mriswiths, aber das war nicht der, den er getötet hatte. Er fragte sich, ob man beim Sterben vielleicht eine Art Verwirrung spürte. Das Herumwirbeln, das Schwingen seines Schwertes, die markerschütternden Zusammenstöße hatten ihn schwindelig gemacht.

Ein riesengroßes Etwas stürzte aus dem Himmel herab. Dann noch eins. Bemüht zu erkennen, was geschah, versuchte Richard, sich das Mriswithblut aus den Augen zu wischen. Überall ringsum heulten die Mriswiths auf.

Richard konnte Flügel erkennen. Braune Flügel. In seinem Blickfeld schienen pelzige Arme, die Köpfe abdrehten. Krallen rissen Schuppenhäute auseinander. Reißzähne vergruben sich in Hälse.

Richard taumelte zurück, als der gewaltige Gar mit dumpfem Schlag direkt vor ihm landete und die Mriswiths torkelnd zurückschreckte.

Es war Gratch.

Richard sah sich fassungslos um. Überall waren Gars. Hoch droben in der Luft folgten immer mehr nach — das waren die Punkte, die er gesehen hatte.