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»Berdine, geht runter von mir. Laßt mich hoch.«

Sie ließ sich von seinem Schoß zur Seite fallen. »Kolo meinte, die Mriswiths seien feindliche Zauberer, die ihre Kraft gegen die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, eingetauscht hätten.«

Richard reichte ihr die Hand und half ihr auf. »Dasselbe hätte ich fast auch getan.«

Sie stand auf Zehenspitzen im Wasser, riß seinen Hemdkragen zur Seite und untersuchte seinen Hals. Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Es ist weg. Ihr seid in Sicherheit. Kolo beschrieb, wie es zu der Verwandlung gekommen sei, wie ihre Haut begann, schuppig zu werden. Er erklärte auch, dieser Vorfahr von Euch, Alric, habe eine Macht geschaffen, um die Mriswiths zu bekämpfen.« Sie zeigte auf die geflügelten Wesen. »Die Gars.«

»Die Gars …?«

Berdine nickte. »Er gab ihnen die Fähigkeit, Mriswiths zu erspüren, selbst wenn sie unsichtbar sind. Daher stammt der grüne Glanz in den Augen der Gars. Wegen dieser Wechselbeziehung der Magie, die alle Gars teilen, erlangten die, die unmittelbar mit den Zauberern zu tun hatten, eine gewisse Vorherrschaft über die anderen und wurden im Volk der Gars zu einer Art Generäle der Zauberer. Diese Mittler unter den Gars standen bei den anderen Gars in sehr hohem Ansehen, weshalb sie zusammen mit den Völkern der Neuen Welt gegen die feindlichen Mriswiths kämpften und sie in die Alte Welt zurücktrieben.«

Richard machte ein erstauntes Gesicht. »Was hat er sonst noch gesagt?«

»Ich hatte noch keine Zeit weiterzulesen. Wir hatten seit Eurem Aufbruch alle Hände voll zu tun.«

»Wie lange?« Er kletterte aus dem Brunnen und wandte sich an Cara. »Wie lange war ich fort?«

Sie sah zur Burg hinüber. »Beinahe zwei Tage. Seit vorgestern abend. Heute bei Tagesanbruch kamen die Späher, völlig außer sich, und meldeten, der Lebensborn sei ihnen ganz dicht auf den Fersen. Kurz darauf griffen sie an. Die Kämpfe dauern seit heute morgen an. Zuerst lief alles gut, aber als dann die Mriswiths…« Ihre Stimme verebbte.

Kahlan legte ihm einen Arm um die Hüfte, um ihn zu stützen, während er sprach. »Tut mir leid, Cara. Ich hätte hier sein sollen.« Benommen starrte er auf das Meer der Toten. »Das ist meine Schuld.«

»Ich habe zwei getötet«, verkündete Raina, ohne irgendeinen Versuch zu unternehmen, ihren Stolz zu verhehlen.

Ulic und Egan kamen angerannt, wirbelten herum und blieben in Verteidigungsstellung stehen. »Lord Rahl«, sagte Ulic über seine Schulter, »wir sind froh, Euch zu sehen. Wir haben den Jubel gehört, aber jedesmal, wenn wir in Eure Nähe kamen, wart Ihr woanders.«

»Ach, ja?« meinte Cara und zog eine Braue hoch. »Wir haben es geschafft.«

Ulic verdrehte die Augen und wandte seine Aufmerksamkeit der Schlacht zu.

»Sind sie immer so?« flüsterte Kahlan ihm ins Ohr.

»Nein«, flüsterte er zurück. »Dir zu Ehren legen sie gerade ihr bestes Benehmen an den Tag.«

Richard sah weiße Fahnen zwischen den Männern des Lebensborns flattern. Niemand beachtete sie.

»D’Haraner geben kein Pardon«, erläuterte Cara, als sie sah, wohin er blickte. »Es geht bis zum bitteren Ende.«

Richard sprang vom Brunnen herunter. Als er sich mit großen Schritten entfernte, folgten ihm seine Leibwächter auf dem Fuß.

Kahlan hatte ihn eingeholt, bevor er drei Schritte weit gekommen war. »Was tust du, Richard?«

»Ich werde dem Gemetzel ein Ende machen.«

»Das kannst du nicht tun. Wir haben geschworen, den Lebensborn bis zum letzten Mann auszumerzen. Du mußt es zulassen. Dasselbe hätten sie mit uns gemacht.«

»Das kann ich nicht, Kahlan. Ich kann es nicht. Wenn wir sie alle töten, werden sich andere aus der Imperialen Ordnung niemals ergeben, weil sie wissen, daß dies den Tod bedeutet. Wenn ich ihnen zeige, daß wir sie gefangennehmen, statt sie umzubringen, werden sie eher bereit sein aufzugeben. Wenn sie aber eher bereit sind aufzugeben, siegen wir, ohne daß so viele unserer Männer ihr Leben verlieren, und das wiederum macht uns stärker. Dann werden wir gewinnen.«

Richard begann, Befehle zu brüllen. Sie wurden durch die Reihen seiner Männer weitergegeben, und langsam legte sich der Lärm der Schlacht. Die Augen Tausender von Menschen richteten sich auf ihn.

»Laßt sie hindurch«, befahl er einem Kommandeur.

Richard ging zum Brunnen zurück, stellte sich auf die Mauer und verfolgte, wie die Befehlshaber des Lebensborns ihre Leute zu ihm führten. Überall standen waffenstrotzende D’Haraner Wache. Ein Korridor öffnete sich, und die Männer in den karminroten Capes traten, von einer Seite zur anderen blickend, vor.

Ein Offizier an ihrer Spitze blieb vor Richard stehen. Seine Stimme klang heiser und gedämpft. »Nehmt Ihr unsere Kapitulation an?«

Richard verschränkte die Arme. »Kommt darauf an. Seid Ihr bereit, mir die Wahrheit zu sagen?«

Der Mann drehte sich zu seinen schweigenden, blutverschmierten Männern um. »Ja, Lord Rahl.«

»Wer gab Euch den Auftrag, die Stadt anzugreifen?«

»Die Mriswiths gaben uns Anweisungen, und viele von uns bekamen ihre Anweisungen im Traum, durch den Traumwandler.«

»Wollt Ihr von ihm befreit werden?«

Alle nickten oder bejahten dies mit leiser Stimme. Sie stimmten auch bereitwillig zu, alles zu verraten, was sie über Pläne des Traumwandlers und der Imperialen Ordnung wußten.

Richard war erschöpft und konnte vor Schmerzen kaum noch stehen. Er sog Zorn aus dem Schwert, um sich zu stärken.

»Wenn Ihr Euch ergeben und Euch der d’Haranischen Herrschaft unterwerfen wollt, dann geht auf die Knie und schwört Ergebenheit.«

Im verblassenden Licht, untermalt vom Gestöhne der Verwundeten, gingen die übriggebliebenen Männer des Lebensborns auf die Knie und sprachen die Andacht wie von den D’Haranern, die sich ihnen anschlossen, angewiesen.

Die riesige Menschenmenge sprach mit einer einzigen Stimme, die durch die gesamte Stadt trug. Sie alle verneigten ihre Häupter bis zum Boden und leisteten den Eid.

»Herrscher Rahl, führe uns. Herrscher Rahl, lehre uns. Herrscher Rahl, beschütze uns. In deinem Licht gedeihen wir. In deiner Gnade finden wir Schutz. Deine Weisheit erfüllt uns mit Demut. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.«

Während die Männer allesamt ihre karminroten Capes herunterrissen und sie, als sie abgeführt und erst einmal unter Bewachung gestellt wurden, ins Feuer warfen, drehte sich Kahlan zu ihm um.

»Du hast gerade die Spielregeln des Krieges verändert, Richard.« Sie ließ den Blick über das Blutbad hinwegschweifen. »Es sind schon so viele gestorben.«

»Zu viele«, sagte er leise, während er beobachtete, wie die Männer des Lebensborns unverrichteterdinge in die Nacht davonmarschierten, umringt von den Männern, die sie hatten töten wollen. Er fragte sich, ob er den Verstand verloren hatte.

»›In deiner Gnade finden wir Schutz‹«, zitierte Kahlen aus der Andacht. »Vielleicht ist es so gemeint.« Sie legte ihm tröstend eine Hand auf den Rücken. »Ich weiß, irgendwie fühlt es sich richtig an.«

Nicht weit entfernt lächelte Fräulein Sanderholt zustimmend, ein blutiges Metzgermesser in der Hand.

Leuchtend grüne Augen sammelten sich auf dem Platz. Richards finstere Stimmung hellte auf, als er Gratchs schauerliches Grinsen erblickte. Er und Kahlan sprangen hinunter und liefen auf den Gar zu.

Nie war es so ein schönes Gefühl gewesen, von diesen pelzigen Armen umschlungen zu werden. Richard lachte mit Tränen in den Augen, als er vom Boden gehoben wurde.

»Ich liebe dich, Gratch. Ich liebe dich so.«

»Grrrratch haaag Raaaaach aaaach lieeeg.«

Kahlan schloß sich der Umarmung an. »Ich habe dich auch lieb, Gratch. Du hast Richard das Leben gerettet. Dir verdanke ich alles.«

Gratch gurgelte zufrieden und strich ihr mit einer Kralle übers Haar.

Richard schlug nach einer Fliege. »Gratch. Du hast Blutmücken!«

Gratchs selbstzufriedenes Grinsen wurde noch breiter. Gars benutzten die Mücken, um ihre Opfer aufzuscheuchen, doch bislang hatte Gratch keine gehabt. Richard wollte Gratchs Blutmücken nicht totschlagen, sie wurden jedoch mehr als lästig. Sie stachen ihm in den Hals.