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»Wir wissen nichts über Eure Magie«, sagte Hally, »aber wir können Euch helfen, zu verstehen, was es heißt, Lord Rahl zu sein.« Ihr ironisches, breites Lächeln milderte den Ausdruck ihrer blauen Augen, so daß die Frau hinter der Mord-Siths durchschimmerte. »Schließlich ist es die Aufgabe der Mord-Siths, auszubilden und zu unterrichten.« Das Lächeln erlosch, und ihr Gesicht wurde wieder ernst. »Es macht uns nichts aus, wenn Ihr noch weitere Schritte auf Eurem Weg zurückzulegen habt. Deswegen werden wir Euch nicht im Stich lassen.«

Richard fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Was sie sagten, rührte ihn, aber irgendwie beunruhigte ihn ihre blinde Ergebenheit auch. »Solange Ihr nur begreift, daß ich nicht der Zauberer bin, für den Ihr mich gehalten habt. Ich weiß ein wenig über Magie, zum Beispiel über mein Schwert, doch wie ich meine Gabe einsetzen kann, darüber weiß ich nicht viel. Ich habe das, was aus meinem Innern kam, benutzt, ohne es zu begreifen oder kontrollieren zu können, und die Guten Seelen haben mir dabei geholfen.« Er hielt einen Augenblick inne und blickte ihnen tief in die erwartungsvollen Augen. »Denna ist bei ihnen.«

Die vier Frauen lächelten, jede auf ihre ganz eigene Art. Alle hatten Denna gekannt, hatten gewußt, daß sie ihn ausgebildet und er sie umgebracht hatte, um zu fliehen. Dadurch hatte er Denna von ihren Banden zu Darken Rahl befreit, von dem, zu was dieser sie gemacht hatte, allerdings um einen Preis, der ihn ewig verfolgen würde, selbst wenn ihre Seele jetzt Frieden gefunden hatte. Er hatte das Schwert der Wahrheit weiß färben und ihrem Leben mit dieser Magie ein Ende bereiten müssen — dank ihrer Liebe und Versöhnlichkeit.

»Was könnte besser sein, als die Guten Seelen auf unserer Seite zu haben«, meinte Cara ruhig, und sie schien für alle zu sprechen. »Es ist gut zu wissen, daß Denna bei ihnen ist.«

Richard floh ihren Blick, bemüht, damit auch die quälenden Erinnerungen zu verdrängen. Er bürstete sich den Staub von seiner Hose und wechselte das Thema.

»Nun, ich war als Sucher der Wahrheit unterwegs, um den Mann aufzusuchen, der hier in Aydindril das Kommando über die D’Haraner führt. Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen, und ich muß mich beeilen. Ich wußte nichts von diesen Banden, aber ich weiß, was es heißt, der Sucher zu sein. Es kann wohl nicht schaden, Euch mitzunehmen.«

Berdine schüttelte den Kopf und das lockige, braune Haar. »Zum Glück haben wir ihn rechtzeitig gefunden.« Die anderen drei gaben ihr murmelnd recht.

Richard sah von einem Gesicht zum anderen. »Warum ist das ein Glück?«

»Weil«, sagte Cara, »sie Euch noch nicht als Herrscher Rahl kennen.«

»Ich sagte Euch doch schon, ich bin der Sucher. Das ist wichtiger als der Herrscher Rahl zu sein. Vergeßt nicht, als Sucher habe ich den Herrscher Rahl getötet. Aber nachdem Ihr mir jetzt von diesen Banden erzählt habt, habe ich die Absicht, der d’Haranischen Führung zu erklären, daß ich auch der neue Lord Rahl bin und von ihnen Gehorsam verlange. Das wird mein Vorhaben mit Sicherheit erleichtern.«

Berdine lachte bellend. »Wir hatten ja keine Ahnung, welches Glück es war, daß wir Euch rechtzeitig eingeholt haben.«

Raina strich ihre dunklen Stirnlocken zurück und sah zu ihrer Schwester des Strafers hinüber. »Mir schaudert, wenn ich daran denke, daß wir ihn fast verloren hätten.«

»Wovon redet Ihr? Das waren D’Haraner. Ich dachte, sie können mich spüren, wegen dieser Bande.«

»Wir haben es Euch doch schon erklärt«, sagte Ulic, »zuerst müssen wir die Herrschaft des Herrschers Rahl förmlich anerkennen und akzeptieren. Das habt Ihr von diesen Soldaten nicht verlangt. Außerdem sind die Bande nicht bei allen von uns gleich.«

Richard warf die Hände in die Luft. »Erst erzählt Ihr mir, daß sie mir folgen werden, und jetzt erzählt Ihr mir, sie tun es nicht?«

»Ihr müßt sie erst in die Pflicht nehmen, Lord Rahl«, sagte Cara. Sie seufzte. »Wenn Ihr könnt. General Reibischs Blut ist nicht rein.«

Richard runzelte die Stirn. »Was bedeutet das?«

»Lord Rahl«, sagte Egan und trat vor, »am Anfang der Zeit, als der erste Herrscher Rahl das Netz auswarf und uns in die Pflicht nahm, war D’Hara noch nicht so, wie es heute ist. D’Hara war ein Land innerhalb eines größeren Landes, ganz so, wie auch die Midlands aus verschiedenen Ländern bestehen.«

Plötzlich fiel Richard die Geschichte ein, die Kahlan ihm in der Nacht erzählt hatte, als er sie kennengelernt hatte. Sie hatten fröstelnd an einem Feuer im Schutz einer Launenfichte gesessen, nachdem sie eine Begegnung mit einem Gar fast um den Verstand gebracht hatte, und sie hatte ihm etwas über die Geschichte der Welt jenseits seiner Heimat Westland erzählt.

Richard starrte in eine dunkle Ecke, während er sich diese Geschichte ins Gedächtnis rief. »Darken Rahls Großvater Panis, der Herrscher von D’Hara, ging damals daran, alle Länder unter seiner Herrschaft zu vereinen. Er schluckte sämtliche Länder, sämtliche Königreiche, und machte sie zu einem, zu D’Hara.«

»Das ist richtig«, sagte Egan. »Nicht alle Menschen, die sich jetzt D’Haraner nennen, sind Nachfahren der ersten D’Haraner — die in die Pflicht genommen wurden. Einige haben etwas echtes d’Haranisches Blut, andere mehr, und in manchen, so wie bei Ulic und mir, ist es rein. Einige haben überhaupt kein d’Haranisches Blut, sie spüren diese Bande nicht.«

»Darken Rahl und vor ihm sein Vater, scharten jene um sich, die mit ihnen einer Meinung waren — jene, die nach Macht gierten. Viele dieser D’Haraner waren nicht reinen Blutes, besaßen aber einen großen Ehrgeiz.«

»Kommandant General Trimack im Palast und die Soldaten der Ersten Rotte« — Richard deutete auf Ulic und Egan — »sowie die persönliche Leibgarde des Herrschers Rahl sind also reine D’Haraner?«

Ulic nickte. »Wie schon sein Vater vor ihm vertraute Darken Rahl nur den Männern reinen Blutes, um ihn zu beschützen. Wer gemischtes Blut hatte oder die Bande überhaupt nicht spürte, wurde von ihm dazu eingesetzt, Kriege fern des Kernlandes von D’Hara zu führen und andere Länder zu erobern.«

Richard strich sich mit dem Finger über die Unterlippe und dachte nach. »Was ist mit dem Mann, der hier in Aydindril die d’Haranischen Truppen befehligt? Wie lautet sein Name?«

»General Reibisch«, meinte Berdine. »Er hat gemischtes Blut, daher wird es nicht ganz einfach sein. Aber wenn Ihr ihn dazu bringen könnt, Euch als Herrscher Rahl anzuerkennen, so hat er genügend d’Haranisches Blut, um in die Pflicht genommen zu werden. Wenn Euch ein Befehlshaber anerkennt, dann auch gleichzeitig viele seiner Männer, denn sie vertrauen ihren Befehlshabern. Sie werden ihm folgen. Wenn Ihr General Reibisch in die Pflicht nehmen könnt, dann habt Ihr die Herrschaft über die Streitkräfte in Aydindril. Obwohl einige der Männer kein echtes d’Haranisches Blut haben, sind sie ihren Führern ergeben und werden sich daher trotzdem in die Pflicht nehmen lassen, wenn ich so sagen darf.«

»Dann muß ich irgend etwas tun, um General Reibisch zu überzeugen, daß ich der neue Herrscher Rahl bin.«

Cara grinste schelmisch. »Und dazu braucht Ihr uns. Wir haben Euch etwas mitgebracht — von Kommandant General Trimack.« Sie gab Hally einen Wink. »Zeig es ihm.«

Hally öffnete den obersten Knopf ihrer Lederkleidung und zog einen länglichen Beutel zwischen ihren Brüsten hervor. Stolz lächelnd reichte sie ihn Richard. Er nahm die Schriftrolle heraus, die sich darin befand, und sah sich das Symbol eines Schädels mit gekreuzten Schwertern darunter genau an, das man in das golden eingefärbte Wachs gedrückt hatte.

»Was ist das?«

»Kommandant General Trimack wollte Euch helfen«, erklärte Hally. Das Funkeln eines Lächelns noch immer in den Augen, legte sie einen Finger auf das Wachs. »Dies ist das persönliche Siegel des Kommandant Generals der Ersten Rotte. Das Dokument ist von ihm eigenhändig geschrieben. Er schrieb es, während ich dabeistand und wartete, dann trug er mir auf, es Euch zu geben. Der Brief erklärt Euch zum neuen Herrscher Rahl und besagt, daß die Erste Rotte sowie alle Truppen und Feldgeneräle in D’Hara Euch als solchen anerkennen, sie in die Pflicht genommen wurden und bereitstehen, Euren Aufstieg zur Macht mit ihrem Leben zu verteidigen. Ewige Rache droht jedem, der sich gegen Euch stellt.«