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Raina schluckte. »Ich schwöre es, Lord Rahl.«

Er funkelte die anderen beiden Frauen wütend an. »Schwört es.«

»Ich schwöre es, Lord Rahl«, sagten sie wie aus einem Mund.

Er sah zu Ulic und Egan hinüber.

»Ich schwöre es, Lord Rahl«, sagten die beiden wie ein Mann.

Er ließ von seinem aggressiven Tonfall ab. »Also gut.«

Richard legte das Papier vor sich auf den Schreibtisch und versuchte nachzudenken. Alle hielten sie für tot, es gab keinen anderen Weg. Die Menschen durften nicht erfahren, daß sie noch lebte, sonst könnte jemand versuchen, das Werk zu vollenden, welches der Rat bereits vollbracht zu haben glaubte. Sie würde es schon verstehen, er mußte es ihr nur richtig erklären.

Richard spürte die Gestalt der Magda Searus über sich, die wütend auf ihn herniederblickte. Er wagte nicht, den Kopf zu heben, aus Angst, ihr Zauberer Merritt könnte einen Blitz herabsenden und ihn für das bestrafen, was er gerade tat.

Kahlan mußte ihm glauben. Sie hatte ihm einmal gesagt, sie würde notfalls sterben, um ihn zu beschützen, um die Midlands zu retten — sie würde alles tun. Alles.

Cara setzte sich auf ihre Hände. »Ist die Königin hübsch?« Sie hatte wieder ihr schelmisches Lächeln im Gesicht. »Wie sieht sie aus? Wir werden ihr gehorchen, aber Kleider werden Mord-Siths nicht anziehen.«

Richard seufzte innerlich. Sie versuchten bloß, die Stimmung aufzuheitern und taten, als wären sie zu Scherzen aufgelegt. Er fragte sich, wie viele Menschen diese ›zu Scherzen aufgelegten‹ Frauen wohl getötet hatten. Er schalt sich selbst. Das war nicht fair, schon gar nicht, wenn es vom Bringer des Todes kam. Gerade erst heute war eine von ihnen umgekommen, als sie ihn beschützen wollte. Die arme Hally hatte gegen einen Mriswith keine Chance gehabt.

Ebensowenig wie Kahlan.

Er mußte ihr helfen. Das war das einzige, an das er denken konnte, und jede Minute, die verstrich, war vielleicht schon eine Minute zu spät. Er mußte sich beeilen. Er überlegte, was er schreiben sollte. Er durfte nicht verraten, daß Königin Kahlan in Wirklichkeit die Mutter Konfessor war. Wenn der Brief in falsche Hände fiel…

Richard sah auf, als er hörte, wie die Tür sich quietschend öffnete. »Wo willst du hin, Berdine?«

»Mir ein eigenes Bett suchen. Wir werden abwechselnd bei Euch Wache stehen.« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und ließ mit der anderen den Strafer an der Kette um ihr Handgelenk kreisen. »Reißt Euch zusammen, Lord Rahl. Ihr werdet schon bald eine neue Braut in Eurem Bett haben. Bis dahin könnt Ihr warten.«

Richard konnte nicht anders, er mußte lächeln. Er mochte Berdines schrägen Sinn für Humor. »General Reibisch meinte, es stünden eintausend Mann Wache, es ist also nicht nötig —«

Berdine zwinkerte ihm zu. »Lord Rahl, ich weiß, mich mögt Ihr am liebsten, aber hört auf, mir beim Gehen aufs Hinterteil zu starren und schreibt Euren Brief.«

Richard tippte mit dem gläsernen Griff der Feder gegen seine Zähne, als die Tür sich schloß.

Cara legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Lord Rahl, glaubt Ihr, die Königin ist eifersüchtig auf uns?«

»Warum sollte sie eifersüchtig sein?« murmelte er und kratzte sich im Nacken. »Dazu hat sie keinen Grund.«

»Na ja, haltet Ihr uns nicht für attraktiv?«

Richard hob den Kopf und sah sie erstaunt an. Er zeigte auf die Tür. »Alle beide, verschwindet! Stellt Euch an die Tür und sorgt dafür, daß niemand hereinkommen kann, um Euren Lord Rahl umzubringen. Wenn Ihr still seid, wie Ulic und Egan hier, und mich diesen Brief schreiben laßt, dürft Ihr auf dieser Seite der Tür bleiben. Wenn nicht, werdet Ihr von der anderen Seite aus aufpassen.«

Sie verdrehten die Augen, doch beide schmunzelten, als sie den Saal durchquerten. Es freute sie ganz offenbar, daß sie ihm mit ihrer Stichelei eine Reaktion entlockt hatten. Wahrscheinlich waren Mord-Siths geradezu ausgehungert nach neckischen Spielereien. Er hatte allerdings wichtigere Dinge im Kopf.

Richard starrte das leere Blatt Papier an und versuchte, während die Müdigkeit seinen Verstand umnebelte, nachzudenken. Gratch legte ihm seine pelzige Pfote aufs Bein und schmiegte sich an ihn, als Richard die Feder in das Tintenfaß tauchte.

Geliebte Königin, begann er mit der einen Hand, derweil er mit der anderen die Pfote auf seinem Schoß tätschelte.

15

Tobias blickte suchend in das verschneite Dunkel, während sie durch die anwachsenden Verwehungen stapften. »Hast du auch ganz bestimmt getan, was ich dir aufgetragen habe?«

»Ja, mein Lord General. Wie ich Euch sagte, sie sind gebannt.«

Hinter ihnen waren die Lichter des Palastes der Konfessoren und der umliegenden Gebäude des Stadtzentrums längst mit dem wirbelnden Schneesturm verschmolzen, der von den Bergen heruntergetost war, während sie drinnen noch Lord Rahl zugehört hatten, der den Vertretern der Midlands seine absurden Forderungen verkündete.

»Aber wo sind sie dann? Wenn du sie verlierst und sie erfrieren da draußen, werde ich mehr als ungehalten über dich sein, Lunetta.«

»Ich weiß, wo sie sind, Lord General«, behauptete sie hartnäckig. »Ich werde sie nicht verlieren.« Sie blieb stehen und hob die Nase, sog schnuppernd die Luft ein. »Hier entlang.«

Tobias und Galtero sahen sich stirnrunzelnd an, dann machten sie kehrt und folgten ihr, während sie hastig tippelnd in der Dunkelheit hinter der Königsstraße verschwand. Manchmal konnte er die dunklen Umrisse der im Sturm schemenhaft wirkenden Paläste gerade eben erkennen. Sie boten mit ihren gespenstischen Lichtern Markierungspunkte in der Orientierungslosigkeit des fallenden Schnees.

In der Ferne konnte er das flüchtige Klirren von Rüstungen hören. Es klang, als wären es eher Soldaten als nur eine einfache Patrouille. Wahrscheinlich würden die D’Haraner noch vor Ende der Nacht etwas unternehmen, um ihre Stellung in Aydindril zu festigen. Das zumindest würde er an ihrer Stelle tun: zuschlagen, bevor der Gegner Gelegenheit findet, seine Alternativen richtig zu überlegen. Nun, egal, er hatte ohnehin nicht vor, zu bleiben.

Tobias blies den Schnee von seinem Schnäuzer. »Du hast gehört, was er gesagt hat, oder?«

»Ja, Lord General, aber ich sagte es Euch schon, ich konnte es nicht erkennen.«

»Er ist nicht anders als alle anderen auch. Bestimmt hast du nicht aufgepaßt. Ich wußte, daß du nicht aufpassen würdest. Du hast an deinen Armen rumgekratzt und nicht richtig zugehört.«

Lunetta warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu. »Er ist anders. Ich weiß nicht, wieso, aber er ist anders. Noch nie zuvor habe ich eine Magie wie seine gespürt. Ich wußte nicht, ob er mit jedem Wort die Wahrheit spricht oder lügt, aber ich glaube, er hat die Wahrheit gesagt.« Sie schüttelte verwundert den Kopf. »Ich kann Sperren überwinden. Ich kann Sperren immer überwinden. Sperren jeder Art: aus Luft, Wasser, Erde, Feuer, Eis, jeder Art. Selbst aus Geist. Aber seine …?«

Tobias lächelte abwesend. Es spielte keine Rolle. Er war auf ihre schmutzige Begabung nicht angewiesen. Er wußte ohnehin Bescheid.

Sie murmelte immer weiter vor sich hin, über die eigenartigen Aspekte von Lord Rahls Magie und daß sie von ihr fort wollte, fort von diesem Ort, der ihre Haut jucken machte wie noch nie zuvor. Er hörte nur halb zu. Ihr Wunsch, von Aydindril fortzugehen, würde erfüllt werden, sobald er sich noch um ein paar Dinge gekümmert hatte.

»Was schnupperst du?« knurrte er.

»Abfälle, mein Lord General. Küchenabfälle.«

Tobias krallte seine Faust in ihre bunten Lumpen. »Abfälle? Du hast sie in einem Abfallhaufen gelassen?«

Feixend watschelte sie weiter. »Ja, Lord General. Ihr habt gesagt, daß Ihr nicht wollt, daß jemand in der Nähe ist. Ich kenne mich nicht aus in der Stadt und wußte keinen sicheren Ort, wo ich sie hinschicken konnte, doch dann sah ich auf unserem Weg zum Palast der Konfessoren den Abfallhaufen. Nachts ist bestimmt niemand dort.«