Выбрать главу

Die grauenvollen Biester warfen einhundert Mann allein durch die Masse ihrer großen Leiber zu Boden, als sie sich in das Getümmel stürzten. Sie sprangen umher, mähten die Krieger mit den kraftvollen Pranken nieder, wandten sich einen Augenblick dem Opfer zu und zerrissen es mit den fürchterlichen Zähnen.

Trotz ihrer Schrecken war die Szene faszinierend, doch fiel mir ein, daß wir mit der Verfolgung der Schlacht wertvolle Zeit vergeudeten, die sich unserer Flucht zum Vorteil erweisen konnte.

Die Therns hatten mit ihren schrecklichen Gegnern so zu tun, daß, wenn zu irgendeinem Zeitpunkt überhaupt, die Flucht nun vergleichsweise einfach sein sollte. Ich wandte mich um und suchte nach einem Weg durch die streitenden Horden. Vielleicht stellten wir beim Erreichen der Schutzwälle fest, daß die Piraten die Stärke der Wachposten verringert und uns den Weg nach draußen geöffnet hatten.

Als mein Blick im Garten umherstreifte und auf die Hunderte Flugzeuge fiel, die unbeobachtet um uns herumstanden, wußte ich schlagartig den einfachsten Weg in die Freiheit. Warum war mir das nicht früher eingefallen! Ich war gründlich mit der Funktionsweise eines jeden Flugzeugtyps von Barsoom vertraut. Neun Jahre lang flog und kämpfte ich für die Luftwaffe von Helium. Ich war in einem winzigen, einsitzigen Aufklärungsflugzeug über den Himmel gerast und hatte das größte Schlachtschiff befehligt, das die dünne Luft des untergehenden Mars jemals getragen hatte.

Denken heißt für mich handeln. Ich packte Thuvia beim Arm und flüsterte Tars Tarkas zu, er solle mir folgen. Schnell huschten wir auf einen kleinen Flieger zu, der am weitesten vom Schlachtfeld entfernt stand. Eine Sekunde später kauerten wir auf dem winzigen Deck. Meine Hand lag am Starthebel. Ich drückte mit dem Daumen auf den Knopf, der den Antriebsstrahl reguliert, jene hervorragende Entdeckung der Marsmenschen, die es ihnen ermöglicht, die dünne Atmosphäre ihres Planeten in riesigen Luftschiffen zu durchfliegen, gegen die die großen Flugzeuge unserer Luftwaffe auf der Erde bedauernswert unbedeutend aussehen.

Das Flugzeug schwankte sanft, erhob sich jedoch nicht. Da drang ein Warnschrei zu uns. Ich wandte mich um und erblickte ein Dutzend Piraten, die sich aus dem Handgemenge gelöst hatten und auf uns zustürmten. Wir waren entdeckt worden. Mit wütendem Geschrei setzten die Bösewichter auf uns zu. Fiebrig drückte ich ohne Unterlaß auf den kleinen Knopf, der uns in die Lüfte hätte schleudern müssen, doch das Fahrzeug rührte sich nicht. Schließlich fiel mir auch der Grund dafür ein.

Wir waren an einen Zweisitzer geraten. Seine Strahlentanks waren nur mit soviel Abstoßenergie ausgerüstet, um zwei gewöhnliche Männer zu befördern. Das Gewicht des Thark wurde uns zum Verhängnis.

Inzwischen waren die Schwarzen fast bei uns. Wir durften keinen Augenblick durch Zögern oder Unsicherheit verlieren.

Ich drückte den Knopf weit hinein und machte ihn fest. Dann schaltete ich den Hebel auf Höchstgeschwindigkeit, schlüpfte, als die Piraten sich brüllend auf uns warfen, von Deck und stellte mich, das lange Schwert gezogen, dem Angriff.

Im selben Augenblick hörte ich hinter mir ein Mädchen aufschreien, und einen Moment später – die Schwarzen fielen bereits über mich her – vernahm ich hoch über meinem Kopf leise Thuvias Stimme: »Mein Prinz, o mein Prinz. Lieber bliebe ich und stürbe – « Doch der Rest ging im Angriffslärm unter.

Dennoch wußte ich, daß die List funktioniert hatte, Thuvia und Tars Tarkas zumindest vorübergehend in Sicherheit waren und das Mittel zur Flucht in ihren Händen lag.

Einen Moment schien es, als könne ich dem Ansturm der unzähligen Angreifer unmöglich widerstehen. Doch wieder, wie schon so oft zuvor, wenn ich es auf diesem Planeten mit einer überwältigenden Übermacht zu tun hatte, stellte ich fest, daß meine irdischen Kräfte so weit über jene meiner Gegner hinweggingen, daß die Übermacht weniger groß war als im ersten Moment befürchtet.

Meine glühende Klinge webte ein Netz des Todes um mich. Einen Augenblick kamen die Schwarzen sehr dicht an mich heran, um mich mit ihren kürzeren Schwertern zu erreichen. Doch bald wichen sie zurück, und auf dem Gesicht eines jeden zeigte sich deutlich jene Hochachtung, die sie meiner Schwertkunst entgegenzubringen so plötzlich gelernt hatten.

Trotzdem war mir klar, daß es bei dieser Übermacht nur Minuten dauern würde, bis sie mich überwältigten oder ich mich nicht mehr würde verteidigen können. Vielleicht ging ich vor ihnen zu Boden und trat meinem sicheren Ende entgegen. Ich erschauderte bei dem Gedanken, hier an diesem schrecklichen Ort zu sterben, ohne daß Dejah Thoris je davon erfuhr. Ein Tod von den Händen namenloser Schwarzer in den Gärten der grausamen Therns.

Dann kam der alte Elan in mir wieder auf. Das Blut meiner kriegerischen Vorfahren aus Virginia pulsierte heiß in meinen Adern. Unbezähmbarer Blutdurst und Kampfesfreude gewannen in mir erneut die Oberhand. Das Kampfeslächeln, das Tausende meiner Gegner verblüfft hatte, trat auf meine Lippen. Ich schenkte dem Tod keinen weiteren Gedanken und fiel mit einer Wut über meine Feinde her, daß jene, die entkommen konnten, dies bis zu ihrer letzten Stunde nicht vergessen werden.

Ich war mir dessen bewußt, daß die anderen meinen unmittelbaren Widersachern zu Hilfe eilen würden, und so dachte ich während des Kampfes fieberhaft über einen Fluchtweg nach.

Er bot sich mir völlig unerwartet und kam aus der schwarzen Nacht hinter mir. Ich hatte gerade einen Hünen entwaffnet, der mir verzweifelt Widerstand geleistet hatte, und die Schwarzen hielten just einen Augenblick zum Atemholen inne.

Wenn sie mich auch mit bösen, wütenden Blicken bedachten, zeigte sich in ihrer Haltung ein Hauch von Respekt.

»Thern«, sagt einer. »Du kämpfst wie ein Dator. Nichtsdestoweniger wärest du wegen deines verachtungswürdigen, gelben Haares und deiner weißen Haut eine Zierde für den Erstgeborenen von Barsoom.«

»Ich bin kein Thern«, erwiderte ich. Schon wollte ich erklären, daß ich aus einer anderen Welt stammte, um eine Art Waffenstillstand mit diesen Menschen zu vereinbaren und gemeinsam mit ihnen gegen die Therns zu kämpfen. Vielleicht halfen sie mir dann auch, meine Freiheit wiederzuerlangen. Doch gerade in dem Moment versetzte mir ein schwerer Gegenstand einen mächtigen Schlag zwischen die Schultern und warf mich fast um.

Als ich mich nach diesem neuen Angreifer umwandte, flog ein Gegenstand über meiner Schulter hinweg und schlug einen meiner Gegner mitten ins Gesicht, so daß er bewußtlos auf den Rasen sank. Im selben Augenblick sah ich, worum es sich bei dem Ding handelte, das uns getroffen hatte: Um den Schleppanker eines ziemlich großen Luftschiffes, eines Kreuzers mit vielleicht zehn Mann Besatzung.

Langsam segelte das Flugzeug reichlich fünfzig Fuß über uns hinweg. Nun offenbarte sich die Gelegenheit, die es mir bot. Das Luftschiff stieg allmählich auf, der Anker befand sich nun hinter meinen Gegnern, einige Fuß über ihren Köpfen.

Mit einem Satz, bei dem sie erstaunt Mund und Augen aufrissen, sprang ich über den Feinden hinweg. Ein zweiter Satz brachte mich genau in Höhe des nun zusehends verschwindenden Ankers.

Doch ich hatte Erfolg, konnte ihn mit einer Hand packen, so daß er mich durch das Geäst der höheren Bäume im Garten zog, während meine vorherigen Widersacher unten in Geschrei und Geheul ausbrachen.

Bald drehte das Schiff gen Westen und schwenkte dann anmutig in Richtung Süden. Im nächsten Moment wurde ich über die Gipfel der Goldenen Felsen und über das Tal Dor hinweggetragen, wo sechstausend Fuß unter mir das Verlorene Meer von Korus im Mondlicht schimmerte.

Vorsichtig zog ich mich auf den Arm des Ankers und setzte mich auf. Ich wollte wissen, ob das Schiff nicht vielleicht zufällig menschenleer war. Das war zu hoffen. Oder es gehörte einem freundlich gesonnenen Volk und war nur durch ein Mißgeschick den Therns oder Piraten in die Hände gefallen. Die Tatsache, daß es sich vom Schauplatz des Kampfes zurückzog, unterstützte diese Theorie.