»Nein, nein. Außerdem ist da ja noch mehr – sieht so aus, als sollte ich auch noch einen Haufen Anteile an mehreren Firmen erhalten. Danke, Robin.«
»Gern geschehen.«
Darauf schwiegen wir wieder. Und dann – ob Sie es glauben oder nicht – lauteten die nächsten Worte aus meinem Mund: »Klara, ich muss es wissen! Hast du mich die ganze Zeit gehasst?«
Schließlich war mir diese Frage seit dreißig Jahren nicht aus dem Kopf gegangen.
Selbst jetzt kam mir die Frage ungehörig vor. Wie sie Klara auffasste, kann ich nicht sagen. Sie saß mit offenem Mund einen Augenblick lang da. Dann schluckte sie und schüttelte den Kopf.
Und plötzlich fing sie an zu lachen. Sie lachte laut und herzhaft. Als sie wieder etwas zu Atem kam, wischte sie sich die Augen und sagte immer noch glucksend: »Gott sei Dank, Robin! Eines hat sich wenigstens nicht geändert. Du bist gestorben. Du hast eine trauernde Witwe. Die Welt steht an der Schwelle zu den größten Veränderungen, die es je gab. Ein paar gemeine Typen sind dabei, wahrscheinlich alles wieder kaputtzumachen und … und du bist tot. Aber alles, was dir Sorgen macht, sind deine eigenen verdammten Schuldgefühle!«
Da lachte ich auch. Es war lange her, seit ich mich so frei gefühlt hatte. Ich sagte, immer noch lachend: »Ich weiß, Klara, es klingt dumm; aber es war für mich eine sehr lange Zeit. Ich wusste doch, dass du da draußen in dem Schwarzen Loch stecktest, wo die Zeit langsamer vergeht, und ich wusste nicht, was du denkst. Ich dachte, vielleicht würdest du … mir die Schuld geben, weil ich dich verlassen hatte …«
»Aber wie könnte ich das, Robin? Ich wusste doch gar nicht, was mit dir passiert war. Willst du wissen, was ich wirklich gefühlt habe? Ich hatte grauenvolle Angst und war wie gelähmt, weil ich wusste, dass du weg warst, und ich dachte, du seist tot.«
»Und« – ich grinste – »schließlich bist du zurückgekommen, und ich bin wirklich tot.« Ich konnte sehen, dass sie für Witze auf diesem Gebiet sehr viel weniger Verständnis als ich hatte. »Ist schon gut«, lenkte ich ein. »Alles ist gut. Mir geht es prima und dem Rest der Welt auch!«
Es war auch wirklich so. Natürlich hätte ich sie gern berührt, aber das schien allmählich Teil einer längst vergangenen Kindheit zu werden. Jetzt in der Gegenwart war sie hier und in Sicherheit, und das ganze Universum lag offen vor uns. Als ich ihr das klar zu machen versuchte, sperrte sie wieder den Mund auf.
»Du bist so verdammt optimistisch!«, fuhr sie mich an.
Ehrlich, ich war überrascht. »Warum sollte ich nicht?«
»Die Assassinen! Sie werden irgendwann herauskommen, und was sollen wir dann tun? Wenn sie den Hitschi Angst einjagen können, machen sie mir Todesangst!«
»Ach, Klara«, erwiderte ich und verstand endlich. »Ich weiß, was du meinst. Du denkst, es ist so wie früher, als wir wussten, dass die Hitschi sich irgendwo versteckt hielten und vielleicht zurückkommen würden, und dass sie imstande waren, Dinge zu tun, von denen wir nicht einmal hoffen konnten, sie je zu vollbringen …«
»Ganz genau! Wir sind den Assassinen nicht gewachsen!«
»Nein, sind wir nicht«, gab ich lächelnd zu. »Wir waren auch für die Hitschi kein ernst zu nehmender Gegner – damals. Aber als sie dann herauskamen … waren wir es. Mit ein bisschen Glück werden wir genug Zeit haben, ehe wir uns den Assassinen stellen müssen.«
»Na und? Sie werden dann immer noch unsere Feinde sein!«
Ich schüttelte den Kopf. »Keine Feinde, Klara«, sagte ich. »Lediglich Quellen zu neuem Reichtum.«