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Zu meiner Überraschung freuten sich die Mädchen über ihren Verkauf und stellten kühn ihre Reize zur Schau, wobei sie ihre Vorgängerin noch zu überbieten versuchten. Natürlich war es viel angenehmer, zu einem hohen Preis verkauft zu werden und die Gewißheit zu haben, daß der künftige Herr wohlbestallt war. Entsprechend gaben die Mädchen ihr Bestes, um das Interesse der Käufer zu wecken. Talena – wie die anderen Zuschauer – schien nicht das Gefühl zu haben, daß diesem Handel etwas verwerfliches anhaftete. Die Sklaverei war ein selbstverständlicher Teil des goreanischen Lebens. Ich bemerkte im Publikum eine große, düstere Gestalt, die allein auf einem hohen Holzthron saß, von Tarnkämpfern umg eben. Der Mann trug den schwarzen Helm der Kaste der Attentäter. Ich nahm Talena beim Ellenbogen und drängte sie gegen ihren Widerstand durch die Menge ins Freie.

Wir erstanden eine Flasche Ka-la -na-Wein und tranken daraus, während wir durch die Straßen schritten. Sie erbat sich eine Zehntelmünze. Wie ein Kind ging sie zu einem der Stände, während ich mich umdrehen mußte. Nach wenigen Minuten kehrte sie zurück, ein kleines Paket in der Hand. Sie gab mir das Wechselgeld zurück, lehnte sich an meine Schulter und sagte, sie wäre müde. Wir kehrten in unser Zelt zurück. Kazrak war nicht da, und ich nahm an, daß er heute nicht zurückkehren würde.

Talena zog sich hinter ihren Seidenvorhang zurück, und ich entzündete das Feuer in der Mitte des Zeltes. Ich war noch nicht müde. Ich vermochte den Mann auf dem Thron nicht zu vergessen, den Mann mit dem schwarzen Helm, und ich befürchtete fast, daß er mich bemerkt und seine Maßnahmen bereits getroffen hatte. Ich saß auf dem weichen Teppich und stocherte vorsichtig in dem Feuer unserer Kochstelle herum. Aus einem Nachbarzelt war Flötenmusik zu hören, dazu leises Trommeln und das rhythmische Klingeln einer Zimbel. Ich war in Gedanken versunken, als Talena hinter dem Seidenvorhang hervortrat. Ich hatte angenommen, sie hätte sich schlafen gelegt. Statt dessen hatte sie ein durchsichtiges Seidentanzkleid angezogen und ihre Lippen gerötet. Mir wurde schwindlig von dem kräftigen Duft eines Parfüms. An ihren olivefarbenen Fußgelenken hingen winzige Tanzglocken. An Daumen und Zeigefinger jeder Hand waren winzige Fingerzimbeln befestigt. Sie ging ein wenig in die Knie und hob anmutig die Hände über den Kopf. Ihre Fingerzimbeln klangen auf, und dann begann Talena, die Tochter des Ubar von Ar, für mich zu tanzen.

Sie bewegte sich langsam vor mir und fragte leise: »Gefalle ich dir, Herr?« In ihrer Stimme schwang keine Verachtung, keine Ironie.

»Ja«, sagte ich, ohne auf den Titel einzugehen, mit dem sie mich angeredet hatte.

Sie hielt einen Augenblick inne und trat zur Seite. Sie schien zu zögern.

Dann nahm sie mit schneller Bewegung die Sklavenpeitsche und eine Sklavenkette auf. Sie kniete vor mir nieder, die Knie nicht in der Stellung einer Turmsklavin, sondern in der einer Freudensklavin.

»Wenn du möchtest«, sagte sie, »tanze ich den Peitschentanz für dich.«

Ich warf Peitsche und Kette zur Seite. »Nein«, sagte ich aufgebracht.

»Dann zeige ich dir einen Liebestanz«, sagte sie glücklich. »Ich habe ihn in den Hohen Gärten Ars gelernt.«

»Das würde mir gefallen«, sagte ich, und Talena zeigte mir Ars herrlichen Tanz der Leidenschaft.

Mehrere Minuten lang tanzte sie vor mir, und ihr rotes Gewand schimmerte im Schein der Flammen, und ihre bloßen Füße huschten sanft über den Teppich. Mit einem letzten Klirren ihrer Fingerzimbeln fiel sie vor mir zu Boden, ihr Atem ging schnell, und in ihren Augen stand Verlangen. Da lag ich auch schon neben ihr und nahm sie in die Arme.

Ihr Herz schlug heftig gegen meine Brust. Sie schaute mir in die Augen, ihre Lippen zitterten.

»Laß das Eisen kommen«, sagte sie. »Ich will dein sein, Herr.«

»Nein, Talena«, sagte ich und küßte sie.

»Ich möchte dein Eigentum sein«, wimmerte sie. »Ich möchte dir ganz gehören, auf jede mögliche Art. Ich möchte dein Brandzeichen, Tarl of Bristol, verstehst du nicht? Ich möchte deine Sklavin sein.«

Ich griff nach ihrem Sklavenkragen, schloß ihn auf, warf ihn zur Seite. »Du bist frei, mein Liebling«, flüsterte ich. »Immer frei!« Sie schüttelte schluchzend den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Ich bin deine Sklavin.« Sie preßte sich erregt an mich. »Ich bin dein«, hauchte sie. »Nimm mich.«

Plötzlicher Lärm ließ mich auffahren. Tarnkämpfer drangen in das Zelt ein. Einen Sekundenbruchteil lang sah ich noch einen Speerschaft, der auf mein Gesicht zuraste. Ich hörte Talena schreien. Etwas blitzte auf, d ann herrschte Dunkelheit.

12

Mit Armen und Beinen war ich an ein Holzgestell gefesselt, das im Wasser schwamm. Mein Körpergewicht ließ die Fesseln tief in mein Fleisch einschneiden. Ich wandte den Kopf und erbrach mich in das gelbe Wasser des Vosk. Dann blinzelte ich in die heiße Sonne und versuchte mich zu bewegen.

Eine Stimme sagte: »Er ist wach.«

Undeutlich nahm ich die Bewegung einiger Speerschäfte wahr, die gegen mein Gestell gestemmt wurden, bereit, es in die Strömung hinauszuschieben. In meinem Blickfeld erschien ein schwarzer Gegenstand, der sich als der Helm eines Mitglieds der Kaste der Attentäter erwies. Langsam wurde der Helm angehoben, und ich starrte in ein hageres, grausames Gesicht, ein Gesicht, das aus grauem Metall zu bestehen schien.

»Ich bin Pa-Kur«, sagte der Mann. »Meisterattentäter Ars.

Oberbefehlshaber dieser Armee.«

»So treffen wir uns also wieder«, sagte ich.

Die Augen blieben ausdruckslos.

»Der Zylinder in Ko-ro-ba. Die Armbrust«, sagte ich.

Er schwieg.

»Damals ist es dir nicht gelungen, mich zu töten«, sagte ich spöttisch.

»Vielleicht möchtest du jetzt einen zweiten Schuß riskieren.

Möglicherweise entspricht das Ziel diesmal mehr deinen Fähigkeiten.«

Die Männer hinter Pa-Kur murmelten. Der Schwarzbehelmte zeigte keine Reaktion.

»Meine Waffe«, sagte er nur und streckte den Arm aus. Sofort wurde eine Armbrust hineingelegt. Es war eine große Metallwaffe, aufgezogen und geladen.

Ich machte mich auf den tödlichen Schuß gefaßt und überlegte schon, ob ich den Aufprall spüren würde. Pa-Kur hob herrisch die Hand. Von irgendwoher schnellte ein kleiner runder Gegenstand hoch in die Luft, über den Fluß. Es war eine Tarnmünze, die einer von Pa-Kurs Männern geschleudert hatte. Als das winzige Objekt, das sich schwarz von dem blauen Himmel abhob, seinen höchsten Punkt erreichte, hörte ich das Klicken des Auslösers, die Vibration der Sehne, und das kurze Zischen des Bolzens. Ehe die Münze ihren Sturz beginnen konnte, wurde sie von dem Geschoß getroffen, das sie wohl etwa zweihundertundfünfzig Meter weiter über den Fluß hinaustrug.

»Ich war ein Narr«, stöhnte ich.

»Und du stirbst auch den Tod eines Narren«, sagte er. In seiner Stimme schwang keine Empfindung.

»Warte«, entgegnete ich. »Ich erbitte einen Gefallen.« Die Worte fielen mir schwer,

»Sag mir, was du mit dem Mädchen gemacht hast.«

»Sie ist Talena, die Tochter des Ubar Marlenus«, antwortete Pa-Kur.

»Sie wird in Ar als meine Königin herrschen.«

»Sie würde lieber sterben«, sagte ich.

»Sie hat mich akzeptiert«, erwiderte Pa-Kur.

Die erbarmungslosen Augen musterten mich ausdruckslos. »Es war ihr Wunsch, daß du den Verbrechertod stirbst«, fügte er hinzu, »auf diesem Gestell der Erniedrigung, unwert, unsere Waffen zu besudeln.«

Ich schloß die Augen. Ich hätte wissen müssen, daß die stolze Talena, Tochter eines Ubar, die erstbeste Gelegenheit ergreifen würde, um in Ar wieder an die Macht zu kommen. Und ich, ihr Beschützer, wurde nun abgeschoben. Nach goreanischer Sitte spuckte mich jeder der Männer an. Zuletzt spuckte Pa-Kur in seine Hand und legte sie mir auf die Brust.

»Ich hätte dich ehrenvoll umgebracht«, sagte er mit unbewegtem Gesicht, »wenn nicht die Tochter des Marlenus Einspruch erhoben hätte.