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Brianna grinste breit. »Eine Rattensatire? Was ist denn das?«

Rogers Antwort ließ auf sich warten, weil er noch einmal sein Glück mit dem Fenster versuchte. Er drückte, bis sein Bizeps den Stoff seines Hemds dehnte, doch schließlich gab das Fenster quietschend nach, und ein erfrischend kühler Luftzug strömte durch den zwanzig Zentimeter breiten Spalt herein.

»Gott, das ist besser.« Er fächelte sich übertrieben erleichtert Luft zu und erwiderte Briannas Grinsen. »Also, wollen wir loslegen?«

Sie reichte ihm die Taschenlampe und trat einen Schritt zurück. »Wie wäre es, wenn du die Kartons suchst und ich sie durchsehe? Und was ist eine Rattensatire?«

»Feigling«, sagte er und bückte sich, um unter die Plane zu fassen. »Eine Rattensatire ist ein alter schottischer Brauch; wenn man Ratten oder Mäuse im Haus oder in der Scheune hatte, konnte man sie vertreiben, indem man ein paar Zeilen gedichtet – oder gesungen – hat, in denen man den Ratten mitteilte, wie schlecht das Essen an diesem Ort war und wie gut anderswo. Man konnte ihnen sagen, wohin sie gehen sollten und wie sie dort hinkamen, und wenn die Satire gut genug war, ging man davon aus, dass sie gehen würden.«

Er zog einen Karton mit der Aufschrift JAKOBITEN, DIVERSES hervor und trug ihn zum Tisch. Dabei sang er:

»Ihr Ratten seid zu viele,

wollt essen ihr in Fülle,

müsst ihr geh’n, müsst ihr geh’n.«

Er ließ den Karton auf den Tisch plumpsen, verbeugte sich als Reaktion auf Briannas Kichern und wandte sich wieder den Kistenstapeln zu. Mit lauter Stimme fuhr er fort:

»Zu den Campbells könnt ihr geh’n,

wo keine Katzen Wache steh’n,

dafür ist der Kohl dort grün.

Da findet ihr genug zu kau’n,

statt meine Schuhe zu versau’n,

Geht, ihr Ratten, geht!«

Brianna prustete beifällig. »Hast du dir das gerade ausgedacht?«

»Natürlich.« Roger stellte einen weiteren Karton auf den Tisch und verneigte sich erneut. »Eine gute Rattensatire muss immer ein Original sein.« Er warf einen Blick auf die aneinandergereihten Kartonstapel. »Nach dieser Darbietung dürfte es eigentlich meilenweit keine Ratten mehr geben.«

»Gut.« Brianna zog ein Taschenmesser aus der Tasche und schlitzte das Klebeband auf, das den oberen Karton verschloss. »Dann solltest du das auch bei uns in der Pension machen; Mama sagt, sie ist sicher, dass wir Mäuse im Bad haben. Irgendetwas hat an ihrer Seifendose genagt.«

»Weiß der Himmel, was dazu nötig wäre, eine Maus zu vertreiben, die ein Stück Seife fressen kann; das dürfte meine kläglichen Kräfte übersteigen.« Er zog ein zerschlissenes rundes Sitzkissen hinter einem wankenden Stapel veralteter Lexika hervor und ließ sich neben Brianna zum Sitzen nieder. »Du kannst die Pfarrbücher übernehmen; sie sind etwas einfacher zu lesen.«

Kameradschaftlich verbrachten sie den ganzen Morgen mit der gemeinsamen Arbeit und brachten gelegentlich interessante Passagen zutage, hin und wieder einen Silberfisch und regelmäßig Staubwolken, aber wenig, das für ihr Projekt von Wert war.

»Wir sollten bald Mittagspause machen«, sagte Roger schließlich. Es widerstrebte ihm zwar sehr, ins Haus zurückzukehren, wo er Fiona ausgeliefert sein würde, doch Briannas Magen knurrte inzwischen fast so laut wie sein eigener.

»Okay. Wir können ja nach dem Essen noch ein bisschen weitermachen, wenn es dir nicht zu viel ist.« Brianna stand auf und reckte sich, so dass ihre Fäuste beinahe an die Deckenbalken der alten Garage reichten. Sie wischte sich die Hände an den Beinen ihrer Jeans ab und duckte sich zwischen den Kartonstapeln hindurch.

»Oh!« Kurz vor der Tür blieb sie abrupt stehen. Roger, der ihr folgte, musste bremsen und wäre fast mit der Nase an ihren Hinterkopf gestoßen.

»Was ist?«, fragte er. »Doch keine neue Ratte?« Er stellte beifällig fest, dass die Sonne Funken aus Gold und Kupfer in ihrem geflochtenen Pferdeschwanz schlug. Sie war von einer kleinen goldenen Staubwolke umgeben; er fand, dass sie im Gegenlicht des Mittags geradezu mittelalterlich aussah; Unsere liebe Frau der Archive.

»Nein. Sieh nur, hier, Roger!« Sie zeigte auf einen Karton in der Mitte eines Stapels. Auf der Seite stand in der kräftigen, schwarzen Handschrift des Reverends ein einziges Wort. »Randall.«

Roger empfand eine Mischung aus Begeisterung und Nervosität. Briannas Begeisterung war ungetrübt.

»Vielleicht finden wir ja hier, was wir suchen!«, rief sie aus. »Mama hat doch gesagt, dass es etwas ist, wofür sich mein Vater interessiert hat; vielleicht hatte er den Reverend schon danach gefragt.«

»Könnte sein.« Roger schluckte die plötzlichen bösen Vorahnungen herunter, die ihm beim Anblick des Namens gekommen waren. Er kniete sich hin, um den Karton aus seinem Lager zu ziehen. »Komm, wir nehmen ihn mit ins Haus; wir können nach dem Essen einen Blick hineinwerfen.«

Der Karton, den sie im Studierzimmer des Reverends öffneten, enthielt ein merkwürdiges Sammelsurium: alte Fotokopien von Pfarrbuchseiten, zwei oder drei Musterrollen der Armee, einige Briefe und andere Papiere, ein kleines, dünnes Notizbuch mit einem grauen Pappeinband, ein Päckchen betagter Fotografien, die sich an den Rändern wellten, und einen festen Ordner, auf dessen Deckel der Name »Randall« prangte.

Brianna griff nach dem Ordner und öffnete ihn. »Oh, das ist ja Papas Stammbaum!«, rief sie aus. »Sieh doch.« Sie reichte Roger den Ordner, in dem sich zwei dicke Pergamentbögen befanden, auf denen mit dem Lineal akkurate Abstammungslinien gezogen waren. Das Anfangsdatum war 1633; der letzte Eintrag unten auf der zweiten Seite lautete

Frank Wolverton Randall ehel. Claire Elizabeth Beauchamp 1937

»Vor deiner Geburt verfasst«, murmelte Roger.

Brianna blickte ihm über die Schulter, während er langsam mit dem Finger über den Stammbaum fuhr. »Ich kenne ihn schon; Papa hatte eine Kopie in seinem Studierzimmer und hat ihn mir immer wieder gezeigt. Aber bei ihm stand ich unten; diese Kopie muss älter sein.«

»Vielleicht hat ihm der Reverend bei der Recherche geholfen.« Roger reichte Brianna den Ordner zurück und griff nach einem der Papiere auf dem Schreibtisch.

»Da hast du ein richtiges Erbstück«, sagte er, und sein Finger glitt über das Wappen, das am Kopf der Seite eingeprägt war. »Ein Armeepatent, gezeichnet von Seiner Königlichen Majestät König George II.«

»George dem Zweiten? Himmel, das war ja noch vor der Amerikanischen Revolution.«

»Deutlich vorher. Das Datum ist 1735, auf den Namen Jonathan Wolverton Randall. Kennst du den Namen?«

»Ja.« Brianna nickte, und ihr fielen verirrte Haarsträhnen ins Gesicht. Sie strich sie achtlos beiseite und griff nach dem Brief. »Papa hat hin und wieder von ihm erzählt; einer der wenigen Vorfahren, über den er etwas mehr wusste. Er war Hauptmann in der Armee, die in Culloden gegen Bonnie Prince Charlie gekämpft hat.« Sie hob den Kopf und blinzelte Roger an. »Ich glaube sogar, er ist in der Schlacht umgekommen. Vermutlich ist er aber nicht dort begraben, oder?«

Roger schüttelte den Kopf. »Ich glaube es nicht. Es waren ja die Engländer, die nach der Schlacht dort aufgeräumt haben. Sie haben die meisten ihrer eigenen Toten zur Beerdigung nach Hause transportiert – zumindest die Offiziere.«

Zu weiteren Bemerkungen kam er nicht, weil Fiona plötzlich in der Tür auftauchte und einen Staubwedel wie eine Kampfstandarte vor sich hertrug.

»Mr. Wakefield«, rief sie. »Draußen ist jemand, der den Wagen des Reverends mitnehmen will, aber er springt nicht an. Er fragt, ob Sie ihm wohl helfen würden?«

Roger fuhr schuldbewusst zusammen. Er hatte die Batterie in die Werkstatt gebracht, um sie überprüfen zu lassen, und sie lag immer noch auf dem Rücksitz seines Morris. Kein Wunder, dass der Wagen des Reverends nicht ansprang.