Выбрать главу

»Jetzt aber«, begann er und senkte die Hand. Doch dann sah er mein Gesicht und hielt mitten in der Bewegung inne. Er konnte weder die offene Tür in seinem Rücken noch den Mann sehen, der darin stand, doch die plötzliche Stille, die über die Kate fiel, muss ihm verraten haben, dass alle Wetten abgeblasen waren.

Seine Hoheit Prinz Charles Edward bückte sich unter dem Türsturz hindurch, um die Kate zu betreten. Für seine Visite bei den Verwundeten trug er eine Kniehose aus violettem Samt mit passenden Strümpfen, makelloses Leinen und – zweifellos zur Demonstration seiner Solidarität mit den Männern – Rock und Weste im Tartan der Camerons nebst ergänzendem Plaid, das auf seiner Schulter durch eine Cairngormbrosche gezogen war. Sein Haar war frisch gepudert, und auf seiner Brust glitzerte der Andreas-Orden.

Als noble Inspiration für jedermann blieb er im Eingang stehen und machte jedes weitere Eintreten unmöglich. Langsam ließ er den Blick über die fünfundzwanzig Männer schweifen, die dicht an dicht auf dem Boden lagen, die Helfer, die über ihnen hockten, das Durcheinander der blutigen Verbände, die wir in die Ecke geworfen hatten, die auf dem Tisch verstreuten Instrumente und Arzneien und mich, die ich dahinter stand.

Seine Hoheit hielt zwar im Allgemeinen nichts von Frauen in der Armee, doch er war tief in den Regeln der Höflichkeit verwurzelt. Ich war eine Frau, trotz der Spritzer von Blut und Erbrochenem auf meinem Rock und der Tatsache, dass mein Haar in einem halben Dutzend wirrer Strähnen unter meiner Haube hervorschoss.

»Madame Fraser«, sagte er und verbeugte sich elegant vor mir.

»Eure Hoheit«, erwiderte ich mit einem Hofknicks und hoffte, dass er nicht vorhatte, lange zu bleiben.

»Wir wissen Eure Anstrengungen in unserem Namen sehr zu schätzen, Madame«, sagte er, und sein schwacher italienischer Akzent war kräftiger als sonst.

»Äh, danke«, sagte ich. »Achtet auf das Blut. Dort drüben ist es rutschig.«

Sein zierlicher Mund verspannte sich ein wenig, als er die Pfütze umkreiste, auf die ich ihn aufmerksam gemacht hatte. Da der Eingang nun frei war, traten Sheridan, O’Sullivan und Lord Balmerino ein und trugen das Ihre zu der drangvollen Enge in der Kate bei. Nun, da der Höflichkeit Genüge getan war, ging Charles vorsichtig zwischen zwei Strohlagern in die Hocke.

Sanft legte er dem einen der Männer die Hand auf die Schulter.

»Wie ist Euer Name, mein tapferer Kamerad?«

»Gilbert Munro … äh, Eure Hoheit«, fügte der Mann voll Ehrfurcht beim Anblick des Prinzen hastig hinzu.

Die manikürten Finger berührten den Verband und die Schienen, die das verhüllten, was von Gilbert Munros rechtem Arm geblieben war.

»Ihr habt ein großes Opfer gebracht, Gilbert Munro«, sagte Charles schlicht. »Ich verspreche Euch, dass es nicht vergessen wird.« Seine Hand strich dem Mann über die bärtige Wange, und Munro errötete verlegen und angenehm berührt.

Ich hatte einen Mann vor mir, dessen Kopfhaut genäht werden musste, doch ich konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie Charles die Runde durch die Kate machte. Langsam ging er von Bett zu Bett, ließ niemanden aus, hielt bei jedem Mann an, um sich nach seinem Namen und Heimatort zu erkundigen, ihm seinen Dank und sein Mitgefühl auszusprechen, ihm zu gratulieren und zu kondolieren.

Die Männer waren so verblüfft, dass sie schwiegen, und Engländern wie Highlandern gelang es nur mit Mühe, Seiner Hoheit murmelnd zu antworten. Schließlich erhob er sich mit ächzenden Gelenken. Ein Ende seines Plaids hatte im Schmutz gehangen, doch er schien es nicht zu bemerken.

»Ich überbringe Euch den Segen und den Dank meines Vaters«, sagte er. »An Eure heutigen Taten wird man sich ewig erinnern.« Die Männer auf dem Boden waren zwar nicht in Beifallslaune, doch sie lächelten, und es erhob sich wohlwollendes Gemurmel.

Charles wandte sich schon zum Gehen, als sein Blick auf Jamie fiel, der sich in eine Ecke verdrückt hatte, um nicht barfuß unter Sheridans Stiefel zu geraten. Seine Hoheit begann, freudig zu strahlen.

»Mon cher! Ich hatte Euch heute gar nicht gesehen. Ich fürchtete schon, Euch sei etwas zugestoßen.« Ein Hauch von Tadel erschien in seinem wohlgeformten, geröteten Gesicht. »Warum seid Ihr nicht mit den anderen Offizieren zum Essen in das Pfarrhaus gekommen?«

Jamie lächelte und verbeugte sich respektvoll.

»Meine Männer sind hier, Hoheit.«

Bei diesen Worten fuhren die Augenbrauen des Prinzen in die Höhe, und er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, doch Lord Balmerino trat vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Charles’ Miene nahm einen besorgten Zug an.

»Doch was ich da höre?«, sagte er zu Jamie und verlor die Kontrolle über seinen Satzbau, was ihm in emotionalen Momenten hin und wieder unterlief. »Seine Lordschaft teilt mir mit, dass Ihr selbst verletzt wurdet.«

Jamie sah unbehaglich aus. Er warf einen raschen Blick in meine Richtung, um zu sehen, ob ich das gehört hatte. Als er sah, dass es mir in der Tat nicht entgangen war, heftete er seine Augen wieder auf den Prinzen.

»Es ist nichts, Hoheit. Nur ein Kratzer.«

»Zeigt es mir.« Es war zwar schlicht gesagt, jedoch unmissverständlich ein Befehl, und Jamie entfernte sein fleckiges Plaid ohne Widerrede.

Auf der Innenseite war der dunkle Tartan beinahe schwarz. Sein Hemd war darunter von der Achsel bis zur Hüfte rot und hatte dort, wo das Blut zu trocknen begonnen hatte, steife braune Stellen.

Ich überließ meinen Kopfverletzten einen Moment sich selbst, um vorzutreten und das Hemd zu öffnen. Dann zog ich es sanft von der verletzten Seite fort. Trotz der Blutmenge wusste ich, dass die Verletzung nicht ernst sein konnte; er stand reglos da, und es floss kein Blut mehr aus der Wunde.

Es war ein Säbelhieb, der sich quer über seine Rippen zog. Jamie hatte Glück gehabt; hätte der Säbel ihn im rechten Winkel erwischt, wäre er tief in die Thoraxmuskeln zwischen den Rippen eingedrungen. So hing nur ein zwanzig Zentimeter langer Hautstreifen lose herab, unter dem es jetzt wieder rot aufzuquellen begann, da der Druck des Plaids fehlte. Es würden einige Stiche nötig sein, um die Wunde zu nähen, doch abgesehen von der ständigen Infektionsgefahr war die Verletzung in keiner Weise ernst.

Ich wandte mich von Jamie ab, um Seiner Hoheit dies mitzuteilen, hielt aber inne, weil ich seinen seltsamen Gesichtsausdruck sah. Im ersten Moment dachte ich, es wären Anfängernerven, der Schock eines Menschen, der nicht an den Anblick von Verletzungen und Blut gewöhnt war. Es war oft vorgekommen, dass eine Lernschwester im Feldlazarett einen Verband entfernt hatte, einmal hingesehen hatte und davongestürzt war, um sich in aller Stille draußen zu übergeben, ehe sie zurückkehrte, um den Patienten zu versorgen. Kampfverletzungen sehen immer besonders grauenvoll aus.

Aber das konnte es nicht sein. Charles war zwar nicht der geborene Krieger, doch genau wie Jamie hatte er seine Feuertaufe mit vierzehn erlebt, in der Schlacht von Gaeta. Nein, beschloss ich, als der schockierte Ausdruck auch schon aus den sanften braunen Augen verschwand. Blut und Verletzungen konnten ihn nicht aus der Ruhe bringen.

Es war kein Kätner oder Schäfer, der hier vor ihm stand. Kein namenloser Untertan, dessen Pflicht es war, für die Stuarts zu kämpfen. Dies war ein Freund. Und ich hatte den Eindruck, dass er beim Anblick von Jamies Verletzung plötzlich begriff – dass auf seinen Befehl Blut vergossen wurde, dass in seinem Namen Menschen verwundet wurden. Kein Wunder, dass ihn diese Erkenntnis so tief wie ein Schwerthieb traf.

Er warf einen langen Blick auf Jamies Seite, dann hob er den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen. Er nahm Jamie bei der Hand und verneigte sich.

»Danke«, sagte er leise.

Und nur in diesem einen Moment dachte ich, dass er vielleicht doch ein guter König geworden wäre.

Auf einer kleinen Anhöhe hinter der Kirche war auf Anordnung Seiner Hoheit ein Zelt errichtet worden, das den Toten der Schlacht ein letztes Dach über den Köpfen bot. So bevorzugt die englischen Soldaten bei der medizinischen Versorgung behandelt wurden – hier gab es nichts dergleichen. Die Männer lagen nebeneinander da, die Gesichter mit Tüchern bedeckt, so dass man die Highlander nur an ihrer Kleidung erkannte, und harrten ihrer Beerdigung am Morgen. MacDonald von Keppoch hatte einen französischen Priester dabei; der Mann, dem vor Erschöpfung die Schultern vornüberhingen und der seine rote Stola einfach über einem fleckigen Highlandplaid trug, bewegte sich langsam durch das Zelt und blieb zu Füßen einer jeden Gestalt am Boden stehen, um ein Gebet zu sprechen.