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Seine Hand erhob sich langsam, schwebte dahin wie das Laub und legte sich leicht auf meinen Kopf.

»Claire. Ich brauche dich«, flüsterte er. »Ich brauche dich so.«

Ohne die hinderlichen Unterröcke war es ganz einfach. Ich fühlte mich, als schwebte ich selbst, als erhöbe ich mich, ohne es zu wollen, um meine Röcke über seinen Körper zu heben und mich über ihn zu senken wie eine Wolke auf eine Hügelkuppe, und sein Begehren unter meinen Schutz zu nehmen.

Seine Augen waren geschlossen, sein Kopf zurückgesunken, und sein golden-rotes Haar verteilte sich auf dem Laub. Doch seine Hände erhoben sich gleichzeitig und legten sich zielsicher auf meine Taille, wo sie gewichtslos auf der Rundung meiner Hüften ruhten.

Auch meine Augen schlossen sich, und ich spürte die Umrisse seiner Seele, so wahr ich die seines Körpers unter mir spürte. Die Erschöpfung blendete jeden Gedanken und jede Erinnerung aus, jede Empfindung außer dem Bewusstsein, dass der andere da war.

»Nicht … lange«, flüsterte er. Ich nickte, denn ich wusste, dass er spürte, was er nicht sah, und erhob mich über ihm, meine Oberschenkel kraftvoll und sicher unter dem fleckigen Stoff meines Kleides.

Einmal, zweimal, noch einmal, und das Beben stieg in ihm auf und durch mich hindurch wie Wasser, das durch die Wurzeln einer Pflanze in ihr Blattwerk steigt.

Sein Atem entwich ihm als Seufzer, und ich spürte ihn in die Bewusstlosigkeit sinken, als würde eine Lampe gelöscht. Ich fiel an seine Seite und hatte gerade noch Zeit, den schweren Umhang über uns zu ziehen, ehe mich die Dunkelheit erfüllte und mich die Wärme seines Samens in meinem Bauch wie ein Gewicht in der Erde verankerte. Wir schliefen.

Kapitel 37

Holyrood

Edinburgh

Oktober 1745

Das Klopfen an meiner Tür überraschte mich bei der Inspektion meiner frisch aufgefüllten Arzneikisten. Nach dem erstaunlichen Sieg von Prestonpans hatte Charles seine triumphierende Armee zurück nach Edinburgh geführt, wo sie sich nun beweihräuchern ließ. Während er in ihrem Ruhm schwelgte, schufteten seine Generäle und Clanführer Tag und Nacht, um ihre Männer in Schuss zu halten und vorbereitet zu sein auf das, was auch immer als Nächstes kommen mochte.

Durch den schnellen Erfolg beflügelt, redete Charles ganz ungehemmt davon, Stirling einzunehmen, dann Carlisle und danach vielleicht weiter nach Süden vorzurücken, sogar bis nach London. Ich verbrachte meine freie Zeit damit, chirurgische Nadeln zu zählen, hortete Weidenrinde und stahl jede herrenlose Unze Alkohol, die ich finden konnte, um sie zu Desinfektionsmittel zu verarbeiten.

»Was ist denn?«, fragte ich und öffnete die Tür. Der Überbringer der Nachricht war ein Junge, kaum älter als Fergus. Er gab sich Mühe, ernst und ehrerbietig dreinzuschauen, konnte aber seine natürliche Neugier nicht unterdrücken. Ich sah, wie sein Blick durch das Zimmer huschte und fasziniert an der großen Arzneitruhe in der Ecke hängenblieb. Die Gerüchte um meine Person hatten also auch im Palast von Holyrood die Runde gemacht.

»Seine Hoheit hat nach Euch gefragt, Mistress Fraser«, antwortete er. Leuchtende braune Augen beobachteten mich scharf, gewiss auf der Suche nach Anzeichen übernatürlicher Kräfte. Meine deprimierend normale Erscheinung schien ihn etwas zu enttäuschen.

»Oh, hat er das?«, sagte ich. »Also schön. Und wo ist er?«

»Im Morgensalon, Mistress. Ich soll Euch hinbringen. Oh …« Er hatte sich schon abgewandt, als ihm etwas einfiel, und er fuhr herum, ehe ich die Tür schließen konnte. »Ihr möchtet Euren Arzneikoffer mitbringen, wenn Ihr so gütig wärt.«

Mein Begleiter strotzte geradezu vor Bedeutsamkeit über seinen Auftrag, während er mich durch den langen Korridor zum königlichen Flügel des Palasts eskortierte. Irgendjemand hatte ihn zwar anscheinend darin unterwiesen, wie sich ein königlicher Page zu benehmen hatte, doch hin und wieder verriet ein überschwenglicher Hüpfer, wie neu ihm das alles noch war.

Was in aller Welt wollte Charles von mir? Er duldete mich zwar um Jamies willen, doch die Geschichte über La Dame Blanche hatte ihn aus der Ruhe gebracht, so dass er mir beklommen gegenübertrat. Ich hatte ihn schon mehr als einmal dabei überrascht, dass er sich in meiner Gegenwart unauffällig bekreuzigte oder hastig mit zwei Fingern das »Hörnerzeichen« gegen das Böse machte. Dass er mich bitten würde, ihn medizinisch zu behandeln, war extrem unwahrscheinlich.

Als die schwere Paneeltür dann in das Innere des kleinen Morgensalons aufschwang, erschien es mir sogleich noch unwahrscheinlicher. Der Prinz, der sich sichtlich bester Gesundheit erfreute, lehnte an dem bemalten Cembalo und klimperte mit einem Finger eine zögerliche Melodie. Seine zarte Haut war zwar leicht errötet, jedoch vor Erregung, nicht durch Fieber, und sein Blick richtete sich klar und aufmerksam auf mich.

»Mistress Fraser! Wie gütig von Euch, mich so kürzlich aufzusuchen!« Er war an diesem Morgen noch prunkvoller gekleidet als sonst und trug eine Perücke und eine neue cremefarbene Seidenweste, die mit Blumen bestickt war. Irgendetwas musste ihn sehr beschäftigen, dachte ich; seine Wortwahl wurde merkwürdig, wenn ihn etwas in Wallung brachte.

»Mit Vergnügen, Eure Hoheit«, sagte ich sittsam mit einem flüchtigen Hofknicks. Er war allein, was ungewöhnlich war. Ob er am Ende doch persönlich meiner ärztlichen Dienste bedurfte?

Er wies mit einer raschen, nervösen Geste auf einen der goldenen Damaststühle und drängte mich, Platz zu nehmen. Gegenüber wurde ein zweiter Stuhl plaziert, doch er war zu unruhig zum Sitzen und ging stattdessen vor mir auf und ab.

»Ich brauche Eure Hilfe«, sagte er abrupt.

»Hm?«, erkundigte ich mich höflich. Gonorrhoe?, fragte ich mich und betrachtete ihn verstohlen. Ich hatte zwar nach Louise de La Tour von keiner anderen gehört, doch einmal reichte schließlich. Er bewegte seine Lippen, als suchte er nach einem anderen Ausweg, als mich ins Vertrauen zu ziehen, doch schließlich gab er auf.

»Ich habe einen capo – einen Anführer, versteht Ihr? – hier. Er denkt darüber nach, sich der Sache meines Vaters anzuschließen, hat jedoch noch Zweifel.«

»Einen Clanhäuptling, meint Ihr?« Er nickte und runzelte unter den sorgfältig frisierten Locken seiner Perücke die Stirn.

»Oui, Madame. Er selbst steht natürlich hinter den Ansprüchen meines Vaters …«

»Oh, natürlich«, murmelte ich.

»… doch er wünscht Euch zu sprechen, Madame, ehe er seine Männer in die Pflicht nimmt, mir zu folgen.«

Er schien selbst nicht glauben zu können, was er da sagte, und ich begriff, dass die Röte auf seinen Wangen von einer Mischung aus Verblüffung und unterdrückter Wut herrührte.

Ich war selbst mehr als nur ein wenig verblüfft. Meine Fantasie malte sich prompt einen Clanführer mit einer grauenvollen Krankheit aus, der seinen Einsatz für die Sache davon abhängig machte, dass ich eine Wunderheilung vollbrachte.

»Ihr seid sicher, dass er mich sprechen will?«, sagte ich. So weit konnte mein Ruf doch gewiss nicht gehen.

Charles neigte den Kopf kalt in meine Richtung. »Das sagt er, Madame.«

»Aber ich kenne doch gar keine Clanführer«, sagte ich. »Außer Glengarry und Lochiel. Oh, und Clanranald und Keppoch natürlich. Aber sie sind Euch doch bereits alle treu ergeben. Und warum in aller Welt …«

»Nun, er ist der Meinung, Ihr kenntet ihn«, unterbrach der Prinz, und wieder wurde seine Ausdrucksweise durch seine zunehmende Wut in Mitleidenschaft gezogen. Er ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich sichtlich zu einem höflichen Ton. »Es ist von Bedeutung – von der meisten Bedeutung, Madame, dass er zu der Überzeugung gelangt, sich mir anzuschließen. Ich verlange … ich bitte … Euch daher, dass Ihr … ihn überzeugt.«