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Randall fing mich am Ellbogen ab, um zu verhindern, dass ich auf dem schleimigen Pflaster ausrutschte. Ich erstarrte bei seiner Berührung, und er entfernte die Hand sofort.

Er sah meinen Blick auf den bröseligen Türpfosten fallen und sagte entschuldigend: »Etwas Besseres konnte ich mir nicht leisten. Innen ist es nicht so schlimm.«

Das war es auch nicht – nicht ganz. Zumindest hatten sie versucht, das Zimmer gemütlich auszustatten. Es gab eine große Schüssel nebst Krug, einen stabilen Tisch mit einem Laib Brot, etwas Käse und einer Flasche Wein, und das Bett war mit einer Federmatratze und mehreren dicken Decken ausgerüstet.

Der Mann, der auf der Matratze lag, hatte die Bettdecken von sich geworfen, vermutlich, weil ihm vom Husten heiß geworden war. Er war knallrot im Gesicht, und die Wucht des Hustens schüttelte das Bettgestell, obwohl es robust gebaut war.

Ich trat zum Fenster und öffnete es, ohne Randalls Protestruf zu beachten. Kalte Luft strömte in das erstickende Zimmer, und der Gestank nach ungewaschener Haut, schmutziger Wäsche und dem überquellenden Nachttopf ließ ein wenig nach.

Der Husten verebbte allmählich, und Alexander Randall wurde kreidebleich. Seine Lippen waren blau angehaucht, und seine Brust hob sich mühsam, während er nach Atem rang.

Ich schaute mich im Zimmer um, sah aber nichts, was für meine Zwecke geeignet gewesen wäre. Ich öffnete meine Arzneitasche und holte einen steifen Pergamentbogen hervor, der zwar an den Rändern ein wenig ausgefranst war, aber wohl reichen würde. Ich setzte mich auf die Bettkante und lächelte Alexander Randall zu, so ermutigend ich konnte.

»Es war … gütig von Euch … zu kommen«, sagte er und gab sich Mühe, zwischen den einzelnen Worten nicht zu husten.

»Es geht Euch gleich besser«, sagte ich. »Sagt nichts, und versucht nicht, gegen den Husten anzukämpfen. Ich muss ihn hören.«

Sein Hemd war bereits geöffnet; ich breitete es auseinander und erblickte eine erschreckend eingefallene Brust, an der sich so gut wie keine Muskelfaser mehr befand; die Rippen waren vom Oberbauch bis zum Schlüsselbein deutlich zu sehen. Er war ja schon immer dünn gewesen, doch nach einem Jahr der Krankheit war er völlig ausgemergelt.

Ich rollte das Pergament zu einer Röhre zusammen und stellte ihm das eine Ende auf die Brust, während ich mein Ohr an das andere hielt. Es war zwar nur ein simples Stethoskop, doch es funktionierte erstaunlich gut.

Ich lauschte an diversen Stellen und wies ihn an, tief einzuatmen. Dass er husten sollte, brauchte ich ihm erst gar nicht zu sagen – armer Kerl.

»Legt Euch einen Moment auf den Bauch.« Ich zog ihm das Hemd hoch und lauschte, dann klopfte ich ihm sanft auf den Rücken, um die Resonanz beider Lungen zu prüfen. Die nackte Haut unter meinen Fingern war klamm und verschwitzt.

»Gut. Wieder auf den Rücken. Bleibt einfach nur still liegen und entspannt Euch. Ich werde Euch nicht weh tun.« Ich redete beruhigend auf ihn ein, während ich das Weiße seiner Augen untersuchte, die geschwollenen Lymphknoten an seinem Hals, die belegte Zunge und die entzündeten Mandeln.

»Ihr habt eine Bronchitis«, sagte ich und tätschelte ihm die Schulter. »Ich koche Euch etwas, das den Husten lindert. Unterdessen …« Ich zeigte angewidert mit dem Fuß auf den abgedeckten Porzellan-Nachttopf unter dem Bett und richtete meinen Blick auf den Mann, der wartend an der Tür stand, aufrecht und steif wie beim Appell.

»Weg damit«, befahl ich. Randall funkelte mich an, kam aber gehorsam herbei und bückte sich.

»Nicht aus dem Fenster!«, sagte ich scharf, als er sich in diese Richtung bewegte. »Bringt ihn nach unten.« Er machte kehrt und ging, ohne mich anzusehen.

Alexander holte vorsichtig Luft, als sich die Tür hinter seinem Bruder schloss. Er blickte lächelnd zu mir auf, und seine haselgrünen Augen leuchteten in seinem bleichen Gesicht. Seine Haut spannte sich so fest über seinem Schädelknochen, dass sie beinahe durchsichtig war.

»Beeilt Euch lieber, ehe Johnny zurückkommt. Was ist es?«

Sein dunkles Haar war beim Husten durcheinandergeraten; ich versuchte zwar, die Gefühle im Zaum zu halten, die der Anblick in mir weckte, doch ich strich es ihm glatt. Eigentlich hätte ich ihm lieber nichts gesagt, doch er wusste wohl schon Bescheid.

»Ihr habt die Grippe. Außerdem habt Ihr Tuberkulose – Schwindsucht.«

»Und?«

»Und kongestives Herzversagen«, sagte ich und sah ihm direkt in die Augen.

»Ah. Ich hatte mir schon … so etwas gedacht. Es flattert manchmal in meiner Brust … wie ein winziger Vogel.« Er legte sich die Hand leicht aufs Herz.

Ich konnte den Anblick seiner Brust nicht ertragen, die sich unter ihrer unmöglichen Bürde hob und senkte, und ich schloss ihm sanft das Hemd und band es am Halsausschnitt zu. Seine lange, weiße Hand fasste nach der meinen.

»Wie lange noch?«, sagte er. Sein Ton war beinahe gleichgültig und legte kaum mehr als schwache Neugier an den Tag.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Das ist die Wahrheit. Ich weiß es nicht.«

»Aber nicht mehr lange«, sagte er überzeugt.

»Nein. Nicht mehr lange. Vielleicht noch ein paar Monate, aber so gut wie sicher kein ganzes Jahr mehr.«

»Könnt Ihr … etwas gegen den Husten tun?«

Ich griff nach meiner Tasche. »Ja. Zumindest kann ich ihn lindern. Und das Herzflattern; ich kann Euch einen Digitalinextrakt herstellen, der helfen wird.« Ich fand das kleine Päckchen mit den getrockneten Fingerhutblättern; es würde nicht lange dauern, sie aufzugießen.

»Euer Bruder«, sagte ich, ohne ihn anzusehen. »Möchtet Ihr …«

»Nein«, sagte er entschlossen. Sein Mundwinkel verzog sich, und er sah Frank so ähnlich, dass ich in diesem Moment am liebsten um ihn geweint hätte.

»Nein«, sagte er. »Er weiß es schon, glaube ich. Wir haben immer schon … übereinander Bescheid gewusst.«

»Ist das so?«, fragte ich und sah ihm direkt in die Augen. Er wich meinem Blick nicht aus, sondern lächelte schwach.

»Ja«, sagte er leise. »Ich weiß über ihn Bescheid. Es spielt keine Rolle.«

Ach nein?, dachte ich. Für Euch vielleicht nicht. Da ich weder meinem Gesicht noch meiner Stimme traute, wandte ich mich ab und beschäftigte mich damit, meine kleine Alkohollampe anzuzünden.

»Er ist mein Bruder«, sagte die leise Stimme hinter mir. Ich holte tief Luft und zwang meine Hände zur Ruhe, um die Blätter abmessen zu können.

»Ja«, sagte ich, »das zumindest ist er.«

Seit sich Copes erstaunliche Niederlage in Prestonpans herumgesprochen hatte, wurden Charles aus dem Norden mehr und mehr Unterstützung, Männer und Geld angeboten. Manchmal wurden aus den Worten sogar Taten. Lord Ogilvie, der älteste Sohn des Grafen von Airlie, brachte sechshundert Lehnsmänner seines Vaters mit, während Stewart of Appin an der Spitze von vierhundert Männern aus den Grafschaften Aberdeen und Banff auftauchte. Lord Pitsligo stellte im Alleingang den Großteil der Highland-Kavallerie, indem er eine große Anzahl Gutsherren und ihrer Bediensteten aus dem Nordosten nach Edinburgh führte, allesamt gut beritten und bewaffnet – zumindest verglichen mit dem Gros der Clanschotten, die mit den Claymores bewaffnet waren, die ihre Großväter noch vom 1715er-Aufstand aufbewahrt hatten, mit rostigen Äxten oder den Mistgabeln, mit denen sie bis vor kurzem noch ihre Kuhställe ausgemistet hatten.

Sie waren ein zusammengewürfelter Haufen, der dadurch jedoch nicht ungefährlicher wurde, dachte ich. Ich bahnte mir den Weg durch eine Gruppe von Männern, die um einen fahrenden Scherenschleifer herumstanden, der ihnen ungerührt die Dolche und Rasiermesser genauso wie die Sicheln schärfte. Der englische Soldat, der ihnen gegenübertrat, lief zwar vermutlich eher Gefahr, sich mit Tetanus zu infizieren, als auf der Stelle umzukommen, doch das Ergebnis war dasselbe.