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»Abgemacht«, sagte er und blickte von mir zu Jamie. »Wir geben ihnen die Frau und dürfen dafür unbehelligt gehen. Keine Verfolgung. Wir behalten das Pferd. Wir brauchen es für Rupert«, sagte er halb entschuldigend zu mir.

»Schon gut«, sagte ich zu ihm. Ich blickte zur Tür mit dem kleinen dunklen Fleck an der Stelle, wo die Kugel hindurchgedrungen war, genauso groß wie das Loch in Ruperts Seite. Mein Mund war trocken, und ich schluckte krampfhaft. Ich war ein Kuckucksei auf dem Weg ins falsche Nest. Wir zögerten alle drei vor der Tür, denn keiner wollte den letzten Schritt tun.

»Besser, wenn ich g-gehe«, sagte ich und gab mir alle Mühe, das Zittern meiner Stimme und meiner Gliedmaßen im Griff zu behalten. »Sonst fragen sie sich noch, was uns aufhält.«

Jamie schloss kurz die Augen und nickte, dann trat er auf mich zu.

»Ich glaube, du solltest in Ohnmacht fallen, Sassenach«, sagte er. »Vielleicht ist es dann einfacher.« Er beugte sich vor, hob mich in seine Arme und trug mich durch die Tür, die Dougal offen hielt.

Sein Herz hämmerte unter meinem Ohr, und ich konnte das Beben seiner Arme spüren, während er mich trug. Nach dem stickigen Inneren der Kirche mit seinen Gerüchen nach Schweiß, Blut, Schwarzpulver und Pferdedung raubte mir die kalte frische Morgenluft den Atem, und ich schmiegte mich zitternd an ihn. Seine Hände spannten sich unter meinen Knien und Schultern an, ein festes Versprechen; er würde mich niemals loslassen.

»Gott«, murmelte er einmal leise, und dann hatten wir sie erreicht. Scharfe Fragen, gemurmelte Antworten, sein Griff, der sich widerstrebend lockerte, als er mich auf den Boden legte, und dann das Rascheln seiner Schritte, die sich im nassen Gras entfernten. Ich war allein in den Händen Fremder.

Kapitel 44

In welchem eine Menge Dinge den Bach hinuntergehen

Ich beugte mich dichter an das Feuer und hielt die Hände darüber, um sie aufzutauen. Sie waren schmutzig, weil ich den ganzen Tag die Zügel festgehalten hatte, und ich fragte mich flüchtig, ob es die Anstrengung lohnte, bis zum Bach zu gehen, um sie mir zu waschen. Manchmal kostete es einfach zu viel Mühe, moderne Hygienestandards zu wahren, ohne dazu über moderne Installationen zu verfügen. Kein verdammtes Wunder, dass so viele Leute krank wurden und starben, dachte ich missmutig. Sie starben eher an Dreck und schlichter Ahnungslosigkeit als an irgendetwas anderem.

Die Vorstellung, verdreckt zu sterben, reichte aus, um mir trotz meiner Müdigkeit auf die Beine zu helfen. Das Ufer des kleinen Bachs, der am Rand des Lagers vorüberfloss, war matschig, und meine Schuhe sanken tief in die sumpfige Vegetation ein. Nachdem ich meine schmutzigen Hände gegen nasse Füße eingetauscht hatte, schlurfte ich zum Feuer zurück, wo mich Korporal Rowbotham mit einer Schale erwartete, von der er sagte, dass sie Eintopf enthielt.

»Mit den besten Wünschen des Hauptmanns, Ma’am«, sagte er und zupfte sogar an seiner Stirnlocke, als er mir das Schälchen reichte, »und er sagt, ich soll Euch ausrichten, dass wir morgen Tavistock erreichen. Dort gibt es ein Gasthaus.« Er zögerte, und die Sorge war ihm in das runde, schlichte Gesicht geschrieben, dann fügte er hinzu: »Der Hauptmann entschuldigt sich für die mangelhafte Unterbringung, Ma’am, aber wir haben heute Abend ein Zelt für Euch errichtet. Es ist zwar nicht viel, doch vielleicht hält es ja zumindest den Regen fern.«

»Dankt dem Hauptmann in meinem Namen, Korporal«, sagte ich, so huldvoll ich es konnte. »Und danke auch an Euch«, fügte ich deutlich herzlicher hinzu. Ich war mir vollkommen bewusst, dass ich für Hauptmann Mainwaring ein lästiges Ärgernis war und er sich niemals Gedanken über einen nächtlichen Unterschlupf für mich gemacht hätte. Das Zelt – ein Stück Segeltuch, das man sorgfältig über einen Ast gehängt und auf beiden Seiten festgepflockt hatte – war mit Sicherheit allein Korporal Rowbothams Idee gewesen.

Der Korporal entfernte sich, und ich nahm alleine Platz und aß meine verbrannten Kartoffeln mit zähem Fleisch. Ich hatte am Ufer noch etwas Ackersenf gefunden und eine Handvoll in meiner Tasche mitgebracht, obwohl die Blätter welk und an den Rändern braun waren, dazu ein paar Wacholderbeeren, die ich im Lauf des Tages während einer Rast gepflückt hatte. Die Senfblätter waren alt und ziemlich bitter, doch ich bekam sie hinunter, indem ich sie zwischen die Kartoffelbissen quetschte. Ich beendete die Mahlzeit mit den Wacholderbeeren, die ich nur kurz zerbiss, um sie nicht in den falschen Hals zu bekommen, worauf ich die flachgedrückte Beere mitsamt dem Samen hinunterschluckte. Das ölige Aroma war so kräftig, dass es mir durch den Gaumen in die Nase stieg und mir die Tränen in die Augen trieb, doch es befreite meine Zunge von dem Geschmack nach Fett und Angebranntem, und zusammen mit dem Senf würden die Beeren vielleicht helfen, Skorbut zu verhindern.

In meiner größeren Arzneitruhe hatte ich einen großen Vorrat an getrockneten Farnsprossen und Äpfeln, Hagebutten und Dillsamen, die ich sorgsam gesammelt hatte, um ein Mittel gegen den Vitaminmangel während der langen Wintermonate zu haben. Ich hoffte, dass Jamie sie aß.

Ich legte den Kopf auf meine Knie; ich glaubte zwar nicht, dass mich jemand beobachtete, doch ich wollte nicht, dass man mein Gesicht sah, wenn ich an Jamie dachte.

Ich war zwar auf dem Hügel von Falkirk so lange wie möglich in meiner gespielten Ohnmacht verharrt, wurde aber bald durch einen britischen Dragoner geweckt, der versuchte, mir Brandy aus einer kleinen Flasche in den Hals zu schütten. Da sich meine »Retter« nicht sicher waren, was sie mit mir anfangen sollten, hatten sie mich zum Callendar House gebracht und mich an General Hawleys Stab übergeben.

So weit war also alles nach Plan verlaufen. Dann jedoch ging innerhalb einer Stunde alles schief. Während ich in einem Vorzimmer saß und aufmerksam zuhörte, was ringsum gesagt wurde, erfuhr ich bald, dass das, was ich gestern Abend für eine ernsthafte Schlacht gehalten hatte, in Wirklichkeit nicht mehr gewesen war als ein Scharmützel zwischen den MacKenzies und einer Abteilung englischer Soldaten auf dem Weg zur eigentlichen Armee. Besagte Armee war just im Begriff, sich zu sammeln, um dem erwarteten Angriff der Highlander in Falkirk entgegenzutreten; die Schlacht, von der ich glaubte, ich hätte sie miterlebt, hatte noch gar nicht stattgefunden!

General Hawley persönlich beaufsichtigte das Prozedere, und da niemand die geringste Ahnung zu haben schien, was mit mir anzufangen sei, wurde ich in die Obhut eines jungen Privatgefreiten übergeben und gemeinsam mit einem Brief, der die Umstände meiner Rettung schilderte, auf den Weg zum temporären Hauptquartier eines gewissen Oberst Campbell in Kerse geschickt. Der junge Privatgefreite, ein kräftiges Exemplar namens Dobbs, war verstörend dienstbeflissen, und obwohl ich es unterwegs mehrfach versuchte, gelang es mir nicht, ihm zu entwischen.

Als wir in Kerse eintrafen, mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass Oberst Campbell nicht zugegen war, sondern nach Livingston gerufen worden war.

»Hört zu«, sagte ich zu meinem Aufseher, »Oberst Campbell wird doch mit Sicherheit weder Zeit haben noch geneigt sein, mit mir zu sprechen, und ich wüsste auch gar nicht, was ich ihm sagen sollte. Wie wäre es, wenn ich mir einfach eine Unterkunft hier im Ort suche, bis ich Vorkehrungen für die Fortsetzung meiner Reise nach Edinburgh treffen kann?« Denn da mir nichts Besseres einfiel, hatte ich den Engländern mehr oder weniger dieselbe Geschichte aufgetischt wie zwei Jahre zuvor Colum MacKenzie; dass ich eine Witwe aus Oxford auf dem Weg zu Verwandten in Schottland war, als mich die Highlandbanditen überfallen und entführt hatten.

Der Privatgefreite Dobbs schüttelte hartnäckig den Kopf und errötete. Er konnte nicht älter als zwanzig sein, und er war keine große Leuchte, aber wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, hielt er daran fest.

»Das kann ich nicht zulassen, Mrs. Beauchamp«, sagte er – denn ich hatte meinen Mädchennamen als Decknamen benutzt. »Hauptmann Bledsoe wird mir die Eingeweide herausreißen, wenn ich Euch nicht wohlbehalten beim Oberst abliefere.«