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»Doch es ist weder die Aussicht auf Reichtum noch die drohende Bloßstellung, die Jack Randall an mich bindet«, sagte er. Seine kleinen, wässrigen blauen Augen glänzten in ihren Höhlen. »Er dient mir, weil ich ihm geben kann, was er begehrt.«

Ich betrachtete seine korpulente Gestalt mit unverhohlenem Ekel, und Seine Durchlaucht schüttelte sich vor Lachen.

»Nein, das doch nicht«, sagte er. »Der Geschmack des Hauptmanns ist um einiges raffinierter als das. Anders als der meine.«

»Was denn?«

»Züchtigung«, sagte er leise. »Aber das wisst Ihr doch, nicht wahr? Zumindest weiß es Euer Mann.«

Ich fühlte mich schmutzig, schlicht weil ich in seiner Nähe war, und ich erhob mich, um von ihm fortzukommen. Die Scherben des Alabastergefäßes lagen auf dem Boden, und ich stieß unabsichtlich mit dem Fuß an eine davon, so dass sie von der Wand abprallte und dann unter das Sofa rutschte. Das erinnerte mich wieder an Danton.

Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich mit ihm über das Thema meiner misslungenen Ermordung sprechen wollte, doch zumindest zog ich es einigen Alternativen vor.

»Warum wolltet Ihr mich eigentlich umbringen?«, fragte ich abrupt und wandte mich ihm zu. Ich ließ den Blick rasch über die Sammlung von Gegenständen auf einem Beistelltischchen schweifen, um mich nach einer geeigneten Waffe zu meiner Verteidigung umzusehen, nur falls ihm immer noch danach war.

Er machte nicht den Anschein. Stattdessen beugte er sich mühsam vor, ergriff die Teekanne – die wie durch ein Wunder nicht zerbrochen war – und stellte sie auf den wieder aufgerichteten Teetisch.

»Es schien mir damals naheliegend zu sein«, sagte er in aller Ruhe. »Ich hatte erfahren, dass Ihr und Euer Gemahl mit dem Versuch beschäftigt wart, eine bestimmte Angelegenheit zu vereiteln, der mein Interesse galt. Ich hatte zunächst daran gedacht, Euren Mann aus dem Weg zu räumen, doch angesichts seiner engen Verbindung mit zwei der bedeutendsten Familien in Schottland erschien es mir zu gefährlich.«

»Daran gedacht, ihn aus dem Weg zu räumen?« Mir ging ein Licht auf – eins der vielen, die wie ein Feuerwerk in meinem Schädel abbrannten. »Wart Ihr es, der die Seeleute geschickt hat, die Jamie in Paris überfallen haben?«

Der Herzog nickte beiläufig.

»Es schien die simpelste Methode zu sein, wenn auch ein wenig krude. Aber dann ist Dougal MacKenzie in Paris aufgetaucht, und ich habe mich gefragt, ob Euer Mann am Ende nicht doch für die Stuarts arbeitete. Ich war mir nicht mehr sicher, wo seine Interessen lagen.«

Was ich mich fragte, war, wo genau die Interessen des Herzogs lagen. Seine merkwürdigen Worte ließen es sehr danach klingen, als sei er ein heimlicher Jakobit – und falls ja, war es ihm meisterhaft gelungen, dies geheim zu halten.

»Und dann«, fuhr er fort und legte vorsichtig den Deckel wieder auf die Teekanne, »dann war da Eure aufkeimende Freundschaft mit Louis von Frankreich. Selbst wenn Euer Gemahl bei den Bankiers keinen Erfolg gehabt hätte, hätte Louis Charles Stuart zur Verfügung stellen können, was er brauchte – vorausgesetzt, Ihr hieltet Euer hübsches Näschen aus der Sache heraus.«

Er warf einen stirnrunzelnden Blick auf das Gebäck in seiner Hand, zupfte ein paar Fädchen ab, entschloss sich dann aber doch, es nicht zu essen, und warf es auf den Tisch.

»Sobald dann klarwurde, was tatsächlich vorging, habe ich versucht, Euren Mann mit dem Angebot einer Begnadigung zurück nach Schottland zu locken; sehr, sehr kostspielig«, sagte er nachdenklich. »Und alles umsonst! Doch dann ist mir eingefallen, welch unverhohlene Hingabe Euch Euer Mann entgegenbringt – äußerst rührend«, sagte er mit einem wohlwollenden Lächeln, das ich ganz besonders widerwärtig fand. »Ich ging davon aus, dass Euer tragisches Ableben ihn durchaus von dem Unterfangen ablenken könnte, mit dem er befasst war, ohne das Ausmaß an Interesse mit sich zu bringen, das seine eigene Ermordung ausgelöst hätte.«

Plötzlich fiel mir etwas ein, und ich warf einen Blick auf das Cembalo in der Zimmerecke. Auf dem Notenständer lagen mehrere Notenbögen, die alle mit feiner, klarer Hand beschriftet waren. Fünfzigtausend Pfund, sobald Eure Hoheit englischen Boden betritt. Gezeichnet S. »S«, natürlich, wie Sandringham. Der Herzog lachte sichtlich entzückt.

»Das war wirklich sehr schlau von Euch, meine Liebe. Ihr müsst es selbst gewesen sein; ich wusste ja von der unglücklichen Unmusikalität Eures Mannes.«

»Nein, ich war es auch nicht«, erwiderte ich und wandte mich wieder von dem Instrument ab. Das Tischchen neben mir hatte leider keine nützlichen Brieföffner oder stumpfen Gegenstände anzubieten, also griff ich hastig nach einer Vase, vergrub mein Gesicht in den Treibhausblumen und ließ mir das plötzlich erhitzte Gesicht von den Blütenblättern kühlen. Ich wagte es nicht, den Kopf zu heben, weil ich fürchtete, dass mich meine Miene verraten würde.

Denn hinter der Schulter des Herzogs hatte ich ein rundes, ledriges Objekt gesehen, das wie ein Kürbis geformt war und von den grünen Samtvorhängen eingerahmt wurde wie einer der exotischen Kunstgegenstände des Herzogs. Ich öffnete die Augen und linste vorsichtig durch die Blütenblätter, und der breite Mund mit den schiefen Zähnen grinste wie eine Kürbislaterne.

Ich war hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und Erleichterung. Ich hatte also recht gehabt, was den Bettler draußen an der Pforte betraf. Es war Hugh Munro, einer von Jamies alten Gefährten aus seiner Zeit als Vogelfreier. Einst ein Schulmeister, war er auf See in osmanische Gefangenschaft geraten, durch Folter entstellt und zur Bettelei und Wilderei gezwungen worden – beides Broterwerbe, deren Einkommen er durch erfolgreiches Spionieren aufbesserte. Ich hatte gehört, er wäre ein Agent der Highland-Armee, doch mir war nicht klar gewesen, dass ihn seine Wege so weit nach Süden führten.

Wie lange hockte er schon wie ein Vogel dort draußen im Efeu vor dem Fenster im ersten Stock? Ich traute mich nicht zu versuchen, mit ihm zu kommunizieren; es kostete mich alle Mühe, meinen Blick auf eine Stelle über der Schulter des Herzogs zu heften und mir den Anschein zu geben, dass ich gleichgültig ins Leere schaute.

Der Herzog betrachtete mich neugierig. »Tatsächlich? Doch wohl nicht Gerstmann? Ich hätte nicht gedacht, dass sein Verstand zu solchen Abwegen fähig ist.«

»Und Ihr glaubt, der meine ist es? Wie schmeichelhaft.« Meine Nase steckte nach wie vor in den Blumen, und ich richtete meine Worte zerstreut an eine Pfingstrose.

Die Gestalt vor dem Fenster ließ mit einer Hand das Efeu los und hob sie in das Blickfeld. Da man ihm die Zunge herausgeschnitten hatte, ließ Hugh Munro seine Hände für sich sprechen. Gebannt sah er mich an und zeigte erst auf mich, dann auf sich selbst, dann zur Seite. Seine breite Hand neigte sich, und die ersten beiden Finger verwandelten sich in ein Paar rennender Beine, die nach Osten liefen. Ein letztes Zwinkern, dann ballte er die Hand grüßend zur Faust und war verschwunden.

Ich zitterte leicht als Reaktion auf das Gesehene, entspannte mich jetzt aber und holte tief Luft. Ich nieste und stellte die Blumen hin.

»Dann seid Ihr also Jakobit, ja?«, fragte ich.

»Nicht unbedingt«, antwortete der Herzog jovial. »Die Frage ist, meine Liebe – seid Ihr es?« Völlig unbefangen nahm er seine Perücke ab und kratzte sich die blonde Halbglatze, ehe er sie wieder aufsetzte.

»In Paris habt Ihr versucht, die Bemühungen zur Wiedereinsetzung von König James aufzuhalten. Nachdem Euch das nicht gelungen ist, scheint Ihr und Euer Gemahl nun die treuesten Anhänger Seiner Hoheit zu sein. Warum?« Seine kleinen blauen Augen legten nicht mehr als schwache Neugier an den Tag, doch schwache Neugier war nicht das, was mich beinahe umgebracht hätte.

Seit ich begriffen hatte, wer mein Gastgeber war, versuchte ich mit aller Kraft, mich zu erinnern, was Frank und Reverend Wakefield damals über ihn gesagt hatten. War er Jakobit? Soweit ich mich erinnerte, war die Geschichtsschreibung – verkörpert durch Frank und den Reverend – geteilter Meinung. Ich war es auch.