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Ich war mir nicht sicher, ob ich lachen oder weinen sollte. Am Ende tat ich keins von beidem; ich zog ihr den Daumen nur sacht heraus und legte ihr die schlaffe Hand gekrümmt auf den Busen. Ich blies die Kerze aus und schmiegte mich dicht an Mary.

Ob es die Unschuld dieser kleinen Geste war, die so sehr an längst vergangene Sicherheit und an kindliches Vertrauen erinnerte, der schlichte Trost eines warmen Körpers an meiner Seite oder nur die Erschöpfung durch Angst und Schmerz – meine Füße tauten auf, ich entspannte mich endlich und schlief ein.

In einen warmen Kokon aus Decken gehüllt, schlief ich tief und traumlos. Umso größer war mein Schreck, als ich abrupt aus der sanften, stillen Dunkelheit des Vergessens gerissen wurde. Es war immer noch dunkel – stockfinster sogar, da das Feuer erloschen war –, doch meine Umgebung war weder sanft noch still. Etwas Schweres war plötzlich auf dem Bett gelandet, hatte mich dabei am Arm getroffen und war anscheinend jetzt im Begriff, Mary umzubringen.

Das Bett wankte, die Matratze neigte sich heftig unter mir, und das Bettgestell erzitterte unter dem Zweikampf, der neben mir stattfand. Schmerzhafte Grunzlaute und geflüsterte Drohungen ertönten unmittelbar neben mir, und eine um sich schlagende Hand – Marys, so dachte ich –, traf mich im Auge.

Ich wälzte mich hastig aus dem Bett, stolperte über die Stufe des Podestes und fiel der Länge nach auf den Boden. Die Kampfgeräusche über mir nahmen zu, und ich hörte ein grauenvolles, schrilles Quieken, das wohl Marys Versuch war, aus Leibeskräften zu schreien, während jemand sie erwürgte.

Ein plötzlicher verblüffter Ausruf einer tiefen Männerstimme, dann eine weitere krampfhafte Bewegung der Bettwäsche, und das Quieken verstummte abrupt. Ich suchte hastig nach der Zunderschachtel auf dem Tisch und zündete die Kerze an. Ihre flackernde Flamme wurde stärker und und gab preis, was ich dem Klang dieses heftigen gälischen Schimpfwortes nach vermutet hatte – Mary, unsichtbar bis auf ein Paar wild um sich tastender Hände, das Gesicht unter einem Kissen erstickt, flach gedrückt unter der liegenden Gestalt meines kräftigen, aufgebrachten Ehemanns, der trotz seines größeren Körpergewichts beide Hände buchstäblich voll zu haben schien.

Er war so darauf konzentriert, Mary zum Schweigen zu bringen, dass er die frisch entzündete Kerze gar nicht beachtete, sondern nur weiter versuchte, ihre Hände in den Griff zu bekommen, während er ihr gleichzeitig das Kissen auf das Gesicht hielt. Ich unterdrückte das Bedürfnis, bei diesem Anblick hysterisch loszulachen. Stattdessen stellte ich die Kerze hin, beugte mich über das Bett und tippte ihm auf die Schulter.

»Jamie?«, sagte ich.

»Himmel!« Er fuhr auf wie ein Lachs, sprang vom Bett und landete mit gezogenem Dolch in der Hocke am Boden. Dann sah er mich und ließ sich erleichtert zusammensacken, während er einen Moment die Augen schloss.

»Großer Gott, Sassenach! Tu das nie wieder, hörst du mich? Ruhe«, sagte er knapp zu Mary, die unter dem Kissen entkommen war und nun mit großen Augen kerzengerade und keuchend im Bett saß. »Ich wollte Euch nichts tun; ich dachte, Ihr wärt meine Frau.« Er wanderte mit gezielten Schritten um das Bett herum, nahm mich bei beiden Schultern und küsste mich mit Nachdruck, als wollte er sich vergewissern, dass er diesmal die richtige Frau erwischt hatte. Das hatte er, und ich erwiderte den Kuss mit großer Inbrunst, während ich in seinem kratzenden, unrasierten Bart schwelgte und seinem warmen, durchdringenden Geruch nach feuchtem Leinen und Wolle mit einem kräftigen Hauch von Männerschweiß.

»Zieh dich an«, sagte er und ließ mich los. »Es wimmelt im ganzen Haus von Dienstboten; unten ist es wie in einem Ameisennest.«

»Wie bist du hier hereingekommen?«, fragte ich, während ich mich nach meinem abgelegten Kleid umsah.

»Durch die Tür natürlich«, sagte er ungeduldig. »Hier.« Er hob mein Kleid von einer Stuhllehne auf und warf es mir zu. Und tatsächlich, die massive Tür stand offen, und ein großer Schlüsselring ragte aus dem Schloss.

»Aber wie …«

»Später«, sagte er energisch. Sein Blick fiel auf Mary, die aus dem Bett gestiegen war und sich in ihren Nachtrock kämpfte. »Geh lieber wieder ins Bett, Kleine«, riet er ihr. »Der Fußboden ist kalt.«

»Ich komme mit euch.« Die Worte drangen nur gedämpft durch den Stoff, doch ihre Entschlossenheit war unüberhörbar, und ihr Kopf tauchte im Ausschnitt der Robe auf und schob sich zerzaust und trotzig an die Luft.

»Das kommt nicht in Frage«, sagte Jamie. Er funkelte sie an, und ich bemerkte die frischen rohen Kratzer auf seiner Wange. Doch als er ihre Lippen beben sah, beherrschte er sich mühsam und sprach sie beruhigend an. »Keine Sorge, Kleine. Niemand wird Euch etwas vorwerfen. Ich schließe die Tür hinter uns ab, dann könnt Ihr morgen allen erzählen, was passiert ist. Niemand wird Euch die Schuld geben.«

Ohne ihn zu beachten, schob Mary hastig die Füße in ihre Pantoffeln und rannte zur Tür.

»Halt! Wohin wollt Ihr denn?« Verblüfft folgte Jamie ihr nach, jedoch nicht schnell genug, um zu verhindern, dass sie die Tür erreichte. Sie stand genau davor im Flur, zur Flucht bereit wie ein Reh.

»Ich gehe mit!«, sagte sie heftig. »Wenn Ihr mich nicht mitnehmt, renne ich durch den Flur und schreie, so laut ich kann. Also.«

Jamie starrte sie an. Sein Haar schimmerte kupfern im Kerzenschein, und das Blut stieg ihm ins Gesicht, so offensichtlich war er hin- und hergerissen zwischen dem Zwang, die Stille zu wahren, und dem Drang, sie mit bloßer Hand umzubringen, ganz gleich, wie laut sie schrie. Mary funkelte ihn an und hielt die Röcke in der Hand, bereit loszulaufen. Da ich jetzt mein Kleid und meine Schuhe trug, stieß ich ihn in die Rippen und störte ihn in seiner Konzentration.

»Nimm sie mit«, sagte ich knapp. »Gehen wir.«

Er warf mir denselben Blick zu wie gerade noch Mary, zögerte jedoch nicht mehr als einen Moment. Mit einem kurzen Nicken nahm er mich beim Arm, und wir eilten zu dritt in die kalte Dunkelheit des Korridors hinaus.

Das Haus war totenstill und zugleich voller Geräusche; Dielen ächzten laut unter unseren Füßen, und unsere Kleidungsstücke raschelten wie das Laub im Wind. An den Wänden schien das Holz sich atmend zu setzen, und kleine, halb geahnte Töne kündeten von Tieren, die sich unten durch den Boden gruben. Und über allem lag die dunkle, beängstigende Stille des großen, dunklen Hauses, das in einem Schlaf versunken war, der nicht gestört werden durfte.

Marys Hand lag fest auf meinem Arm, als wir hinter Jamie durch den Korridor schlichen. Er bewegte sich wie ein Schatten dicht an der Wand entlang, jedoch schnell, so lautlos er auch war.

An einer Tür hörte ich im Vorübergehen Schritte auf der anderen Seite. Jamie hörte sie ebenfalls; er presste sich flach an die Wand und winkte Mary und mich voraus. Der Putz der Wand lag kalt unter meinen Handflächen, als ich versuchte, mich rückwärts dagegen zu pressen.

Die Tür wurde vorsichtig geöffnet, und ein Kopf in einer fluffigen weißen Haube blinzelte von uns fort in den Flur.

»Hallo?«, sagte sie flüsternd. »Bist du das, Albert?« Ein kalter Schweißtropfen rann mir über den Rücken. Ein Hausmädchen, das offenbar Besuch vom Kammerdiener des Herzogs erwartete, der anscheinend den Ruf der Franzosen wahren wollte.

Ich glaubte nicht, dass sie einen bewaffneten Highlander als gleichwertigen Ersatz für ihren abwesenden Geliebten betrachten würde. Gleichzeitig konnte ich spüren, wie sich Jamie an meiner Seite anspannte und versuchte, seine Skrupel zu überwinden, eine Frau niederzuschlagen. Eine Sekunde noch, dann würde sie sich umdrehen, ihn sehen und das ganze Haus mit ihrem Geschrei wecken.

Ich löste mich von der Wand.

»Äh, nein«, sagte ich entschuldigend. »Bedaure, ich bin es nur.«

Das Hausmädchen fuhr heftig zusammen, und ich trat rasch an ihr vorbei, so dass sie mir zugewandt war und Jamie nach wie vor im Rücken hatte.