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Als es geschehen war, saß Alex einen Augenblick vollkommen reglos da. Er lächelte sacht und ließ den Blick bedachtsam durch das Zimmer schweifen, um ihn nacheinander kurz auf jedes Gesicht zu richten. Jonathan, Jamie, Mary und ich. Ich sah das Leuchten in seinen sanften Augen, als sein Blick den meinen traf. Die Kerze war fast heruntergebrannt, doch das Ende des Dochts flammte noch einmal hell und kräftig auf.

Sein Blick verweilte auf Marys Gesicht, dann schloss er kurz die Augen, als könnte er es nicht ertragen, sie anzusehen, und ich hörte das langsame, mühsame Rasseln seines Atems. Das Leuchten unter seiner Haut verblich, die Kerze begann zu flackern.

Ohne die Augen zu öffnen, hob er die Hand und tastete blindlings um sich. Jonathan nahm sie, fasste ihn bei den Schultern und ließ ihn langsam wieder in die Kissen sinken. Die langen Hände, glatt wie die eines Jungen, zuckten beklommen, weißer als das Hemd, auf dem sie lagen.

»Mary«, flüsterten die blauen Lippen, und sie fing die nervösen Hände zwischen den ihren und hielt sie still an ihrer Brust.

»Ich bin hier, Alex. Oh Alex, ich bin hier!« Sie beugte sich dicht über ihn und murmelte in sein Ohr. Die Bewegung zwang Jonathan Randall, ein wenig vom Bett zurückzutreten, und er richtete sich auf und blickte ausdruckslos zu Boden.

Noch einmal hoben sich die schweren gewölbten Lider, diesmal nur halb. Sie suchten ein Gesicht und fanden es.

»Johnny. So … gut zu mir. Immer, Johnny.«

Mary beugte sich über ihn, und der Schatten ihres offenen Haars verbarg sein Gesicht. Reglos wie ein Menhir in einem Steinkreis stand Jonathan Randall da und betrachtete seinen Bruder und seine Frau. Im Zimmer war kein Geräusch zu hören außer dem Flüstern des Feuers und Mary Randalls leisem Schluchzen.

Ich spürte eine Berührung an meiner Schulter und blickte zu Jamie auf. Er nickte in Marys Richtung.

»Bleib bei ihr«, sagte er leise. »Es dauert nicht mehr lange, oder?«

»Nein.«

Er nickte. Dann holte er tief Luft, atmete langsam wieder aus und trat auf Jonathan Randall zu. Er nahm die erstarrte Gestalt beim Arm und drehte ihn sanft zur Tür.

»Kommt, Mann«, sagte er leise. »Ich bringe Euch unbehelligt in Euer Quartier.«

Die verzogene Tür schloss sich quietschend, als er ging, um Jonathan Randall dorthin zu helfen, wo er seine Hochzeitsnacht allein verbringen würde.

Ich schloss die Tür unseres Wirtshauszimmers hinter mir und lehnte mich erschöpft dagegen. Draußen wurde es gerade dunkel, und die Rufe der Nachtwächter hallten über die Straße.

Jamie hatte nach mir Ausschau gehalten und stand am Fenster. Er kam sofort auf mich zu und zog mich fest an sich, ehe ich auch nur meinen Umhang abgelegt hatte. Ich ließ mich an ihn sinken, dankbar für seine Wärme und seine Kraft. Er schob mir den Arm unter das Knie und hob mich auf, um mich zur Fensterbank zu tragen.

»Trink einen Schluck, Sassenach«, drängte er mich. »Du siehst entkräftet aus – kein Wunder.« Er nahm die Feldflasche vom Tisch und mischte mir etwas, das Brandy mit Wasser zu sein schien – nur ohne Wasser.

Ich schob mir müde die Hand durch das Haar. Es war kurz nach dem Frühstück gewesen, als wir zu dem Haus am Ladywalk Wynd aufgebrochen waren; jetzt war es nach sechs Uhr. Es kam mir vor, als wäre ich tagelang fort gewesen.

»Es hat nicht mehr lange gedauert. Armer Kerl. Es war, als hätte er nur gewartet, bis sie versorgt war. Ich habe ihrer Tante eine Nachricht geschickt; sie hat sie mit zwei Cousinen abgeholt. Sie kümmern sich um … ihn.« Ich nippte dankbar an dem Brandy. Er brannte mir im Hals, und die Dämpfe stiegen in meinem Kopf auf wie Nebel im Moor, doch das störte mich nicht.

»Nun«, sagte ich und versuchte zu lächeln, »immerhin wissen wir jetzt, dass Frank doch gerettet ist.«

Jamie sah mich so finster an, dass sich seine Augenbrauen fast berührten.

»Zum Teufel mit Frank!«, sagte er inbrünstig. »Zum Teufel mit den Randalls! Zum Teufel mit Jack Randall, zum Teufel mit Mary Hawkins Randall und zum Teufel mit Alex Randall … äh, möge Gott seiner Seele gnädig sein, meine ich«, verbesserte er hastig und bekreuzigte sich.

»Ich dachte, du bist nicht eifersüchtig …«, begann ich. Er funkelte mich an.

»Ich habe gelogen.«

Er packte mich bei den Schultern und schüttelte mich sacht, dann hielt er mich auf Armeslänge vor sich hin.

»Und zum Teufel mit dir, Claire Randall Fraser, wo ich schon dabei bin!«, sagte er. »Natürlich bin ich eifersüchtig. Ich bin eifersüchtig auf jede Erinnerung in deinem Kopf, die nicht mit mir zu tun hat, auf jede Träne, die du um einen anderen geweint hast, und auf jede Sekunde, die du im Bett eines anderen Mannes verbracht hast! Zum Teufel!« Er schlug mir das Brandyglas aus der Hand – unbeabsichtigt, glaube ich –, zog mich an sich und küsste mich leidenschaftlich.

Dann wich er weit genug zurück, um mich erneut zu schütteln.

»Du bist mein, verdammt, Claire Fraser! Mein, und ich teile dich nicht. Nicht mit einem Mann, nicht mit einer Erinnerung, nicht mit sonst etwas, solange wir beide leben. Du wirst den Namen dieses Mannes nie wieder vor mir erwähnen. Hörst du?« Wieder küsste er mich, um seine Worte zu unterstreichen. »Hast du mich gehört?«, fragte er, als er den Kuss beendete.

»Ja«, sagte ich unter Schwierigkeiten. »Wenn du … aufhören würdest … mich zu schütteln … könnte ich dir … auch antworten.«

Ziemlich verlegen ließ er meine Schultern los.

»Es tut mir leid, Sassenach. Es ist nur … Gott, warum hast du … nun ja, aye, ich verstehe schon … aber musstest du …« Ich unterbrach sein Gestammel, indem ich ihm die Hand in den Nacken legte und ihn zu mir zog.

»Ja«, sagte ich entschlossen. »Ich musste. Aber jetzt ist es vorbei.« Ich knotete meinen Umhang auf und ließ ihn von meinen Schultern auf den Boden gleiten. Er bückte sich, um ihn aufzuheben, doch ich hinderte ihn daran.

»Jamie«, sagte ich. »Ich bin müde. Gehst du mit mir ins Bett?«

Er holte tief Luft und atmete langsam aus, während er mich ansah. Seine Augen waren vor Müdigkeit und Anstrengung tief eingesunken.

»Aye«, sagte er leise. »Aye, das tue ich.«

Dann schwieg er, und am Anfang war er rauh, denn die Spuren seiner Wut schärften auch seine Liebe.

»Ooh!«, sagte ich einmal.

»Himmel, entschuldige, a nighean donn. Ich konnte es nicht …«

»Ist ja gut.« Ich beendete seine Entschuldigungen mit meinem Mund und hielt ihn fest, während der Zorn zwischen uns verebbte und die Zärtlichkeit wuchs. Er wich nicht vor dem Kuss zurück, sondern verharrte reglos, während er sanft meine Lippen erkundete und mich seine Zungenspitze liebkoste, obwohl sie mich kaum berührte.

Ich berührte seine Zunge mit der meinen und hielt sein Gesicht mit beiden Händen fest. Er hatte sich heute Morgen zuletzt rasiert, und die schwachen roten Stoppeln kratzten angenehm unter meinen Fingerspitzen.

Er ließ sich auf mich sinken und wälzte sich etwas zur Seite, um mich nicht zu erdrücken, und wir fuhren fort, uns der Länge nach zu berühren, nah und vereint, im schweigenden Zwiegespräch.

Lebendig und eins. Wir sind eins, und solange wir uns lieben, wird uns der Tod niemals anrühren. Das Grab ist heimlich und verschwiegen/Doch niemand wird dort bei dir liegen.

Alex Randall lag erkaltet in seinem Bett und Mary Randall allein in dem ihren. Doch wir waren hier zusammen, und darüber hinaus zählte nichts und niemand.

Er umfasste meine Hüften, die großen Hände warm auf meiner Haut, und zog mich zu sich. Der Schauer, der mich durchlief, durchlief auch ihn, als wären unsere Körper eins.

In der Nacht erwachte ich, noch in seinen Armen, und ich wusste, dass er nicht schlief.

»Schlaf weiter, a nighean donn.« Seine Stimme war sanft, leise und tröstend; sie überschlug sich sacht, und ich streckte die Hand aus und spürte die Tränen auf seinen Wangen.