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Mein Mund war so trocken, dass ich nicht sofort sprechen konnte. Ich hatte noch einen Rest Wein in meiner Feldflasche; ich trank ihn, und der saure Geschmack legte sich wie Galle auf meine Zunge.

»Es gibt einen Ausweg«, sagte ich. »Einen einzigen.«

Jamies Kopf verharrte in seinen Händen versunken. Es war ein weiter Ritt gewesen, und der Schreck dessen, was Alec uns erzählt hatte, hatte ihn nicht nur weiter ermüdet, sondern niedergeschlagen. Wir hatten einen Umweg gemacht, nur um festzustellen, dass sich seine Männer, zumindest die meisten, in miserablem, verlottertem Zustand befanden und von den aufs Skelett abgemagerten Frasers von Lovat in ihrer Nähe nicht zu unterscheiden waren. Das Gespräch mit Charles war nicht einmal mehr der letzte Strohhalm gewesen.

»Aye?«, sagte er.

Ich zögerte, doch ich musste sprechen. Die Möglichkeit musste auf den Tisch, ob er – oder ich – sich dazu durchringen konnte oder nicht.

»Es ist Charles Stuart«, sagte ich schließlich. »Alles steht und fällt mit ihm. Die Schlacht, der Krieg – das alles hängt nur von ihm ab, verstehst du?«

»Aye?« Jamie blickte jetzt zu mir auf, und seine blutunterlaufenen Augen sahen mich fragend an.

»Wenn er tot wäre …«, flüsterte ich schließlich.

Jamies Augen schlossen sich, und die letzten Blutstropfen sackten ihm aus dem Gesicht.

»Wenn er sterben würde … jetzt. Heute. Oder heute Abend. Jamie, ohne Charles gibt es nichts, wofür man kämpfen würde. Niemanden, der die Männer nach Culloden schicken kann. Es würde keine Schlacht geben.«

Die langen Muskeln in seinem Hals wellten sich langsam, als er schluckte. Er öffnete die Augen und starrte mich entgeistert an.

»Himmel«, flüsterte er. »Himmel, das kannst du nicht ernst meinen.«

Meine Hand schloss sich um den rauchigen, goldgefassten Kristall an meinem Hals.

Sie hatten mich gerufen, um den Prinzen zu behandeln, vor Falkirk. O’Sullivan, Tullibardine und die anderen. Seine Hoheit war krank – indisponiert, sagten sie. Ich hatte Charles untersucht, hatte ihn Brust und Arme entblößen lassen, seinen Mund und seine Augäpfel untersucht.

Es war Skorbut und mehrere der anderen Krankheiten, die durch Fehlernährung hervorgerufen wurden. Das sagte ich auch.

»Unsinn!«, hatte Sheridan getobt. »Seine Hoheit kann nicht unter dem Gilb leiden wie ein gewöhnlicher Bauer!«

»Er isst doch auch wie ein gewöhnlicher Bauer«, hatte ich zurückgegeben. »Oder sogar schlimmer.« Die »Bauern« waren gezwungen, Zwiebeln und Kohl zu essen, weil sie nichts anderes hatten. Seine Hoheit und seine Berater, die solche Kost verschmähten, hatten Fleisch gegessen – und kaum etwas anderes. Als ich mich im Kreis der ängstlichen, verächtlichen Gesichter umschaute, hatte ich nur wenige gesehen, die keine Symptome des Mangels an frischer Nahrung an den Tag legten. Lockere und fehlende Zähne, empfindliches, blutendes Zahnfleisch, die eitrigen, juckenden Hautfollikel des »Gilbs«, der die weiße Haut Seiner Hoheit so reichlich zierte.

Es widerstrebte mir zwar, etwas von meinem kostbaren Vorrat an Hagebutten und getrockneten Beeren herauszurücken, doch ich hatte widerstrebend angeboten, dem Prinzen einen Tee daraus zuzubereiten. Man hatte das Angebot mit dem Minimum an Höflichkeit abgelehnt, und meines Wissens hatte man Archie Cameron mit seinen Blutegeln und seiner Lanzette herbeigerufen, um zu sehen, ob ein königlicher Aderlass den königlichen Juckreiz lindern würde.

»Ich könnte es tun«, sagte ich. Mein Herz schlug so heftig in meiner Brust, dass ich kaum atmen konnte. »Ich könnte ihm einen Trank zubereiten. Ich glaube, ich könnte ihn überreden, ihn zu trinken.«

»Und wenn er dann stirbt, nachdem er dein Mittel getrunken hat? Himmel, Claire! Sie würden dich auf der Stelle umbringen.«

Ich steckte mir die Hände unter die Arme, um sie mir zu wärmen.

»Ist d-das wichtig?«, fragte ich und versuchte verzweifelt, meine Stimme im Zaum zu halten. Die Wahrheit war, dass es wichtig war. Ganz plötzlich wog mein eigenes Leben um einiges schwerer als die Hunderte, die ich möglicherweise retten würde. Ich ballte die Fäuste und zitterte vor Entsetzen, eine Maus in den Klammern einer Falle.

Jamie war sofort an meiner Seite. Meine Beine trugen mich nicht mehr; er trug mich halb zu der ausrangierten Bank und setzte sich zu mir, die Arme fest um mich geschlungen.

»Du bist mutig wie ein Löwe, a nighean donn«, murmelte er in mein Ohr. »Wie ein Bär oder ein Wolf! Aber du weißt genau, dass ich nicht zulassen werde, dass du es tust.«

Das Zittern ließ ein wenig nach, obwohl mir immer noch kalt war, und übel von meinen grauenhaften Worten.

»Vielleicht geht es auch anders«, sagte ich. »Es gibt ja nicht mehr viel zu essen, aber das bisschen geht alles an den Prinzen. Ich glaube nicht, dass es schwierig wäre, ihm unbemerkt etwas ins Essen zu geben; es ist alles so chaotisch.« Das stimmte; im ganzen Haus lagen schlafende Offiziere auf den Tischen und den Fußböden, die Stiefel noch an den Füßen, zu müde, um ihre Waffen abzulegen. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Es würde ein Leichtes sein, einen Dienstboten abzulenken, bis man dem Abendessen ein tödliches Pulver hinzugefügt hatte.

Das erste Entsetzen hatte nachgelassen, doch das Grauen meines Vorschlags haftete an mir wie Gift, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Jamie drückte mir kurz die Schultern, dann sank er auf die Bank und überlegte.

Charles Stuarts Tod würde den Aufstand nicht beenden, dazu war die Sache viel zu weit fortgeschritten. Lord George Murray, Balmerino, Kilmarnock, Lochiel, Clanranald – wir waren alle Verräter, die ihr Leben und ihr Eigentum an die Krone verwirkt hatten. Die Highland-Armee hing in Fetzen; ohne Charles als Galionsfigur würde sie verfliegen wie Rauch. Die Engländer, die in Preston und Falkirk den Schrecken der Erniedrigung erlebt hatten, würden nicht zögern, die Flüchtigen zu verfolgen, um ihre eigene verlorene Ehre zurückzugewinnen und die Beleidigung mit Blut abzuwaschen.

Es war nicht sehr wahrscheinlich, dass Henry von York, Charles’ frommer jüngerer Bruder, der bereits sein Kirchengelübde abgelegt hatte, den Platz seines Bruders im Kampf um den Thron einnehmen würde. Vor uns lag nur die Vernichtung, und es war nicht möglich, sie abzuwenden. Das Einzige, was jetzt noch zu retten war, war das Leben der Männer, die morgen auf dem Moor sterben würden.

Es war Charles, der den Entschluss gefällt hatte, in Culloden zu kämpfen, Charles, dessen sture, kurzsichtige Autokratie dem Rat seiner eigenen Generäle getrotzt hatte und der in England einmarschiert war. Und ob Sandringhams Angebot gut oder böse gemeint gewesen war, es war gemeinsam mit ihm gestorben. Es gab keine Unterstützung aus dem Süden; falls es englische Jakobiten gab, so kamen sie nicht wie erwartet zur Standarte ihres Königs geströmt. Gegen seinen Willen zum Rückzug gezwungen, hatte sich Charles zu diesem letzten sturen Gefecht entschlossen, hatte er beschlossen, schlecht bewaffnete, erschöpfte, hungernde Männer auf einem regennassen Moor zu positionieren und sie dem Zorn von Cumberlands Kanonen auszusetzen. Wenn Charles Stuart tot war, war es möglich, dass die Schlacht von Culloden nicht stattfinden würde. Ein Leben gegen zweitausend. Ein Leben – doch es war das Leben eines Königs, und es würde ihm nicht im Kampf genommen werden, sondern kaltblütig und gezielt.

Unser kleines Kämmerchen hatte zwar einen Kamin, doch es brannte kein Feuer darin – es gab keinen Brennstoff. Jamie blickte auf die Feuerstelle, als suchte er seine Antwort in unsichtbaren Flammen. Mord. Nicht nur Mord, sondern Königsmord. Nicht nur Mord, sondern die Ermordung eines einstigen Freundes.