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Und doch – schon zitterten die Schotten der Highlands auf dem offenen Moor, schon zogen sie ihre dichten Linien neu, weil der Schlachtplan geändert, umsortiert, neu angeordnet wurde, weil weitere Männer zu ihnen stießen. Unter ihnen befanden sich die MacKenzies aus Leoch, die Frasers aus Beauly, vierhundert Männer von Jamies Blut. Und die dreißig Mann aus Lallybroch, seine Familie.

Sein Gesicht war ausdruckslos und regte sich nicht, während er überlegte, doch die auf seinem Knie verschlungenen Hände waren vor Anspannung weiß. Die verkrüppelten Finger mühten sich gemeinsam mit den geraden und drehten sich hin und her. Ich wagte kaum zu atmen, während ich neben ihm saß und seiner Entscheidung harrte.

Schließlich atmete er mit einem beinahe unhörbaren Seufzer aus, und er wandte sich mir zu, die Augen von unaussprechlicher Traurigkeit erfüllt.

»Ich kann es nicht«, flüsterte er. Seine Hand berührte flüchtig mein Gesicht und legte sich um meine Wange. »Ich wünschte, ich könnte es, Sassenach. Ich kann es nicht tun.«

Die Woge der Erleichterung, die mich durchspülte, raubte mir die Sprache, doch er sah, was ich fühlte, und nahm meine Hände zwischen die seinen.

»O Gott, Jamie, ich bin ja so froh!«, flüsterte ich.

Er beugte den Kopf über meine Hände. Ich wandte den Kopf, um meine Wange an sein Haar zu legen, und erstarrte.

In der Tür, von wo er mich mit einer Miene absoluten Ekels beobachtete, stand Dougal MacKenzie.

Die letzten Monate hatten ihn altern lassen; Ruperts Tod, die schlaflosen Nächte voller fruchtloser Diskussionen, die Strapazen des anstrengenden Feldzugs und jetzt die Bitterkeit der nahenden Niederlage. Er hatte graue Haare in seinem rotbraunen Bart, seine Haut hatte etwas Graues an sich, und sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, die im November noch nicht da gewesen waren. Erschrocken begriff ich, dass er aussah wie sein Bruder Colum. Er hatte der Anführer sein wollen, Dougal MacKenzie. Nun hatte er das Amt geerbt und zahlte den Preis dafür.

»Dreckige … verräterische … treulose … Hexe!«

Jamie fuhr zusammen, als hätte ihn ein Schuss getroffen, und sein Gesicht war so bleich geworden wie der Eisregen im Freien. Ich sprang auf, so dass die Bank mit einem Knall umstürzte, der in der Kammer widerhallte.

Dougal MacKenzie näherte sich mir langsam und schob dabei seinen Umhang beiseite, so dass das Heft seines Schwertes in Reichweite kam. Ich hatte nicht gehört, dass sich die Tür hinter mir geöffnet hatte; sie musste einen Spaltbreit offen gestanden haben. Wie lange stand er schon auf der anderen Seite und belauschte uns?

»Du«, sagte er leise. »Ich hätte es wissen müssen. Als ich dich das erste Mal sah, hätte ich es wissen müssen.« Seine Augen waren auf mich gerichtet, und die getrübten grünen Tiefen waren von etwas zwischen Grauen und Rage erfüllt.

Neben mir regte es sich plötzlich; Jamie war da, eine Hand auf meinem Arm, um mich hinter sich zu schieben.

»Dougal«, sagte er. »Es ist nicht, was du denkst, Mann. Es ist …«

»Nein?«, schnitt ihm Dougal das Wort ab. Sein Blick ließ einen Moment von mir ab, und ich wich hinter Jamie zurück, dankbar für die Erlösung.

»Nicht, was ich denke?«, sagte er immer noch leise. »Ich höre, wie dich die Frau zu einem gemeinen Mord drängt – zum Mord an deinem Prinzen! Nicht nur ein feiger Mord, sondern noch dazu Hochverrat! Und du sagst mir, ich habe es falsch verstanden?« Er schüttelte den Kopf, doch die verworrenen rotbraunen Locken blieben schlaff und fettig auf seinen Schultern liegen. Genau wie wir alle hungerte auch er; in seinem Gesicht malten sich die Knochen ab, doch seine Augen brannten in ihren dunklen Höhlen.

»Ich mache dir keine Vorwürfe, Junge«, sagte er. Seine Stimme war plötzlich erschöpft, und mir wurde bewusst, dass er schon Mitte fünfzig war. »Es ist nicht deine Schuld, Jamie. Sie hat dich verhext – das kann ja jeder sehen.« Sein Mund verzog sich, als er den Blick erneut auf mich richtete.

»Aye, ich weiß ganz genau, wie es für dich gewesen ist. Dasselbe hat sie mehrmals auch bei mir versucht.« Sein brennender Blick fuhr über mich hinweg. »Eine mordende, verlogene Schlampe, die einen Mann am Schwanz packt und ins Verderben führt, die Klauen fest in seine Eier gebohrt. Das ist der Zauber, den sie über dich legen, Junge – sie und die andere Hexe. Holen dich in ihr Bett und rauben dir die Seele, während du schläfst, den Kopf auf ihrer Brust. Sie rauben dir die Seele und die Männlichkeit, Jamie.«

Seine Zunge huschte hervor und feuchtete seine Lippen an. Er starrte mich immer noch an, und seine Hand legte sich fester auf sein Schwert.

»Geh zur Seite, Junge. Ich befreie dich von der Sassenachhure.«

Jamie trat vor mich hin, so dass ich Dougal einen Moment nicht mehr sehen konnte.

»Du bist müde, Dougal«, sagte er ruhig, beruhigend. »Du bist müde, und du siehst Gespenster, Mann. Geh jetzt nach unten. Ich werde …«

Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Dougal hörte ihm gar nicht zu; seine tiefliegenden grünen Augen waren auf mein Gesicht gerichtet, und der MacKenzie hatte den Dolch aus der Scheide an seiner Taille gezogen.

»Ich schneide dir die Kehle durch«, sagte er leise zu mir. »Ich hätte es schon tun sollen, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Das hätte uns allen großes Leid erspart.«

Ich war mir gar nicht so sicher, ob er damit nicht recht hatte, doch das bedeutete nicht, dass ich vorhatte, ihn seinen Fehler wiedergutmachen zu lassen. Ich trat drei hastige Schritte zurück, dann prallte ich rücklings gegen den Tisch.

»Zurück, Mann!« Jamie schob sich vor mich und hielt schützend den Unterarm hoch, als Dougal zum Angriff auf mich ansetzte.

Der MacKenzie schüttelte den Kopf wie ein Stier, und seine rotgeränderten Augen sahen nur mich.

»Sie ist mein«, sagte er heiser. »Hexe. Verräterin. Geh beiseite, Junge. Ich würde dir nie etwas tun, aber bei Gott, wenn du diese Frau beschützt, dann töte ich dich auch, und wenn du noch so sehr mein Ziehsohn bist.«

Er sprang an Jamie vorbei und packte meinen Arm. Obwohl er erschöpft und halb verhungert und zudem nicht mehr der Jüngste war, war er immer noch ein respekteinflößender Mann, und seine Finger bohrten sich tief in meine Haut.

Ich schrie auf vor Schmerz und trat panisch nach ihm, als er mich jetzt auf sich zu zerrte. Er griff nach meinem Haar und bekam es auch zu fassen. Dann zwang er meinen Kopf weit zurück. Sein Atem traf heiß und sauer auf mein Gesicht. Kreischend schlug ich nach ihm und grub ihm die Nägel in die Wange, um mich zu befreien.

Die Luft in seinen Lungen explodierte, als Jamies Faust ihn in die Rippen traf, und seine Finger lösten sich aus meinem Haar, als ihm Jamies andere Faust betäubend auf die Schulter krachte. Plötzlich frei, prallte ich mit dem Rücken gegen den Tisch und jaulte vor Schreck und Schmerz.

Jetzt fuhr Dougal zu Jamie herum, nahm die gebeugte Haltung eines Kämpfers ein und hielt den Dolch mit der Spitze nach oben.

»Nun denn, so sei es«, sagte er keuchend. Er wankte ein wenig hin und her und verlagerte das Gewicht, während er nach dem besten Angriffspunkt suchte. »Blut lügt nun einmal nicht. Du verdammte Fraserbrut. Du bist doch zum Verrat geboren. Komm her zu mir, Füchslein. Ich töte dich schnell, um deiner Mutter willen.«

Das kleine Speicherzimmer bot nicht viel Raum für ein Manöver. Kein Platz, ein Schwert zu ziehen, und da sein Dolch fest in der Tischplatte steckte, war Jamie praktisch unbewaffnet. Er ahmte Dougals Haltung nach, und sein wachsamer Blick heftete sich auf die Spitze des drohenden Dolches.

»Steck ihn ein, Dougal«, sagte er. »Wenn du tatsächlich auch nur einen Gedanken an meine Mutter verschwendest, dann hör mir zu, um ihretwillen!«

Statt einer Antwort stach der MacKenzie plötzlich zu, ein brutaler Aufwärtshieb.

Jamie fuhr zur Seite und wich auch dem weiten Schwung des Messers aus, der von der anderen Seite kam. Jamie hatte die Beweglichkeit der Jugend auf seiner Seite – doch Dougal hatte das Messer.

Mit einem Satz war Dougal da, und der Dolch glitt an Jamies Seite empor. Er schlitzte ihm das Hemd auf und hinterließ einen dunklen Streifen auf seiner Haut. Er zischte schmerzvoll auf und fuhr zurück, dann griff er nach Dougals Handgelenk und packte es, als sich die Klinge senkte.