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Er drehte meine Handfläche nach oben und betrachtete sie sorgfältig, dann hob er sie an seine Lippen. Ein sanfter Kuss auf die Handfläche, und er umschloss meine Daumenwurzel mit einem festen, saugenden Biss. Er ließ los und schnitt auf der Stelle in die betäubte Haut. Ich spürte nicht mehr als ein leises Brennen, doch es blutete sofort. Wieder hob er die Hand an seinen Mund und hielt sie dort fest, bis der Blutfluss langsamer wurde. Er wickelte die Wunde, die jetzt biss, sorgfältig in ein Taschentuch, jedoch nicht, ehe ich gesehen hatte, dass der Schnitt die Form eines kleinen, etwas schiefen Buchstaben »J« hatte.

Als ich den Kopf hob, sah ich, dass er mir das Messerchen entgegenhielt. Ich nahm es und griff dann zögernd nach der Hand, die er mir hinhielt.

Er schloss kurz die Augen und biss sich auf die Lippen, doch ihm entwich ein kleiner Schmerzenslaut, als ich die Messerspitze in die fleischige Verdickung an seiner Daumenwurzel presste. Der Venushügel, hatte mir eine Handleserin erzählt, Erkennungszeichen für Leidenschaft und Liebe.

Erst als ich den kleinen, halbkreisförmigen Schnitt vollendete, begriff ich, dass er mir seine linke Hand gegeben hatte.

»Ich hätte die andere nehmen sollen«, sagte ich. »Dein Schwertgriff wird darauf drücken.«

Er lächelte schwach.

»Mehr kann ich mir nicht wünschen, als in meinem letzten Kampf deine Berührung zu spüren – wo auch immer er sein wird.«

Ich wickelte das blutbefleckte Taschentuch los und drückte meine verletzte Hand fest an die seine. Das Blut war warm und dickflüssig; noch klebte es nicht zwischen unseren Händen.

»Blut von meinem Blut …«, flüsterte ich.

»… und Bein von meinem Bein«, antwortete er leise. Keiner von uns konnte den Schwur zu Ende bringen – »solange wir beide leben« –, doch die schmerzenden Worte hingen unausgesprochen zwischen uns. Schließlich lächelte er schief.

»Und noch länger«, sagte er entschlossen und zog mich noch einmal an sich.

»Frank«, sagte er schließlich und seufzte. »Nun, ich überlasse es dir, was du ihm über mich erzählst. Vermutlich wird er es nicht hören wollen. Wenn aber doch, wenn du merkst, dass du ihm von mir erzählen kannst wie mir von ihm … dann sag ihm … dass ich dankbar bin. Sag ihm, ich vertraue ihm, weil ich es muss. Und sag ihm …« Seine Hände legten sich plötzlich fester um meine Arme, und er sprach mit einer Mischung aus Lachen und absoluter Aufrichtigkeit. »Sag ihm, ich hasse ihn bis ins tiefste Mark!«

Wir waren angekleidet, und aus dem Morgengrauen war der Tag geworden. Wir hatten nichts zu essen, nichts, was wir hätten frühstücken können. Nichts, was noch zu tun gewesen wäre … und nichts mehr zu sagen.

Er würde jetzt aufbrechen müssen, wenn er rechzeitig in Drumossie eintreffen wollte. Dies war unser endgültiger Abschied, und wir konnten die Worte nicht finden, um Lebewohl zu sagen.

Schließlich lächelte er schief, beugte sich vor und küsste mich auf die Lippen.

»Es heißt«, begann er und hielt inne, um sich zu räuspern. »Es heißt, wenn ein Mann in alter Zeit zu großen Taten aufbrach … suchte er sich eine weise Frau und bat sie um ihren Segen. Dann stellte er sich in die Richtung, in die er ziehen würde, und sie trat hinter ihn, um die Worte des Gebets über ihm zu sprechen. Wenn sie fertig war, ging er geradewegs los und sah sich nicht um, denn das bedeutete Unglück für sein Streben.«

Er berührte mein Gesicht und wandte sich zur offenen Tür. Die Morgensonne strömte herein und ließ sein Haar in tausend Flammen leuchten. Er richtete die breiten Schultern auf und holte tief Luft.

»So segne mich denn, weise Frau«, sagte er leise, »und geh.«

Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und suchte nach Worten. Jenny hatte mich einige der alten keltischen Gebete um Beistand gelehrt; ich versuchte, mich an die Worte zu erinnern.

»Jesus, Sohn Marias«, begann ich mit heiserer Stimme, »ich rufe Deinen Namen an und den Namen des Apostels Johannes. Und die Namen aller Heiligen in der roten Domäne, dich zu schützen in der kommenden Schlacht …«

Ich hielt inne, unterbrochen durch ein Geräusch, das unter uns auf dem Hügel erklang. Das Geräusch von Stimmen und Schritten.

Jamies Schulter erstarrte unter meiner Hand, dann fuhr er herum und schob mich zur Rückwand der Kate, die zusammengefallen war.

»Da entlang!«, sagte er. »Es sind Engländer! Claire, geh!«

Ich rannte auf die Lücke in der Mauer zu, das Herz in der Kehle, und er drehte sich wieder zur Tür, die Hand an seinem Schwert. Ich blieb stehen, nur eine Sekunde, um ihn ein letztes Mal anzusehen. Er wandte den Kopf, erblickte mich, und plötzlich war er da und drückte mich in quälender Verzweiflung an die Wand. Er hielt mich grimmig fest. Ich konnte spüren, wie sich seine Erektion an meinen Bauch presste und sich sein Dolchgriff in meine Seite bohrte.

Er sprach heiser in mein Haar. »Einmal noch. Ich muss! Nur schnell!« Er lehnte mich an die Wand, und ich raffte meine Röcke, während er seinen Kilt hochzog. Dies hatte nichts mit Liebe zu tun; er nahm mich schnell und machtvoll, und es war in Sekunden vorbei. Die Stimmen waren näher gekommen, nur noch hundert Meter entfernt.

Er küsste mich noch einmal, so heftig, dass sich mein Mund mit Blutgeschmack füllte. »Nenn ihn Brian«, sagte er, »nach meinem Vater.« Er stieß mich auf die Öffnung zu. Im Rennen blickte ich mich um und sah ihn mitten im Eingang stehen, das Schwert halb gezogen, den Dolch in der rechten Hand bereit.

Die Engländer, die nicht damit rechneten, dass jemand in der Kate war, waren nicht auf die Idee gekommen, einen Kundschafter zur Rückseite zu schicken. Der Abhang hinter der Kate war verlassen, und ich rannte auf das Erlendickicht unter der Hügelkuppe zu.

Ich schob mich tränenblind durch das dichte Geäst und stolperte über Steine. Hinter mir in der Kate konnte ich Schreie und Schwerterklirren hören. Meine Oberschenkel waren mit Jamies Samen verklebt. Der Gipfel des Hügels schien gar nicht näher zu kommen; vermutlich würde ich den Rest meines Lebens damit zubringen, mich durch diese Bäume zu kämpfen, die mir den Weg und die Luft abschnitten!

Hinter mir knackte es laut im Unterholz. Jemand hatte mich aus der Kate laufen gesehen. Ich wischte die Tränen beiseite und kletterte weiter, tastete mich auf allen vieren vor, als der Untergrund steiler wurde. Jetzt war ich auf der Lichtung vor dem Vorsprung aus Granit, an den ich mich erinnerte. Der kleine Hartriegel, der aus dem Felsen spross, war da und das Gewirr aus kleinen Felsen.

Am Rand des Steinkreises blieb ich stehen und blickte bergab, denn ich hätte gern gesehen, was dort geschah. Wie viele Soldaten befanden sich bei der Kate? Konnte ihnen Jamie entwischen und es zu seinem Pferd weiter unten schaffen? Ohne das Tier würde er Culloden niemals rechtzeitig erreichen.

Mit einem Mal teilte sich das Unterholz, und es wurde rot. Ein englischer Soldat. Ich machte kehrt, rannte keuchend über den Rasen im Inneren des Steinkreises und stürzte mich durch den gespaltenen Stein.

Siebter Teil

Im Nachhinein

Kapitel 47

Lose Enden

Er hatte natürlich recht. Der verdammte Kerl, er hatte fast immer recht.« Claire klang beinahe aufgebracht. Ein reumütiges Lächeln huschte über ihr Gesicht hinweg, dann richtete sie den Blick auf Brianna, die auf dem Kaminläufer saß und ihre Knie umfasst hielt, das Gesicht vollkommen ausdruckslos. Nur die sanften Bewegungen ihres Haars, das sich mit der aufsteigenden Hitze des Feuers hob, zeigten eine Regung.

»Es war – auch diesmal – eine Risikoschwangerschaft und eine lebensgefährliche Geburt. Wäre ich das Risiko auf der anderen Seite eingegangen, hätte es uns mit ziemlicher Sicherheit beide umgebracht.« Sie sprach direkt mit ihrer Tochter, als wären sie allein im Zimmer. Roger, der allmählich aus dem Bann der Vergangenheit erwachte, kam sich wie ein Eindringling vor.