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»Ich brauche keine Hilfe«, sagte er und griff nach der Kordel am Halsausschnitt seines Hemds. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht betrunken bin.«

»Du hast recht«, sagte ich. »Betrunken reicht nicht annähernd aus, um deinen Zustand zu beschreiben. Jamie, du bist sturzbesoffen.«

Sein Blick wanderte über den Fußboden und an meinem Kleid empor.

»Nein, das bin ich nicht«, sagte er mit großer Würde. »Noch nicht einmal gestolpert.« Er trat einen Schritt auf mich zu und glühte vor Inbrunst. »Komm her zu mir, Sassenach; ich bin bereit.«

»Bereit« hielt ich zumindest teilweise für übertrieben; er hatte die Hälfte seiner Knöpfe geöffnet, und das Hemd hing ihm schief auf den Schultern, aber weiter würde er vermutlich ohne Hilfe nicht kommen.

In anderer Hinsicht dagegen … die breite Fläche seiner Brust lag bloß, so dass die kleine Mulde in ihrer Mitte zu sehen war, in die ich mein Kinn zu legen pflegte, und die geringelten Härchen erhoben sich fröhlich rings um seine Brustwarzen. Er sah meinen Blick, griff nach einer meiner Hände und drückte sie an seine Brust. Er war verblüffend warm, und ich bewegte mich instinktiv auf ihn zu. Der andere Arm legte sich um mich, und er beugte sich vor, um mich zu küssen. Das erledigte er mit solcher Gründlichkeit, dass ich mich schon besäuselt fühlte, nachdem ich nur seinen Atem geteilt hatte.

»Also schön«, sagte ich lachend. »Wenn du bereit bist, bin ich es auch. Aber lass mich dich zuerst ausziehen – für heute habe ich genug Kleider geflickt.«

Er stand still und regte sich kaum, während ich ihn entkleidete. Er bewegte sich auch nicht, als ich mich meinen eigenen Kleidern widmete und die Bettdecke zurückschlug.

Ich stieg ins Bett und wandte mich ihm zu. In herrliches Rot getaucht, stand er im Leuchten des Sonnenuntergangs. Er hatte die wohlgeformten Proportionen einer griechischen Statue, die lange Nase und die hohen Wangenknochen einer römischen Münze. Sein breiter, sanfter Mund war zu einem verträumten Lächeln verzogen, der Blick der schrägen Augen entrückt. Nichts an ihm regte sich.

Ich betrachtete ihn etwas besorgt.

»Jamie«, sagte ich, »woran genau entscheidest du denn, ob du betrunken bist?«

Von meiner Stimme geweckt, schwankte er alarmierend zur Seite, fing sich aber am Kaminsims ab. Seine Augen drifteten durch das Zimmer, dann richteten sie sich auf mein Gesicht. Eine Sekunde lang leuchteten sie klar und sprühten vor Intelligenz.

»Och, ganz einfach, Sassenach. Wenn man noch stehen kann, ist man nicht betrunken.« Er ließ das Kaminsims los, trat einen Schritt auf mich zu und sank langsam vor dem Kamin zusammen. Seine Augen waren ausdruckslos, und ein liebliches Lächeln breitete sich über sein träumendes Gesicht.

»Oh«, sagte ich.

Krähende Hähne im Freien und scheppernde Töpfe unten in der Küche weckten mich am nächsten Tag kurz nach dem Morgengrauen. Die Gestalt neben mir erwachte mit einem Ruck und erstarrte dann, weil ihr Kopf bei der plötzlichen Bewegung schmerzte.

Ich richtete mich auf einen Ellbogen auf, um die Überreste zu begutachten. Gar nicht so schlecht, dachte ich kritisch. Er hatte die Augen fest zugepresst, um sich vor verirrten Sonnenstrahlen zu schützen, und sein Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab wie Igelstacheln, aber seine Haut war blass und klar, und die Hände, die sich an die Bettdecke klammerten, zitterten nicht.

Ich schob ein Augenlid hoch, linste hinein und sagte spielerisch: »Jemand zu Hause?«

Der Zwilling des Auges, in das ich blickte, öffnete sich langsam, um dem bösen Funkeln des ersten Gesellschaft zu leisten.

»Guten Morgen.«

»Das, Sassenach, ist allerdings Ansichtssache«, sagte er und schloss beide Augen wieder.

»Hast du irgendeine Ahnung, wie viel du wiegst?«, fragte ich im Plauderton.

»Nein.«

Die Abruptheit der Antwort legte nahe, dass er es nicht nur nicht wusste, sondern dass es ihn auch nicht interessierte, doch ich blieb hartnäckig.

»Ungefähr fünfundneunzig Kilo, würde ich sagen. So viel wie ein anständiges Wildschwein. Leider hatte ich aber keine Treiber da, die dich kopfunter an einen Speer hängen und dich zum Räucherhaus heimtragen konnten.«

Ein Auge öffnete sich wieder und richtete sich nachdenklich erst auf mich, dann auf die Kaminplatte am anderen Ende des Zimmers. Ein widerstrebendes Lächeln ließ seinen Mundwinkel zucken.

»Wie hast du mich ins Bett bekommen?«

»Gar nicht. Ich konnte dich nicht vom Fleck bewegen, also habe ich dich einfach nur zugedeckt und dich am Kamin liegen gelassen. Mitten in der Nacht bist du irgendwann zum Leben erwacht und aus eigener Kraft angekrochen.«

Er schien überrascht zu sein und öffnete auch das andere Auge wieder.

»Ach ja?«

Ich lächelte und versuchte, die Haarstacheln über seinem linken Ohr glatt zu streichen.

»Oh ja. Und du warst sehr zielstrebig.«

»Zielstrebig?« Er runzelte die Stirn, während er überlegte, und streckte beide Arme über den Kopf. Dann sah er mich verblüfft an.

»Nein. Das ist unmöglich.«

»Du hast es aber getan. Zweimal.«

Er blinzelte an seiner Brust hinunter, als suchte er Bestätigung für diese unmögliche Behauptung, dann richtete er den Blick wieder auf mich.

»Wirklich? Das ist aber unfair; ich erinnere mich gar nicht daran.« Er zögerte einen Moment, und seine Miene wurde schüchtern. »War es denn erträglich? Ich habe nichts Dummes getan?«

Ich ließ mich neben ihm auf das Bett fallen und schmiegte meinen Kopf an seine Schulter.

»Nein, dumm würde ich es nicht nennen. Du warst nur nicht besonders redselig.«

»Dank sei Gott für kleine Gnaden«, sagte er, und ein leises Glucksen hallte in seiner Brust wider.

»Mm. Du hattest alles außer ›Ich liebe dich‹ vergessen, aber das hast du ziemlich oft gesagt.«

Das Glucksen kehrte zurück, diesmal lauter. »Oh, aye? Nun, es hätte schlimmer sein können, nehme ich an.«

Er holte Luft, dann hielt er inne. Er drehte den Kopf und schnüffelte argwöhnisch an dem weichen Zimtbüschel unter seinem erhobenen Arm.

»Himmel!«, sagte er. Er versuchte, mich fortzuschieben. »Du darfst nicht mit dem Kopf in die Nähe meiner Achsel kommen, Sassenach. Ich stinke wie ein Wildschwein, das seit einer Woche tot ist.«

»Und hinterher in Brandy eingelegt wurde«, pflichtete ich ihm bei und schmiegte mich dichter an ihn. »Wie in aller Welt hast du es überhaupt geschafft, dich so zu betrinken?«

»Jareds Gastfreundschaft.« Er legte mir den Arm um die Schulter und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in die Kissen sinken.

»Er ist mit mir zu den Docks gegangen, um mir sein Lagerhaus zu zeigen. Und den Lagerraum, in dem er die Raritäten und den portugiesischen Brandy und den Jamaikarum aufbewahrt.« Er schnitt eine kleine Grimasse, als er daran dachte. »Der Wein war nicht so schlimm, denn den kostet man nur und spuckt ihn nach jedem Mundvoll auf den Boden. Aber wir konnten es beide nicht ertragen, den Brandy auf diese Weise zu verschwenden. Außerdem hat Jared gesagt, man lässt ihn sich ganz hinten durch die Kehle rinnen, um den vollen Genuss zu erleben.«

»Wie viel davon hast du denn genossen?«, fragte ich neugierig.

»Ab der zweiten Flasche habe ich irgendwann nicht mehr mitgezählt.« In diesem Moment begann in der Nähe eine Kirchenglocke zu läuten; der Ruf zur Frühmesse. Jamie fuhr kerzengerade auf und starrte zum Fenster, durch das die Sonne schien.

»Himmel, Sassenach! Wie spät ist es?«

»Ungefähr acht, vermute ich«, sagte ich verwundert. »Warum?«

Er entspannte sich etwas, blieb aber sitzen.

»Oh, dann geht es ja. Ich hatte Angst, es wäre das Angelusläuten. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren.«

»Das kann man wohl sagen. Ist es wichtig?«

In einer plötzlichen Anwandlung von Energie warf er die Bettdecke zurück und stand auf. Im ersten Moment wankte er zwar, blieb aber stehen, auch wenn beide Hände an seinen Kopf fuhren, um sicherzugehen, dass er sich noch an Ort und Stelle befand.

»Aye«, sagte er und keuchte leise. »Wir haben heute Morgen eine Verabredung in Jareds Lagerhaus an den Docks. Beide.«