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»Ja, aber …«

»Nein, es ist nicht Louis, der es möglich machen wird«, erklärte er mir. »Obwohl er natürlich ein Wörtchen mitzureden hat. Nein, es gibt andere Geldquellen, an die sich James und Charles ebenfalls wenden werden, und das sind die französischen Bankiersfamilien, der Vatikan und der spanische Hof.«

»Und du meinst, James kümmert sich um den Vatikan und die Spanier und Charles um die französischen Bankiers?«, fragte ich voller Interesse.

Er nickte und blickte zur Holzvertäfelung der Zimmerdecke hinauf. Die Walnusspaneele schimmerten hellbraun im flackernden Kerzenschein, und in ihren Ecken wanden sich dunklere Rosetten und Schleifen.

»Aye, das tue ich. Onkel Alex hat mir König James’ Korrespondenz gezeigt, und demnach schätze ich, die Spanier sind seine beste Chance. Den Papst drängt es natürlich, ihn als katholischen Monarchen zu unterstützen; Papst Clemens hat James jahrelang unterstützt, und nach seinem Tod fährt Benedict damit fort, wenn auch nicht in derselben Größenordnung. Aber James ist sowohl mit Philip von Spanien als auch mit Louis verwandt; er beruft sich auf die Verpflichtungen des Bourbonenbluts.« Er sah mich lächelnd von der Seite an. »Und nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, kann ich dir sagen, dass königliches Blut ziemlich dünnflüssig wird, wenn es um Geld geht, Sassenach.«

Er hob die Füße, um sich mit einer Hand die Strümpfe auszuziehen und sie auf den Schlafzimmerhocker zu werfen.

»James hat vor dreißig Jahren etwas Geld aus Spanien bekommen«, sagte er. »Eine kleine Flotte und ein paar Männer. Das war der Aufstand 1715. Aber er hatte Pech, und seine Männer wurden in Sheriffsmuir besiegt – ehe James überhaupt selbst eingetroffen war. Also brennen die Spanier vermutlich nicht allzu sehr darauf, einen zweiten Versuch einer Wiedereinsetzung der Stuarts zu finanzieren – nicht, wenn es nicht sehr gute Erfolgsaussichten gibt.«

»Charles ist also in Frankreich, um Louis und die Bankiers zu bearbeiten«, sagte ich nachdenklich. »Und meinen Geschichtskenntnissen nach wird ihm das gelingen. Und das bedeutet für uns?«

Jamie zog mir den Arm von den Schultern, um sich zu rekeln, und durch seine Gewichtsverlagerung kippte die Matratze unter mir.

»Es bedeutet, dass ich Wein an Bankiers verkaufe, Sassenach«, sagte er gähnend. »Und du dich mit den Hausmädchen unterhältst. Und wenn wir genug Rauch produzieren, betäuben wir vielleicht die Bienen.«

Unmittelbar vor seiner Abreise nahm Jared Jamie in das kleine Haus am Montmartre mit, in welchem Seine Hoheit Prinz Charles Edward Louis Philip Casimir etc. residierte und seine Zeit damit verbrachte abzuwarten, was Louis für einen mittellosen Vetter, der sich Hoffnungen auf einen Thron machte, tun würde – oder auch nicht.

Sie trugen beide ihren Sonntagsstaat, als ich mich an der Haustür von ihnen verabschiedete, und ich verbrachte ihre Abwesenheit damit, mir das Zusammentreffen im Kopf auszumalen und mich zu fragen, wie es wohl gewesen war.

»Wie ist es gewesen?«, fragte ich Jamie in der Sekunde, in der ich nach seiner Rückkehr mit ihm allein war. »Wie ist er gewesen?«

Er kratzte sich am Kopf und überlegte.

»Nun ja«, sagte er schließlich. »Er hatte Zahnschmerzen.«

»Was?«

»Das hat er gesagt. Und es sah wirklich schmerzhaft aus; sein Gesicht war zu einer Seite verzogen und sein Kiefer etwas geschwollen. Ich kann nicht sagen, ob er sich immer so steif verhält oder ob er nur Schmerzen beim Sprechen hatte, aber er hat nicht viel geredet.«

Nach der offiziellen Vorstellung hatten sich die älteren Männer, Jared, der Graf Marischal und ein ziemlich heruntergekommenes Exemplar, das beiläufig »Balhaldy« genannt wurde, zusammengefunden und ein Gespräch über schottische Politik begonnen, so dass Jamie und Seine Hoheit mehr oder weniger sich selbst überlassen blieben.

»Wir haben jeder einen Becher Brandy getrunken«, berichtete Jamie gehorsam, als ich nicht lockerließ, »und ich habe ihn gefragt, wie er Paris findet, und er hat gesagt, er fände es ermüdend und beengt, weil er hier keine Gelegenheit hätte zu jagen. Also haben wir uns dann über die Jagd unterhalten. Er jagt lieber mit Hunden als mit Treibern, und ich habe gesagt, ich auch. Dann hat er mir erzählt, wie viele Fasane er auf einem Jagdausflug in Italien geschossen hat. Er hat von Italien erzählt, bis er meinte, die kalte Luft, die durch das Fenster dringt, schmerzt seinen Zahn – es ist kein besonders gut gebautes Haus, nur eine kleine Villa. Dann hat er noch etwas Brandy für seinen Zahn getrunken, und ich habe ihm von der Hirschjagd in den Highlands erzählt, und er hat gesagt, das würde er gern irgendwann ausprobieren, ob ich ein guter Bogenschütze wäre? Und ich habe ja gesagt, und er hat gesagt, er hoffte, er würde die Gelegenheit bekommen, mich in Schottland zur gemeinsamen Jagd einzuladen. Und dann meinte Jared, er müsste auf dem Rückweg noch in seinem Lagerhaus vorbeischauen, also hat mir Seine Hoheit die Hand gereicht, und ich habe sie geküsst, und wir sind gegangen.«

»Hmmm«, sagte ich. Zwar diktierte die Vernunft, dass sich Berühmtheiten – oder auch Berühmtheiten in spe – im Alltag kaum von allen anderen Menschen unterschieden, doch ich musste zugeben, dass ich diesen Bericht über den Bonnie Prince ein wenig enttäuschend fand. Doch er hatte Jamie eingeladen wiederzukommen. Das Wichtigste, wie er sagte, war es, mit Seiner Hoheit Bekanntschaft zu schließen, um ein Auge auf seine Pläne zu haben, so sich diese denn weiterentwickelten. Ich fragte mich, ob der König von Frankreich in Person wohl eindrucksvoller sein würde.

Es dauerte nicht lange, bis wir es herausfanden. Eine Woche später erhob sich Jamie in der kalten Dunkelheit und kleidete sich für den langen Ritt nach Versailles an, um dem Lever des Königs beizuwohnen. Louis erwachte jeden Morgen pünktlich um sechs Uhr. Zu dieser Stunde mussten die wenigen Glücklichen, die auserwählt waren, die königliche Morgentoilette mitzuerleben, im Vorzimmer versammelt sein, bereit, sich der Prozession von Adeligen und Bediensteten anzuschließen, die benötigt wurden, um dem Monarchen bei der Begrüßung des neuen Tags behilflich zu sein.

Nachdem ihn Magnus, der Butler, mitten in der Nacht geweckt hatte, stolperte Jamie schläfrig aus dem Bett und machte sich gähnend und brummend zurecht. Um diese Tageszeit ruhte mein Inneres in Frieden, und ich schwelgte in diesem herrlichen Gefühl, jemandem zuzusehen, der etwas Unangenehmes vor sich hat, was man selbst nicht tun muss.

»Beobachte alles genau«, sagte ich, und meine Stimme war heiser vom Schlaf. »Damit du mir alles erzählen kannst.«

Mit einem schläfrigen, zustimmenden Grunzen beugte er sich über mich, um mich zu küssen, dann schlurfte er davon, eine Kerze in der Hand, um dafür zu sorgen, dass sein Pferd gesattelt wurde. Das Letzte, was ich hörte, ehe ich wieder unter die Oberfläche des Schlafes sank, war Jamies Stimme, plötzlich klar und hellwach in der kalten Luft, als er sich draußen auf der Straße von unserem Stallknecht verabschiedete.

Angesichts des langen Weges nach Versailles und der Möglichkeit – vor der Jared gewarnt hatte –, zum Mittagessen eingeladen zu werden, war ich nicht überrascht, als er nicht vor der Mittagszeit zurückkehrte, aber ich konnte meine Neugier nicht im Zaum halten und wartete zunehmend ungeduldig, bis er am späten Nachmittag – endlich – eintraf.

»Und wie war der Lever des Königs?«, fragte ich, während ich zu Jamie trat, um ihm aus dem Rock zu helfen. Da er die hautengen Schweinslederhandschuhe trug, die bei Hofe de rigueur waren, war er mit den verzierten Silberknöpfen auf dem glatten Samt überfordert.

»Oh, das fühlt sich besser an«, sagte er und zog erleichtert die breiten Schultern zusammen, als sich die Knöpfe lösten. Der Rock war an den Schultern viel zu eng; ihn herauszupellen war, als schälte man ein Ei.

»Interessant, Sassenach«, sagte er als Antwort auf meine Frage, »zumindest während der ersten Stunde oder so.«

Während die Prozession der Adeligen das königliche Schlafgemach betrat, ein jeder mit seinem zeremoniellen Utensil – Handtuch, Rasiermesser, Alebecher, königliches Siegel et cetera –, zogen die Kammerdiener die schweren Vorhänge zurück, die das Morgengrauen fernhielten, öffneten die Verhüllung des gewaltigen Staatsbettes und gaben das Gesicht des Königs dem neugierigen Auge der aufgehenden Sonne preis.