Nachdem man ihm zum Sitzen auf der Bettkante aufgeholfen hatte, hatte le roi Louis gähnend dagesessen und sich an seinem Stoppelkinn gekratzt, während ihm seine Kammerdiener einen dicht mit Silber und Gold bestickten seidenen Morgenrock um die königlichen Schultern legten und sich vor ihn knieten, um dem König die dicken Filzstrümpfe auszuziehen, die er zum Schlafen trug, und sie durch leichtere Seidenstrümpfe und weiche, mit Kaninchenfell gefütterte Pantoffeln zu ersetzen.
Einer nach dem anderen kamen dann die Adeligen des Hofes herbei, um zu Füßen ihres Herrschers niederzuknien, ihn respektvoll zu begrüßen und zu fragen, wie Seine Majestät die Nacht verbracht hatte.
»Anscheinend nicht besonders gut«, unterbrach sich Jamie hier. »Er sah aus, als hätte er kaum mehr als ein oder zwei Stunden geschlafen und außerdem schlecht geträumt.«
Trotz seiner rotgeäderten Augen und seiner zerknautschten Visage hatte Seine Majestät seinen Höflingen gnädig zugenickt, sich dann langsam erhoben und sich vor den Ehrengästen verneigt, die sich im hinteren Teil des Gemachs aufhielten. Eine kraftlose Handbewegung rief einen Kammerdiener herbei, welcher Seine Majestät zu dem bereits wartenden Sessel führte, auf welchem er mit geschlossenen Augen zur Körperpflege durch seine Bediensteten Platz nahm. Unterdessen führte der Duc d’Orleans die Besucher einzeln herbei, damit sie sich vor den König knien und ihm einen Gruß entbieten konnten. Formelle Bittgesuche würden etwas später folgen, wenn die Chance bestand, dass Louis wach genug war, um sie zu hören.
»Ich war ja nicht wegen eines Bittgesuches da, sondern nur als Zeichen der königlichen Gunst«, erklärte Jamie, »also habe ich mich nur hingekniet und ›Guten Morgen, Eure Majestät‹ gesagt, während der Herzog dem König erklärte, wer ich war.«
»Hat der König etwas zu dir gesagt?«, fragte ich.
Jamie grinste und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, um sich zu rekeln. »Oh, aye. Er hat ein Auge geöffnet und mich angesehen, als könnte er es nicht glauben.«
Einäugig hatte Louis seinen Besucher mit einem Hauch von Neugier betrachtet und festgestellt: »Was für ein Hüne Ihr seid!«
»Ich habe gesagt: ›Ja, Eure Majestät‹«, fuhr Jamie fort. »Dann hat er gefragt, ob ich tanzen kann, und ich habe ja gesagt. Dann hat er das Auge wieder geschlossen, und der Herzog hat mich zurückgewunken.«
Nachdem sich alle Besucher vorgestellt hatten, waren die Kammerdiener unter zeremonieller Hilfestellung der prominentesten Höflinge dazu übergegangen, die Toilette des Königs zu vollziehen. Dabei hatte der Duc d’Orléans die diversen Bittsteller nach vorn gewunken, die dem König ins Ohr murmelten, während dieser den Kopf drehte, um dem Rasiermesser Platz zu machen, oder den Kopf senkte, um sich die Perücke zurechtrücken zu lassen.
»Oh? Und wurde dir gestattet, Seiner Majestät die Nase zu putzen?«, fragte ich.
Jamie grinste und streckte die verschränkten Hände, bis die Gelenke knackten.
»Gott sei Dank nicht. Ich habe mich vor dem Schrank herumgedrückt und mir Mühe gegeben, wie ein Teil des Mobiliars zu wirken, während mich die kleinen Grafen und Herzöge aus den Augenwinkeln angesehen haben, als wäre es ansteckend, wenn man Schotte ist.«
»Nun ja, wenigstens warst du groß genug, um alles zu sehen, oder?«
»Oh, aye, sogar, wie er sich auf seiner chaise percée erleichtert hat.«
»Das hat er tatsächlich getan? Vor allen Leuten?« Ich war fasziniert. Ich hatte natürlich davon gelesen, fand es aber schwer zu glauben.
»Oh, aye, und alle haben sich genauso verhalten wie vorher, als er sich das Gesicht gewaschen und sich die Nase geputzt hat. Der Duc de Neve hatte die unaussprechliche Ehre«, fügte er voll Ironie hinzu, »Seiner Majestät den Hintern abzuwischen. Ich habe nicht mitbekommen, was sie mit dem Handtuch gemacht haben; vermutlich haben sie es hinausgetragen und vergolden lassen.«
»Außerdem war es eine kräftezehrende Angelegenheit«, fügte er hinzu, während er sich bückte und die Hände auf den Boden stützte, um seine Beinmuskeln zu dehnen. »Hat eine Ewigkeit gedauert; der Mann ist zu wie eine Eule.«
»Zu wie eine Eule?«, fragte ich belustigt über den Vergleich. »Verstopft meinst du?«
»Aye. Kein Wunder, wenn man sieht, was sie bei Hofe essen«, fügte er tadelnd hinzu und legte sich zurück. »Fürchterlicher Speiseplan, nichts als Sahne und Butter. Er sollte jeden Morgen Porridge zum Frühstück essen – das würde ihm helfen. Bestens für die Verdauung.«
Wenn die Schotten in irgendeiner Hinsicht unbeirrbar waren – und sie waren in der Tat in Bezug auf eine ganze Reihe von Dingen unbeirrbar –, so waren es die Vorzüge des Haferbreis zum Frühstück. Im Lauf der Jahrhunderte eines Lebens in einem Land, das so arm war, dass es außer Hafer nur wenig zu essen gab, hatten sie wie üblich aus der Not eine Tugend gemacht und beharrten darauf, dass sie den Brei mochten.
Jamie hatte sich jetzt zu Boden geworfen und vollführte die Übungen der Royal Air Force, die ich ihm zur Kräftigung seiner Rückenmuskeln empfohlen hatte.
Ich kam noch einmal auf seine Bemerkung zurück und fragte: »Warum hast du ›zu wie eine Eule‹ gesagt. Haben Eulen oft Verstopfung?«
Er beendete seine Übung, drehte sich um und lag keuchend auf dem Teppich.
»Oh, aye.« Er atmete mit einem langen Seufzer aus und kam dann wieder zu Atem. Er setzte sich und schob sich das Haar aus den Augen. »Oder eigentlich nicht, aber so erzählt man es sich. Die Leute sagen, dass Eulen kein Arschloch haben, so dass sie ihr Fressen nicht wieder ausscheiden können – Mäuse zum Beispiel, aye? Also formen sie eine Kugel aus den Knochen und den Haaren und Ähnlichem und würgen sie hinaus, weil sie sie ja nicht am anderen Ende loswerden können.«
»Tatsächlich?«
»Oh, aye, das machen sie tatsächlich. So findet man einen Eulenbaum; man sucht nach dem Gewölle auf dem Boden darunter. Eulen machen fürchterlichen Dreck«, fügte er hinzu und hob sich den Kragen vom Hals, um Luft einzulassen.
»Aber sie haben Arschlöcher«, teilte er mir mit. »Ich habe einmal eine mit einer Steinschleuder aus einem Baum geschossen, um nachzusehen.«
»Du hattest als Junge ja wirklich Forscherdrang, wie?«, lachte ich.
»Das kann man wohl sagen, Sassenach.« Er grinste. »Und sie benutzen es auch zum Ausscheiden. Ich habe einmal einen ganzen Tag mit Ian unter einem Eulenbaum gesessen, um ganz sicher zu sein.«
»Himmel, du musst ja sehr neugierig gewesen sein«, stellte ich fest.
»Nun ja, ich wollte es wissen. Ian hatte keine Lust, so lange stillzusitzen, und ich musste ein bisschen auf ihn einhämmern, damit er aufhörte zu zappeln«, erinnerte sich Jamie lachend. »Also hat er mit mir stillgesessen, bis es passiert ist, und dann hat er eine Handvoll Eulendreck genommen und sie mir in den Kragen gestopft, und dann war er weg wie der Blitz. Gott, er konnte rennen wie der Wind.« Ein Hauch von Traurigkeit stahl sich über sein Gesicht, als die Erinnerung an seinen schnellfüßigen Freund mit den jüngeren Erinnerungen an seinen Schwager zusammenprallte, der steif, wenn auch gutmütig auf dem Holzbein umherhumpelte, das ihm von einer Granatsplitterverletzung in einer Schlacht auf fremdem Boden geblieben war.
»Das klingt wie eine furchtbare Art zu leben«, sagte ich, um ihn abzulenken. »Nicht Eulen zu beobachten – ich meine den König. Keine Zurückgezogenheit, nicht einmal beim Stuhlgang.«
»Für mich wäre es auch nichts«, pflichtete Jamie mir bei. »Aber er ist nun einmal der König.«
»Mmm. Und die Macht und der Luxus machen einiges wett.«
Er zuckte mit den Schultern. »Das mag sein, wie es will, es ist das, was Gott ihm beschieden hat, und ihm bleibt kaum etwas anderes übrig, als das Beste daraus zu machen.« Er ergriff sein Plaid und zog das Ende durch den Gürtel und über seine Schulter.