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Dachte den Gedanken zu Ende und zog die grauenhafte Schlußfolgerung daraus. Wenn Martier lügen konnten — und sie konnten es — dann war die Tatsache, daß sie nicht behaupteten, immer hier zu bleiben, kein Beweis dafür, daß sie nicht doch blieben.

Vielleicht bereitete es ihnen noch größeres sadistisches Vergnügen, uns hoffen zu lassen, damit sie sich weiter an unserer Qual ergötzen konnten, als der Menschheit jegliche Hoffnung zu rauben und damit ihr Ende herbeizuführen. Wenn alle Menschen Selbstmord begingen oder irrsinnig würden, hätten sie keinen Spaß mehr; dann wäre niemand mehr da, den sie quälen könnten.

Und die Logik jener Abhandlung war so einfach schön und so schön einfach gewesen ...

Er fühlte sich wie benebelt, und für einen Augenblick vermochte er sich nicht zu erinnern, wo der Fehler gelegen hatte. Dann fiel es ihm ein. Wenn jemand behauptet, er könne lügen, so kann er; sonst würde er lügen, wenn er behauptete, er könne lügen, und wenn er bereits lügt —

Er lenkte seine Gedanken in andere Bahnen, heraus aus diesem schwindelerregenden Kreis. Er zog seine Jacke aus und hängte sie zusammen mit seinem Binder über eine Stuhllehne, setzte sich auf den Bettrand und zog die Schuhe aus.

Streckte sich auf dem Bett aus und schloß die Augen.

Sprang einen Augenblick später fast einen Meter hoch, als es dicht an seinem Ohr einen unflätigen, fast unglaublich lauten Knall gab. Er hatte sein Ohropax vergessen.

Er stand auf, verstopfte sich die Ohren und legte sich wieder hin. Diesmal schlief er ein.

Und träumte. Von Martiern.

16

Die wissenschaftliche Front gegen die Martier war nicht so straff organisiert wie die psychologische, aber fast noch aktiver. Während die Psychologen alle Hände voll mit ihren Patienten zu tun hatten und für Forschungszwecke und Experimente kaum Zeit erübrigen konnten, legten sich die Naturwissenschaftler mit aller Energie auf das Studium der Martier.

Die Forschungen auf allen anderen Gebieten ruhten.

Die aktive Front war in jedem großen Laboratorium der Welt. Brookhaven, Los Alamos, Harwich, Braunschweig, Sumigrad, Troitsk und Tokuyama, um nur einige zu erwähnen.

Ganz zu schweigen von den Bodenkammern, Kellern, Garagen jener Bürger, die auch nur die oberflächlichste Kenntnis auf irgendeinem wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Gebiet besaßen. Elektrizität, Elektronenlehre, Chemie, weiße und schwarze Magie, Alchemie, Wünschelrutengängerei, Biotikas, Optik, Schallund Überschallehre, Typologie, Toxikologie und Topologie wurden als Mittel zum Studium oder als Mittel zum Angriff benützt.

Irgendwo m u ß t e n die Martier doch eine Schwäche haben. Es mußte einfach etwas geben, womit man einem Martier einen Schmerzenslaut entlocken konnte.

Sie wurden mit Alpha-Strahlen, mit Beta-, Gamma-, Delta-, Zeta-, Eta-, Theta- und Omega-Strahlen beschossen.

Sie wurden bei jeder sich bietenden Gelegenheit (und sie vermieden derartige Gelegenheiten weder noch suchten sie sie) elektrischen Blitzen von vielen Millionen Volt ausgesetzt, starken und schwachen magnetischen Feldern sowie Mikro- und Makrowellen.

Sie wurden Kältegraden nahe dem absoluten Nullpunkt und den höchsten Hitzegraden, die wir kennen, ausgesetzt, der Hitze der Atomspaltung. Nein, die letztere wurde nicht in einem Laboratorium erreicht. Die Durchführung eines für April vorgesehenen H-Bomben-Versuchs war, nach reiflicher Erwägung behördlicherseits, trotz der Martier angeordnet worden. Sie kannten damals bereits all unsere Geheimnisse, es war also nichts dabei zu verlieren. Und man hoffte, daß vielleicht ein Martier die H-Bombe beim Abfeuern aus nächster Nähe untersuchen würde. Einer von ihnen saß darauf. Nach der Explosion kwimmte er auf die Brücke des Flaggschiffes und erklärte dem Admiraclass="underline" „Ist das das beste, was du als Feuerwerk zu bieten hast, Mack?"

Sie wurden fotografiert, zu Studienzwecken, mit allen erdenklichen Arten von Licht: infrarotem, ultraviolettem, fluoreszierendem, mit Natrium, Bogenlampen, Kerzenlicht, Phosphoreszenz, Sonnenlicht, Mondlicht und Sternenlicht.

Die Laute, die sie von sich gaben, stimmlicher oder sonstiger Art, wurden mit allen bekannten Aufnahmegeräten aufgenommen. Sie wurden mit Mikroskopen, Teleskopen, Spektroskopen und Ionoskopen untersucht.

Praktisches Resultat gleich Null; nichts, was irgendein Wissenschaftler irgendeinem Martier zufügte, erregte bei ihm auch nur ein momentanes Unbehagen.

Theoretisches Resultat unbedeutend. Über das hinaus, was man schon zwei oder drei Tage nach ihrer Ankunft gewußt hatte, wurde wenig Neues in Erfahrung gebracht.

Sie reflektierten nur Lichtstrahlen von Wellenlängen innerhalb des sichtbaren Spektrums (von 0004 mm bis zu 00076 mm). Irgendeine Strahlung über oder unter diesem Band ging glatt durch sie hindurch. Sie waren weder mit Röntgenstrahlen, Radiowellen oder Radar zu entdecken.

Sie übten nicht die geringste Wirkung auf Gravitations- oder magnetische Felder aus. Sie waren unempfindlich gegen jede Form von Energie und jede Form von Flüssigkeit, gegen alle Körper in festem oder gasförmigem Zustand.

Schall wurde von ihnen weder absorbiert noch reflektiert, aber sie konnten Schall erzeugen. Das war für die Wissenschaftler vielleicht noch rätselhafter als die Tatsache, daß sie Lichtstrahlen reflektierten. Schall ist einfacher als Licht, oder zum mindesten leichter zu begreifen. Es ist die Schwingung eines vermittelnden Stoffes, gewöhnlich der Luft. Und wenn die Martier nicht im Sinne von handgreiflich und wirklich d a waren, wie konnten sie dann die Luftschwingungen verursachen, die wir als Schall empfinden? Sie verursachten sie jedoch und zwar nicht als subjektive Wirkung im Geiste des Hörers, da der Schall aufgenommen und reproduziert werden konnte. Genau wie die Lichtwellen, die sie reflektierten, aufgenommen und auf einer fotografischen Platte reproduziert werden konnten.

Selbstverständlich hielt kein Wissenschaftler, der diesen Namen verdiente, sie für Teufel oder Dämonen. Aber eine große Anzahl von Wissenschaftlern weigerte sich, daran zu glauben, daß sie vom Mars gekommen wären, oder von irgendeinem anderen Ort in unserem Universum. Offensichtlich bestanden sie aus einer anderen Art von Materie — wenn überhaupt aus Materie, so wie wir sie verstehen — und mußten aus einem anderen Universum stammen, wo völlig andere Naturgesetze herrschten. Möglicherweise aus einer anderen Dimension.

Oder, was manche für noch wahrscheinlicher annahmen, daß sie weniger oder mehr Dimensionen hätten als wir.

Konnten sie nicht zweidimensionale Wesen sein, die dadurch, daß sie in einem dreidimensionalen Universum existierten, die Illusion erweckten, als hätten sie eine dritte Dimension? Schattenfiguren auf einer Filmleinwand scheinen dreidimensional zu sein, bis man eine davon am Arm zu packen versucht.

Oder vielleicht waren sie Projektionen von vier- oder fünfdimensionalen Wesen in ein dreidimensionales Universum und ihre Nichtgreifbarkeit war irgenwie darauf zurückzuführen, daß sie mehr Dimensionen hatten, als wir sehen und verstehen konnten.

17

Luke Devereaux erwachte, streckte sich und gähnte und fühlte sich außerordentlich behaglich an diesem dritten Morgen der einwöchigen Erholungspause, die er sich nach Beendigung von „Pfad ins Nichts" gönnte. Die wohlverdientesten Ferien, die er je gehabt, nachdem er ein Buch in glatt fünf Wochen heruntergeschrieben hatte. Ein Buch, das ihm wahrscheinlich mehr einbringen würde, als alle bisher erschienenen.

Auch das nächste Buch bereitete ihm keinen Kummer. Er hatte die Hauptpunkte der Handlung bereits fest im Sinn, und wenn Margie nicht so energisch darauf bestanden hätte, daß er einmal ausspannen sollte, so wäre er jetzt vielleicht schon beim ersten Kapitel. Seine Finger juckten förmlich nach der Schreibmaschine.

Nun, er hatte immerhin die vorteilhafte Abmachung getroffen, daß er seine Arbeit nur unterbrechen würde, wenn Margie sich ebenfalls frei nähme, und das machte es nahezu vollkommen und ergab praktisch zweite Flitterwochen.