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Er fuhr herum. Der Martier saß auf der Kante des Gasherdes.

„Mein Gott!" sagte Luke. „Teleportation!"

„Teleportation, Unsinn", sagte der Martier. „Dazu bedarf es eines technischen Apparates. Kwimmen ist eine rein geistige Angelegenheit. Ihr könnt es nicht, weil ihr nicht genug Geist habt."

Luke nahm noch einen Schluck. „Und du bist die ganze Strecke vom Mars auf diese Weise hierher gekommen?"

„Klar. Den Augenblick, bevor ich hier anklopfte."

„Hast du hier schon einmal gekwimmt? Sag mal —" wieder deutete Luke mit dem Finger auf ihn, „ich möchte wetten, daß ihr, du und deinesgleichen, das schon öfter hier getan habt, was viele abergläubische Vorstellungen erklären würde."

„Unfug", sagte der Martier. „Eure abergläubischen Vorstellungen rühren daher, daß ihr Sägespäne im Gehirn habt. Ich bin noch nie hier gewesen. Keiner von uns war jemals hier. Wir haben die Technik des Lang-strecken-Kwimmens gerade erst gelernt. Vorher ging es nur über kurze Entfernungen. Um es im interplanetarischen Maßstab zu tun, muß man über Hokima Bescheid wissen."

Wieder streckte Luke den Finger aus. „Jetzt hab ich dich! Wie kommt es dann, daß du Englisch sprichst?"

Der Martier kräuselte die Lippen. Sie waren wie geschaffen dazu. „Ich spreche eure sämtlichen leichten und albernen Sprachen. Zum mindesten alle die, in denen eure Rundfunkstationen senden, und falls es noch andere geben sollte, so kann ich jede von ihnen innerhalb einer Stunde lernen. Kinderleicht. Unsere Sprache würdest du in tausend Jahren nicht erlernen."

„Der Teufel soll mich holen", sagte Luke. „Kein Wunder, daß ihr nicht viel von uns haltet, wenn eure Vorstellungen über uns aus unseren Rundfunksendungen stammen. Ich gebe zu, daß die meisten widerwärtig sind."

„Wie ihr alle, sonst würdet ihr sie nicht ausstrahlen."

Luke war nahe daran, seine Beherrschung zu verlieren und nahm noch einen Schluck. Jetzt zweifelte er nicht mehr an der Echtheit seines Besuchers und hielt ihn nicht länger für ein Produkt seiner Phantasie oder seiner Verrücktheit. Wenn er, Luke, wahnsinnig war, dann ließ sich nichts daran ändern, aber wenn dies ein wahrhaftiger Martier war, dann ließ er sich als Verfasser utopischer Romane eine einmalige Gelegenheit entgehen.

„Wie ist es denn auf dem Mars?" fragte er.

„Geht dich einen Dreck an, Mack."

Luke griff erneut zum Glase. Er zählte bis zehn und versuchte so ruhig und vernünftig zu bleiben, wie er konnte.

„Hör mal zu", sagte er. „Ich war zuerst unhöflich, weil ich überrascht war. Es tut mir leid, und ich bitte um Entschuldigung. Können wir nicht Freunde sein?"

„Warum sollten wir? Du gehörst einer minderwertigen Rasse an."

„Wenn schon aus keinem anderen Grunde, dann nur deswegen, damit es die Unterhaltung für uns beide etwas angenehmer macht."

„Nicht für mich, Mack. Ich habe es gern, wenn mir Leute mißfallen. Ich streite mich gern. Wenn du dich zieren und dich anstellen willst, dann such ich mir jemand anderen, mit dem ich schwatzen kann."

„Halt, warte doch." Luke sah plötzlich ein, daß er eine falsche Taktik anwendete, wenn er den Martier zum Bleiben bewegen wollte. Er sagte: „Dann scher dich gefälligst 'raus, wenn das deine Einstellung ist."

Der Martier grinste. „Das ist besser. So kommen wir schon eher weiter."

„Warum bist du auf die Erde gekommen?"

„Auch das geht dich nichts an, aber ich will dir mit Vergnügen einen Hinweis geben. Warum geht ihr Leute hier auf diesem lausigen Planeten in den Zoo?"

„Wie lange gedenkst du hier zu bleiben?"

Der Martier neigte den Kopf zur Seite. „Du bist schwer zu überzeugen, Mack. Ich bin aber nicht Aus -kunft, bitte. Was ich mache und warum, geht dich gar nichts an. Um einen Kindergarten aufzumachen, bin ich schon gar nicht hier."

Lukes Glas war wieder leer. Er füllte es.

Er starrte den Martier an. Wenn der Kerl Streit suchte, warum nicht? „Du kleine grüne Warze", sagte er, „man müßte dich —"

„Müßte was? Mir etwas antun? Du und wer noch?"

„Ich, eine Kamera und ein Blitzlicht", sagte Luke, verwundert, daß er nicht schon früher daran gedacht hatte. „Ich werde zum mindesten eine Aufnahme von dir machen. Und wenn ich sie dann entwickelt habe —"

Er stellte das Glas ab und ging in das Schlafzimmer. Zum Glück war ein Film in der Kamera und eine Patrone in der Blitzlichtlampe; er hatte sie in seinen Koffer gesteckt, keineswegs in der Erwartung, einen Martier zu fotografieren, sondern weil Benson ihm erklärt hatte, daß nachts oft Präriehunde um die Hütte herumstreunten und er gehofft hatte, einen auf die Platte zu bekommen.

Er eilte zurück, stellte die Kamera rasch ein, hob sie mit der einen Hand empor und die Blitzlichtlampe mit der anderen.

„Soll ich mich in Positur werfen?" fragte der Martier. Er steckte seine Daumen in die Ohren, schielte und streckte eine lange, grüngelbliche Zunge heraus.

Luke machte die Aufnahme.

Er steckte eine andere Patrone in die Lampe, schraubte den Film weiter und brachte die Kamera erneut in Anschlag. Aber der Martier war nicht mehr vorhanden. Seine Stimme kam aus einer anderen Zimmerecke: „Eine genügt, Mack. Gib dir weiter keine Mühe, es hat doch keinen Zweck."

Luke fuhr herum, richtete die Kamera, aber ehe er die Lampe emporgehoben hatte, war der Martier verschwunden. Und eine Stimme hinter seinem Rücken riet ihm, es genug sein zu lassen und einen nicht noch größeren Narren aus sich zu machen.

Luke gab es auf und stellte die Kamera beiseite. Schließlich war ihm eine Aufnahme gelungen. Wenn sie entwickelt war, würde entweder ein Martier darauf sein oder nicht. Nur schade, daß es kein Farbfilm war, aber alles Gute war eben nie beisammen.

Er nahm sein Glas wieder in die Hand. Setzte sich damit hin, weil der Boden unter seinen Füßen plötzlich ein wenig zu schwanken schien. Um ihn zu festigen, nahm er noch einen Schluck.

„Hör mal", sagte er. „Ihr empfangt unsere Radiosendungen. Was ist denn mit Fernsehen? Seid ihr hinter der Zeit zurück?"

„Was ist Fernsehen?"

Luke klärte ihn darüber auf.

„Derartige Wellen reichen nicht so weit", sagte der Martier. „Ein Glück! Es ist schon schlimm genug, euch zuzuhören. Seit ich einen von euch zu Gesicht bekommen habe und weiß, wie ihr ausseht —"

„Dummheit", sagte Luke. „Ihr habt das Fernsehen einfach nie erfunden."

„Natürlich nicht. Brauchen es nicht. Wenn sich irgendwo in unserer Welt etwas ereignet, was wir sehen möchten, kwimmen wir hin. Sag mal, bist du eigentlich eine Mißgeburt oder sind alle Leute hier so häßlich wie du?"

Luke nahm gerade einen Schluck, der ihm fast in der Kehle stecken blieb. „Ja, meinst du denn, d u wärst ein schöner Anblick!"

„Für irgendeinen anderen Martier schon."

„Ich wette, die kleinen Mädchen sind ganz verrückt nach dir", sagte Luke. „Das heißt, falls ihr bisexuell seid wie wir und es Marsmädchen gibt."

„Wir sind bisexuell, aber Gott sei Dank nicht so wie ihr. Macht ihr eigentlich in dem abscheulichen Stil weiter wie die Personen in euren Hörspielen? Und seid ihr in dem, was ihr Liebe nennt, mit einer eurer Frauen zusammen?"

„Das geht dich gar nichts an", erklärte Luke ihm.

„Das meinst du", sagte der Martier.

Und verschwand.

Luke erhob sich — ein wenig unsicher auf den Beinen — und blickte sich um, ob er in eine andere Ecke des Zimmers gekwimmt wäre. Er war nirgends zu sehen.

Luke setzte sich wieder, schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen, und nahm noch einen Schluck, um seine Sinne erneut zu benebeln.

Zum Glück habe ich die Aufnahme, dachte er. Morgen früh würde er nach Los Angeles fahren und sie entwickeln lassen. Wenn nur ein leerer Stuhl darauf zu sehen war, würde er sich in die Behandlung eines Psychiaters begeben, aber schleunigst. Wenn ein Martier darauf war — nun, dann war immer noch Zeit zu überlegen, was man unternehmen könnte, wenn überhaupt etwas.