Wir geloben, daß wir nie und nimmer ein Weltraumschiff auf Euren Planeten schicken werden — es sei denn, Ihr fordert uns eines Tages dazu auf, und ich glaube, selbst dann würde es großer Überredungskünste bedürfen."
Er erklärte feierlich: „Und jetzt den Beweis. Völker der Erde, seid Ihr mit mir einig in diesen beiden Gelöbnissen? Wenn ja, so beweist es jetzt, bejaht es, so laut Ihr könnt! Aber wartet bis die Übersetzer mir nachgekommen sind, wartet bitte, bis ich das Zeichen gebe und sage . . . Jetzt!"
„Yes!"
„Si! "
„Oui!"
„Dah!"
„Hay!"
„Ja!"
„Sim!"
„Jes!"
„Nam!"
„Shi!“
„Lah!"
Und Tausende von anderen Wörtern, die alle dasselbe bedeuteten, gleichzeitig aus Kehle und Herz jedes einzelnen Menschen, der zugehört hatte. Nicht ein einziges no oder njet. Etwas Derartiges hatte man noch nie vernommen. Im Vergleich dazu wäre eine H-Bombe wie das Fallen einer Stecknadel gewesen, verglichen damit hätte ein Ausbruch des Krakatao wie ein Geflüster geklungen.
Es konnte nicht der geringste Zweifel darüber bestehen, daß jeder Martier auf Erden es gehört haben mußte. Wäre eine Atmosphäre zwischen den Planeten vorhanden gewesen, um die Schallwellen weiterzutragen, so würden es selbst die Martier auf dem Mars gehört haben.
Durch Ohrenstöpsel und die Wände einer schalldichten Kabine hörte es auch Yato Ishurti. Und spürte, wie das ganze Gebäude darunter erzitterte.
Schweigen war jetzt das einzig Gegebene. Er öffnete die Augen und nickte dem Mann im Kontrollraum zu, damit er abschalten sollte. Seufzte tief auf, nachdem er mitangesehen hatte, wie ein Hebel herumgeworfen wurde, und entfernte die Stöpsel aus seinen Ohren.
Erhob sich, innerlich völlig ausgebrannt, ging langsam in das kleine Vorzimmer zwischen Studio und Flur und verweilte dort einen Augenblick, um seine Fassung wiederzugewinnen.
Drehte sich zufällig um und erblickte sich selber in einem Wandspiegel.
Sah den Martier, der mit übergeschlagenen Beinen auf seinem Kopfe hockte, fing seinen Blick und sein Grinsen im Spiegel auf, hörte, wie er etwas verletzend Unanständiges zu ihm sagte.
Und wußte, daß seine Bemühungen gescheitert waren und daß ihm jetzt nur noch ein Ausweg verblieb.
Nahm den zeremoniellen Dolch aus der Tasche und zog ihn aus der Scheide.
Ließ sich in der traditionellen Haltung auf dem Fußboden nieder. Richtete ein kurzes Wort an seine Vorfahren, vollzog das kurze vorausgehende Ritual und trat dann mit dem Dolch — als Generalsekretär der Vereinten Nationen zurück.
19
Am Tage von Ishurtis Ansprache hatte die Effektenbörse mittags geschlossen.
Sie schloß ihre Pforten am darauffolgenden Tage, dem 6. August, wiederum, aber aus einem anderen Grunde; sie schloß auf unbefristete Zeit auf Grund einer Notverordnung des Präsidenten. Staatspapiere waren an jenem Morgen nur noch zu einem Bruchteil ihres Wertes vom Vortage gehandelt worden und fielen rasch, da sich keine Käufer fanden. Die Notverordnung untersagte den weiteren An- und Verkauf von Aktien, solange einige noch das Papier wert waren, auf dem sie gedruckt waren.
In einer noch viel weittragenderen Notmaßnahme verkündete die Regierung an jenem Nachmittag eine neunzigprozentige Herabsetzung der bewaffneten Streitkräfte. In einer Pressekonferenz gab der Präsident zu, daß es eine Verzweiflungsmaßnahme wäre: daß die Arbeitslosigkeit dadurch ansteigen würde, daß jedoch nichts anderes übrigbliebe, da die Regierung praktisch pleite und es billiger sei, Unterstützung statt Wehrsold zu zahlen. Und sämtliche anderen Nationen nahmen ähnliche Kürzungen vor.
Und torkelten, trotz aller Kürzungen, auf ähnliche Weise am Rande des Bankrotts einher. Fast jede bestehende Ordnung hätte durch eine Revolution hinweggefegt werden können — aber unter diesen Umständen scheuten selbst die fanatischsten Revolutionäre vor der Übernahme der Regierungsgewalt zurück.
Gequält, verlegen, gehetzt, hilflos, gelähmt, blickte der Durchschnittsbürger der Durchschnittsnation voller Entsetzen einer freudlosen Zukunft entgegen und sehnte sich nach den guten alten Zeiten zurück, da seine einzigen Sorgen Tod, Steuern und die Wasserstoffbombe gewesen waren.
DER ABZUG DER MARTIER
1
Im August des Jahres 1964 machte ein Mann mit dem etwas unwahrscheinlichen Namen Hiram Pedro Ober-dorffer aus Chicago, Illinois, eine Erfindung, die er als anti-außerweltlichen subatomaren Superschwingungserzeuger bezeichnete.
Mr. Oberdorffer war in Heidelberg, Wisconsin, zur Schule gegangen, aber in den nachfolgenden fünfzig Jahren hatte er sich zu einem eingefleischten Leser von populärwissenschaftlichen Zeitschriften und von wissenschaftlichen Beiträgen in den Beilagen der Sonntagszeitungen und anderswo entwickelt. Er war ein leidenschaftlicher Theoretiker und, in seinen eigenen Worten (und wer sind wir, um ihm darin zu widersprechen) „wußte er in wissenschaftlichen Dingen besser Bescheid als diese Laboratoriums-Heinis."
Er übte seit langem das Amt eines Hausmeisters in einem Appartment-Haus in Dearbon Street in der Nähe von Grand Avenue aus und hatte eine Zweizimmerwohnung im Souterrain desselben Gebäudes inne. In einem der beiden Räume kochte, aß und schlief er. In dem anderen verbrachte er den Teil seines Lebens, auf den es ankam; dort war seine Werkstatt.
Neben einer Werkbank und einigen elektrischen Gerätschaften enthielt die Werkstatt noch einige Spinde, und in und auf diesen Spinden, auf dem Fußboden aufgestapelt oder in Kisten verpackt befand sich altes Automobil-, altes Radio-, altes Nähmaschinen- sowie altes Staubsaugerzubehör. Ganz zu schweigen von Waschmaschinen-, Schreibmaschinen-, Fahrräder-, Rasenmäher-, Außenbordmotor-, Fernsehapparat-, Uhren-, Telefon-, Kinderspielzeug-, Elektromotor-, Kamera-, Phonograph-, Ventilator-, Schrotflinten- und Geigerzähler - Teilen. Unendliche Schätze auf kleinstem Raum.
Seine Obliegenheiten als Hausmeister nahmen ihn, besonders im Sommer, nicht allzu stark in Anspruch; sie ließen ihm genügend Muße zum Erfinden und zu seinem einzigen anderen Vergnügen, das darin bestand, bei schönem Wetter auf dem nur zehn Minuten von seiner Arbeitsstätte entfernten Bughouse Square zu sitzen, zu entspannen und nachzudenken.
Bughouse Square ist ein Stadtpark von einem Straßenzug im Quadrat und hat noch einen anderen Namen, den nie jemand gebraucht. Meistens halten sich nur Bummler, Trunkenbolde und Halbverrückte dort auf. Stellen wir ein für allemal klar, daß Mr. Oberdorffer zu keinen von diesen gehörte. Er arbeitete für seinen Lebensunterhalt und trank ausschließlich Bier und das auch nur in mäßigen Mengen. Wer ihn beschuldigt hätte, nicht ganz richtig im Kopfe zu sein, dem hätte er jederzeit beweisen können, daß er im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten war. Er besaß nämlich Papiere, aus denen hervorging, daß er aus einer Irrenanstalt entlassen worden war, in der er vor einigen Jahren kurze Zeit zugebracht hatte.
Die Martier belästigten Mr. Oberdorffer weniger, als sie die meisten anderen Leute behelligten; er hatte das Glück völlig taub zu sein.
O, bis zu einem gewissen Grade belästigten sie ihn schon. Obwohl er nicht hören konnte, redete er gern. Man könnte sogar sagen, daß er laut dachte, da er aus Gewohnheit Selbstgespräche während des Erfindens führte. In diesem Falle war die Einmischung der Martier natürlich keine sonderliche Plage; obwohl er seine eigene Stimme nicht hören konnte, wußte er sehr wohl, was er zu sich selber sagte, ob er durch jemand übertönt wurde oder nicht. Aber er hatte einen Freund, mit dem er sich gern unterhielt, einen Mann namens Pete, und fand, daß die Martier sich gelegentlich in seine einseitige Unterhaltung mit Pete einmischten.
Sommersüber war Pete hauptsächlich auf dem Bug-house Square anzutreffen, wo er seinen Stammplatz hatte. Sobald es Herbst wurde, verschwand Pete; Mr. Oberdorffer nahm nicht ganz zu Unrecht an, daß er mit den Vögeln südwärts zöge. Aber im Frühling tauchte Pete stets wieder auf, und Mr. Oberdorffer konnte die Unterhaltung mit ihm fortsetzen.