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Amerikas zweitpopulärster Sport, zu dessen Ausübung man das Haus nicht zu verlassen braucht, erlitt an jenem Abend eine noch größere Schlappe und wurde danach völlig unmöglich.

Vergegenwärtigen wir uns, was den Männern zustieß, die jeden Donnerstag Abend in George Kellers Hause am Strand ein paar Meilen nördlich von Laguna Poker spielten. George war Junggeselle und lebte im Ruhestand; er verbrachte das ganze Jahr dort. All die anderen wohnten in Laguna und waren Angestellte oder Geschäftsleute.

An jenem fraglichen Donnerstag waren sechs von ihnen versammelt, einschließlich George. Gerade die richtige Anzahl für ein gutes Spiel, und sie spielten ein gutes Spiel, allesamt, mit Einsätzen, die gerade hoch genug waren, um es aufregend zu machen, aber nicht hoch genug, um die Verlierer ernsthaft zu schädigen. Für sie alle war Poker mehr eine Religion als ein Laster. Die Donnerstagabende von gegen acht bis gegen eins — mitunter bis um zwei — waren Glanzpunkte ihres Daseins, Stunden, auf die sie sich die ganze Woche freuten.

Als Fanatiker konnte man sie nicht gut bezeichnen, wohl aber konnte man sie leidenschaftliche Spieler nennen.

Ein paar Minuten nach acht saßen sie, bequem in Hemdsärmeln, die Schlipse gelockert oder abgelegt, um den großen Tisch im Wohnzimmer, bereit anzufangen, sobald George mit dem Durchmischen des neuen Decks fertig wäre. Sie hatten sämtlich Chips gekauft, und vor ihnen standen klirrende Gläser oder geöffnete Bierbüchsen. (Sie tranken stets, aber immer mäßig, nie soviel, als daß es das Spiel beeinträchtigt hätte.)

George war mit dem Mischen fertig und teilte die aufgedeckten Karten aus, um zu sehen, wer einen Buben bekäme und zuerst geben müßte; er ging an Gerry Dix, den ersten Kassierer in der Laguna Bank.

Dix gab und gewann das erste Spiel mit drei Zehnen. Es war jedoch nur ein kleiner Pot; nur George hatte auf Grund von einem Neunerpaar mitgehalten, seine Hand indes nicht verbessert.

Als nächster war Bob Trimble, der Eigentümer der örtlichen Schreibwarenhandlung, zum Geben dran. „Setzt, Jungens", sagte er. „Diesmal wird es besser. Jeder kriegt gute Karten."

Auf der anderen Seite des Zimmers erklang leise Musik aus dem Radio. George Keller liebte musikalische Untermalung und wußte genau, welche Stationen er Donnerstagabend einschalten mußte.

Trimble gab. George nahm seine Karten an sich und sah zwei Meine Paare, Sieben und Dreien. Etwas schwach zum Eröffnen, jemand würde wahrscheinlich drüber gehen. Wenn ein anderer eröffnete, konnte er mithalten und eine Karte ziehen. „Passe", sagte er.

Zwei weitere paßten und dann eröffnete Wainright — Harry Wainright, Geschäftsführer eines kleinen Warenhauses in Laguna-Süd — den Pot mit einer roten Spielmarke. Dix und Trimble hielten mit, und George tat dasselbe. Die Männer, die zwischen George und Wainright gepaßt hatten, paßten wiederum. Somit blieben vier Mann im Spiel, und wenn George Glück hatte und zu seinen beiden kleinen Paaren gut zufand, war er wahrscheinlich Gewinner.

Trimble sagte: „Karten, George?"

„Moment mal", sagte George plötzlich. Er hatte den Kopf nach dem Radio umgewandt. Es kam keine Musik mehr, schon seit einer Weile nicht, wie ihm jetzt erst bewußt wurde. Jemand redete, aber viel zu erregt, als daß es sich um eine Reklamesendung handeln konnte; die Stimme klang geradezu hysterisch. Außerdem war es gegen viertel neun, und wenn er den richtigen Sender eingeschaltet hatte, dann mußte jetzt die „Sternstunde" auf dem Programm stehen, die nur um halb neun durch eine Reklamesendung unterbrochen wurde.

Sollte es sich etwa um eine dringende Durchsage handeln — eine Kriegserklärung, die Warnung vor einem bevorstehenden Luftangriff oder etwas dergleichen?

„Moment mal, Bob", sagte er zu Trimble, legte die Karten aus der Hand und erhob sich. Er ging hinüber zu dem Radio und stellte es lauter.

„. . . kleine grüne Männer, Dutzende von ihnen, die im Studio und im ganzen Hause herumschwärmen. Sie behaupten, Martier zu sein. Sie werden von überall her gemeldet. Aber keine Aufregung deswegen — sie können niemand etwas anhaben — sind völlig harmlos — man kann sie nicht berühren — was man auch nach ihnen wirft, geht glatt durch sie hindurch, als wären sie gar nicht vorhanden — also keine —"

Es ging noch weiter.

Alle sechs hörten jetzt zu. Dann erklärte Gerry Dix: „Was zum Teufel, George? Willst du das Spiel bloß wegen einer utopischen Sendung aufhalten?"

George sagte: „Wenn es eine ist! Ich hatte die verdammte ,Sternstunde' eingeschaltet. Musik."

„Stimmt", sagte Walt Grainger. „Noch vor ein paar Minuten spielten sie einen Strauß-Walzer. Geschichten aus dem Wiener Wald, glaube ich."

„Versuch es doch mal mit einem anderen Sender, George", schlug Trimble vor.

Aber ehe George dazu kam, setzte der Apparat aus.

„Verdammt", sagte George und drehte an den Knöpfen. „Eine Röhre muß versagt haben. Man kriegt nicht mal mehr einen Summton heraus."

Wainright sagte: „Vielleicht waren es die Martier. Spielen wir weiter, George, ehe die Karten kalt werden."

George zögerte und warf einen Blick auf Walt Grain-ger. Alle fünf Männer waren in Graingers Wagen von Laguna herausgekommen.

„Walt", sagte George, „hast du ein Radio in deinem Wagen?"

„Nein."

„George sagte: „Pech! und kein Telefon, weil die lausige Telefongesellschaft so weit heraus keine Maste setzen lassen will — Ach, was, vergessen wir's."

„Wenn du dir wirklich Sorgen machst, George", sagte Walt, „können wir rasch einmal in die Stadt fahren. Entweder du oder ich, und die anderen können inzwischen weiter spielen, oder wir fahren alle sechs und sind in einer knappen halben Stunde wieder hier. Viel Zeit verlieren wir nicht dabei und können zum Ausgleich vielleicht etwas länger spielen."

„Wenn wir nicht unterwegs mit einem Weltraumschiff voller Martiern zusammenstoßen", sagte Gerry Dix.

„Unsinn", sagte Wainright. „Dein Radio, der alte Kasten, war einfach abgenutzt, George, und mußte ja eines Tages aufhören zu funktionieren."

„Der Meinung bin ich auch", sagte Dix. „Und wenn beim Teufel dreist Martier in der Gegend sind, so sollen sie gefälligst herkommen, wenn sie uns sehen wollen. Heute ist unser Poker-Abend, meine Herren. Spielen wir also Karten und lassen wir die Chips fallen, wohin sie wollen."

George Keller seufzte. „Also schön", sagte er.

Er nahm seinen Platz am Tisch ein und schaute in seine Karten, um sich ins Gedächtnis zu rufen, was er gehabt hatte. Ach, ja, Siebenen und Dreien. Und er war dran zu kaufen.

„Karten?" erkundigte sich Trimble.

„Eine für mich", sagte George und legte seine fünfte Karte ab.

Aber Trimble kam nie dazu, ihm eine zu geben.

Plötzlich sagte der gegenübersitzende Walt Grainger in einem Ton, daß sie alle für einen Augenblick erstarrten: „Heiland Gott!" Sie starrten ihn an und drehten sich dann um, um festzustellen, was er anstarrte.

Es waren zwei Martier. Einer saß auf einer Stehlampe, der andere stand auf dem Radioapparat.

George Keller, der Gastgeber, erholte sich als erster von seinem Schreck, wahrscheinlich weil er derjenige war, der die kurze Durchsage von vorhin nicht völlig als Witz aufgefaßt hatte.

„H-hello", sagte er mit leicht bebender Stimme.

„Hi, Mack", sagte der Martier auf der Lampe. „Hör mal, schmeiß deine Karten lieber weg, nachdem du zugekauft hast."

„Was? Wieso?"

„Ich sag's dir doch, Mack. Mit deinen Siebenen und Dreien kriegst du eine volle Hand, weil die oberste Karte auf dem Deck eine Sieben ist."

Der andere Martier sagte: „Das stimmt, Mack. Und du würdest dein Hemd damit verlieren, weil der da —" er deutete auf Harry Wainwright, der den Pot eröffnet hatte — „drei Buben in der Hand hat und der vierte Bube die zweite Karte von oben ist. Damit hat er vier in der Hand."