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„Spielt nur, und ihr werdet schon sehen", sagte der erste Martier.

Harry Wainright erhob sich und warf seine Karten, unter denen sich drei Buben befanden, aufgedeckt auf den Tisch. Er beugte sich über den Tisch, nahm Trimble das Deck aus der Hand und deckte die beiden obersten Karten auf. Es waren eine Sieben und ein Bube.

Wie vorausgesagt.

„Hast du etwa geglaubt, wir hätten nur Spaß gemacht, Mack?" sagte der erste Martier.

„Wart nur, du verdammter —" Wainwrights Schultermuskulatur wölbte sich unter dem Hemd, als er An-stalten traf, sich auf den nächsten Martier zu stürzen.

„Nicht!" rief George Keller. „Denk an die Durchsage, Harry. Man kann sie nicht hinauswerfen, wenn man sie nicht einmal anrühren kann."

„Stimmt, Mack", sagte der Martier. „Damit macht ihr euch nur lächerlicher, als ihr es ohnehin schon seid."

Der andere Martier sagte: „Warum nehmt ihr euer Spiel nicht wieder auf? Wir sind gern bereit, euch zu helfen, allen."

Trimble stand auf. „Nimm du dir den dort vor, Harry", sagte er ingrimmig. „Ich nehm diesen hier. Wenn das Radio recht hatte, können wir sie nicht hinauswerfen, aber verflucht noch mal, ein Versuch kann nichts schaden."

Es schadete nichts, half aber auch nichts.

In allen Ländern waren die Verluste in jener Nacht — oder, auf der anderen Erdhälfte, an jenem Tage — beim Militär am höchsten.

In allen militärischen Anlagen machten die Posten von der Schußwaffe Gebrauch. Manche feuerten erst nach Anruf; die meisten feuerten jedoch blindlings drauflos, solange, bis die Magazine leer waren. Die Martier höhnten und lachten sie aus.

Soldaten, die kein Gewehr bei sich hatten, liefen, um sich zu bewaffnen. Einige holten sogar Handgranaten. Offiziere machten von ihren Handfeuerwaffen Gebrauch.

Mit dem Erfolg, daß es ein fürchterliches Gemetzel unter der Truppe gab. Die Martier hatten ihr helles Vergnügen daran.

Am schlimmsten erging es jedoch den Offizieren, die „Geheime Kommandosachen" zu verwahren hatten. Weil sie, je nachdem wie klug sie waren, sehr rasch oder sehr langsam einsahen, daß er keine Geheimnisse mehr gab. Nicht vor den Mardern.

Nicht, daß sie, außer der Lust daran, alles durcheinander zu bringen, irgendein Interesse an militärischen Dingen an sich gehabt hätten. Sie waren sachlich nicht im geringsten beeindruckt von all den geheimen RaketenAbschuß-Basen, den geheimen A- und H-Bomben Vorräten, den Geheimakten und Geheimplänen.

„Alles Quatsch, Mack", sagte einer von ihnen, der auf dem Schreibtisch eines Generals hockte, dem die Abteilung Anton, das Geheimste vom Geheimen unterstand. „Alles Quatsch. Damit könntet ihr nicht einmal einen Eskimo-Stamm besiegen, wenn die Eskimos wüßten, wie man vahrt. Und spaßeshalber könnten wir es ihnen beibringen."

„Was zum Teufel ist vahren?" brüllte der General.

„Das geht dich gar nichts an, Mack." Der Martier wandte sich an einen der anderen Martier im Zimmer; es waren im ganzen vier. „He", sagte er. „Kwimmen wir doch rasch mal 'rüber und schauen nach, was die Russen aufzuweisen haben. Und vergleichen die Notizen mit ihnen."

Die beiden verschwanden.

„Hör dir bloß diesen Blödsinn an!" sagte einer der beiden zurückgebliebenen Martier zum anderen. Und er fing an, aus einem in dem Panzerschrank in der Ecke aufbewahrten Geheimdokument vorzulesen.

Der andere Martier lachte spöttisch.

Auch der General lachte, allerdings nicht spöttisch. Er lachte solange, bis zwei Adjutanten ihn wortlos hinausführten.

Das Pentagon glich einer Irrenanstalt, desgleichen der Kreml. Dabei waren im Verhältnis dort nicht mehr Martier vorhanden als anderswo. Die waren ebenso unparteiisch wie allgegenwärtig. Kein Ort interessierte sie mehr als der andere. Weißes Haus oder Irrenhaus, ihnen war das völlig gleichgültig.

Sie machten keine Unterschiede und interessierten sich genauso für die Konstruktion von Weltraumstationen in Neu Mexiko wie für das Geschlechtsleben des einfachsten Kulis in Schanghai. Sie spotteten über beides.

Und überall und auf alle Arten und Weisen drangen sie in die Sphäre des Allerprivatesten ein. Sagte ich des Allerprivatesten? Etwas Derartiges gab es nicht mehr.

Und schon in jener ersten Nacht wurde offenbar, daß es für die Dauer ihres Bleibens nichts Privates oder Geheimes mehr geben würde, weder im Leben des Einzelnen noch in den Machenschaften der Nationen.

Alles, was uns als Individuen oder Kollektivwesen angeht, interessierte und amüsierte sie und stieß sie ab.

Das wahre Studium der Martier war offenbar der Mensch. Tiere als solche interessierten sie nicht, obwohl sie auch Tiere ärgerten und hänselten, wenn sie indirekt einem Menschen Verdruß bereiten konnten.

Insbesondere Pferde hatten Angst vor ihnen, und das Reiten wurde zu einem lebensgefährlichen Sport.

Solange die Martier da waren, wagten nur ganz tollkühne Naturen eine Kuh zu melken, deren Füße nicht fest zusammengebunden waren und die nicht an einem Pfahl festgemacht war.

Hunde wurden rasend; viele bissen ihre Herren und mußten getötet werden.

Nur Katzen, jede anfänglich mißtrauisch, gewöhnten sich an sie und nahmen sie ruhig und mit Fassung hin. Aber Katzen waren halt schon immer anders.

LANDSCHAFT MIT MARTIERN

1

Die Martier blieben, und niemand wußte oder konnte abschätzen, wie lange sie unter Umständen bleiben würden. Soviel wir wußten, blieben sie vielleicht für immer hier. Es ging uns nichts an.

Über das wenige hinaus, was schon ein oder zwei Tage nach ihrer Ankunft offenbar war, brachte man kaum Neues über sie in Erfahrung.

Physisch waren sie einander ziemlich ähnlich, obwohl nicht identisch. Sie unterschieden sich hauptsächlich in der Größe; die Größten unter ihnen maßen fast einen Meter, die Kleinsten nur etwa sechzig Zentimeter.

Was die Erklärung dieses Größenunterschiedes betraf, so gab es unter den Menschen verschiedene Meinungen darüber. Einige vertraten die Ansicht, daß es sich durchweg um erwachsene männliche Martier handelte — was sie, nach ihren Gesichtern beurteilt, auch zu sein schienen — und daß Größenunterschiede unter ihnen so natürlich wären wie unter Menschen.

Andere meinten, daß ihre unterschiedliche Größe auf einen Unterschied im Lebensalter hindeutete; daß sie vermutlich durchweg erwachsene männliche Wesen wären, daß sie aber nicht aufhörten zu wachsen und die Kleinen verhältnismäßig jung und die Großen verhältnismäßig alt wären.

Wieder andere vertraten die Ansicht, daß die Großen wahrscheinlich männlichen und die Kleinen weiblichen Geschlechts wären und daß sich der Geschlechtsunterschied bei ihnen in bekleidetem Zustand nur in der Größe zeigte. Und da kein Mensch je einen Martier unbekleidet zu Gesicht bekam, so ließ sich diese Vermutung weder beweisen noch widerlegen.

Dann gab es noch die Hypothese, daß alle Martier gleichgeschlechtlich und entweder Zwitter wären oder überhaupt kein Geschlecht in unserem Sinne hätten und daß sie sich möglicherweise ohne Befruchtung fortpflanzten oder auf eine andere uns völlig unbegreifliche Weise. Soviel wir wußten, wuchsen sie auf Bäumen wie Kokosnüsse und fielen herunter, wenn sie reif waren, als erwachsene und intelligente Wesen, bereit, ihrer Welt ge-gegenüberzutreten oder die unsere zu verspotten und zu verhöhnen. In diesem Falle wären die Kleinsten gewissermaßen die Säuglinge gewesen, gerade erst vom Baume abgefallen aber schon genau so gehässig wie die Größeren und Älteren. Wenn die Kleinsten unter ihnen jedoch keine Kinder waren, dann haben wir nie Marskinder zu Gesicht bekommen.

Wir haben nie herausbekommen, ob sie aßen oder tranken und überhaupt Speise und Trank zu sich nahmen. Irdische Nahrung hätten sie selbstverständlich nicht zu sich nehmen können; sie hätten nicht damit umgehen können aus demselben Grunde, aus dem wir sie nicht packen oder greifen konnten. Die meisten Leute glaubten, daß sie sich auf den Mars begaben, wenn sie Hunger oder Durst verspürten, da ihr Kwimmen ein Augenblicksprozeß zu sein schien. Zum Schlafen auch, falls sie überhaupt schliefen, denn auf Erden hatte noch niemand einen schlafenden Martier gesehen.