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»Sie haben mir nichts getan«, antwortete Mike achselzuckend. Den Zusatzganz im Gegenteilschluckte er im letzten Moment herunter. »Sie haben dir nichts getan?«, vergewisserte sich Singh ungläubig. »Aber sie ... sie haben sich wie wild gebärdet. Sie sind auf uns losgegangen wie -« »Bist du da sicher?«, unterbrach ihn Mike. »Ich meine: Bist du sicher, dass sie aufeuchlosgegangen sind?« Singh sah ihn nur verständnislos an, aber Mike drehte sich wieder zu Argos herum und fuhr an den Atlanter gewandt fort: »Oder sind sie vielleicht nur aufSielosgegangen, Argos?« Argos sagte nichts dazu. »So war es doch, nicht wahr?«, fuhr Mike nach einer Sekunde fort. »Diese Haie sind nur Ihretwegen hier, habe ich Recht? Sie waren die ganze Zeit nurIhretwegenin unserer Nähe.« »Ja«, antwortete Argos. »Das heißt, Sie haben die ganze Zeit übergewusst,was passieren würde?«, empörte sich Singh. »Und Sie haben uns nicht gewarnt?«Schlimmer noch,dachte Mike.Er hat uns ganz bewusst in diese Falle hineintappen lassen.Laut sagte er: »Was wollen diese Biester von Ihnen?« Er hatte nicht damit gerechnet, aber er bekam eine Antwort: »Mich«, sagte der Atlanter müde. »Sie wollen nur mich. Und meine Kameraden. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ihr seid nicht in Gefahr.« »Nicht in Gefahr?«, keuchte Mike. Er musste daran denken, wie knapp die NAUTILUS und ihre gesamte Besatzung der vollkommenen Vernichtung entgangen war. »Sie hätten uns warnen müssen!«, fuhr er aufgebracht fort. »Um ein Haar wäre Singh ums Leben gekommen! Hätten wir gewusst, was uns erwartet, so hätten wir vielleicht die richtigen Vorbereitungen treffen können!« »Ich sagte bereits mehrmals: Ich dachte, wir hätten sie

abgeschüttelt«, antwortete Argos, eine Spur schärfer als bisher, trotzdem aber immer noch in müdem, resignierendem Ton. Er seufzte. »Ich habe mich wohl geirrt.« Singh antwortete nicht, aber in seinem Gesicht arbeitete es und Mike spürte, dass die Situation zu eskalieren drohte. Auch Singh war ein äußerst stolzer Mann. Als Angehöriger der indischen Kriegerkaste hätte er sich niemals dem Willen eines anderen gebeugt, es sei denn, aus freien Stücken. Schon die Vorstellung, dass Argos ihn während der letzten beiden Tage -und vielleicht schon viel länger! -manipuliert hatte wie eine Marionette, an deren Fäden er zog, musste ihn fast in den Wahnsinn treiben. »Versuchen wir, einen Weg zurück zur NAUTILUS zu finden«, schlug Mike fast hastig vor. Singh brauchte eine Aufgabe, die ihn von seinem Zorn auf Argos ablenkte. »Das dürfte gar nicht so leicht werden. Die Haie werden uns nichts tun, aber ich weiß nicht, wie wir Argos auf das Schiff bekommen sollen.« »Geht ruhig«, antwortete Argos. »Du hast Recht: Sie werden euch nichts tun, sie wollen nur mich. Wenn ihr mich hier zurücklasst, werden sie euch unbehelligt ziehen lassen.« »Kommt überhaupt nicht in Frage«, antwortete Mike.

»So leicht kommen Sie uns nicht davon. Und außerdem wäre dann alles umsonst gewesen, nicht wahr?« »Er hat Recht«, sagte Singh. Als Mike antworten wollte,

hob er rasch die Hand und fuhr fort: »Ich meine nicht damit, dass wir ihn im Stich lassen sollen. Das würde

seinen sicheren Tod bedeuten. Aber wenn es wirklich so ist, wie du sagst, und die Haifische uns nichts tun, dann können wir zur NAUTILUS zurückgehen und versuchen, dort eine Lösung zu finden.« »Der

Sauerstoff in seiner Flasche reicht nicht ewig«, gab Mike zu bedenken. »Eine Stunde ist eine lange Zeit«, erwiderte Singh.

»Wir erreichen nichts, wenn wir alle drei hier herumsitzen und warten, bis uns die Luft ausgeht.« Mike musste sich diesem Argument wohl oder übel beugen. »Also gut«, sagte er schweren Herzens. »Gehenwirzurück. Vielleicht haben Trautman und die anderen ja eine Idee.«

Es war gespenstisch. Die Haifische waren immer noch da und es kam Mike vor, als wären es noch mehr geworden. Die Tiere umkreisten Singh und ihn in dichten, nervösen Schwärmen und wie auf dem Hinweg wurde er ein paarmal angestoßen und gerempelt. Obwohl er sich verzweifelt einzureden versuchte, dass sie nicht in Gefahr waren, hatte Mike Angst wie niemals zuvor in seinem Leben. Und der Rückweg zur NAU-TILUS, der nicht einmal fünf Minuten in Anspruch nahm, schien zu der gleichen Anzahl von Stunden zu werden. Kaum hatten sie die Schleusentür geschlossen und das Wasser herausgepumpt, da wurde Mike von einem sehr wütenden Trautman in Empfang genommen, der zwar sehr erleichtert wirkte, aber geschlagene fünf Minuten damit verbrachte, Mike mit Vorhaltungen zu überhäufen und ihm in den düstersten Farben auszumalen, was ihm alles hätte passieren können. Mike sagte kein Wort dazu. Trautman hatte ja Recht und davon ganz abgesehen kannte er ihn gut genug, um zu wissen, dass es im Moment das Klügste war, ihn einfach reden zu lassen und nicht zu widersprechen. Schließlich war Trautman mit seiner Gardinenpredigt zu Ende und sie gingen zurück in den Salon, wo die anderen bereits auf sie warteten. Ein einziger Blick in ihre Gesichter machte Mike klar, dass Argos Wort gehalten hatte: sie alle wirkten erleichtert, ihn und Singh zu sehen, aber sie sahen zugleich auch zutiefst verstört und beunruhigt aus und offensichtlich kostete es jeden auf seine Weise große Kraft, mit dem Gedanken fertig

zu werden, in den vergangenen Tagen nicht mehr Herr seines Willens gewesen zu sein. Er musste niemandem erklären, was geschehen war; so wie auch er selbst vor einigen Stunden, schienen die anderen im selben Moment, in dem Argos' Bann von ihnen abfiel, begriffen zu haben, was der Atlanter getan hatte. Nur Serena sah nicht zornig drein, sondern nur ein bisschen irritiert und immer noch ängstlich. »Und was sollen wir jetzt tun?«, fragte sie, als Mike mit knappen Worten berichtet hatte, wie es ihm ergangen war und wie es außerhalb der NAUTILUS aussah. »Wir müssen diese Ungeheuer vertreiben.« »Das ist völlig ausgeschlossen«, erwiderte Trautman. »Und es ist genauso ausgeschlossen, Argos hierher zu holen«, fügte Mike kopfschüttelnd hinzu. »Auch Singh und ich hätten es kaum zurück zur NAUTILUS geschafft - und dabei haben sie uns nicht einmal angegriffen.« »Wollt ihr ihn etwa seinem Schicksal überlassen?«, fragte Serena aufgebracht. »Ich hätte nicht übel Lust dazu«, grollte Ben. »Der Kerl hätte uns um ein Haar alle umgebracht.« Direkt an Serena gewandt und in spöttischem Ton fügte er noch hinzu: »Dich eingeschlossen, Prinzesschen.« Serena wollte auffahren, aber Trautman erstickte den beginnenden Streit mit einer energischen Handbewegung im Keim. »Genug!«, sagte er. »Ihr habt beide Recht. Wir können ihn nicht zurücklassen, aber er kann auch nicht hierher kommen. Die Haie würden ihn in Stücke reißen.« »Und wenn wir wirklich eine Art Tunnel bauen?«, schlug Juan vor. »Wir haben genug Material an Bord. Nur so etwas wie ein Gitter, ich habe so etwas schon einmal gesehen. Manche Taucher benutzen große Metallkäfige, um sich vor Haien oder anderen Raubfischen zu schützen.« »Vor normalen Haien vielleicht«, antwortete Singh.

»Glaub mir, Juan: Diese Biester dort draußen würden selbst die dicksten Eisenstangen einfach durchbeißen.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Auch ich möchte ihn nicht seinem Schicksal überlassen, ganz gleich, wie wütend ich auch bin. Aber ich sehe keinen anderen Ausweg. Solange er im Schiffswrack ist, ist er in Sicherheit, aber sobald er es verlässt, kriegen sie ihn.« Niemand antwortete, Serena sah schlichtweg entsetzt drein und auch auf den Gesichtern der anderen begann sich ein betroffener Ausdruck breit zu machen. Einzig Trautman wirkte plötzlich sehr nachdenklich und dann sagte er: »Vielleicht ist das die Lösung.« »Was?«, fragte Mike. Auch Singh und die anderen blickten verständnislos drein. »Es ist vielleicht eine verrückte Idee«, murmelte Trautman, aber ... wenn er nicht aus dem Wrack herauskann, dann müssen wir es eben zu uns holen!«