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Draußen auf dem Korridor hatte wieder jemand Wache bezogen, was jedoch nichts zu sagen hatte. Es war reine Routine.

Mac schaltete Julius Caesar ein — und zwar dort, wo er zuletzt aufgehört hatte —, und es dauerte nur wenige Minuten, bis Brutus das ganze Problem für ihn gelöst hatte.

Großartig! Kein langes Nachdenken, keine komplizierten Überlegungen, kaum ein Risiko! Macs Bewunderung für Shakespeare stieg ins Unermeßliche, als er bedachte, daß der Meister vier Jahrzehnte vor Isaac Newtons Geburt so etwas geschrieben hatte.

Er schaltete ab. Da noch Zeit blieb, bis er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, beschloß er zu schlafen. Er mußte ausgeruht sein, denn ihm stand eine schwierige Arbeit bevor.

Als er erfrischt aufwachte, bereitete er sich eine kräftige Mahlzeit und hatte schließlich noch sieben Stunden Zeit, bis das Perigäum erreicht war.

Er überprüfte die Kontrollinstrumente, wobei er die Wache vor seiner Tür und im Kontrollraum ignorierte. Die Konverter arbeiteten einwandfrei, aber diesmal ärgerte er sich nicht darüber.

Von ihm aus konnte die Produktion programmgemäß ablaufen — es machte keinen Unterschied mehr.

Fast wäre er automatisch in die Kuppel hinaufgestiegen, aber im letzten Augenblick dachte er an das strikte Verbot. So verzichtete er auf den Blick zur Erde und vertraute auf seine Uhr.

Noch sechs Stunden bis Perigäum.

Erst in viereinhalb Stunden konnte er in Aktion treten. Mac war der Gedanke unangenehm, bis zum letzten Augenblick warten zu müssen, zumal er nicht wußte, wie Smith auf die entscheidende Frage reagieren würde, aber ihm blieb keine andere Wahl. Noch schlimmer wäre es, zu früh damit anzufangen.

Ein Theaterstück ließ drei Stunden verrinnen, aber er hätte später nicht mehr sagen können, was er gesehen hatte. Schließlich aß er noch etwas. Er würde eine Zeitlang außer Tubennahrung nichts mehr zu essen bekommen, wenn alles gut verlief. Wenn es nicht klappte, war dies ohnehin seine letzte Mahlzeit. Er zögerte einen Augenblick vor dem Abspülen, doch es hatte wenig Sinn, seine Gewohnheiten noch zu ändern. Smith war schon mißtrauisch genug.

Nun noch eine letzte Kontrolle, die natürlich ganz normal wirken mußte. Robinson und Brown waren im Kontrollraum und beobachteten ihn. Als er fertig war, wandte er sich um.

„Wo steckt der Boß?“

„Er wird wohl schlafen“, sagte Robinson. „Warum?“

„Er hat mir mal versprochen, ich könnte nach draußen auf die Oberfläche gehen, wenn ich wollte. Ich möchte die Erde beobachten. Wir sind gleich im Perigäum. Aber ich möchte mich natürlich vergewissern, daß er seine Meinung inzwischen nicht geändert hat.“

„Können Sie die Erde nicht von der Kuppel aus sehen?“

„Das schon, aber Smith hat mir den Zutritt verboten. Außerdem ist die Erde von draußen besser zu beobachten, weil sie relativ schnell über den Himmel wandert und bald unter den Horizont sinkt. Ich möchte zum Nordpol des Asteroiden. Dort kreist die Erde praktisch um einen herum, ein wundervoller Anblick. Wenn Smith mir einen Begleiter mitgibt, wird dieser den Ausflug nicht bereuen. Vielleicht kommt er sogar selbst mit.“

„Fragen kostet nichts“, sagte Robinson zweifelnd. „Ich nehme an, das mit der Erde passiert bald …“

„Sehr bald.“ Mac war froh, unauffällig auf die Uhr schauen zu können. „Wir müssen die Raumanzüge noch überprüfen. Und vergessen Sie nicht: Draußen auf der Oberfläche kommen wir nur langsam voran.“

„Wie könnte ich das vergessen! Gut, warten Sie hier mit Brown. Ich frage Smith.“

„Haben Sie außer dem Radio an meinem Anzug nichts beschädigt?“

„Nichts. Sie können ihn ja überprüfen.“

Robinson verschwand, und Mac sagte zu Brown: „Wie wäre es? Um Zeit zu sparen, könnten wir schon zur Luftschleuse gehen und mit der Überprüfung der Anzüge beginnen.“

„Geht nicht.“ Brown nickte in Richtung der Kontrolltafeln.

„Ich muß hierbleiben.“

Mac sah ein, daß jede weitere Debatte sinnlos war. Es dauerte auch nicht lange, bis Smith in Begleitung von Robinson erschien.

Sekunden später kam auch Jones in den Kontrollraum geschwebt.

Smith verlor keine Sekunde.

„Also gut, Mr. Hoerwitz, ich werde Sie begleiten. Haben Sie Ihren Anzug überprüft?“

„Noch nicht.“

„Dann wollen wir uns beeilen. Erklären Sie mir unterwegs, was es draußen zu sehen gibt. Sie haben kein Helmradio und werden einen schlechten Fremdenführer abgeben, wenn wir die Station erst verlassen haben.“

Mac wiederholte seine Schilderung und war gerade fertig damit, als sie die Schleuse betraten. Mit größter Sorgfalt überprüfte er insbesondere die Lufterneuerungsanlage und die Reservetanks, auf die er sich in den nächsten Stunden verlassen mußte. Er hoffte, lange genug damit auszukommen. Der Anzug war in Ordnung.

„Ich habe nur den Spaziergang zum Nordpol erwähnt, weil ich kaum annehme, daß Sie mit etwas anderem einverstanden wären, das ich oft getan habe. Aber jetzt muß ich es Ihnen mitteilen, damit Sie nicht auf falsche Gedanken kommen. An der Stelle, an der die Erde im Perigäum senkrecht über der Oberfläche steht, habe ich einen Spiegel installiert. Damit signalisiere ich manchmal meinen Freunden auf der Erde. Der Spiegel reflektiert die Sonnenstrahlen.

Man kann die Reflexion auf der Erde sogar bei hellem Tageslicht erkennen, natürlich nur dann, wenn die Sonne entsprechend steht.

Das ist heute nicht der Fall, Sie haben also nichts zu befürchten, Mr. Smith.“

„Es war aber sehr klug von Ihnen, mich darauf aufmerksam zu machen, Mr. Hoerwitz. Ich glaube kaum, daß Sie viel unbeobachtet herumwandern werden, und wenn Sie Ihrem Spiegelreflektor fernbleiben, wird Mr. Jones keinen Grund zum Eingreifen haben.

Er wird immer in Ihrer Nähe bleiben, denken Sie daran. Und vergessen Sie auch nicht, daß es nahezu unmöglich ist, einen Mann wiederzufinden, der allein im Weltraum treibt.“

„Die Chance steht zehntausend zu eins, aber ich würde es nicht darauf ankommen lassen“, gestand Mac Hoerwitz. „Was ist, werden Sie mich denn nicht begleiten?“

„Ich habe es mir anders überlegt. Mr. Jones geht mit Ihnen.“

Mac fragte sich, ob er einen Fehler begangen hatte. Er hatte bisher eigentlich nur zwei Unwahrheiten in seine Behauptungen eingestreut, aber es wäre offensichtlich gewesen, wenn Smith Verdacht geschöpft hätte. Andererseits hatte er angenommen, daß Smith ihn nicht nach draußen lassen würde, ohne selbst mitzu-kommen. Wenn Smith also in der Station blieb, warum ließ er den Ausflug überhaupt zu? Aus Menschenfreundlichkeit?

Offensichtlich nicht.

Einen Augenblick lang wünschte sich Mac, die letzte Mahlzeit nicht zu sich genommen zu haben, denn ihm wurde schlecht, als er zu ahnen begann, was Smith plante. Aber dann überkam ihn eine gewisse Resignation, und er sagte:

„Jones, es ist mir ziemlich egal, was draußen mit Ihnen passiert, aber wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich auf einen guten Rat hören.“

„Und der wäre?“ erkundigte sich Jones mit verschlußbereitem Helm.

„Wenn Sie glauben, auf mich schießen zu müssen, dann überzeugen Sie sich zuerst davon, daß Sie einen festen Halt haben — oder schießen Sie senkrecht nach oben.“

„Warum denn das?“

„Wie Mr. Smith neulich ganz richtig feststellte, beträgt die Fluchtgeschwindigkeit dieses Asteroiden etwa dreißig Zentimeter pro Sekunde. Soweit ich mich erinnere — ich bin kein Waffenspezialist — erzeugt ein normaler Pistolenschuß einen Rückschlag, der — umgerechnet auf einen Mann im Raumanzug —