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»Wenn das so ist, würde ich gern wissen, wie ihn die beiden überhaupt festsetzen konnten.«

»Fiona besitzt ähnliche Fähigkeiten, was ich auch von Bleys annehme. Gemeinsam vermochten die beiden Brands Attacken offenbar abzublocken, während sie einen Ort schufen, an dem er machtlos war.«

»Aber nicht völlig«, wandte ich ein. »Er vermochte eine Nachricht an Random abzusetzen. Einmal hat er sogar mich erreicht, wenn auch nur schwach.«

»Also nicht völlig machtlos«, sagte er. »Aber ausreichend. Bis wir alle Barrieren niederrissen.«

»Was weißt du von den Aktionen der anderen Gruppe gegen mich – das Einsperren, der Mordversuch, dann meine Rettung?«

»Das verstehe ich nun wieder nicht«, sagte er. »Es muß mit einem Machtkampf innerhalb der Gruppe zusammenhängen. Offenbar hat man sich gestritten: Die eine oder andere Seite hielt dich wohl für ganz nützlich. Folglich versuchte die eine Gruppe dich zu beseitigen, während die andere sich für deine Rettung einsetzte. In letzter Konsequenz holte natürlich Bleys das meiste aus dir heraus – bei dem Angriff, den er gegen Amber einleitete.«

»Aber er war es doch, der mich auf der Schatten-Erde umzubringen versuchte«, sagte ich. »Er hat mir in die Reifen geschossen.«

»Ach?«

»Nun, jedenfalls hat Brand mir das erzählt, doch es paßt zu allen möglichen anderen Details.«

Er zuckte die Achseln.

»In diesem Punkt kann ich dir nicht weiterhelfen«, sagte er. »Ich weiß eben nicht im einzelnen, was sich damals in der Gruppe abspielte.«

»Dennoch umschwärmst du Fiona«, sagte ich. »Genau genommen bist du mehr als freundlich zu ihr, wenn sie in deiner Nähe ist.«

»Natürlich«, sagte er lächelnd. »Ich habe Fiona immer sehr gemocht. Sie ist jedenfalls die Hübscheste und Zivilisierteste von uns allen. Schade, daß Vater immer so sehr gegen Ehen zwischen Geschwistern war. Es machte mir ehrlich zu schaffen, daß wir so lange Gegner sein mußten. Nach Bleys´ Tod, nach deiner Gefangenschaft und Erics Krönung normalisierten sich die Dinge aber wieder einigermaßen. Sie nahm ihre Niederlage gelassen hin, und das war´s dann. Offensichtlich hatte sie vor Brands Rückkehr ebenso große Angst wie ich.«

»Brand hat das alles aber ganz anders dargestellt«, erwiderte ich, »was natürlich kein Wunder ist. Zum einen behauptet er, Bleys lebe noch, er hätte ihn mit seinem Trumpf aufgespürt und wisse, daß er sich in den Schatten aufhalte und eine neue Streitmacht für den nächsten Angriff auf Amber zusammenstelle.«

»Das mag durchaus richtig sein«, erwiderte Julian. »Aber wir sind doch mehr als ausreichend gerüstet, oder nicht?«

»Er behauptet weiterhin, dieser Angriff werde eine Finte sein«, fuhr ich fort. »Der wirkliche Angriff soll angeblich direkt aus den Höfen des Chaos erfolgen, über die schwarze Straße. Er sagt, Fiona sei gerade damit beschäftigt, diese Aktion vorzubereiten.«

Er runzelte die Stirn.

»Ich hoffe, daß das alles erlogen ist«, sagte er. »Es würde mir ganz und gar nicht gefallen, wenn sich die andere Gruppe neu formiert und uns wieder an den Kragen will, diesmal mit Hilfe aus dem finsteren Lager. Und es würde mich schmerzen, wenn Fiona darin verwickelt wäre.«

»Brand sagt, er selbst habe nichts mehr damit zu tun, er habe eingesehen, wie falsch er gehandelt hatte – und dergleichen reuige Töne mehr.«

»Ja! Ich würde eher dem Monstrum trauen, das ich da eben getötet habe, als mich auf Brands Wort zu verlassen. Ich hoffe, du warst so vernünftig, ihn gut bewacht zurückzulassen, obwohl das nicht viel nützen dürfte, wenn er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist.«

»Aber welches Spielchen mag er jetzt im Sinn haben?«

»Entweder hat er das alte Triumvirat wieder zusammengekittet, ein Gedanke, der mir gar nicht behagt, oder er hat einen neuen Plan. Irgend etwas führt er auf jeden Fall im Schilde, das ist klar. Mit einer reinen Zuschauerrolle war er nie zufrieden. Er muß immer irgendwelche Ziele verfolgen. Ich würde schwören, daß er sogar im Schlafe Verschwörungen anzettelt.«

»Vielleicht hast du recht«, sagte ich. »Es hat da nämlich eine neue Entwicklung gegeben, ob zum Guten oder Schlechten, weiß ich noch nicht. Ich habe mich eben mit Gérard geschlagen. Er meint, ich hätte Brand etwas angetan. Das stimmt natürlich nicht, aber ich war nicht in der Lage, meine Unschuld zu beweisen. Ich war heute die letzte Person, die Brand gesehen hat. Gérard hat vor kurzem seine Räume aufgesucht. Er behauptet, man hätte dort eingebrochen, Blutspuren befänden sich im Raum, und Brand sei verschwunden. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«

»Ich auch nicht. Aber ich hoffe, es bedeutet, daß irgend jemand diesmal richtig zugeschlagen hat.«

»Himmel!« sagte ich. »Wie verworren das alles ist! Ich wünschte, ich hätte früher davon gewußt.«

»Bis jetzt ergab sich einfach keine Gelegenheit, dir davon zu erzählen«, sagte er. »Unmöglich war es, als du noch Gefangenen warst und noch über Trumpf angesprochen werden konntest, und hinterher warst du lange Zeit fort. Als du mit deinen Truppen und den neuen Waffen zurückkehrtest, wußte ich zuerst nicht recht, was du eigentlich wolltest. Dann überstürzten sich die Ereignisse, und plötzlich war Brand wieder im Lande. Da war es zu spät. Ich mußte verschwinden, um meine Haut zu retten. Hier in Arden bin ich stark. Hier vermag ich alles abzuwehren, was er gegen mich aufbietet. Ich habe die Patrouillen in voller Kampfstärke reiten lassen und auf eine Nachricht über Brands Tod gewartet. Ich wollte einen von euch fragen, ob er noch in Amber sei. Aber ich konnte mich nicht entschließen, wen ich fragen sollte, wähnte ich mich doch unter Verdacht, sollte er tatsächlich gestorben sein . . . War er allerdings noch am Leben, so wollte ich, sobald ich davon hörte, selbst einen Anschlag auf ihn verüben. Nun diese Lage . . . Was hast du jetzt vor, Corwin?«

»Ich bin auf dem Wege, das Juwel des Geschicks von einem Ort in den Schatten zu holen, an dem ich es versteckt habe. Es gibt eine Möglichkeit, mit dem Juwel die schwarze Straße zu vernichten. Ich will den Versuch wagen.«

»Wie willst du das schaffen?«

»Das ist eine zu lange Geschichte – denn eben ist mir ein schrecklicher Gedanke gekommen.«

»Ja?«

»Brand hat es auf das Juwel abgesehen. Er hat sich danach erkundigt, und jetzt . . . Seine Fähigkeit, Objekte in den Schatten zu finden und zurückzuholen, wie weit ist die ausgeprägt?«

Julian sah mich nachdenklich an.

»Er ist jedenfalls nicht allmächtig, wenn du das meinst. Man kann in den Schatten alles finden, auf dem üblichen Wege – indem man sich dorthin begibt. Nach Fionas Worten verzichtet er lediglich auf die physische Komponente. Deshalb kann er im Grunde nur irgendein Objekt zu sich holen und keinen bestimmten Gegenstand. Außerdem ist das Juwel nach allem, was Eric mir darüber erzählt hat, ein sehr seltsames Gebilde. Ich glaube, Brand müßte sich persönlich darum kümmern, sobald er festgestellt hat, wo es sich befindet.«