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– Nein. Das Spionagenetzwerk unter den Sklaven ist bereit, Anweisungen weiterzugeben. Wir lassen sie wissen, ob und wann die Gilde so weit ist, sich mit den Verräterinnen zu treffen, und die Verräterinnen werden einen sicheren Ort auswählen. Aber eines kann ich dir sagen: Ich habe während meiner Zeit dort gelernt, Edelsteine mit magischen Eigenschaften zu fertigen.

– Dannyl hat vor kurzem von diesen Edelsteinen erfahren, als er in Duna war. Er sagte, die Verräterinnen hätten den Duna das Wissen gestohlen. Es wird ihn sehr interessieren, dass sie es dir gegeben haben. Nun, die ganze Gilde wird sich dafür interessieren.

– Du hast von ihm gehört?

– Er hat sich vor einigen Tagen mit Osen in Verbindung gesetzt.

– Er war noch in Duna?

– Ja.

Lorkin murmelte einen Fluch. Dannyl würde viele Tage brauchen, um nach Arvice zurückzukehren.

– Könntest du Osen bitten, Dannyl wissen zu lassen, dass ich hier bin? Und dass er sich beeilen und zurückkommen soll.

– Natürlich. Bieten die Verräterinnen uns für ein Bündnis noch andere Dinge an?

– Nun … die Herstellung von Steinen ist nutzlos, wenn man keinen Vorrat an Edelsteinen hat, und vielleicht beinhaltet sie ein Risiko, das die Gilde nicht einzugehen bereit sein wird. Ich glaube, die Verräterinnen würden es in Erwägung ziehen, Steine gegen irgendetwas einzutauschen. Sie verfügen jetzt über grundlegende Kenntnisse der magischen Heilkunst, aber sie könnten von der Hilfe guter Lehrer profitieren. Sie werden uns vielleicht außerdem Hilfe anbieten, falls Sachaka die Verbündeten Länder jemals wieder angreifen sollte.

– Oh, die Gilde wird begeistert davon sein! Gibt es sonst noch irgendetwas? Ich sollte es ihnen sofort mitteilen.

– Ich glaube nicht. Wenn mir etwas einfällt, werde ich den Ring überstreifen. Und ich werde mich alle paar Stunden bei dir melden, falls die Gilde irgendwelche Fragen hat oder du mit mir sprechen musst.

– Das ist eine gute Idee. Und, Lorkin?

– Ja?

– Ich bin so glücklich, dass du zurück bist. Und ich liebe dich, und ich bin sehr stolz auf dich.

– Noch bin ich nicht zurück, Mutter. Aber … danke. Ich liebe dich auch.

Er nahm den Ring ab und schob ihn in die Tasche. Ihm wurde bewusst, dass er lächelte, obwohl niemand da war, der es sah. Aufregende Zeiten, dachte er. Glücklicherweise habe ich diesen Ring und kann über Mutter Verhandlungen führen, sonst könnte ich, während ich auf Dannyls Rückkehr warte, nichts anderes tun, als zu essen, zu schlafen und mit Merria zu reden.

Nach dem unablässigen Geplapper zu schließen, dass Dannyls neue Assistentin an diesem Morgen von sich gegeben hatte, vermutete er, dass die Heilerin, die mit nur wenig Arbeit und ohne Gesellschaft im Gildehaus festsaß, sich seit Dannyls Fortgang sehr gelangweilt hatte und einsam gewesen war. Obwohl sie zumindest einige Freundinnen unter den Sachakanerinnen gefunden hatte, hatte sie das Gildehaus in Dannyls Abwesenheit nicht verlassen können.

Er musste jedoch zugeben, dass er darauf brannte, nach all dieser Zeit mit einem anderen Gildemagier zu sprechen. Es würde guttun, genauere Berichte über die Ereignisse in Imardin zu erhalten. Und herauszufinden, welche Fortschritte Dannyls Forschungen gemacht hatten, seit Lorkin fortgegangen war – insbesondere in Bezug auf den Lagerstein.

30

Die Wahl

Lilia saß zusammengesunken auf dem Stuhl, betrachtete den Stapel Bücher und Papiere auf dem Schreibtisch und seufzte.

Sie hatte sich am Morgen mit Universitätsdirektor Jerrik getroffen, vor ihrer ersten Unterrichtsstunde, seit sie schwarze Magie erlernt hatte. Er hatte ihr erklärt, dass er ihre Lehrer befragt und eine Sammlung von Übungen, praktischen Aufgaben und Aufsätzen zusammengetragen habe, die ihr helfen würden, Versäumtes nachzuholen und den Anschluss an ihre Mitschüler zu finden. Da sie die Winterprüfungen versäumt hatte, würde sie auch dafür lernen müssen. Wenn man bedachte, dass sie der Universität nur ein oder zwei Monate ferngeblieben war, schien das eine Menge Arbeit zu sein, und sie musste diese Dinge neben der Arbeit für ihre täglichen Kurse erledigen. In den nächsten Wochen würde sie sehr viel zu tun haben.

Zumindest konnte sie die zusätzlichen Arbeitsstunden in ihrem Zimmer verbringen, das an Soneas Gästezimmer angrenzte. Dort war es still, und die Mätzchen der anderen Novizen würden sie nicht ablenken. Nach dem heutigen Unterricht hatte sie den Verdacht, dass sie dafür noch doppelt dankbar sein würde. Die anderen Novizen hatten sie ignoriert, wenn sie ihr nicht gerade düstere, argwöhnische Blicke zugeworfen hatten. Ihre alten Freunde hatten klargemacht, dass sie nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten. Würden sie irgendwann vergessen, was sie getan hatte, oder würden sie ihr weiterhin ihre Missbilligung und Furcht zeigen, vielleicht auf andere, bösartigere Weise?

Ein gedämpfter Aufprall aus dem Gästezimmer ließ sie zusammenzucken. Mit rasendem Herzen stand sie auf und ging zur Tür. Dann legte sie das Ohr dagegen und lauschte eingehend.

Und zuckte zusammen, als jemand laut an die Tür klopfte.

»Lilia? Bist du da?«

Beim Klang der vertrauten Stimme wurde Lilia leichter ums Herz. Sie öffnete die Tür.

»Anyi!«

Das hochgewachsene Mädchen blickte grinsend auf sie herab, dann trat es ein, drehte sich im Kreis und streckte die Arme aus. Lilia lächelte, als sie den langen Mantel aus schwarzer Tierhaut erkannte, den sie Anyi als Dankeschön geschickt hatte. Zu ihrer Erleichterung passte er perfekt. Tatsächlich wirkte Anyi darin noch atemberaubender.

»Ich liebe diesen Mantel«, sagte Anyi.

»Er steht dir«, erwiderte Lilia.

»Ich weiß«, pflichtete Anyi ihr bei und strich über die Ärmel. Lilia lachte über die freudige Eitelkeit der jungen Frau. »Cery sagt, ich soll dir für die Messer danken.«

»Sonea hat mir geholfen, sie auszusuchen.«

Anyi kicherte. »Ja, sie weiß genau, was seinem Geschmack entspricht.« Dann sah sie Lilia gedankenvoll an. »Du weißt doch, dass Sonea und Cery als Kinder befreundet waren, oder?«

Lilia schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wusste, dass sie aus den alten Hüttenvierteln stammt und während der Invasion mit den Dieben zusammengearbeitet hat.«

»Ja, Cery war ihre wichtigste Kontaktperson unter den Dieben. Akkarin hat ihn rekrutiert, um ihm bei der Jagd auf sachakanische Spione zu helfen.«

»Also sind sie über all die Jahre hinweg in Verbindung geblieben?«

Anyi zuckte die Achseln. »Ich schätze, so ist es. Als Cery mir erzählte, wie ich hierherkomme, habe ich ihn gefragt, warum er sich all diese Mühe gemacht habe. Er sagte, dass Sonea bis vor kurzem das Gelände der Gilde nicht verlassen durfte – so wie du jetzt. Die einzigen anderen Orte, die sie aufsuchen durfte, waren die Hospitäler.«

»Was meinst du mit ›all diese Mühe‹?«

Anyi streifte den Mantel ab. »Man muss ein wenig klettern, und anscheinend neigen die Tunnel heutzutage dazu einzustürzen. Er würde etwas dagegen unternehmen, wenn er sich nicht vor Skellin verstecken müsste.« Sie warf den Mantel über die Rückenlehne eines Stuhls, dann zögerte sie und schaute genauer hin. »Verflucht. Die Rückseite ist auf dem Weg nach oben ein wenig zerkratzt worden.«

Lilia setzte sich auf einen der Sessel im Gästezimmer, und Anyi ließ sich auf den daneben fallen. »Sonea hat mir erzählt, sie gehe immer ins Schlafzimmer, wenn Cery aufbricht, damit sie nicht sieht, auf welchem Wege er hereinkommt. Ich nehme an, ich sollte das Gleiche tun, wenn du gehst.«