Выбрать главу

Der Kapitän trat an sie heran, um ihnen zu berichten, dass das Schiff gesichert sei und sie von Bord gehen könnten. Sie tauschten noch einige Höflichkeiten aus, während ihre Reisetruhen von Bord getragen wurden, dann folgten sie ihrem Gepäck in ihre jeweiligen Kutschen.

Sobald sie in die Kutsche des Gildehauses gestiegen waren, wurde Tayend untypisch still. Dannyl erwog, ihn in ein Gespräch zu verstricken, während der Wagen durch die Straßen rollte, aber der Elyner machte den Eindruck, als sei er tief in Gedanken versunken. Schweigend beobachteten sie, wie die Mauern von Arvice an ihnen vorbeizogen.

Als sie schließlich durch die Tore des Gildehauses fuhren, holte Tayend tief Luft und seufzte. Er sah Dannyl lächelnd an.

»Nun, das war gewiss ein interessantes Abenteuer. Ich kann jetzt sagen, ich hätte sechs Länder besucht, obwohl ich annehme, dass Duna streng gesehen nicht als ein Land eigenen Rechts gilt.«

Dannyl schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich nehme an, das könnte es geradeso gut sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ashaki es jemals wirklich beherrschen werden – oder auch nur den Wunsch danach verspüren, falls sie vernünftig sind.«

Tayend drückte die Tür auf und stieg aus. Dannyl folgte ihm und bemerkte die Sklaven, die auf dem Boden lagen.

»Steht auf«, befahl er. »Kehrt zu euren Pflichten zurück.«

Der Türsklave eilte zum Eingang und führte sie hinein. Sie traten vom Ende des Eingangsflurs in das Herrenzimmer. Heilerin Merria erwartete sie … und ein weiterer Magier. Dannyl sah den Alchemisten an und riss erstaunt die Augen auf.

»Lorkin!«

Der junge Magier lächelte. »Botschafter. Ihr habt ja keine Ahnung, wie erleichtert ich bin, Euch zu sehen. Wie war Eure Reise?«

Dannyl umfasste Lorkins Arm zum Gruß mit beiden Händen. »Nichts im Vergleich zu Eurer, davon bin ich überzeugt. Ihr habt ja keine Ahnung, wie erleichtert ich bin, Euch zu sehen.«

Lorkin grinste. »Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es erraten kann. Wollt Ihr Euch gern waschen und etwas essen, bevor ich Euch von meinen Neuigkeiten berichte?«

Dannyl ging zu einem der Hocker hinüber und setzte sich.

Lorkin lachte. »Ich nehme an, das ist ein ›Nein‹.«

»Wenn Ihr nichts dagegen habt«, sagte Tayend, »ich würde mich gern waschen und etwas essen. Ihr könnt mir gewiss später alles erzählen.«

»Natürlich«, erwiderte Dannyl. »Gib den Sklaven Anweisung, dass sie etwas vorbereiten sollen.«

Der Elyner eilte den Flur zu seinem Zimmer entlang. Lorkin und Merria nahmen Platz, und Dannyl bemerkte, dass beide besorgt dreinblickten.

»Also, bringt Ihr gute oder schlechte Nachrichten?«

Lorkin lächelte schief. »Sowohl als auch. Die schlechte Nachricht ist dies hier …«

Er reichte Dannyl einen Brief. Dannyl bemerkte das Siegel des sachakanischen Königs, das bereits gebrochen worden war, dann öffnete er den Brief und las. Ein kalter Schauer überlief ihn.

»Aha«, sagte er. »Er verbietet Euch, das Land zu verlassen, und befiehlt Euch, sich bei ihm einzufinden, sobald ich zurückgekehrt bin. Das ergibt durchaus einen Sinn. Ihr habt viele Monate bei den Rebellinnen verbracht, also will der König natürlich alles wissen, was Ihr herausgefunden habt.«

»Ihr erwartet doch nicht von mir, dass ich es ihm erzähle, oder?«

»Nein, es sei denn, die Gilde – nein, unser König – würde es Euch befehlen.«

Lorkin sah ihn besorgt an. »Kann er mich daran hindern, das Land zu verlassen? Muss ich mich mit ihm treffen?«

»Das hängt davon ab, wie weit er den Frieden zwischen unseren Ländern auf die Probe zu stellen bereit ist.« Dannyl runzelte die Stirn. »Die Tatsache, dass Ihr fortgegangen seid, um bei den Rebellinnen zu leben, hat diesen Frieden bereits ziemlich auf die Probe gestellt. Wenn wir diesen Befehl ignorieren und Euch nach Hause schicken, wird das eine noch größere Beleidigung sein.«

»Also, was tun wir?«

»Ihr zeigt Euch entgegenkommend. Ihr bleibt hier. Ihr trefft Euch mit ihm. Ihr erzählt ihm nichts, und das tut Ihr respektvoll und höflich. Wir – ich selbst, die Gilde und der König und jeder andere, den wir überreden können, uns zu helfen – werden uns bemühen, ihn dazu zu bewegen, Euch gehen zu lassen.«

»Das könnte lange dauern.«

Dannyl nickte. »Höchstwahrscheinlich.«

Lorkin wirkte jetzt noch ängstlicher. Er sah Merria an, dann schaute er zu der Tür hinüber, durch die Tayend verschwunden war.

»Da ist … noch etwas. Da Ihr überrascht wart, mich hier zu sehen, nehme ich an, dass Ihr keinen Kontakt zu Osen gehabt habt?«

Ein weiteres Frösteln überlief Dannyl. »Nein. Wir hatten einen Sturm, und … ich war zu beschäftigt, um den Ring anzulegen.« Er verwünschte sich im Stillen. Die Blutringe waren so nützlich und gleichzeitig so beschränkt. Wenn es ihm nur gestattet gewesen wäre, selbst einen Blutring zu machen und dem Administrator dazulassen, dann hätte Osen ihn von sich aus kontaktieren können.

Lorkin sah Dannyl mit ernster Miene in die Augen. Er wirkte plötzlich viel älter, als er war – oder älter, als Dannyl ihn eingeschätzt hatte.

»Ich kann hier nichts davon direkt mit Euch besprechen, da wir belauscht werden könnten. Ihr müsst Euch mit Osen in Verbindung setzen«, sagte Lorkin. »Sofort.«

Epilog

Ein Geräusch weiter unten im Gang erregte Cerys Aufmerksamkeit, bevor er das Licht sah. Erleichtert stand er auf und wartete darauf, dass Anyi ihn erreichte. Als sie näher kam, sah er sie lächeln, und er seufzte vor Erleichterung.

Es war gut, sie so glücklich zu sehen. Gut, dass sie eine Freundin hatte. Es gefiel ihr nicht, in dem Versteck eingepfercht zu sein, und ganz gleich wie viel er und Gol mit ihr trainierten, sie würden nicht in der Lage sein, ihr rastloses Wesen zu bezähmen.

Die einzig echte Gefahr bei diesen Besuchen bei Lilia ist die Stabilität der Gänge. Kein Dieb hat es gewagt, sie für sich zu fordern. Die Schleichen, die Kinder aus den Hüttenvierteln, für die Teile der Straße der Diebe ein Zuhause geworden waren, besaßen angeblich die Fähigkeit, instabile Bereiche instinktiv zu erkennen und zu meiden. Anyi hatte Lilia nach unten in die Tunnel geführt, und sie hatten beide begonnen, Reparaturen vorzunehmen. Er hoffte, dass sie wussten, was sie taten.

»Du brauchst nicht auf mich zu warten«, sagte Anyi, und nicht zum ersten Mal.

Cery zuckte die Achseln. »Es macht mir nichts aus.«

»Ich war stundenlang fort.«

Er sah Gol an. »Wir haben uns beschäftigt.«

Sie seufzte und ging an ihm vorbei. »Wohin jetzt?«

»Nach Hause«, antwortete er.

Während sie unterwegs waren und die Straße der Diebe verließen, sobald sie einen sicheren Platz erreicht hatten, dachte er über Soneas Nachricht nach. Er konnte ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie die Gelegenheit nutzte, Lorkin zu sehen. Er hätte das Gleiche getan.

Aber er vertraute Kallen nicht so, wie er ihr vertraute. Nicht nur weil ich ihn nicht so kenne, wie ich Sonea kenne, oder weil er nicht aus der unteren Hälfte der imardischen Gesellschaft stammt, und nicht einmal wegen seiner Vorliebe für Feuel. Der Mann ist zu … Er suchte nach einem Wort und entschied sich schließlich für »starr«. Cery hegte keinen Zweifel an dem Versprechen des Mannes, seine Suche nach Skellin niemals aufzugeben, aber dieses Versprechen wurzelte zuerst in einer Hingabe an das Gesetz und daran, was richtig war, und nicht in dem Verlangen, andere zu beschützen. Er bezweifelte, dass Kallen jemals das Gesetz beugen oder von seiner Vorstellung abrücken würde, was richtig war, und das konnte dazu führen, dass Menschen Schaden nahmen. Die Menschen, die am ehesten Schaden nehmen dürften, sind Anyi, Gol und ich.