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Die Miene des Kriegsmeisters hellte sich auf. »Ich werde es gewiss annehmen.« Sein Blick wanderte an Dannyl vorbei. »Ah. Mehr von diesen köstlichen Rasook-Schenkeln. Diesmal bin ich entschlossen, mehr davon zu essen, bevor sie alle weg sind. Ich mag Euer kyralisches Essen.« Er grinste und eilte davon.

Als er neben sich ein leises Lachen hörte, drehte Dannyl sich zu Achati um. Der Mann lächelte.

»Das habt Ihr gut gemacht«, murmelte er. »Jetzt, da Ihr nicht länger die neueste Errungenschaft hier seid, wäre es möglich, dass Ihr die Dinge, die Ihr braucht, am ehesten bekommt, wenn Ihr sie gegen etwas anderes eintauscht.«

Dannyl nickte, und ihm wurde ein wenig leichter ums Herz.

»Obwohl ich bezweifle, dass Kirota als Gegenleistung viel für Euch tun kann«, warnte Achati mit leiser Stimme. »Trotzdem … betrachtet es als eine Investition.«

Als die kleine Flamme der Hoffnung verblasste, unterdrückte Dannyl einen Seufzer. Er sah, dass Tayend ihn von der anderen Seite des Raums aus beobachtete. Auf dem Gesicht seines ehemaligen Geliebten lag ein nachdenklicher Ausdruck, und plötzlich verspürte Dannyl nur noch den Wunsch, das Fest zu verlassen.

Aber er hatte keine andere Wahl, als zu bleiben, also drückte er den Rücken durch und folgte Achati zu der nächsten Gruppe von Sachakanern.

Lorkin hatte Luxus und eine teure Einrichtung erwartet. Er hatte erwartet, dass Männer und Frauen, die bei den Verräterinnen die Stelle von Dienern bekleideten, in der Nähe sein würden, bereit, die Wünsche ihrer Monarchin zu erfüllen. Außerdem hätte er Wachen an jeder Tür erwartet.

Aber die Räume der Königin der Verräterinnen waren nicht viel größer oder eleganter als die der Frauen, die er aufgesucht hatte, wenn er Sprecherin Kalia bei deren Besuchen von Kranken oder Schwangeren begleitet hatte. Die einzige offensichtliche Wache war eine Magierin, die draußen im Flur an der Tür saß. Vielleicht war die junge Frau, die auf sein Klopfen hin die Tür geöffnet hatte, ebenfalls eine Magierin, obwohl sie für eine Leibwächterin der Königin zu jung zu sein schien. Sie hatte ihn mit einem fröhlichen, herzlichen Lächeln begrüßt, sich als Pelaya vorgestellt und ihn dann hineingeführt.

Jetzt stand er in einem Kreis aus schlichten Holzstühlen. Eine alte Frau stand vor ihnen, als habe sie sich gerade erhoben. Sie trug keinen Feststaat, aber andererseits hatte sie auch am Tag von Tyvaras Verhandlung keinen getragen. Wenn er ihr Gesicht nicht erkannt hätte, hätte er sie für eine weitere Besucherin halten können, die auf die Königin wartete.

Doch ihre glänzenden Augen waren scharf und ihr Blick direkt, und etwas an ihrer Haltung und Konzentration zeugte von Selbstbewusstsein und Macht. Er hatte sich eine Hand auf die Brust gelegt und wartete auf eine Reaktion, wie man es ihm eingeschärft hatte, als er der Königin das erste Mal begegnet war.

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich gebe mich in meinem eigenen Zuhause nicht mit Förmlichkeiten ab, Lord Lorkin. Dafür bin ich zu alt und zu müde. Bitte, nimm Platz.« Sie griff hinter sich und begann sich mit offenkundiger Anstrengung auf einen Stuhl sinken zu lassen. Er trat automatisch einen Schritt vor, um ihr zu helfen, dann hielt er inne, nicht sicher, ob es passend sein würde, sie zu berühren.

»Wartet auf mich, Zarala«, sagte Pelaya mit einem sanften Tadel in der Stimme, als sie herbeigeeilt kam, um der alten Königin behilflich zu sein.

»Mir geht es gut«, erwiderte Zarala. »Ich bin nur langsam.«

Sobald sie saß, deutete die Königin auf den Stuhl neben dem ihren. Lorkin nahm Platz, und die junge Frau zog sich in einen anderen Raum zurück. Die Königin musterte ihn nachdenklich. »Wie gefällt dir das Leben im Sanktuarium?«

»Es ist ein wunderbarer Ort, Euer Majestät«, begann er. »Ich …«

»Keine Förmlichkeiten«, unterbrach die Königin und drohte ihm spielerisch mit dem Finger. »Nenn mich Zarala.«

Er nickte. »Zarala. Das ist ein schöner Name.«

Sie grinste. »Ich mag Schmeicheleien. Doch du wirst nichts damit gewinnen. Ich bin zu alt, um mich von derartigen Dingen beeinflussen zu lassen. Nicht dass du damit aufhören solltest, falls es dir zufällig Vergnügen bereitet.«

»Das tut es«, erwiderte Lorkin. »Und falls es dir Vergnügen bereiten sollte, bist du herzlich eingeladen, mir ebenfalls ein wenig zu schmeicheln«, fügte er hastig hinzu.

Zu seiner Erleichterung lachte sie. »Sprich weiter. Erzähl mir, wie es dir ergangen ist.«

»Mich erstaunt die Großzügigkeit und Freundlichkeit der Verräterinnen. Deine Leute haben mich willkommen geheißen, mir Essen und Obdach gegeben und Aufgaben, mit denen ich mich nützlich machen kann.«

»Warum sollte dich das überraschen?«

Lorkin zuckte die Achseln. »Bei einem Volk, das so sehr im Geheimen lebt, hätte ich erwartet, dass viel Zeit vergehen würde, bevor man auf diese Weise akzeptiert wird.«

Sie betrachtete ihn eingehend. »Du weißt, dass du nicht vollkommen akzeptiert wirst. Viele Menschen mögen dich, und viele wissen zu schätzen, was du für Tyvara getan hast, aber niemand ist so töricht, dir jetzt schon zu vertrauen.«

Er nickte und hielt ihrem Blick stand. »Ja, das spüre ich durchaus. Es ist verständlich. Ich nehme an, es erstaunt mich, dass es nicht offensichtlicher ist.«

»Ich habe nur wenige Berichte von Leuten gehört, die eine Abneigung gegen dich persönlich gefasst haben, aber viele Menschen mögen dich aus Prinzip nicht.«

Er sah sie an. »Wegen meines Vaters.«

»Ja – und wegen Rivas Tod.« Sie war jetzt ernst, und die Runzeln auf ihrer Stirn vertieften sich. »Du solltest wissen, dass ich dich nicht für das verantwortlich mache, was dein Vater getan hat. Es ist lächerlich zu denken, ein Kind trage die Verantwortung für die Taten seiner Eltern.«

»Ich … ich bin froh, dass du so empfindest.«

Sie beugte sich vor und tätschelte ihm das Knie. »Ich bin überzeugt, dass du darüber froh bist. Anderenfalls wärst du wahrscheinlich tot.« In ihre Stimme und ihre Augen hatte sich wieder Humor eingeschlichen, und er lächelte.

»Ich hege auch keinen Groll mehr gegen deinen Vater«, fuhr sie fort, wandte den Blick ab und wurde wieder ernst. Ernst und traurig. »Obwohl ich eine Tochter verloren habe, die hätte geheilt werden können. Wir sind die Dinge falsch angegangen. Etwas an deinem Vater hatte mich davon überzeugt, dass er ein Ehrenmann sei. Ich dachte, ich hätte mich geirrt, habe dann aber eingesehen, dass ich mich vielleicht nicht geirrt habe, dass ich damals einfach nicht verstanden habe, dass es etwas gab, dem gegenüber er eine größere Loyalität empfand.«

»Die Gilde? Kyralia?«, fragte Lorkin.

Sie sah ihn an. »Du wusstest nichts von dem Handel, den er geschlossen hatte, nicht wahr?«, fragte sie leise.

Er schüttelte den Kopf. »Ich war entsetzt zu erfahren, dass er eine solche Vereinbarung getroffen und sie nicht eingehalten hat.«

»Er starb vor deiner Geburt. Er hatte also nie die Gelegenheit, es dir zu erzählen.«

»Und meine Mutter hat nie davon gesprochen. Sie kann es nicht gewusst haben.«

»Warum bist du dir da so sicher?«

»Sie war entschlossen, mich daran zu hindern, nach Sachaka zu gehen. Wenn sie einen Beweis gehabt hätte, dass mir von den Verräterinnen Gefahr drohte, hätte sie ihn benutzt.«

»Vermisst du sie?«

Ihr Blick war sehr direkt. Er nickte. »Und doch will ein Teil von mir … ein Teil von mir …«

»Dein eigenes Leben leben? Deine eigenen Entscheidungen treffen?«

Er nickte.

Sie deutete mit der Hand auf den Raum oder etwas, das dahinter lag. »Und jetzt bist du hier und sitzt im Sanktuarium fest.«

»Es ist ein angenehmer Ort, um festzusitzen.«

Sie lächelte anerkennend. »Ich hoffe, dass du auch in Zukunft so denken wirst.« Ihr Lächeln verschwand wieder. »Denn das Leben hier wird vielleicht nicht immer so angenehm für dich sein. Ich bin alt. Ich kann mir nicht sicher sein, wer meine Nachfolge antreten wird. Alle wissen, dass Savara die Sprecherin ist, die ich gern als nächste Königin sehen würde, und sie mag dich, aber das bedeutet nicht, dass die Menschen für sie stimmen werden. Sie werden es gewiss nicht tun, wenn sie in Zukunft meine Entscheidungen infrage stellen.« Sie zeigte auf ihn. »Wie die Entscheidung, einen kyralischen Magier ins Sanktuarium zu lassen, der sich dann als allzu neugierig entpuppt.«