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Die Aufzeichnungen, die Dannyl sich als erste vorgenommen hatte, waren in einem knappen Stil geschrieben, aber ab und zu glitt der Autor vom strengen, sachlichen Bericht in eine blumige Beschreibung ab. Dannyl faszinierten die Hinweise auf Pflanzen, die so kurz nach der Schaffung des Ödlands dort gewachsen waren. Er fragte sich von neuem, warum das Land sich nicht erholt hatte. Hatten diese Pflanzen für eine Weile gekämpft und dann aufgegeben?

Dannyl verbrachte Stunden damit, das Dokument zu überfliegen, bevor er wieder auf etwas Interessantes stieß. Als das geschah, überprüfte er die Daten und war überrascht. Fast zwanzig Jahre waren verstrichen, bevor der Verfasser wieder auf das Ödland zu sprechen kam.

Ashaki Tachika hat sein Gut verkauft und ist nach Arvice gezogen. Er sagt, er werde tot sein, bis das verwüstete Land sich erholt, und er mache sich Sorgen, dass das Land nie wieder Ernten tragen werde. Es ist ein Jammer. Er hatte zu Anfang solchen Erfolg, aber in letzter Zeit haben viele Güter den gleichen Rückschlag erlebt. Warum das so ist, ist ein Rätsel.

Danach wurde das Ödland häufiger erwähnt. Dannyl griff nach dem letzten Band dieser Aufzeichnungen und traf bald auf das, was er zu ahnen begonnen hatte.

Das Ödland hat die Grenzen überschritten. Die Sklaven haben es Kova gemeldet, und als er mir davon erzählte, bin ich hinausgeritten, um es mir selbst anzusehen. Es hat mehr als dreißig Jahre gebraucht, um meinen Besitz zu berühren, obwohl der Staub ihm seit dem Tag nach der großen Explosion vorangegangen ist.

Ashaki Tachikas Land ist verloren. Wird mein Land und das von Valicha in den nächsten dreißig Jahren sterben? Wird mein Sohn ein dem Untergang geweihtes Gut erben? Trotz allem, was die Ashaki sagen, um es zu leugnen, offenbart ihre Zurückweisung der Heiratsanträge, die mein Sohn ihren Töchtern gemacht hat, ihre Lüge. Vielleicht wird es besser sein, wenn es keinen Enkelsohn gibt, der unsere Probleme erbt.

Nicht lange nach dem Eintrag veränderte sich die Handschrift. Der Sohn berichtete vom Tod seines Vaters und setzte die Gewohnheit des alten Mannes fort, kurze Einträge hinzuzufügen, bei denen es hauptsächlich um Handelsverträge ging. Dannyls Herz war schwer vor Mitgefühl für die Familie, selbst nachdem er sich ins Gedächtnis gerufen hatte, dass sie Schwarzmagier und Sklavenbesitzer gewesen waren. In der Welt, die sie kannten und verstanden, glitten sie Armut und Untergang entgegen.

Dannyl betrachtete seine Notizen und blätterte zum Anfang zurück. Die Aufzeichnungen hatten wenige Jahre nach der Besetzung durch Kyralia begonnen. Der ursprüngliche Verfasser war jung gewesen und hatte vielleicht von einem Ashaki geerbt, der im Krieg gestorben war. Er schrieb wenig über die kyralischen Herrscher. An dem Tag, an dem das Ödland geschaffen wurde, berichtete er von einem hellen Licht, das durch sein Fenster fiel, und später erwähnte er, dass es drei Tage gedauert habe, bis die Sklaven, die von dem Licht geblendet worden waren, sich weit genug erholt hatten, um die Arbeit wieder aufzunehmen.

Er stellte keine Spekulationen über die Ursache des Lichts oder die Zerstörung an. Vielleicht war er auf der Hut, Anklagen oder Unzufriedenheit gegenüber Kyraliern schriftlich festzuhalten.

Ein letztes Buch blieb noch von dem Stapel, den er gekauft hatte. Es war ein kleines, zerlumptes Ding, und Sandkörner hatten ihren Weg in jede Falte und jeden Riss gefunden, was die Vermutung nahelegte, dass es einst vergraben gewesen war. Als er es aufschlug, sah er, dass die Schrift so verblasst war, dass man sie kaum noch lesen konnte.

Darauf war er gut vorbereitet. Bibliothekare in der Großen Bibliothek in Elyne hatten Methoden entwickelt, um alte Texte wieder leserlich zu machen. Einige Verfahren zerstörten das Buch, während andere sanfter waren und die Tinte für eine kurze Zeit wiederbeleben konnten. Wie effektiv sie waren, hing von der Art des Papiers und der Tinte ab. In beiden Fällen konnte man, falls die Seiten eine nach der anderen behandelt wurden, eine Kopie anfertigen, bevor sie zerfielen oder verblassten.

Er nahm Krüge mit Lösungen und Pulvern aus einem Kasten auf seinem Schreibtisch und machte sich an die Arbeit, indem er sie an den Ecken einiger Seiten ausprobierte. Zu seiner Erleichterung verstärkte eine der weniger zerstörerischen Methoden die Tinte hinreichend, um die winzige Schrift für eine Weile gerade noch leserlich zu machen. Er nahm sich die erste Seite vor, und als die Worte klar wurden, begann sein Herz ein wenig schneller zu schlagen.

Es handelte sich um das Notizbuch der Frau eines Ashaki. Obwohl sie jede Seite mit einer größeren Überschrift begann, die nahelegte, dass der folgende Text sich um irgendeine häusliche oder kosmetische Angelegenheit drehte, wechselte der Text, der folgte, schnell zu politischen Themen. Auf »Salbe für trockenes Haar und Kopfhaut« folgte eine vernichtende Einschätzung des Cousins des Kaisers.

»Kaiser«? Dannyl runzelte die Stirn. Wenn es einen Kaiser gegeben hat, dann ist dies vor dem Sachakanischen Krieg geschrieben worden.

Er las weiter und behandelte vorsichtig jede Seite mit der Lösung, während er ungeduldig beobachtete, wie die Worte erschienen. Schon bald begriff er, dass er sich irrte. Die Frau nannte den besiegten Kaiser noch immer bei seinem Titel, weil sie keine Alternative hatte und die Sachakaner den Ausdruck »König« für ihren Herrscher noch nicht angenommen hatten.

Was bedeutet, dass dieses Tagebuch einige Zeit nach dem Krieg,aber dann innerhalb von zwanzig Jahren geschrieben wurde.

Die Schreiberin hatte ihre Eintragungen leider nicht datiert. Sie bezog sich auf Personen niemals mit Namen, sondern benutzte dazu deren körperliche Besonderheiten.

Nützliche Kuren für weibliche Zeiten

Einmal im Monat bringt ein Zyklus von Ereignissen viele Unbilden. In der Zeit davor herrschen häufig große Furcht, schlechte Laune und Blähsucht, und wenn es dann so weit ist, kann das eine Erleichterung sein, obwohl es immer kräftezehrend bleibt. Die Herausforderung besteht darin, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Die Sorglosen werden mit Lecks zu kämpfen haben – und es oft erst merken, wenn es zu spät ist. Wie sonst finde ich heraus, was die Bleichen planen? Sie vertrauen den Sklaven, weil sie denken, sie seien dankbar für ihre Freiheit. Es ist nicht schwer, die Sklaven zum Reden zu bringen. Der verrückte Kaiser weiß es. Das ist der Grund, warum er den Sklaven des Verräters für sich selbst gefordert hat. Es ist besser, ihn stets im Auge zu behalten. Nimm den Besitz des Helden, und du ersetzt den Helden in den Augen der Sklaven. Der verrückte Kaiser wollte, dass die Bleichen unsere Kinder nehmen und sie von ihren eigenen Leuten großziehen lassen. Damit unsere Kleinen uns später hassen. Aber der Freundliche sprach sich gegen den Plan aus, und die anderen unterstützten ihn. Ich wette, sie bereuen es, den Verrückten zu ihrem Anführer gemacht zu haben.

Während Dannyl darauf wartete, dass eine weitere Seite auf die Behandlung reagierte, dachte er über den letzten Absatz nach, den er gelesen hatte. Die Frau hatte viele Male auf den »verrückten Kaiser« Bezug genommen. Er glaubte nicht, dass der Mann ein echter Kaiser gewesen war, nur ein Anführer. Wenn die »Bleichen« Kyralier waren, dann war dieser Magier, der sie angeführt hatte, Lord Narvelan. Dannyl war fasziniert von dieser Andeutung, dass Narvelan einen Sklaven übernommen hatte. Den Sklaven des »Verräters«, der außerdem ein Held war. Er betrachtete blinzelnd den sich langsam verdunkelnden Text.