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Dannyl griff nach seinem Notizbuch und stand auf. »Es ist mir eine Ehre, dass Ihr mich erwählt habt, um von Euch und Eurem Volk zu hören.«

Yem lächelte, dann winkte er ihn heran und trat aus dem Zelt. Als Dannyl sich kurz umdrehte, sah er, dass Achati ermutigend lächelte; Tayend wirkte bereits gelangweilt. Er wandte sich ab und folgte Yem durch die Zelte.

»Wir haben eine Hüterin der Legende gefunden, die bereit ist, mit Euch zu sprechen«, erklärte Yem. »Schwört Ihr, nicht nach ihrem Namen zu forschen oder anderen von ihr zu erzählen?«

»Ich schwöre, dass ich nicht nach ihrer Identität forschen oder sie enthüllen werde«, erwiderte Dannyl.

Sie umrundeten ein weiteres Zelt und befanden sich plötzlich draußen in der grauen Wüste. Vor sich sah Dannyl einen Unterschlupf, der aus Pfosten bestand, über die eine große Stoffbahn gespannt war. Deren Ecken waren an kurze Pflöcke im Boden gebunden. Die Erde unter seinen Füßen war hart und staubig. Ist es eigentlich eine Wüste, wenn überhaupt kein Sand vorhanden ist?, fragte sich Dannyl.

Die Sonne brannte unbarmherzig. Dannyl spürte, wie sich auf seiner Stirn Schweiß bildete, und er wischte ihn mit dem Handrücken ab.

Yem lachte leise. »Es ist heiß.«

»Ja«, stimmte Dannyl zu. »Und doch haben wir Winter.«

Der alte Mann zeigte nach Westen. »Weit entfernt in dieser Richtung sind die Vulkane mit Schnee bedeckt. Es ist hoch und kalt.«

»Ich wünschte, ich könnte das sehen.«

Yem zog die Schultern hoch. »Wenn die Vulkane erwachen, schmilzt der Schnee. Dann haben wir Überschwemmungen. Sehr gefährlich. Aber nicht so gefährlich wie die Fluten aus geschmolzenem Stein.« Er sah Dannyl an. »Wir nennen die Fluten ›Vulkantränen‹, und die roten Flüsse sind ›Vulkanblut‹.«

»Und die Asche?«

»Der Vulkan niest.«

Dannyl lächelte erheitert. »Er niest?«

Yem lachte – ein schnelles Bellen, das Dannyl an Unh erinnerte. »Nein. Ich lüge. Wir haben viele Namen für Asche. Es gibt viele Arten von Asche. Heiße Asche und kalte Asche. Neue Asche und alte Asche. Asche, die trocken herabfällt, und Asche, die nass herabfällt. Asche, die den Himmel erfüllt. Wir haben für jede Art einen Duna-Namen. Vor mehr als fünfzig Wintern ist einer der Vulkane explodiert, und der Himmel war viele Monate lang voller Asche.«

»Das muss der Vulkanausbruch gewesen sein, der die langen Winter in Kyralia verursacht hat.«

»Die Reichweite dieses Vulkanausbruchs war so groß?« Yem nickte vor sich hin. »Es ist ein mächtiger Vulkan.«

Dannyl erwiderte nichts, da sie den Unterstand erreicht hatten. Als er in dessen Schatten trat, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Dieselben alten Männer, mit denen er am vergangenen Abend gesprochen hatte, saßen im Kreis auf einer Decke, aber es waren noch zwei Männer und eine Frau hinzugekommen. Yem bedeutete Dannyl, sich in einer Lücke zwischen zwei Männern niederzulassen. Er selbst ging um den Kreis herum, um sich auf der gegenüberliegenden Seite auf einen freien Platz zu setzen.

Yem schaute jeden der Männer einzeln an, dann wandte er sich an die Frau.

»Sprich, Hüterin. Gib Botschafter Magier Dannyl deine Antworten.«

Die Frau hatte Dannyl angestarrt, ihr Blick scharf und forschend. Obwohl ihre Miene undeutbar war, hatte ihr Verhalten etwas Ängstliches und Missbilligendes.

»Ihr wünscht zu erfahren, was Steine tun können?«, fragte sie.

Er nickte. »Ja.«

»Sie tun, was immer Magier tun können«, erklärte sie ihm. »Sie verwandeln Magie in Hitze. Sie können wie ein Damm sein oder wie ein Schild. Sie machen Licht. Sie können etwas festhalten.« Ihr Blick konzentrierte sich auf einen fernen Punkt, und ihre Stimme nahm den Tonfall einer Lehrerin an, die eine vertraute Lektion herunterspulte. »Zwei Arten von Steinen können geschaffen werden. Einen kann man eine Aufgabe lehren, aber die Magie muss von seinem Besitzer kommen. Einen kann man eine Aufgabe lehren, und er trägt die Magie für die Aufgabe in sich. Beide können so geschaffen werden, dass man sie ein einziges Mal oder viele Male benutzen kann, aber der Vorrat muss wieder aufgefüllt werden, wenn er geleert ist.« Sie blinzelte und sah ihn an. »Versteht Ihr?«

»Ich denke, ja«, erwiderte er. »Wenn also ein Stein einen Vorrat an Magie enthalten kann, ist es ein Lagerstein?«

Sie reckte das Kinn vor. »Nicht ein solcher Stein wie der, von dem Ihr gestern Abend gesprochen habt. Ein vorsichtiger Steinemacher macht einen Stein so, dass er gerade genug enthält. Die meisten Steine können nur eine gewisse Menge aufnehmen, sonst zerbrechen sie. Um das Zerbrechen zu verhindern, werden sie so geschaffen, dass sie nur gerade genug enthalten.« Sie legte die Hände zusammen. »Der Stein, von dem Ihr gesprochen habt, hatte keine Grenze.« Sie breitete die Arme aus und spreizte die Finger. »Steine, die nicht zerbrechen, sind selten. Wir wissen nicht, wie wir erkennen können, ob sie es nicht tun werden. Und selbst wenn sie es nicht tun, sind sie trotzdem gefährlich. Je mehr Magie sich in dem Stein befindet, desto gefährlicher ist es – geradeso, wie es gefährlich ist, wenn ein Magier zu viel Macht nimmt und in sich festhält. Es ist leicht, die Kontrolle zu verlieren.«

Dannyl richtete sich interessiert auf. »Ihr sagt, dass ein Schwarzmagier – ein Magier, der sich auf höhere Magie versteht – so viel Macht nehmen kann, dass seine Kontrolle darüber ins Wanken gerät?«

Sie hielt inne und ließ sich offensichtlich Zeit, um die weniger vertrauten Worte, die er benutzt hatte, zu übersetzen. Dann nickte sie. »Vor sehr, sehr langer Zeit lebten viele Völker dort, wo jetzt die Duna und die Sachakaner sind. Sie hatten Städte in den Bergen, in denen die Steine gemacht wurden, und lagen ständig im Krieg miteinander. Wer immer die meisten Steine hatte, war der Stärkste. Eine Königin verlor ihre Steinhöhlen und trachtete danach, selbst zu einem Stein zu werden. Sie nahm immer mehr und mehr Magie von ihren Untertanen. Aber sie verlor die Kontrolle über diese Macht und verbrannte, und da wurde der erste Vulkan geboren. Er färbte ihr Volk in der Farbe von Asche.« Sie nahm eine Hautfalte ihres Arms zwischen Daumen und Zeigefinger und lächelte. »Lagersteine sind wie Magier. Es ist besser, nur wenig Macht zu haben und sie dann zu benutzen und wieder aufzufüllen.«

Ich frage mich, wie viel Macht ein Schwarzmagier haben muss, um die Kontrolle zu verlieren, überlegte Dannyl. Offensichtlich mehr als das, was Sonea und Akkarin genommen haben, um Imardin zu verteidigen. Hm, ich sollte Sonea besser darüber in Kenntnis setzen. Wir wollen schließlich nicht, dass Imardin sich in einen Vulkan verwandelt.

»Habt keine Furcht«, sagte die Frau, die seinen besorgten Gesichtsausdruck falsch deutete. »Niemand macht heute noch Lagersteine. Sie haben aufgehört, es zu versuchen, weil es zu gefährlich war, und dann haben sie vergessen, wie man es macht.«

Er nickte. »Das ist gut zu wissen.« Ein neuer Gedanke kam ihm, und er runzelte die Stirn. »Wenn man einen Stein alles lehren kann, wozu ein Magier imstande ist, kann man ihn dann auch schwarze Magie lehren? Das, was die Sachakaner höhere Magie nennen? Können Steine von einer Person Magie nehmen?«

Sie lächelte. »Ja und nein. Ein Stein kann dazu geschaffen werden, Magie aufzunehmen, aber er würde nur funktionieren, wenn die Haut der Person, die ihn berührt, aufgeschnitten würde, oder man den Betreffenden dazu überlisten oder zwingen würde, ihn zu verschlucken. Der Stein wird nur so viel Magie aufnehmen, wie aufzunehmen er geschaffen wurde, oder er würde zerbrechen. Er würde sehr viel Magie aufnehmen müssen, um einen Magier zu töten.«

Dannyl schauderte bei dem Gedanken, einen mit schwarzer Magie getränkten Stein im Magen zu haben, der ihm das Leben aussaugte. Aber vielleicht würde der Stein nicht in der Lage sein, genug Macht von ihm zu nehmen, um ihn zu töten, und er würde ihn bald auf natürliche Weise ausscheiden. Trotzdem, es würde eine Person schwächen und eine Menge Schaden in ihrem Inneren anrichten, wenn der Stein zerbräche.