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»Oh, das weiß ich alles«, sagte der Mann. »Sie haben Ihre Aufgabe schon halb erfüllt. Für einen Mann aus der fernen Vergangenheit haben Sie gute Arbeit geleistet, Corson.«

»Ja, das Monster ist gefangen, und der Kreuzzug wurde durch den Tod von Ngal R’nda verhindert. Aber ich habe es noch mit Veran zu tun, dem Kriegsherrn, dessen Botschafter ich unglücklicherweise bin.«

Der Mann wühlte wieder im Sand. »Vielleicht möchten Sie noch etwas Wein«, murmelte er höflich. »Das wird Ihnen guttun.«

Dankbar trank Corson und fuhr dann fort: »Dieser Veran will das ganze Universum erobern. Er bittet um Waffen, Soldaten oder Roboter. Dafür will er diesen Planeten in Frieden verlassen. Aber ich traue ihm nicht. Außerdem wird das Sicherheitsbüro dies nicht zulassen, und es wird zum Krieg kommen. Dieser Krieg wird auf Uria stattfinden, denn Veran ist nur schwer zu vertreiben.«

»Aber das Sicherheitsbüro sind doch Sie«, sagte der Mann ruhig. »Außerdem hat in unserer Vergangenheit kein Krieg stattgefunden.«

»Sie meinen, ich …«, stammelte Corson.

»Sie sind der Agent des Sicherheitsbüros in diesem Sektor. Es ist Ihre Aufgabe, den Krieg zu verhindern.«

»Der Krieg fand nicht statt«, sagte Corson langsam, »denn ihr seid hier. Das bedeutet, daß ich Erfolg hatte. Und das Gesetz der Nicht-rückgängigen-Information wurde gebrochen.«

Der Mann ließ abwesend Sand von einer Hand in die andere gleiten. »Ja und nein. So einfach ist es nicht. Dieses Gesetz stellt nur einen Sonderfall dar.«

»Dann kann also die Zukunft die Vergangenheit beeinflussen?«

Der Mann war mit dem Sand beschäftigt. »Einige Beeinflussungen wirken sich nur geringfügig aus, andere wiederum sind sehr gefährlich. Die Beherrschung der Zeit ähnelt der Ökologie, wissen Sie. Stellen Sie sich vor, ein Planet wird von Insekten, Vögeln und Pflanzenfressern bewohnt. Die Insekten lockern die Erde und fördern den Pflanzenwuchs. Die Vögel fressen die Insekten und bestäuben die Pflanzen. Die Pflanzenfresser grasen, und ihr Kot und ihre toten Körper ernähren die Insekten und düngen den Boden. Das ist ein einfaches Ökosystem. Sie können ein Insekt oder Hunderte töten, ohne daß etwas geschieht. Sie können Vögel töten und die Pflanzenfresser essen, ohne daß das System aus dem Gleichgewicht gerät. Töten Sie aber alle Insekten in einem großen Gebiet, fliegen die Vögel davon oder verhungern. Das Gras wird trocken und damit verschwinden auch die Pflanzenfresser. Bald haben Sie eine Wüste. Man darf also nie ein Glied in der Kette zerreißen, niemals darf eine bestimmte Schwelle überschritten werden.

Nehmen wir nun an, jemand setzt auf diesem Planeten Fleischfresser aus, die stark und schnell genug sind, die Pflanzenfresser zu töten. Zunächst würde noch nicht viel geschehen. Aber nach und nach würden sich die Fleischfresser immer mehr ausbreiten, da sie keine natürlichen Feinde haben. Sie würden die Pflanzenfresser nach und nach ausrotten. Zuerst würden die Insekten, dann die Vögel und schließlich die Vegetation darunter leiden. Das fehlende Gras würde die Pflanzenfresser weiter dezimieren, und nun kämen auch die Fleischfresser in Gefahr. Unter bestimmten Umständen könnte sich ein neues, völlig anderes und unstabiles Gleichgewicht einstellen. Dann gäbe es für die eine oder andere Gattung Zeiten des Hungerns und Zeiten des Überflusses. Die kritische Schwelle wäre also etwas niedriger als im ersten Beispiel. Es würde tatsächlich genügen, ein Paar Fleischfresser auf diesem Planeten auszusetzen, um unvorhersehbare Folgen heraufzubeschwören. Auch Nebeneffekte könnten auftreten. Unter der Bedrohung der Fleischfresser könnte sich die Schnelligkeit der Pflanzenfresser erhöhen, da immer nur die schnellsten Tiere entkommen und sich fortpflanzen würden.

Ähnlich ist es mit der Zeit. Allerdings sind die Probleme der Ökologie lächerlich einfach im Vergleich zu den zeitlichen. Sie können einen Berg abtragen oder einen Planeten vernichten, ohne daß besondere Veränderungen in ihrer Zukunft entstehen. Andererseits brauchen Sie nur jemand auf die Füße zu treten, um enorme Zeitschwankungen für Ihr Leben zu verursachen. Jedes Teil des Ganzen hat sein eigenes ökologisches Universum. Es gibt keine absolute Geschichte.«

»Wie kann man voraussehen, was geschehen wird?« fragte Corson.

»Man kann es berechnen. Es hängt teils von der Eingebung und teils von der Erfahrung ab. Man kann die Entwicklung am besten von einem Punkt beobachten, der weit in der Zukunft liegt. Darum treten wir in Verbindung mit den Herren von Aergistal.«

Er zeigte auf die beiden Frauen.

»Aber sie können uns nicht alles sagen. Sie können keine Zeitschwankungen hervorrufen, die sie vernichten. Sie sind am totalen Ende der Zeit. Für sie ist die Geschichte fast absolut und fast vollkommen. Daneben müssen wir unser eigenes Schicksal selbst in die Hand nehmen, und selbst sie sind in einen größeren Plan eingebaut.«

»Ich verstehe«, meinte Corson. »Ich habe das Gefühl, daß ich nur eine Schachfigur bin. Zuerst bildete ich mir ein, ich hätte einen freien Willen. Aber je mehr ich sehe und erkenne, desto mehr wird mir klar, daß ich nur von einem Feld des Schachbretts auf ein anderes geschoben werde.« Er zögerte. »Ich hätte eigentlich gedacht, daß ihr die Spieler seid.«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Da haben Sie sich geirrt. Wir haben diesen Plan nicht entwickelt.«

»Aber ihr wißt, was geschehen ist?« fragte Corson.

»Bis zu einem gewissen Grad. Selbst für uns sind Sie ein unberechenbarer Faktor. Sie erschienen genau im richtigen Augenblick, um eine Gefahr zu beseitigen. Wir dachten immer, Sie hätten den Plan entwickelt.«

»Ich?« brüllte Corson.

»Sie und niemand anders.«

»Ich habe aber doch noch keinen fertigen Plan.«

»Sie haben aber eine Zukunft vor sich«, sagte der Mann.

»Der Plan ist doch schon angelaufen.«

»Das beweist, daß er existieren wird.«

»Und wenn er versagt?«

»Darüber werden Sie nichts wissen. Wir auch nicht.«

Nach einer Weile bewegte sich eine der Frauen. Sie drehte sich um, bemerkte Corson und lächelte.

»Ich kann es kaum glauben«, sprach sie, »der berühmte Corson hier bei uns!«

»Ich glaube nicht, daß ich berühmt bin«, meinte Corson höflich.

»Sei nicht frech zu ihm, Selma«, tadelte sie der Mann. »Er hat einen langen Weg hinter sich und ist ein bißchen durcheinander.«

»Oh, ich will ihn nicht ärgern«, sagte Selma.

»Und«, meinte der Mann noch, »wir alle brauchen ihn.«

»Wie weit sind Sie?« fragte Selma Corson.

»Nun, ich kam her als Gesandter und …«

Aber sie schnitt ihm das Wort ab. »Das weiß ich alles, ich hörte Sie mit Cid sprechen. Ich meine, wie weit haben Sie alles durchdacht?«

»Ich kann Veran ausschalten, indem ich ihm die Nachricht nicht schicke, von der jeder behauptet, sie stamme von mir. Außerdem weiß ich offen gesagt überhaupt nicht, wie ich sie abfassen und verschicken soll.«

»Das ist ganz einfach«, meinte Selma. »Ich erledige das für Sie, wann immer Sie wollen. Ich denke, daß die Herren von Aergistal so freundlich sein werden, die Nachricht weiterzuleiten.«

»Angenommen, Sie senden die Nachricht nicht«, wandte der Mann ein, der eben mit Cid angesprochen worden war, »wer wird dann mit dem Monster und dem Prinzen von Uria fertig werden? Dann müßte man eine andere Lösung finden. Aber Veran ist ein Teil des Planes. Sie können ihn nicht so einfach weglassen.«

»Das fürchte ich auch«, sagte Corson. »Ich nehme an, ich bin auf den Gedanken gekommen, Veran in den Plan einzubeziehen, als ich ihm auf Aergistal begegnete, aber ich weiß es noch nicht genau. Es ist wohl eine Idee, die mir erst viel später kommt.«

»Für einen Primitiven macht er ganz schöne Fortschritte«, witzelte Selma.